Hui das reimt sich und was sich reimt ist gut

Topic

Reim dich oder ich freß dich

CommentAuthorGart (646339) 02 Mar 12, 08:29

Manche Poeten sind findiger als andere, wenn es darum geht, einen Reim zu finden. Es lassen sich die Möglichkeiten erweitern durch Entzweibrechen von Wörtern:

Wehe! Selbst im guten Öster-
Reiche tadelt man die Klöster – –
(Wilhelm Busch, Vorwort zum heiligen Antonius von Padua)

oder durch Verfremden:

Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
(Christian Morgenstern, Der Lattenzaun)

Welche Beispiele kennen die p.t. Leoniden noch, in welchen in kreativer Weise erfolgreich Reime rausgeschlagen wurden?

Comment#1Author dirk (236321) 02 Mar 12, 08:37

Goethe hat sich gelegentlich seinen hessischen Dialekt zunutze gemacht:

Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz gnädig meiner Not.

Comment#2Author Restitutus (765254) 02 Mar 12, 09:12

Spätestens seit Coleridge beschwören englische Poeten vergebens ihre Landsleute, dass "the wind" gefälligst wie "blind" ausgesprochen werden sollte, weil es sich sonst auf rein gar nichts reimen lässt.

Comment#3Author virus (343741) 02 Mar 12, 09:13

Seltsame Tiere

Ein Katzer, eine Katerin,

die sahen einen Euler,

der speiste einen Maulewurf

in einem stillen Weiler.

Der Zieger sprach zum Hammelin:

"Ich sah die Hengstin schön

mit ihrem Stuter heute früh

im Wald spazierengehn."

Die Stierin und die Eberin,

die trafen einen Sauer,

und sagten ihm:" Geh in den Stall,

sonst holen wir den Bauer!"

Die Hahnin flog aufs Schuppendach

und krähte nach dem Henner.-

Ich glaube diese Tier sind

für Schlaue nur und Kenner.

Bruno Horst Bull

(Habe ich gerade bei der Suche nach der "Tigerjagd" gefunden. Meine Quelle gibt allerdings nicht deren Autor preis, daher lieber das hier.)

Comment#4Author dirk (236321) 02 Mar 12, 09:26

Es war einmal ein Dichtersmensch,
der suchte einen Reim.
Er fand ihn unterm Regensch-
irm in einem Fass voll Leim.

Comment#5Author B.L.Z. Bubb (601295) 02 Mar 12, 09:28

virus, sehr schön, aber müßte es nicht "zuR Hammelin" heißen?

Comment#6Author virus (343741) 02 Mar 12, 09:42

Bubb, das ist nur copy-paste... :)

Comment#7Author Irene (236484) 02 Mar 12, 10:54

"Zum Hammelin" könnte stimmen, der Hammel ist ja ein kastrierter Schafbock, also sozusagen neutrum.
:-)

Comment#8Author wupperwolf (411909) 02 Mar 12, 11:25

Aus einem deutschen Gedicht zum Preise des englischen "Predigerfürsten" Ch.H. Spurgeon:

Wen seh ich da vor Gottes Thron?
Ist das nicht Bruder Spurgeon?

Weniger Kreativität als Unwissenheit. Und ob diese naive Reimerei wirklich auf einen naiven Poeten zurückgeht oder doch mit einem Augenzwinkern verfasst wurde, wer weiß?

Comment#9Author Gart (646339) 02 Mar 12, 11:39

Ob dieser Reim dem Schwaben Schiller versehentlich unterlief? Oder soll man an eine Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Absicht denken?

Auf das Unrecht, da folgt das Übel,
wie die Thrän auf den herben Zwiebel.

Ich glaube versehentlich - die Zwiebel ist nur im Schwäbischen maskulin, nicht im Hochdeutschen.

Comment#10Author Irene (236484) 02 Mar 12, 11:58

Ach, ja, Schiller, da hab ich auch einen:

Der fromme Dichter wird gerochen,
Der Mörder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an den's gerichtet war.

Man fragt sich unwillkürlich, warum sie den armen Ibykus nicht gleich begraben haben, wenn er schon zu riechen anfing...

Comment#11Author Leseratz (238114) 02 Mar 12, 12:28

Ach, Irene, daher stammt dann bestimmt der Ausspruch
"Rache, das muss gerochen werden."

Von Christian Morgenstern, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz und Paul Muldoon gibt es weitere ähnliche Gedichte, nur fällt mir natürlich gerade - wie immer, wenn man's brauchen könnte - keines ein.

Comment#12Author Lutz B (319260) 02 Mar 12, 12:50

Oh ja, Morgenstern! Zum Beispiel Das ästhetische Wiesel:

"...
Das raffinier-
te Tier
tat's um des Reimes willen."

Comment#13Author erasmus (723849) 02 Mar 12, 12:53

Stoßseufzer Bayerischer Referendare, die nicht gerne aufs Land ins unterfränkische Zonenrandgebiet versetzt werden wollten:

