Im Vergleich zur Nomen-Nomen- und Verb-Nomen-Komposition ist die Adjektiv-Nomen-Komposition (z.B. Buntpapier, Suggestivfrage) morphologisch und semantisch deutlich stärker beschränkt. Diese Beschränkung ist jedoch meist weniger eine Frage des Wortbildungssystems als der Norm: Bildungen, die vom System her möglich wären, werden aus bislang ungeklärten Gründen nicht genutzt; die Wortbildungsprodukte sind systematisch durchaus richtig, aber unüblich. Vgl. System und Norm in der Wortbildung. Morphologische EigenschaftenWelche Adjektive gebräuchlicher sind als andere, ist nicht erkennbar: Gleichermaßen genutzt werden einsilbige und mehrsilbige, simplizische und komplexe, derivierte und zusammengesetzte, einheimische und entlehnte Adjektive.
Typische BeispieleAltbundeskanzler Nicht etablierte Adjektiv-Nomen-KompositaNicht etabliert und insofern auffällig sind etwa Bestschüler, Buntkleid, Magerwurst, Schwarzweißschlips, Süßcreme. Auch andere Bildungen sind auffällig. Wie die Belege zeigen, sind Sprecherschreiber solchen Bildungen gegenüber aber durchaus offen. Selbst derivierte Adjektive auf -lich werden durchaus als Ersteinheiten verwendet. Die Vorteile der Unendlich-Optik Dringlichschalter Gutbürgerlichküche gemeinsam beim
Teueritaliener der ürrsünnig berlinernden und Falschdeutsch sprechenden Oma ein Bewohner des Offenlandes Grünkohl - neben dem Brokkoli der Gesundkohl Topaktuelle Bewegtbild-Information im hochgeschlossenen Bunt-Dress mit knallroten Haaren Perfide
allerdings auch die Getränkehersteller: Sie suchen jedes Schlupfloch, um ihren Süß-Fusel unter immer jüngere Jugendliche zu bringen. Die adjektivischen Ersteinheiten treten mitunter als wortbildungsspezifische Varianten zu den frei vorkommenden Formen auf, z.B. Spezialverfahren gegenüber spezielles Verfahren, so auch Eventualfall, Individualverkehr, Sexualverhalten. Konkurrierende Nomen-Nomen-KompositaAlternativ zu suffigierten Adjektiven werden der Einfachheit halber meist die weniger komplexen Basen verwendet. So steht Demutsgeste statt Demütiggeste, Klapptisch statt Klappbartisch, Pflanzenkost statt Pflanzlichkost, Sonnenwetter statt Sonnigwetter, Steinskulptur statt Steinernskupltur. Vgl. Das Nomen-Nomen-Kompositum. Semantische EigenschaftenSemantisch gesehen sind alle Adjektiv-Nomen-Komposita nach dem gleichen vagen Muster gebildet: Das Adjektiv attribuiert das Nomen in gleicher Weise wie in Nominalphrasen. Auch wenn durch die Komposition immer ein spezieller Effekt erreicht wird, entsprechen Phrasen und Komposita grundsätzlich einander; das Determinans bestimmt das Determinatum hinsichtlich seiner charakteristischen Eigenschaft. Buntpapier = buntes Papier Sonderfall: KlammerformNur einige wenige Adjektiv-Nomen-Komposita gehören vermeintlich nicht diesem Attributmuster an. So bedeutet Akutbett nicht unmittelbar 'akutes Bett'. Vgl. auch Immunbiologe, Schnellstraße, Schwarzweißfernseher. In der Forschungsliteratur werden solche Komposita daher mitunter als Klammerformen interpretiert: Akut(fall)bett. Die erste Einheit soll dieser Ansicht zufolge kein Adjektiv, sondern ein gekürztes Nomen sein: akut soll hier für Akutfall stehen. Terminus und Begriff Klammerform sind jedoch fragwürdig. Vgl. Die Klammerform. |