Das haus der frauen roman taschenbuch

Wie kamen Sie darauf, die Geschichte des Palais de la Femme in Paris zu erzählen und damit die Geschichte der Begründerin Blanche Peyron?

Vor ungefähr drei Jahren, da schrieb ich noch an »Der Zopf«, kam ich in Paris zufällig am Palais de la Femme vorbei. Der Name des Gebäudes stach mir ins Auge, danach erfuhr ich, dass es in Europa eins der größten Wohnheime für Frauen ist. Ich wollte mehr über die Geschichte des Hauses und die Begründerin Blanche Peyron erfahren und fing an über diese Frau zu recherchieren. In den 20er Jahren hatte sie zusammen mit ihrem Mann Albin die Leitung der französischen Heilsarmee inne und hat dafür gekämpft, den von der Gesellschaft vergessenen obdachlosen Frauen ein Heim zu geben. Ihr Schicksal und ihr Engagement haben mich überwältigt. Mir wurde klar, dass das Stoff für einen Roman ist. So entschied ich, anhand der Geschichten der Frauen, die seit der Gründung durch Blanche Peyron bis heute dort leben und arbeiten, die Geschichte des Palais zu erzählen.

War Ihnen, bevor Sie den Roman geschrieben haben, klar, wie viele Frauen Obdach suchen?

Ich war mir dieser Tatsache bewusst, aber mir war nicht wirklich klar, wie das Leben auf der Straße für Frauen aussieht. Ich hatte keine Ahnung von der Gewalt, der die Frauen ausgesetzt sind. Außerdem hatte ich mich bis dahin nicht mit konkreten Zahlen beschäftigt: diese sind erschreckend. Die Entwicklung genauso: Heute gibt es in Frankreich mehr Frauen denn je, die auf der Straße leben, manche schwanger, andere leben dort mit ihren kleinen Kindern. Das ist ein Phänomen, das viele Einrichtungen beunruhigt. Die Anfragen bei den Wohnheimen sind ansteigend. Frauen sind die erste Gruppe der Sozialempfänger, der Tafeln ... Frauen sind die ersten, die vom Prekariat betroffen sind.

Es ist Ihnen gelungen zu zeigen, dass mehr Empathie auf eine gewisse Weise Leben retten kann. Ihr Roman hat eine ungeheure Botschaft. War diese Wirkung geplant?

Ich glaube an die Kraft des Mitgefühls, an die Solidarität, den Zusammenhalt unter den Menschen. Blanche Peyron hat daraus ihre Kraft geschöpft, für sie war das die Basis ihres Lebens; die Empathie, die sie Menschen in Not entgegenbrachte, hat dazu geführt, Großes zu tun. In Frankreich haben mir Leser, Frauen wie Männer, nach Erscheinen vom »Haus der Frauen« geschrieben, dass sie sich seit der Lektüre sozial engagieren. Das berührt mich unendlich. Mein Roman ist nur ein Wassertropfen, so wie der, den der Kolibri im Märchen von Pierre Rabhi in seinem Schnabel transportiert, um den Brand zu löschen. Seine Tat ist läppisch, aber er leistet seinen Beitrag. Also wenn mein Roman, dazu aufruft, etwas zu tun, selbst die kleinste Tat, dann ist das wunderbar! Dann hat er seinen Beitrag geleistet.

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