"O Gott, in deinen Wendungen
bewahre uns vor Hendungen!"

~~~

Anderer Gedanke:
Limericks müssten doch eine ergiebige Quelle für kreative Reime sein?

Zum Beispiel sowas:

An obstinate lady of Leicester
Wouldn't marry her swain, though he preicester.
for his income, I fear,
was a hundred a year
On which he could never have dreicester!

( //www.democraticunderground.com/discuss/... )

Comment#15Author erasmus (723849) 02 Mar 12, 13:18

Ganz viele Zwangsreime hat der "Ritter Hadubrand" von Fredl Fesl.

Beispielstrophe:
Herr Hadubrand lebt ohne Sorg,
er lebt auf seiner Ritterborg
er war ein schrecklicher Barbur,
und konnte saufen wie einer nur
ein Barbur ein Barbur,
die Geschichte ist ganz wuhr
ein Barbur ein Barbar,
die Geschichte ist ganz wahr... is doch klar...

//www.golyr.de/fredl-fesl/songtext-ritte...

Comment#16Author Leseratz (238114) 02 Mar 12, 13:22

@#12: Genau den Text hatte ich gemeint.

Dass der Hadubrand hier auftauchen muss ist eh klar.

Comment#17Author Gart (646339) 02 Mar 12, 13:25

#14: schon wahr, das Genus ist hier nicht wichtig. Aber wer erst "Ihbel" auf Zwiebel reimt und anschließend auch noch die Zwiebel vermännlicht, hat aus Versehen im schwäbischen Dialekt gedichtet und wollte nicht lediglich gewaltsam den Reim hinbiegen.

Comment#18Author Dragon (238202) 02 Mar 12, 13:37

@14: Stimmt, bei Limericks wird gerne mal etwas kreativer gereimt.

Hier related discussion: Limericks sind auch einige dabei (auch wenn längst nicht alle Reime in diesem Thread tatsächlich Limericks sind)

Comment#19Author Restitutus (765254) 02 Mar 12, 18:35

Und wenn wir schon bei Fredl Fesl angekommen sind:

Das ist der Knödlsong.
Der haut dich vom Balkong.

Und so geht es noch eine Weile weiter. Der gleiche Herr machte sich auch Gedanken über Wörter, auf die es überhaupt keine Reime gibt, und produzierte das Folgende:

Ein Hund fraß einen Knorpel
am Sendlinger Tor. Pel.

Comment#20Author Irene (236484) 02 Mar 12, 18:56

Berichtigung:
Sendlinger-Tor-Pl.
Abkürzung für die Haltestelle "Sendlinger-Tor-Platz"

Edit: Reim ist natürlich "Knorpl".

Comment#21Author manni3 (305129) 02 Mar 12, 20:05

Irene, Restitutus wird Dir jetzt gleich erklären, dass es Tor. Pel. heißt, genauso wie ein Zweiglein Zwoagerl (#25, #30)heißt ;-)
scnr

Comment#23AuthorPhillipp03 Mar 12, 12:20

Nur nebenbei @#2: Spätestens seit Coleridge beschwören englische Poeten vergebens ihre Landsleute, dass "the wind" gefälligst wie "blind" ausgesprochen werden sollte, weil es sich sonst auf rein gar nichts reimen lässt.

Das hat seine Gründe auch darin, lt. OED, dass die Aussprache "wind" mit kurzem "i" erst im 18. Jh. entstand:

"The normal pronunciation would be /waɪnd/ , as in behind , bind , find , grind , hind , mind , rind , etc., and this pronunciation remains dialectally and in ordinary poetical usage. The pronunciation /wɪnd/ became current in polite speech during the 18th cent.; it has been used occas. by poets, but the paucity of appropriate rhyming words (such as sinned , thinned , dinned ) and the ‘thinness’ of the sound have been against its general use in verse. The short vowel of /wɪnd/ is presumably due to the influence of the derivatives windmill , windy , in which /ɪ/ is normal."

Es gab schon vor Zeiten bei LEO eine Frage zur Aussprache des Wortes in dem großartigen Donne-Gedicht "Song" (wo "wind" auf "find" und "mind" gereimt wird):

related discussion: Aussprache in Gedicht von John Donne

Comment#24Author RE1 (236905) 03 Mar 12, 12:40

Der Hans Sachs, der war ein Schuh-
macher und Poet dazu
(Hans Sachs)

Muskulös ist sein Körper, bezaubernd sein Charme
Er springt Schi und Funaki so lautet sein Nam-
e
(Christoph & Lollo: Funaki)

Comment#25Authorminima (507790) 03 Mar 12, 12:43

Manche Dichter gibt es, die be-
nötigen der Sachen vier:
Einen guten Reim auf Liebe,
Feder, Tinte und Papier.

(Heinz Erhardt)

Comment#26Author lyri (236943) 03 Mar 12, 16:37

Na, der große Klassiker wurde bis jetzt aber ausgelassen:

Jeder weiß, was so ein Mai-
käfer für ein Vogel sei.

Wilhelm Busch

Comment#27AuthorSelima (107) 03 Mar 12, 17:05

Einmal in den 90ern in der Münchner Lach- und Schießg. - ein Lied von Basedow gesungen mit dem Zwangsreim, an den ich mich noch heute erinnere:

Ich weiß nicht, was ich will
ich weiß nicht, was ich sill ...

Comment#29Author erasmus (723849) 03 Mar 12, 17:23

Selbstentstehender Reim:

- Du, ich hab ein Gedicht gemacht!
- So? Dann lass mal hören...
- "Im Flusse schwimmt der Barsch / das Wasser geht mir bis zu den Knien."
- Das reimt sich doch gar nicht?!
- Na, dann wart mal ab, bis Hochwasser kommt!

(Quelle hab ich vergessen, wahrscheinlich aus einer Karnevalsnummer)

Comment#30Author manni3 (305129) 03 Mar 12, 17:44

Dieter Hildebrandt über Helmut Oeller, den Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks, der einen 'Scheibenwischer' im BR ausblendete - ich weiß nicht mehr, ob zu Tschernobyl oder zum Rhein-Main-Donau-Kanal:

Je Oeller, je döller.

Comment#31Authorminima (507790) 03 Mar 12, 17:48

Ein Tourist auf der Insel Krk
Kam z'spät in sein Gasthaus zrck.
Er entdeckte, oh Schrck,
Seine Koffer war'n wg –
Vorbei war sein Ferienglck.

(Schobert & Black)

Comment#32Author Spinatwachtel (341764) 03 Mar 12, 17:58

#13: neben Leicester ist auch Gloucester sehr Limerick-ergiebig:

Eine alte Dame aus Gloucester
fuhr so gern Paternoucester
Einmal trat sie daneben
so geht's halt im Leben
nun hängt an der Wand sie als Poucester.

...

Comment#33Author Restitutus (765254) 03 Mar 12, 19:47

Nr. 31 funktioniert aber nur, wenn man Krk falsch ausspricht. ;)

Comment#34Authorminima (507790) 04 Mar 12, 01:50

Najaaa, das ganz kurze Mittelding zwische e, ö und ü habe ich erst nach dem dritten Hören hier: //de.forvo.com/word/krk/ (Aussprache auf Kroatisch) rausgehört.

Aber mehr Spaß macht der Limerick, wenn man Krk (wie auf der Seite weiter unten) falsch ausspricht! ;)

@Spinatwachtel: #32 ist klasse!!!

Comment#35Author manni3 (305129) 04 Mar 12, 08:37

