90 tage ticket für 9 euro

Die Spitzen von SPD, Grünen und FDP hatten in der vergangenen Woche beschlossen, dass für 90 Tage eine Fahrkarte im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für 9 Euro pro Monat eingeführt werden soll – damit Autofahrer angesichts der hohen Spritpreise umsteigen. Viele Fragen zur Umsetzung aber sind noch offen. Dazu hatten Bund und Länder vor einer Woche eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Der Bund will den Ländern zur Umsetzung Mittel zur Verfügung stellen, Wissing hatte von 2,5 Milliarden Euro gesprochen.

Kostenfreie Fahrten abgelehnt

Ein VDV-Sprecher sagte, bislang seien die notwendigen politischen Beschlüsse weitgehend offen. Sobald diese vorlägen, brauche die Branche rund 4 Wochen zur Umsetzung, um zum Beispiel Vertriebssysteme anzupassen und die Kunden mit ausreichendem Vorlauf zu informieren. "Wenn wir nicht wissen, wo und für wen das Ticket gelten soll und wann die Finanzmittel dafür den Unternehmen und Verbünden zur Verfügung stehen werden, können wir nicht mit der Umsetzung beginnen."

Allerdings strebe der VDV an, dass das Ticket möglichst in ganz Deutschland gilt. "Wir werden uns voraussichtlich darauf einigen, dass das 9-Euro-Ticket bundesweit gelten wird", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsbetriebe, Oliver Wolff der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Das fordern auch die Grünen: "Das Ticket soll möglichst über einzelne Verkehrsverbünde hinaus gelten – am besten bundesweit", heißt es auch von der Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang. Ähnlich äußerte sich Fraktionschefin Katharina Dröge: "Aus unserer Sicht sollte das 9-Euro-Ticket in einem möglichst großen Geltungsbereich genutzt werden können", sagte Dröge der "FAS". Verkehrsminister Wissing hat sich in der Frage bislang nicht festgelegt.

Die Länder hatten sich am vergangenen Freitag in einer Sonderkonferenz mit dem Bund mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass statt eines 9-Euro-Tickets pro Monat ein dreimonatiger Nulltarif eingeführt werden solle – um den administrativen Aufwand für die Verkehrsverbünde niedrig zu halten. Wissing hatte dies zurückgewiesen, auch unter Verweis auf die Kosten.

Wissing: "Riesiger Feldversuch"

In Hamburg sagte Wissing, das günstige Ticket bringe auch die Möglichkeit, hinterher Kundenströme auszuwerten. Er sprach von einem "riesigen Feldversuch", um zu erfahren, wie sich das auf das Fahrverhalten auswirke und wie der Rabatt von den Bürgern angenommen werde. Ein solcher Datenschutz würde man bei einem kostenlosen Ticket nicht zur Verfügung haben. Er sagte weiter, er empfehle allen, den Rabatt über ein Online-Ticket anzubieten. Dies biete auch die Chance für einen Schub bei der Digitalisierung.

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Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte, es seien noch zahlreiche Fragen offen, auf die der Bund bislang nicht einmal den Ansatz einer Antwort geliefert habe." Wenn der Schnellschuss "9 für 90"-Ticket jetzt auch noch in einer Hauruckaktion umgesetzt werden soll, sehe ich die große Gefahr, dass Länder, Verkehrsverbünde, Unternehmen und Kommunen auf Kosten und Bürokratie sitzenbleiben."

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr spürt immer noch den "Corona-Effekt": Die Fahrgastzahlen sind nach wie vor nicht so hoch wie vor der Pandemie. Aber es gibt eine "deutliche Entspannung", hieß es bei der Pressekonferenz am Dienstagmittag (05.04.). Die Zahl der Fahrgäste steigt wieder, aktuell sei man bei 70 bis 80 Prozent der Auslastung vor der Pandemie. Es werde aber voraussichtlich noch bis 2024 dauern, bis das Niveau vor dem "Corona-Effekt" erreicht werde.

"9 Euro für 90 Tage"-Ticket ab Juni

Der VRR äußerte sich außerdem zur Umsetzung des "9 Euro für 90 Tage"-Tickets - eine Idee der Bundesregierung, um Autofahrer angesichts der hohen Spritpreise dazu zu motivieren, auf Bus und Bahn umzusteigen. Auch der VRR begrüße eine Entlastung der Fahrgäste, hieß es bei der Pressenkonferenz: "Wir sind da offen. Wir sind in einem intensiven Austausch mit unseren Verkehrsunternehmen, mit den anderen Verbünden in NRW, um hier tatkräftig neue Kunden zu gewinnen", so VRR-Sprecher José Luis Castrillo.

Gleichzeitig kritisierte der Verkehrsverbund aber auch, vorher nicht gefragt worden zu sein. Realistisch wäre der Start des "9 Euro für 90 Tage"-Tickets zum 1. Juni, so der VRR. Es werde ein Vorlauf von vier Wochen benötigt, um alles vorzubereiten. Ein Start zum 1. Mai sei eher unrealistisch.

Kein Aufwand für Abo-Kunden

Auch Abo-Kunden sollen von dem Aktionsticket profitieren. Es sei der Wunsch, dass die Bestandskunden möglichst keinen Aufwand haben und ihr Abonnement für den Aktionszeitraum automatisch angepasst wird.

Ein weiteres Thema bei dem Termin am Dienstag waren die Finanzen. Aufgrund der hohen Spritpreise spricht das Unternehmen von einer Kostensteigerung in Höhe von 15 Millionen Euro. In den kommenden Jahren werden mehr als zweieinhalb Milliarden Euro zusätzlich gebraucht. Der VRR gilt zu den größten Verkehrsverbünden Europas. Er versorgt 7,9 Millionen Menschen im Verkehrsgebiet Rhein und Ruhr.

Wann kommt das 9

Der NRW-​weite Verkauf des 9-​Euro-Tickets ist am 23. Mai 2022 gestartet. Der Kauf ist digital über die mobil. nrw App, die Apps der Verkehrsunternehmen und in Online-​Ticketshops möglich.

Wann kommt das 9

Ab wann gibt es das 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)? Sie können das Ticket seit 1. Juni 2022 über die DB-Kanäle wie bahn.de und DB Navigator (App) sowie deutschlandweit an den Fahrkartenautomaten der Bahn und in den DB Reisezentren in Bahnhöfen und DB Agenturen erwerben.

Wann kommt das 9

Das zum 1. Juni eingeführte 9-Euro-Ticket ist der Renner an den Ticketautomaten der DVB. Für diesen Monathaben die Dresdner Verkehrsbetriebe das Ticket bereits an mehr als 100.000 Menschen verkauft. 80 Prozent kauften am Automaten, 10 Prozent beim DVB-Kundenservice und fünf Prozent über digitale Vertriebswege.

Was bedeutet 9 für 90?

Am Anfang des „9 für 90“-Tickets war ein Etikettenschwindel: Der Name täuscht vor, dass ich für neun Euro 90 Tage lang „öffentlich“ fahren kann. Tatsächlich gilt ein Neun-Euro-Ticket jeweils einen Monat. Für Juni, Juli und August werden also 27 Euro fällig.