Bedeutungsloser sex mehmals mit dem gleichen

Viele Partner von Narzissten wissen, dass Ihnen die Beziehung nicht guttut: Sie werden beleidigt, enttäuscht, gedemütigt, missachtet, verspottet, verlassen und in Gnaden wieder aufgenommen. Viel mehr negative Behandlungsformen sind kaum vorstellbar – und dennoch wird dem Narzissten immer wieder verziehen. Die Partner gleichen einer verständnisvollen und aufopferungswilligen Mutter, die ihren Sohn niemals verstößt.

Bedeutungsloser sex mehmals mit dem gleichen

Bild: © djoronimo – Fotolia.com

Es ist für Betroffene jedes Mal wie eine Erlösung, wenn der Narzisst plötzlich wieder mit Rosen in der Tür steht, wenn seine Nummer auf dem Handy erscheint, wenn sie von Freunden hören, dass er doch noch an sie denkt, oder wenn er in anderer Form ein positives Signal sendet. Erhebend ist dieses Gefühl, doch geliebt und gebraucht zu werden, wertvoll und begehrenswert zu sein. Meist geht dieser Moment einher mit der Hoffnung, der Narzisst habe nun endlich verstanden und bereue seine Untaten.

Doch die nächste Enttäuschung folgt auf dem Fuß: Kaum liegt man sich wieder in den Armen, verbringt man innige Stunden mit vielversprechenden Gesprächen und anschließend romantische Nächte mit unglaublich leidenschaftlichen Sex, wendet sich der Narzisst auch schon wieder neuen Abenteuern zu. Er geht dann wieder seinen eigenen Interessen nach und denkt nur an sich.

Und erneut beginnt der Kreislauf von vorne, und wieder tauchen die gleichen Fragen im Kopf auf: Warum wendet er sich ab, warum kümmert er sich nicht mehr um mich, was habe ich ihm getan oder was habe ich falsch gemacht? Kann ich ihm überhaupt noch trauen? Will er lieber allein sein oder ist noch jemand anders mit im Spiel?

Der Partner fühlt sich als „emotionale Tankstelle“ missbraucht

Der Narzisst kommt nur, um seine Liebesspielchen zu treiben und sich seine Streicheleinheiten abzuholen. Er holt sich Anerkennung und die Bestätigung vom Partner, dass dieser ihn noch liebt, dass er ein vorzüglicher Liebhaber ist und auch weiterhin jederzeit über seinen Partner verfügen kann und die Kontrolle über ihn besitzt. Ist sein Tank wieder gefüllt, fährt er mit Volldampf los und ist unterwegs auf eigenen Wegen.

Während sein Tank jedoch voll ist, ist die Zapfsäule leer. Der Narzisst lebt mit neuer Energie freudig in den Tag hinein, bis er nach und nach seine Energie wieder aufbraucht und dringend Nachschub benötigt. Der Partner schmachtet nach dem Narzissten und verbraucht in der Zwischenzeit durch seine inneren Zweifel, sein Grübeln, seine Wut und Enttäuschung auch noch die restliche vorhandene Energie.

Und nun passiert das physikalische Wunder!

Wenn der Narzisst wieder auftaucht, dürfte eigentlich nach physikalischen und biologischen Gesetzen gar nichts mehr zum Anzapfen vorhanden sein, weil der Partner durch die ununterbrochene innere Aufregung völlig erschöpft ist. Doch in dem Moment, in dem der Narzisst wieder vor dem Partner steht und ihn liebevoll in den Arm nimmt, füllen sich die Energiespeicher des Partners schlagartig wie durch einen mächtigen Energiestrahl. Ein enormer Adrenalinstoß fließt durch die Adern und unmittelbar dem Narzissten zu.

Der Partner scheint für den Narzissten doch noch wichtig zu sein, der Narzisst scheint ohne ihn nicht leben zu können. Seine Trauer wandelt sich schlagartig in Erleichterung, Freude und Stolz. Er spürt wieder seinen Selbstwert, und das baut ihn auf. Innere Harmonie stellt sich ein und das Traumbild, an das er sich klammert, stimmt wieder mit der Realität überein – zumindest für den Augenblick.

Doch auf die Dauer schwächen die permanenten Kränkungen dieses Kreislaufs das Selbstwertgefühl des Partners: Er fühlt sich wertlos, bedeutungslos und ungeliebt. Er glaubt, nicht gut genug zu sein, sonst würde er ja schließlich nicht eine solche Behandlung erfahren. Er hält sich für einen Versager, der einen solchen Menschen wie den Narzissten nicht verdient hat, und glaubt, dass dieser ihn deshalb auch immer wieder zu Recht verlässt. Doch wenn der Narzisst dann zurückkommt, erwacht auch wieder die Hoffnung.