Dieses 'kurze Mittelding' klingt für mich wie r, ganz ohne e, ö, ü oder Kirk ;-)

Comment#36Author mordnilap (835133) 04 Mar 12, 15:06

Schön auch der Nicht-Reim im Samuraisong der EAV:

"Am Strande von Pattaya,
da schwellen ihm die Adern"

Comment#37Author manni3 (305129) 04 Mar 12, 22:16

Auweia, und gleich danach kommt wohl Erwin aus der Polonäse Blankenese ...

Comment#38AuthorAndiH (335362) 05 Mar 12, 07:49

@ 36: Die EAV bietet wahrscheinlich noch mehr Material. Wenn ich länger drüber nachdenke, fallen mir bestimmt noch paar "Reime" ein.

Und nochmal Wilhelm Busch:

Jeder weiß was so ein Mai-
käfer für ein Vogel sei.

Comment#39Author Irene (236484) 05 Mar 12, 09:12

Owei, owau, EAV!

"Weil es bei den Damen tilt is
wenn man so riecht als wie ein Iltis!"

Und am allerschlimmsten:
"Oh oh Obama - du Armer!"

:-)

Comment#40AuthorAndiH (335362) 05 Mar 12, 09:16

... dein Zuhause ist nicht grad in Alabama
da haut's den Ku Klux Klan aus dem Pyjama
Die Kuttenträger flippen aus
Ein schwarzer Mann im Weißen Haus!

Brüller

Comment#41Author Irene (236484) 05 Mar 12, 09:31

Ja, Andi, der Rest von dem Ding ist wirklich unsäglich. Ich wollte doch nur den blöden Reim hier beisteuern und keine Debatte anstoßen.

Comment#43Author erasmus (723849) 05 Mar 12, 09:49

Und noch so ein Klassiker:

Schnucki, ach Schnucki,
fahr'n ma nach Kentucky*!
In der Bar Old Shatterhand,
da spielt a Indianerband.
Dann in die Pampas,
auf a Flasch'n Schampas.
Um halb Achte geht der Zug,
ich hab' gesprochen - Hugh*!

(Hermann Leopoldi und Rudolf Skutajan, später auch von André Heller gesungen)
Mehr Text hier: //home.twin.at/JustforFun/Texte/Schnucki.html

*u mit deutscher Aussprache

Comment#44Author Spinatwachtel (341764) 05 Mar 12, 09:56

och, wo wir gerade bei Liedern sind:
Jake the Peg von Rolf Harris über einen Mann mit drei Beinen ("The day that I born (oh boy) my father nearly died
He couldn't get my nappies on, how matter how he tried
'Cos I was born with an extra leg, and since that day begun
I had to learn to stand on my own three feet
Believe me that's no fun.. ")

na, und jedenfalls kommt dann später: "To count to ten I used me fingers,/ if I needed more/ By getting my shoes and socks off/ I could count to twenty four ...

I'm Jake the... (stops to count)

...to twenty five"

perfekt!

Comment#45Author tigger (236106) 05 Mar 12, 09:57

Die frühe EAV ist überhaupt eine Fundgrube! (Hihi, könnt ihr die mit etwas Nachdenken auch alle auswendig? Klein-tigger muss sich nur mal eben in die Volkschule zurückversetzen.)

Tief in der Sahara
auf einem Dromedara (Anm. d. Red.: sic!)
ritt ein deutscher Forscher durch den Dattelhain
da sah er momentaila (Anm. d. Red.: WTF?)
ein Mädchen namens Laila
magische Erregung fährt ihm ins Gebein...

Comment#46Author Spinatwachtel (341764) 05 Mar 12, 09:58

und noch ein herrlicher Reim:
"My pulse will be quickenin' With each drop of strych'nine
We feed to a pigeon. (It just takes a smidgin!)..."
(Tom Lehrer, auch so ein Reimmeister)

Comment#47Author tigger (236106) 05 Mar 12, 09:59

Oh je, da fällt mir auch gleich "Burli" von der EAV ein...

"An jeder Hand zehn Finger,
und Hände hat er vier,
keiner spielt so schnell Klavier."

"...freut sich die Amalia,
weil, ihr Burli, der hat zwa..."

Comment#48AuthorAndiH (335362) 05 Mar 12, 10:07

Jaaa, Tigger, ich kenn sie auch alle auswendig ...

Beim "Burli" war das aber noch viiieeel besser:

... und seine Frau die Resi
die nix versteht vom Cäsi-
um und vom Plutonium
die hauts vor Glück
mitsamt dem Toni um.

Comment#49Author Irene (236484) 05 Mar 12, 10:17

Und dann noch Georg Kreisler, z.B. Zwei Alte Tanten tanzen Tango:
"Selbst in Amerika,
da wär i ka
Sekunde ohne Zorn,
Ich hätt a tolle Wut
auf Hollywood,
mein Englisch
wär verfänglich
und i wär scho längst a
Gaengster
worn."

Comment#50Author Lutz B (319260) 05 Mar 12, 10:22

Noch einer aus der Zeit, als "Comedy" noch "Höherer Blödsinn" hieß:

 Ein Bersteiger aus der Biskaya
wollt' einmal zum Himalaya.
Doch als er in Lhasa
das Ding von nah sah,
da sagte er leise: "Au waya!"

Schobert & Black

Comment#51Author Restitutus (765254) 05 Mar 12, 11:26

Spinatwachtel: und noch ein herrlicher Reim:
"My pulse will be quickenin' With each drop of strych'nine
We feed to a pigeon. (It just takes a smidgin!)..."
(Tom Lehrer, auch so ein Reimmeister)

Schonungslos von Georg Kreisler geguttenbergt.

Der Hansl geht gern mit der Mali
Denn die Mali, die zahlt's Zyankali
Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark
Beim Tauben vergiften im Park...

Comment#52Author tigger (236106) 05 Mar 12, 11:30

No, wer da von wem geklaut hat, ist bei Lehrer und Kreisler ja nicht ganz klar. Sie scheinen es sich aber nicht übel zu nehmen.

Mir fällt noch Ernst Jandl ein, zwar nichts Gefressen-Gereimtes, aber schön six-gear:

ich was not yet in brasilien
nach brasilien wulld ich laik du go

(Der Mann war Englischlehrer...)

Comment#53AuthorPhillipp05 Mar 12, 11:45

Ogden Nash darf nicht fehlen:

Once there was a man named Mr. Palliser and he asked his wife, May I be a gourmet?
And she said, You sure may,
But she also said, If my kitchen is going to produce a Cordon Blue,
It won't be me, it will be you,
And he said, You mean Cordon Bleu?
And she said to never mind the pronunciation so long as it was him and not heu.

Comment#54Author mordnilap (835133) 05 Mar 12, 16:19

Der gute Nik K. hat in "Life goes on" zweimal einen komischen Reim, das Wort am Ende der Zeile dient gleichzeitig als erstes Wort der nächsten Zeile:

"...
when i'm awake or sleeping
when i got things to do
why does everything i see remind me of (you?)
(You) swept the broken years away
just like a brand new broom.
and there was only you there in (the room)

(the room) grows hazy and the people grow loud
i'm sure i hear your voice above the madding crowd
..."

Comment#55Author Darth (563277) 05 Mar 12, 16:21

Helikopter oder Hub-
schrauber kennt ein jeder Bub.

Comment#56Author RE1 (236905) 05 Mar 12, 16:34

Jakub denk dran, irgendwann wirst du der Sieger sein,
