Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst - Englisch

Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust. 5. Mose 30,14

Sind Sie auch darüber gestolpert? Ich kam jedenfalls auf den ersten Blick nicht damit klar, dass das Wort mir nahe sein soll – in meinem Mund. Im Herzen, das verstehe ich. Näher geht es ja gar nicht. Aber wenn mir ein WORT nahe sein soll, hätte ich erstmal an die Ohren gedacht. Sie nicht?

In meiner Denkweise kommen Worte von aussen zu mir. Am häufigsten eben über die Ohren. Ich höre das Wort – so kommt es mir nahe. Es kann natürlich auch über die Augen sein, so wie dieser Text, den Sie gerade lesen.

Oder, wenn man mit Theologen an den Vers rangeht, dann kann man auch an das Johannesevangelium denken: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter den Menschen (Johannes 1,14). Dieses Wort war Jesus Christus, wie es Karl Barth Jahrhunderte später auf den Punkt (und dann auf eine Briefmarke) gebracht hat: Jesus Christus ist das eine Wort Gottes. Also konnte man in ihm, als er durch das Heilige Land lief, buchstäblich Gottes Wort sehen, ihm sogar körperlich nahe kommen und die Hand geben.

Fromme Menschen, die in Gotteshäuser gehen, denken an Lesungen und Predigten, die Gottes Wort nahe bringen. Wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, zuhause bleiben, denken sie vielleicht an das Lesen in Heiligen Schriften.

An dieser Stelle ist es wohl gut, einmal einen Blick in die Heilige Schrift, aus der unser Vers kommt, zu werfen. Es ist das 5. Buch Mose, das letzte Buch der jüdischen Thora, des Gesetzes. Dort steht unmittelbar vor unserem Vers (und es ist ziemlich das Ende der fünf Gesetzesbücher):

„11 Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht verborgen noch zu ferne

12 noch im Himmel, daß du möchtest sagen: Wer will uns in den Himmel fahren und es uns holen, daß wir‘s hören und tun?

13 Es ist auch nicht jenseit des Meers, daß du möchtest sagen: Wer will uns über das Meer fahren und es uns holen, daß wir‘s hören und tun?

14 Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Mein Impuls als Christ ist, an Christus zu denken, wenn in der Bibel vom Wort die Rede ist. Im Alten Bund Gottes mit uns Menschen ist dieser Gedanke auch nicht verwerflich, wenn man die Schrift als Christ liest. Aber an dieser Stelle geht es gerade um die Gebote, das Gesetz Gottes, nach dem sein Volk leben soll. Die sind ganz nahe, im Mund und Herzen.

Wie geht das? Wieso sollen die einfach da sein?

Noch ein Stück weiter vorne im selben Kapitel wird, wie im ganzen Kapitel, denen Segen angeboten, die das Gebotene tun, und Fluch für die, die es nicht tun. Aber ein Vers ist mir dabei besonders aufgefallen:

„6 Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deiner Nachkommen, dass du den HERRN, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du leben mögest.“

Die äußere Beschneidung war ein Zeichen des Alten Bundes, ein Zeichen der Verbundenheit mit Gott. Hier wird versprochen, dass Gott die Herzen beschneiden will, das heisst, unser ganzes Wesen soll mit Gott verbunden sein. Wir tun das Gute und Richtige dann von unserem Innersten Wesen aus, nicht weil wir von aussen Gesetze gehört oder gelesen haben und uns notgedrungen fügen. Dann lieben wir Gott und leben entsprechend. Und weiter vorne in der Thora ist auch ein Gebot, das manche Leute für exklusiv christlich halten:

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR.“ (3. Mose 19,18).

Als christlicher Theologe denke ich bei dieser inneren Beschneidung an den Heiligen Geist, der uns den rechten Weg weist. In der Thora wird er nicht explizit mit dem Namen Heiliger Geist erwähnt. Und in anderen Religionen und Weltanschauungen auch nicht. Aber ich glaube, Gottes Geist weht und wirkt wo er will. Er läßt sich nicht durch Religiöse Systeme einschränken. Er kann in jedermanns Herz hauchen und uns anrühren, das Richtige zu wissen und dann zu tun und zu sagen (denn manche Worte bewegen mehr als ein paar Handgriffe).

„14 Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Auch in anderen Religionen gibt es etwas, das der Nächstenliebe nahe kommt.

„Keiner von Euch hat den Glauben erlangt, solange ihr für euren Nachbarn nicht liebt, was ihr für euch selbst liebt.“ wird von Mohammed berichtet (Sahih Muslim, Kitab al-Iman, 67-1, Hadith no. 45).

Im Buddhismus (ab 5. Jahrhundert v. Chr.) hat Karuna als tätiges Mitgefühl und Erbarmen eine ähnlich hohe Bedeutung, ohne jedoch an ein Gottesgebot anzuknüpfen. Der Begriff umfasst alle Handlungen, die helfen, das Leiden anderer zu verringern (aus Wikipaedia: Nächstenliebe).

Als Goldene Regel (lateinisch regula aurea; englisch golden rule) bezeichnet man einen alten und weltweit verbreiteten Grundsatz der praktischen Ethik:

„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Die negative Fassung ist als gereimtes Sprichwort bekannt:

„Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“

Ich denke, das ist das Gesetz, das Gott allen Menschen ins Herz legen will. Gott helfe uns, es nicht zu ignorieren.

March 2018

Jesus said, ‘It is finished.’ John 19.30

Famous last words – this is one of the most famous, spoken by Jesus just before his death on the cross, giving a positive meaning to a terrible torturous death. It is not over, it is finished, all is accomplished. Some people doubt whether Jesus did actually say these words on the cross. But in any case, the Gospel of John points it out as the climax and fulfilment of Christ’s life on earth. He came to teach God’s love to mankind and his coming had been foretold in the Bible (to St John the Old Testament was the one and only Bible; the New Testament was still being written and agreed upon during his lifetime). God’s plan has been fulfilled in Jesus of Nazareth, the Christ, the anointed, the Messiah.

But on the first Good Friday at the cross, with a corpse in hand, this is not visible to most people. I wouldn’t have guessed it, had I been there at the time. Neither did his disciples. They fled and kept a low profile. Only on Easter morning did it become clear, first to the disciples, then more and more people could see it and they became Christians. In Jesus Christ God reveals himself not as a God of wrath and retribution, but a God who suffers with us and for us, a God who offers forgiveness and love, to be spread by all who follow Christ. I have to admit I do fall short again and again. But I know I can also start again and again – so help me God.