Sie erinnern sich? Vor drei Jahren lud ein Haifisch zum Kirchentag nach Köln! Die markante Rückenflosse war gut zu erkennen, die Zähne weniger. Aber die Diskussion im Vorfeld hatte es in sich: Ein Haifisch - Symbol des Kirchentages? Symbol der Kirche? Noch bevor das Kreuz Symbol der Christen wurde, diente der Fisch zwar als Erkennungszeichen: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser - ein kleines griechisches Wortspiel, aber mit dem Hai taten sich viele doch schwer. Wenn erst einmal ein Film im Kopf abläuft ... Dabei wollten die Menschen, die den Kirchentag planten, nur das Motto des großen Treffens ins Bild setzen - es war ein Satz aus dem Brief an die Hebräer: „lebendig und kräftig und schärfer". Heute begegnet uns dieses Wort wieder. Hier der Abschnitt: Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Als die Vorbereitungsgruppe damals zusammensaß, auch darüber nachdachte, was heute zu klären und zu öffnen ist, machte unter den vielen Vorschlägen und Entwürfen der „Hai" dann das Rennen - und trotz aller Bedenken haben ihn Menschen am Ende sogar lieb gewonnen. Ohne ihn zum Kuscheltier zu machen. Ich sehe ihn gerade - wie er das Meer durchpflügt. Zweischneidiges Schwert Ich muss jetzt an ein Lied von Roger Whittaker denken: Abschied ist ein scharfes Schwert, das oft so tief ins Herz Dir fährt. Mir kommt auch ein Lied von Prinz Porno - dem Berliner Rapper Friedrich Kautz - in den Sinn: (in RAP-Duktus vorzutragen!) Zu Gottes Ruhe kommen Erfreulich direkt, eindeutig und gewiss ist dagegen der Brief an die Hebräer. Dass es keine Ambivalenz gibt, keine Unsicherheit, keine Vorsicht - mutet uns wie aus einer anderen Welt an. Woher Gottes Wort auch kommt. Wenn denn jetzt von dem zweischneidigen Schwert die Rede ist, bleibt nichts offen - und muss auch nicht offen gehalten werden. Wir sehen Gottes Verlässlichkeit, freuen uns an seiner Nähe und lauschen seinem Wort. Er schaut hinter die Fassaden. Er schaut auch hinter die Masken. Er schaut Herzen - und legt sie frei. Von einer unverhofften und unerwarteten Sicht habe ich Ihnen noch nichts erzählt. Denn bevor die Worte laut werden: „lebendig und kräftig und schärfer" wird im Brief - wer ihn ganz liest, findet‘s nicht einmal überraschend - auf die Ruhe Gottes, auf den 7. Tag der Schöpfung, auf die Vollendung der Welt hingewiesen : Und dann kommt das „denn": Aufgedeckt vor den Augen Gottes Wenn alles „bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes ist" - wie der Hebräerbrief mutig festhält -, ist die Zeit der Dunkelmänner und Tagträumer vorbei. Der Dreck wird nicht mehr unter den Teppich gekehrt - und unter den vielen Feigenblättern kommt heraus, was wir Menschen sind: nackt. |