und dann hoffen wir, du denkst zurück an unseren Refrain.
(Christoph & Lollo: Sucháček)

@tigger (#45): Ich dachte immer, das heißt
Da sah der Mumienkeiler
ein Mädchen names Laila...

Comment#57AuthorAndiH (335362) 05 Mar 12, 16:56

Die EAV-Webseite unterstützt RE1 (#56) und erklärt dazu:

Mumienkeiler: ein von Thomas Spitzer geschaffenes Synonym für "Archäologe"

Comment#58Author tigger (236106) 05 Mar 12, 17:27

Ohhhhh... da lösen zwei so mirnichtsdirnichts mein liebstes Kindheitstrauma, meine misheard lyrics und die Agathe Bauer in Luft auf! Ich weiß gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

Comment#59AuthorYora Unfug (694297) 05 Mar 12, 17:32

Sie sang Schumann, Lincke, Brahms
der Beginn war acht Uhr ahms

Heinz Erhardt

Comment#60Author hm -- us (236141) 05 Mar 12, 22:25

As a young child I used to get a kick out of limericks by Edward Lear. Now some are pretty cringeworthy:

There was an old man of th' Abruzzi,
so blind that he couldn't his foot see ...

There was an old man of Columbia,
who was thirsty, and cálled out for sóme beer ...


[accent added]

There was a young lady of Corsica,
who purchased a little brown saucy-cur ...

There was an old man of Messina,
whose daughter was named Opsibeena ...


[!]

Others evidently depend on a joltingly archaic pronunciation:

There was an old person of Cadiz,
who was always polite to all ladies ...

There was an old lady of Prague,
whose language was horribly vague ...

But a few are still worth a mild chuckle:

There was an old man of Aôsta
who possessed a large cow, but he lost her ...

There was an old person of Florence,
who held mutton chops in abhorrence ...

There was an old person of Ischia,
whose conduct grew friskier and friskier ...

There was an old man of Thermopylae,
who never did anything properly ...


//www.gutenberg.org/browse/authors/l#a498

I came across one by Hilaire Belloc:

I shoot the Hippopotamus
with bullets made of platinum,
because if I use leaden ones
his hide is sure to flatten 'em.

And there should be quite a few by Ogden Nash that still hold up. Werner cited this one in an early LEO thread called 'English poetry':

The turtle lives twixt plated decks
which practically conceal its sex.
I think it clever of the turtle
in such a fix to be so fertile.

For silly recent rhymes, I thought of the Christmas poems that Roger Angell used to write every year for the last issue of the New Yorker. The last one I found was from 2009, by which time his invention seemed to be slowing a bit (hey, he's in his early nineties), but a few lines still give you the idea:

Good neighbors, hi—but O.M.G.,
the time's at hand again, I see,
to cobble up these Christmas lieder,
fit for friend or distant reader.
. . .
V. S. Naipaul, Rafa Nadal,
we hug you one and each, et al.;
Rory Stewart, Nico Muhly,
we admire you more than duly.
. . .
We'll hang these greens beside the doors
of Wyclef Jean and Michael Kors,
then bunch up hay and pachysandra
as lunch for Rachel Alexandra.
. . .
Bring bijoux, Santa, if you can
for Mary D. and Steely Dan,
and pleasant toys or duds as well
to buoy Zooey Deschanel,
and action games to seize Prince Andrew,
Paolo Szot, and Mary Landrieu,
adding stops along your circuit
To please the likes of Brian Urquhart
. . .
With Susan Boyle, the startled diva,
we'll tan at Sanibel Captiva,
or linger in Himal'yan shadow
with Sergey Brin and Rachel Maddow
. . .
(New Yorker, Dec. 21 & 28, 2009, p. 125)

Comment#61Author Gart (646339) 15 Jun 14, 19:14

Am Tore stehen dreihundert Trabanten
Als Ehrenwache des Elefanten,
Und knieend, mit gekrümmtem Rucken,
Bedienen ihn hundert schwarze Eunucken.
(Heinrich Heine, Der weiße Elefant)

Eunuchen auf Rücken - das muss man erst mal schaffen :)

Comment#63Author Gart (646339) 16 Jun 14, 09:03

Ebenda (#61), als Denkmal semidialektaler Dichtkunst (vgl. bereits #9):

Es lebt im Norden ein schönes Weib
Von hohem Wuchs und weißem Leib,
Dein Elefant ist herrlich, unleugbar,
Doch ist er nicht mit ihr vergleichbar.

Comment#64Author Jule (236478) 16 Jun 14, 10:54

Ich kenne noch (Autor mir unbekannt):

Schon lange wohnt mein Alter
auf Malta.
Doch ich bleib bei meiner Mama
in Alabama!

Comment#65Author Leseratz (238114) 17 Jun 14, 23:57

Nicht fehlen darf hier auch der 'Herr Hadubrand':

"Herr Hadubrand in Gram und Sorg,
der lebt' auf eines Ritters Borg (!),
er lebt' in Gram und Sorge nur
und war ein schrecklicher Barbur (!)."

und "... als Häuptling der Komantschen
wird er Dir eine pantschen..."
von Fredl Fesl

Comment#66Author manni3 (305129) 18 Jun 14, 00:03

Ah, Fredl Fesl, der Meister :-))

Es gibt nur ein Wort im Deutschen, das sich auf Knorpel reimt, und das ist in München:
"Ein Hund fraß einen Knorpl,
am Sendlinger Torpl."

Comment#67Author Lutz B (319260) 18 Jun 14, 08:29

Och nöö, doch jetzt nicht alles wiederholen!

siehe # 15
siehe # 19/20

Comment#68Author Jule (236478) 18 Jun 14, 08:41

Mit "Knorpel"? Bitte schön:

Auf dem Teiche schwamm ein Knorpel
den erblickte bald ein Orpel.

Sagte der zu seiner Ente
Fress ich den, geh ich in Rente.

Doch Frau Ente widersprach:
Knorpelhaps wird dir zum Sarch.
Lass ihn sein, den Knorpeletto
Und bleib mein geliebter Fetto!

Orpel, ganz beglückt geguckt
und liess ab von diesem Stuck.

Comment#69Author manni3 (305129) 19 Jun 14, 00:00

@67 Lutz, Fredl Fesl muss Dich ja sehr beeindruckt haben, dass Du Dich nach über zwei Jahren noch an seine Reime erinnern kannst ;-)

Comment#70Author imaginary woman (398289) 19 Jun 14, 14:00

Die Vorbemerkung in einem Buch eines gewissen Manfred Hofmann:

Dass dieses Buch erscheinen kann,
verdanken wir nur einem Mann,
der vor ein paar Jahrhunderten
den Buchdruck hat erfunderten.
Der Name dieses Mannes:
Gutenberg, Johannes.

Comment#71Author Heidi-GER (934133) 19 Jun 14, 14:48

Ein Zuckerbäcker im Vatikan,
bot sinnlich-süßes Naschwerk an.
Es erregt die Sinne.
Ein Hoch auf die Minne!
Die Mönche waren sich zugetan.