Im Grunde brauchen sich beide nur, um gegenseitig ihr Selbstwertgefühl zu regulieren – nur geht der Narzisst dabei effektiver und erfolgreicher vor, während der Partner immer mehr an Substanz verliert.

Warum hängt der Partner selbst dann noch an dem Narzissten, wenn er bereits bemerkt hat, dass ihm die Beziehung sehr schadet?

  1. Der Narzisst ist in der Regel eine attraktive und imposante Persönlichkeit, man fühlt sich in ganz besonderer Weise zu ihm hingezogen. Ein Narzisst kann jedem das Gefühl geben, etwas ganz Besonderes zu sein. Man fühlt sich in seiner Anwesenheit größer und besser, was das eigene Selbstwertgefühl erhöht.
  2. Die Inszenierungen des Narzissten am Anfang einer Beziehung gleichen einem Feuerwerk, seine Eroberungskünste sind beeindruckend und unvergleichbar. Ein Narzisst kann seinen Partner verwöhnen und in den Himmel heben wie kein anderer zuvor. Er täuscht eine idealisierte Liebe vor, die Traumwelt vom Prinzen und von der Prinzessin: Ein Märchen scheint wahr zu werden. Und der Partner möchte einfach nicht, dass dieses Märchen jemals endet, dass er verstoßen wird und das Paradies verlassen muss. Der Partner sehnt sich immer wieder nach diesem Erlebnis zurück.
  3. Der Partner hat viel investiert und hofft auf einen positiven Return. Der emotionale Kontostand ist leer, während der andere alles abgeräumt hat. Diese Ungerechtigkeit ist nur schwer zu ertragen und daher kämpft der Partner händeringend darum, wenigstens seinen Einsatz zurückzubekommen. Doch der Narzisst ist ein Parasit: Er saugt alles auf und lässt dem anderen nichts übrig. Egal, wie viel Liebe man in die Beziehung steckt: Es ist alles vergebens, weil nichts zurückfließen wird.
  4. Die Beziehung ist eine Sucht, für die im Wesentlichen ein Mangel an Selbstliebe verantwortlich sein dürfte. Wenn wir uns nicht selbst lieben, wenn wir uns nicht so annehmen können, wie wir sind, wenn wir uns innerlich ablehnen, brauchen wir immer wieder die Bestätigung von anderen, dass wir einen Wert haben. Und da der Narzisst sehr gut im Verführen ist und genau weiß, was er seinem Partner sagen muss, um ihn bei Laune zu halten, durchschaut der Partner dieses Spiel zunächst nicht.

Der Narzisst macht seinen Partner abhängig von seinen Liebesbekundungen und somit zu seinem Opfer. Während der Partner glaubt, für den Narzissten der wichtigste Mensch auf Erden zu sein und endlich den Traumpartner fürs Leben gefunden zu haben, der ihm nie wieder entgleiten darf, betrachtet der Narzisst den Partner nur als nützliche Gebrauchsware. Reicht die Dosis nicht mehr aus, die der Narzisst seinem Partner zur Bestätigung seiner Liebe verabreicht, dann wird eben nachgelegt, bis der Partner wieder vollständig vernebelt und betäubt ist und nicht mehr erkennt, was eigentlich abläuft.

Das Dilemma mit dem Selbstwert

Die Partner glauben, sich nicht selbst genügen zu können und allein nicht genug Wert zu besitzen. Sie glauben, so einen scheinbar brillanten Menschen wie den Narzissten an ihrer Seite zu brauchen, der ihnen in beispielloser Weise versichern kann, wie liebenswert und großartig sie sind. Sie benötigen den Narzissten als Spiegel ihres Selbst. Und diese Rolle übernimmt der Narzisst sehr gerne – nur leider nicht selbstlos, sondern aus reinem Kalkül.

Der Partner glaubt, mit der Trennung werde auch sein Wert als Mensch schwinden. Sie machen sich dadurch extrem abhängig und kommen niemals von dem Narzissten los. So sehr sie auch fluchen und sein Verhalten missbilligen: Wenn er vorbeischaut und mit seinen Schmeicheleien beginnt, geht innerlich wieder die Sonne auf.

Partner von Narzissten sollten daher lernen, von der Bestätigung anderer unabhängig zu werden. Sie brauchen niemanden, der ihnen sagt, wie toll sie sind. Sie sollten beginnen, ihre Liebe zu sich selbst zu entdecken und zu erkennen, was für ein wertvoller Mensch sie sind – auch ohne den Narzissten.


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Das On-Off-Beziehungsdrama

Beschreibung der psychodynamischen Prozesse in einer On-Off-Beziehung mit einem Narzissten und wie sich Betroffene aus dem Kreislauf ständiger Trennung und Versöhnungen lösen können.

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