Hab' ich von meiner Schwierigkeitsmutter. Woher sie's hat - keine Ahnung.

Comment#72Author twocents (460778) 19 Jun 14, 16:38

#65: ".. als Häuptling der Komantschen
wird er Dir eine pantschen..."

Das Lied (Schnucki, ach Schnucki) stammt ursprünglich von dem Wiener Herrmann Leopoldi (1888 - 1959), Text von Rudolf Skutajan. Es gibt in der Duröhre eine Aufnahme von 1949. André Heller hat's in den siebziger Jahren wieder aufgenommen (da war er noch nicht so uneeeendlich blasé wie heute). Wann es Fredl Fesl interpretiert hat, weiß ich nicht.

Comment#73AuthorSelima (107) 19 Jun 14, 16:55

Von Fesls Fredi kenn ich das Lied auch nicht. Es ist m.E. auch eher nicht sein Stil.

Kürzlich kam er im Radio (B2) in einer Sendung übers Angeln. Er hört sich gar nicht mehr so an, wie man ihn kennt. Echt schad (für uns - er kommt, scheint es, gut damit zurecht).

Comment#74Author Leseratz (238114) 19 Jun 14, 23:49

Danke, twocents, wieder was dazu gelernt.

In diesen Faden passt auch das Lied vom Hering und der Flunder, dass wir vor Jahren im Ferienlager gesungen haben:

"In einen Harung jung und schlank,
der auf dem Meeresgrunde schwamm,
...
denn so ein alter Harung,
der hat Erfahrung..."

Comment#75AuthorSelima (107) 20 Jun 14, 06:39

Der Hering wurde aber wohl nicht wegen des Reimes zum Harung:

und das der zuerst genannten ahd. form gleiche haring allec. voc. inc. theut. i 1b, was in dem neuerdings in komischer rede aufgekommenen alterthümelnden harung nachklingt:

o harung, armer harung!
Scheffel gaudeamus.
//woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode...

Comment#76Author Werner (236488) 20 Jun 14, 07:05

Da der geniale Ogden Nash schon erwähnt wurde:

The turtle lives 'twixt plated decks
Which practically conceal its sex.
I think it clever of the turtle
In such a fix to be so fertile.

Comment#77Author tigger (236106) 20 Jun 14, 08:46

Werner, da hat dich hm--us schon in #60 zitiert! :-)

Comment#78Author wor (335727) 20 Jun 14, 11:03

Ich bin schockiert. Zwei Jahre 'Reim dich oder ich freß dich' ohne Otto Waalkes :-O

Die Gabel des Teufels

Die Gabel des Teufels hat 3 Zacken,
damit will er dich schon packen.
Mit dem einen Zinken bohrt er dir in den Linken,
und mit dem anderen Zacken in den rechten Backen.
Und mit der Mitte von der Stange fackelt er auch nicht lange.

Den bohrt er dir teuflisch tief in den Afta,
das glaubst du nicht?
Das schaffta!

Comment#79Author Dr. Dark (658186) 23 Jun 14, 18:54

Refrain aus einem Lied der Comedian Harmonists mit ägyptischer Thematik - Titel fällt eurem guten Doktor leider gerade nicht ein:

"Da hamses,
Herr Ramses!"

Comment#81Author Leseratz (238114) 24 Jun 14, 00:10

Auch von Willy Astor ist ein sehr lustiges Lied über einen Familienausflug zum Skifahren, aus dem die folgenden Zeilen stammen, der Rest und der Titel fallen dem Leseratzli allerdings nicht mehr ein:

"... um halb drei - der erste Schwung am Hang, jetzt beginnt's Genießen!
Denkste - denn ein dünnes Stimmchen piepst: 'Babba, I muaß bieseln.'"

Comment#82Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 24 Jun 14, 08:19

Aber nur Reinhard Fendrich konnte reimen:

"Es lebe der Sport!
Er ist gesund und macht uns hart!"

Comment#83Author Lutz B (319260) 24 Jun 14, 09:33

Von Lonzo konnte man hören:
Die Dinosaurier
wer'n immer trauri'er

 ---

 Auch sehr hübsch die abgetrennte letzte Silbe am Ende jeder Strophe bei Warten von Reinhard Mey

Comment#84Author virus (343741) 24 Jun 14, 10:02

Etwas OT, weil es sich gar nicht reimt, auch von Willi Astor:

"Ein Schi, ein Schi, ich weiss doch auch nicht, wo der andere ist." (Melodie Angie by Stones)

Comment#86Author Leseratz (238114) 27 Jun 14, 00:18

@#82: Mit wienerisch gefärbte Aussprache reimen sich /sport/ und /hoart/ problemlos, was man allerding am Schriftbild nicht erkennen kann.

Comment#87Author Gart (646339) 27 Jun 14, 08:12

Im Wienerischen geht so einiges. Friedrich Torberg berichtet von einem Gedicht wie folgt:

Du guader Himmelsvoder,
ich brauch kein Paradies.
Ich bleib viel lieber doder,
weil hier mein Himmelreich is.

und davon, dass Karl Kraus es nicht goutierte, in einer Stadt zu wohnen, in der sich "Vater" auf "da" reimt.

Comment#88Author Stravinsky (637051) 27 Jun 14, 10:53

Even Paul Gerhardt, whom I greatly revere, makes my toenails curl with this "rhyme":

Was hilfts, wann einer gleich viel weiß
Und hat zuvörderst nicht mit Fließ
Gelernet deine Furcht und Dienst,
Der hat mehr Schaden als Gewinst.

Comment#89Authorminima (507790) 28 Jun 14, 05:08

Grad rausgefunden: Bratkartof-
feln sind ein prima Dichtungsstoff:

Schatz, ich find' deine Bratkar-
toffeln einfach wunderbar.

Ich muss dir sagen, deine Brat-
kartoffeln hab ich langsam satt.

Deshalb ist unser Bratkartoffel-
verhältnis jetzt Geschichte, gell?

(Bratkartoffel in der vorletzten Zeile natürlich zu betonen wie Katzenfell, Fledermausfell, Zwerchfell, Trommelfell, Einfäll', Ausfäll', Zufäll', Abfäll' etc. ;))

Comment#90Author manni3 (305129) 28 Jun 14, 06:38

Leider geht der Rhyth-
mus total verschütt ;-((

Comment#91Author zirp_ (703877) 28 Jun 14, 09:43

...doch die Atmos-
phäre hat wos.

Comment#92Author Stravinsky (637051) 04 Jul 14, 20:37

#13, 32: Those remind me of a limerick about a Mr. who met a girl but then kr. sr. Can anyone find the whole text?

Comment#93AuthorCD (DE) (878283) 05 Jul 14, 11:39

Could it be one of these?

There once was a husky young Mr.,
Who hugged hard each girl as he kr. ;
And he kissed with such glee
That his girl exclaimed, "See!
Your lips, upon mine, raised a blr."

Each evening a good looking Mr.
Comes around for to visit my sr.
One night on the stairs,
He, all unawares,
Put has arm round her figure and kr.

Further chances to find the one in question in this list of 700:

//www.archive.org/stream/700limericklyri...

Comment#94Author Leseratz (238114) 05 Jul 14, 21:52

Weil die Diskussion sich grad um Texte aus Österreich dreht und ich "Sie ham a Haus baut" kürzlich nach langer Zeit wieder einmal gehört habe:
"... gestern mittag hob I no beim Fenster aussi gsehgn,
heut ham's mir scho' den ganzen Himmel verstellt,..."

Einst sang Marlene Dietrich:
"... ein rätselhafter Schimmer, ein je-ne-sais-pas-quoi
liegt in den Augen immer bei einer schönen Frau"

Oder bei Claire Waldoff:
"... komm, lass uns von der Liebe plauschen - innig, minnig, sinnig-lich."

Comment#95Author tigger (236106) 05 Jul 14, 22:46

Arik Brauers Lieder in Ehren, aber das verstehe ich jetzt nicht, Ratzli. Das reimt sich doch nicht?

Comment#96Author manni3 (305129) 05 Jul 14, 23:05

In Dietrichs "Kopf bis Fuß" ist neben schwachen Reimen, z. B.
verzeihen - von neuem
übrigens auch ein Ausdrucksfehler drin:
Männer umschwirr'n mich wie Motten um das Licht

Aber trotzdem ein hinreißendes Lied, find ich :-))

Comment#97Author Leseratz (238114) 06 Jul 14, 19:49

Eben, Tigger, die zwei Textzeilen reimen sich schriftlich absolut nicht, aber wenn ich das Lied höre, habe ich immer das Gefühl, einen Reim zu hören, zumal sich der restliche Text größtenteils reimt.

OT, aber ich find's ganz lustig:
Quantanamera ist weltbekannt, Willy Astor hat den Text auf die Gwand-an-ham-Ära umgedichtet; ein netter Hörfehler des Songs ist dagegen Wan-Tan-ham's-mehra.

Comment#98Author tigger (236106) 06 Jul 14, 21:36

(Pssst, Guantanamera... die Frau aus Guantanamo.)

Comment#99Author manni3 (305129) 07 Jul 14, 09:32

OT Gerade in der ZEIT über Per Mertesacker (1,98 m) gelesen :

In London bescheinigte ihm eine Boulevardzeitung anfangs zwar "die Grazilität eines kaputten Liegestuhls", doch ... die Fans singen zur Melodie von "Guantanamera": "We’ve got a big fucking German."

Comment#100Author igm (387309) 07 Jul 14, 10:07

Re Guantanamera:
Ich habe da so ein gute 40 Jahre altes dtv-Taschenbuch mit den besten Bestellungen von Liederwünschen auf Bayern 1, und da hat eine Dame mal das Lied "Gwoant hamma mera" bestellt. Übrigens auch "Klein Müllers Dori" und, legendär, "Penzi, wennst singst, pfeifts draußen" oder so ähnlich :o)

Comment#101Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 07 Jul 14, 10:46

Guantanamera,
i ka's nemme höra,
i gang eatz nuff
ond hol's G'wehr ra.
(Uli Reule and the Uhu-Brothers)

Comment#102Author Gart (646339) 07 Jul 14, 11:42

Dann gibt es noch die ungewaschenen Versfüße... der Schlager von Geier Sturzflug geht mir nicht aus dem Kopf:

...ja, dann wird wieder in die Hände gespuckt.
Wir steigern das Bruttosózjalpródukt,
ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt.

Comment#103Author Leseratz (238114) 08 Jul 14, 00:04

Allein schon die Vorstellung ungewaschener Versfüße bringt mich zum Lachen. Danke, Gart, das merk' ich mir für den Deutschunterricht.

Comment#104Author tigger (236106) 08 Jul 14, 07:46

Großartig! (Gartig?) Wundert mich, dass das nie von meinem Deutschlehrer zu hören war. Hätte zu ihm gepasst.

Comment#105Author Gart (646339) 08 Jul 14, 08:54

Zuviel der Ehre... es handelt sich um eine Prägung (selbstverständlich!) von Karl Kraus, der auf ein im Ersten Weltkrieg verfasstes "Rumänenlied" von "Gottlieb" (hinter welchem Pseudonym sich Alfred Kerr verbirgt) -

Gebrüllescu voll Triumphul
Mitten im Korruptul-Sumpful
In der Hauptstadt Bukurescht,
Wo sich kainer Fiße wäscht

konstatiert -

Interessant ist bei all dem, dass das Vorleben eines Feindes sich von seiner schwärzesten Seite, also von den ungewaschenen Füßen, in dem Moment zeigt, in dem dessen Entscheidung, aus der Neutralität herauszutreten, zu unseren Ungunsten fällt. (...) Aber die deutsche Literatur, die persönlich mit der Sitte längst vertraut ist, holt die unwiederbringlichsten Versäumnisse nach und riskiert ihrerseits nur den Verdacht ungewaschener Versfüße. ("Die Fackel": Ein deutsches Kriegsgedicht, Nr. 437-442, 31. Oktober 1916, S. 7)

Übrigens ist das Gedicht des Herrn Kerr geradezu ontopic, obgleich man von ihm leider offensichtlich nicht das sagen kann, was Kraus bei anderer Gelegenheit über Schnitzler äußert und was in jener tollgewordenen Zeit (als noch zahlreiche andere sich nicht entblödeten) schon eine ganze Menge war:

Er hat in Schlachten und Siegen
Geschwiegen.

Edith möchte hinzufügen, dass auch Kraus nicht immer vor schwachen oder schmutzigen Reimen zurückgeschreckt ist, so gleich mehrfach in "Elysisches. Melancholie an Kurt Wolff":

Solchem Wesenswandel wehrt kein Veto,
hin zu Goethen geht es aus dem Ghetto
in der Zeilen Lauf,
aus dem Orkus in das Café Arco,
dorten, Freunde, liegt der Nachruhm, stark o
liegt er dort am jüngsten Tage auf.

(...) denn wer nur am Worte reibt sich,
wird gedruckt bei Drugulin in Leipzich.
Edler Jüngling Wolff, ich klage drum.

Comment#106Author tigger (236106) 08 Jul 14, 10:40

Das kommt davon, wenn Kritiker selber zu dichten anfangen. Bei Kerr und Kraus, wie man sieht. :-)

Comment#107Author dirk (236321) 08 Jul 14, 13:15

#102 verstehe ich nicht. Ich kenne den Song nur mit der ganz normalen Wortbetonung, die ebenso zum Versmaß wie zur Melodie passt:

...ja, dánn wird wíeder in die H´ände gespúckt.
Wir steígern das Brúttosozjálprodúkt,
ja, ja, ja, jétzt wird wíeder in die H´ände gespúckt.

(ä mit Akzent geht leider nicht ...)

Was ist da ungewaschen?

Comment#108Author Gart (646339) 08 Jul 14, 13:31

Wenn ich den Song nach auch schon mehr als einem Vierteljahrhundert noch richtig im Ohr habe, pries er das BRUTtoSOZZjalPROOdukt mit dem vollen Ton auf dem SOZZ. Also mit aus lang mach kurz und vice versa obendrein. Vielleicht täusche ich mich, aber ich such mal lieber keine Tonquelle im Netz wg. so gar keinen Wunsch nach näherer Fühlungnahme mit Abmahnanwälten...

Comment#110Author Gart (646339) 08 Jul 14, 14:10

Tatsächlich. Das liegt wohl am kalkhaltigen Trinkwasser hier in der Gegend... :-)

Comment#111Author Leseratz (238114) 10 Jul 14, 23:47

Ein ziemlich altes und schräges Nonsensgedicht "Modell Klapphornvers" aus mir unbekannter Quelle, aber reimt sich grad noch so:

Zwei Knaben stiegen auf einen Gletscher,
der eine dermatscht, der andre mätscher, ...

und dann gibt's noch ein leicht frivoles Berliner Couplet, u.a. einmal von Harald Juhnke vorgetragen, von dem mir nur noch dieser Textfetzen in Erinnerung ist:

... Die kleinen Mädchen freuen sich,
an jeder Ecke ist ein Strich.
Mensch, das musste langgehn, wie sich das gehört,
damit bei dem Verkehr niemand verkehrt verkehrt.

Comment#113Author Gart (646339) 11 Jul 14, 17:45

Eines Abends noch ganz spöte
stiegen Wassermaus und Kröte
einen steilen Berg hinan.

Comment#114Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 11 Jul 14, 19:47

Zwei Knaben stiegen auf einen Gletscher,
der eine dermatscht, der andre mätscher,
da sagt der mätschere zu dem matschn:
Jetz müss ma wieda obi hatschn.

Das ist von Fredl Fesl, aus "Der Orang und der Utan".

Comment#115Author Leseratz (238114) 11 Jul 14, 21:45

Danke, das war mir neu, dabei kenn' ich ziemlich viel von Fredl Fesl.

Klapphornverse sind übrigens eine spezielle Art Verse, benannt nach dem 'Urtyp':
Zwei Knaben trugen ein Klapphorn,
der eine hinten, der andere vorn.

Comment#116Author Stravinsky (637051) 11 Jul 14, 22:37

Eines Abends noch ganz spöte
stiegen Wassermaus und Kröte
einen steilen Berg hinan. (#113)

... und die böse Klapperschlänge
gab von sich diffuse Klänge,
biss dann zu mit ihrem Zahn.

(Sorry – it’s Friday ...)

Comment#117Authorminima (507790) 11 Jul 14, 22:57

Sieh dich vor vor diesen Klapper-
schlangen, wenn sie immer knapper
an dich näher schlängeln ran!

(Sorry too ... ;))

Comment#118Author Martin--cal (272273) 12 Jul 14, 01:57

I know this isn't on the topic, and maybe I should open another thread on the issue, but I've always wondered about the rhyming in German of "ö" with "e", and of "ü" with "ie". There's an example in #111 which reminded me of this:

Mensch, das musste langgehn, wie sich das gehört,
damit bei dem Verkehr niemand verkehrt verkehrt.

That doesn't sound at all like a rhyme to my English-trained ears. I wonder, does it rhyme for native German speakers? (Or is it just a long-established poetical convention?)

Comment#119Author Gart (646339) 12 Jul 14, 10:09

Sprach die Kröte zu der Wasser-
maus: "Hast du den Laissez-passer?"
(Kröte schlecht Französisch kann.)

"Niemanden lässt Abd el-Nasser
ohne einen Laissez-passer
nach Ägyptenland hinein."

Comment#120Author manni3 (305129) 12 Jul 14, 10:46

@ Martin - das läuft unter "unreiner Reim":
//de.wikipedia.org/wiki/Reim#Unreiner_Reim

Unreiner Reim

Beim unreinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben annähernd überein, Abweichungen treten in Klangfärbung und Betonung auf. Unreine Reime werden oft durch ähnliche klingende Konsonanten (d auf t) oder mit Umlauten gebildet (ä oder ö wird mit dem Selbstlaut e gereimt, auch der Umlaut ü mit dem Vokal i) ebenso wie mit ähnlich klingenden Vokalverbindungen (wie ei mit eu/äu).

„Wie ein Gebild aus Himmelshöh’n,
mit züchtigen, verschämten Wangen
sieht er die Jungfrau vor sich steh’n.“

– Friedrich Schiller

Mitunter sind Reime vielleicht nur nach heutigen (hochdeutschen) Aussprachestandards als unrein anzusehen, nicht jedoch, wenn die mundartlichen Einflüsse berücksichtigt werden, unter denen ein Dichter früherer Jahrhunderte gestanden hat. Dies betrifft im Konkreten etwa die Auslautverhärtung, die Konsonantenschwächung und die in ober- und mitteldeutschen Mundarten weit verbreitete Entrundung. Ein Beispiel ist Goethes Verspaar „Ach neige / du schmerzensreiche“. Der Frankfurter Goethe sprach

neiche. Und der Schwabe Schiller reimte Eile* auf Keule (er sprach Keile*) und süß auf Paradies.

* Anmerkung eines Schwaben ;-)
Beide -ei- klingt etwa wie im Englischen in way, nicht wie in why!

Comment#121Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 12 Jul 14, 19:44

Die #111 lautet eigentlich übrigens:

Die kleinen Mädelchen, die freuen sich,
an jeder Straßenkreuzung ist ein Strich,
da musst du lang gehn,
wie sich das gehört,
dass niemand mehr bei dem Verkehr
verkehrt verkehrt.

Max Kuttner: "Die Polizei, die regelt den Verkehr", 1925.

Comment#122Author Martin--cal (272273) 12 Jul 14, 19:48

And how does it sound to you, Manni3? When you hear

„Wie ein Gebild aus Himmelshöh’n,
...
sieht er die Jungfrau vor sich steh’n.“

does it sound like it rhymes? (Or is close enough to count as a rhyme?)

Comment#124AuthorCD (DE) (878283) 12 Jul 14, 20:02

Re #120: Und der Schwabe Schiller reimte Eile* auf Keule (er sprach Keile*) und süß auf Paradies.
* Anmerkung eines Schwaben ;-)
Beide -ei- klingen etwa wie im Englischen in way, nicht wie in why!

Dann hat er sicherlich auch 'stöhn'n' auf '...höhn' gereimt, oder ?!

Re #122: ... of course, it rhymes! ...

Comment#125Author manni3 (305129) 12 Jul 14, 21:39

Martin @ 122: Ja,

„Wie ein Gebild aus Himmelshöh’n,
...
sieht er die Jungfrau vor sich steh’n.“

reimt sich.

Comment#126Author Martin--cal (272273) 12 Jul 14, 23:11

Interesting. Thanks, Manni3. I'll let the Reim dich thread get back on course.

Comment#127Author tigger (236106) 13 Jul 14, 11:22

@Martin: Es reimt sich, weil meine Ohren in der Schule gelernt haben, was ein unreiner Reim ist. Ich bin nicht sicher, ob ein "ungelehrtes" Ohr den Reim auch hörte.
Ich hatte mal einen Nachhilfeschüler, deutscher Muttersprachler und nicht dumm, aber wenig sprachbegabt. Der konnte überhaupt keine Reime hören, sondern lernte von mir lieber die Theorie (alles gleich nach der letzten betonten Silbe). Mit unreinen Reimen hatte er naturgemäß seine liebe Not!

Comment#128Author manni3 (305129) 13 Jul 14, 11:45

tigger @ weil meine Ohren in der Schule gelernt haben, was ein unreiner Reim ist.
Ich glaub ja eher, dass Du als Österreicherin (so wie ich als Schwabe) in der Schule gelernt hast, wann ein -e- der Alltagssprache als -ö- geschrieben wird.
("Eesteräich is fräi!" Leopold Figl ;-))

Comment#129Author Leseratz (238114) 13 Jul 14, 20:56

@#121: 1000 Dank.

Gerade gehört: O Baby, Baby, ballaballa,
das Spiel heut abend wird ein Knaller.

So, und jetzt schaut sich das Leseratzli mit dem Ratzlerich das WM-Finale an.

Comment#130Author Leseratz (238114) 05 Aug 14, 23:25

Und noch einen Ohrwurm, bzw. ein Bruchstück davon, das ich von meiner Mutter oder meiner Großmutter kenne:

"In dem schönen Land Chinesien
lebte einst ein holdes Wesien
und in das hatt' sich verliabet
so ein Großwesir aus Tibet!
Dieses hat sie sehr verdrossen,
sie hat seinen Tod beschlossen!
Fraß ihn auf mit einem Haps -
fast als wär's Kartoffelpapps!"

Vermutlich stammt das Lied aus einer Komödie, Operette oder einem (Faschings-)Kabarett. Sicher kennt auch hier wieder jemand von Euch die Quelle. Die eigenwilligen Reime habe ich genau in dieser Schreibweise und Aussprache in Erinnerung, es kann aber durchaus sein, dass sie im ursprünglichen Text anders lauten.

Comment#131Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 06 Aug 14, 08:20

Ja, das wurde anonym gedichtet für "Die weisse Trommel, ein Liederbuch für deutsche Jungmannen und Jungen in Schule und Jugendgruppe" von 1934, das unter anderem auch das Horst-Wessel-Lied enthält.

Comment#132Author tigger (236106) 06 Aug 14, 08:31

Re #128: manni, was sich beim heheren Verwaltungsbeamten Geethe alles reimt, muss jeder extra in der Schule lernen, der nicht aus der gleichen Gegend stammt.

Comment#133Author manni3 (305129) 06 Aug 14, 08:47

;-)

Comment#134Author la.ktho (236390) 06 Aug 14, 12:04

SeniorenHeim -
Spaß allein!

Wenn die Senioren die Junioren mal wieder beim Sport schlagen ;o)

Comment#135Author Leseratz (238114) 06 Aug 14, 19:44

@#131: Danke, Cuauhtlehuanitzin (hab ich Deinen Namen richtig geschrieben??), dann kenn' ich den Text bestimmt noch von meiner längst verstorbenen Oma (Jahrgang 1912), und bei einer derartigen Quellenlage will ich auch gar nicht mehr wissen...

@#134: "Seniorenheim" oder "Senioren heim"??
Beim Radeln werden Ratzli und Ratzlerich des Öfteren von unwahrscheinlich fitten Rennradlersenioren - ohne E-Bike, wohlgemerkt - regelrecht stehen gelassen, obwohl wir auch nicht gerade langsam unterwegs sind.

Comment#136AuthorCD (DE) (878283) 07 Aug 14, 11:14

Re: Beim Radeln werden R&R des Öfteren von unwahrscheinlich fitten Rennradlersenioren - ohne E-Bike, wohlgemerkt - regelrecht stehen gelassen

Je oller, je doller ... - ;-)

Comment#137Author Leseratz (238114) 08 Aug 14, 21:24

Die haben ja auch viel Zeit mehr Zeit zum Trainieren und Fit-Halten als R&R.
Ratzlis Nachbar unternimmt z. B. den ganzen Sommer über alle zwei Tage eine Radltour, seit er im Ruhestand ist. Er meint, sonst roste er am Ende noch ein.

Comment#138Author Gart (646339) 11 Aug 14, 12:18

Jetzt veranlasst mich dieser Faden sogar, Tucholsky zu zitieren. "Vorne" auf "geworden" und "Fenster" auf "wenn es dir".

Du wahst mein schönstet Jlück auf Erden,
nur du – von hinten und von vorn.
Mit uns zwee hätt et können werden,
et is man leider nischt jeworn.
Der Blumentopp vor deinen Fensta
der duftet in dein Zimmer rein ...
Leb wohl, mein liebes Kind, und wennsta
mal dreckich jeht, denn denke mein –!
//www.textlog.de/tucholsky-singt-hof.html

Comment#139Author Gart (646339) 17 Aug 14, 18:32

Heine mal wieder:

...Dessen Ruhm ein Meisterstück ist,
Und kein Zufall, nicht ein Glück ist,
Das im Schlafe ohne Müh
Manchem kömmt, er weiß nicht wie,
Wie z. B. jenem Rotznas,
Dem Rossini oder Mozart.
("Päan". Hervorhebung von mir.)

Als ich dich sah zum ersten Mal,
War fremd dir alles galante Gehöfel;
Es deckten die plebejischen Hände
Noch nicht Glacé-Handschuhe von Rehfell.
("Simlicissimus I.")

Comment#140Author Leseratz (238114) 17 Aug 14, 23:18

Aus einem bekannten Kinderlied:

Morgens früh um sechs
kommt die kleine Hex,
schon morgens früh um fünf
macht sie sich auf die Strümpf

Comment#141Author Gart (646339) 25 Aug 14, 08:31

Joachim Ringelnatz ist auch so einer :-) hier aus "Die gebatikte Schusterpastete":

Wittgenstein stieg, den Teerpott in seiner zitternden Hand,
Hinter Kuttel das Fallreep empor und kriegte viel Sand
In die Augen, denn ein schwerer Stiefel von Kut-
Tel Daddeldu stieß ihm die Brillengläser kaputt...

Im König von Schweden war Kuttel bekannt als Krakeeler,
Deswegen begrüßte der Wirt ihn freundlich: "Hallo old sailer!"

(sic)

Comment#142Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 25 Aug 14, 09:24

140: Ich kenne die Fortsetzung als:

Morgens früh um sieben
Kocht sie gelbe Rüben.

Comment#143Author manni3 (305129) 25 Aug 14, 09:36

#140 @ fünf-Strümpf - Es liegt nur an der dämlichen neuen Rechtschreibung, dass wir 5 nicht mehr als fümpf schreiben dürfen ;-)

Comment#144Author tigger (236106) 25 Aug 14, 18:31

...und außerdem:
feuert an um elf,
kocht dann bis um zwölf.

Comment#145Author manni3 (305129) 25 Aug 14, 18:57

... und davor:
Morgens früh um zehn
holt sie Holz und Spän'.

Comment#146Author schwäble (951819) 25 Aug 14, 20:58

Morgens früh um sechs
kommt die kleine Hex'.
Morgens früh um sieben
schabt sie gelbe Rüben.
Morgens früh um acht
wird Kaffee gemacht.
Morgens früh um neun
geht sie in die Scheun'.
Morgens früh um zehn
holt sie Holz und Spän'.
Feuert an um elf,
kocht dann bis um zwölf:
Fröschebein und Krebs und Fisch.
Hurtig, Kinder,
Kommt zu Tisch!

Kann ich immer noch schön auswendig...
Für die lieben Forumsteilnehmer, gell Manni ;-)

und "zehn" und "Spän'" reimen sich bei mir perfekt!
edit: Aber ich bin ja eine NSchSch (Nadierlicha Schwäbisch Schwätzre) und sollte nach meinen eigenen Ansprüchen eigentlich lieber nicht in Standarddeutsch hier Texte verfassen ... ;-)

Comment#147Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 26 Aug 14, 11:03

Vor allen Dingen darfst du dich überhaupt nicht zu Fragen hochdeutscher Grammatik und Idiomatik äußern, sondern hast das den Mikes-US aus diesem unseren Lande zu überlassen, schwäble!

Comment#148Author Gart (646339) 26 Aug 14, 11:23

Wieder ontopic: Heine (aus: Himmelfahrt") über des Sokrates bessere Hälfte:

Gejammert hat wohl deine Xantuppe
Oft über die magre Wassersuppe,
Woraus niemals ein Auge von Fett
Sie tröstend angelächelt hätt -

Comment#149Author schwäble (951819) 26 Aug 14, 13:37

nur ganz kurz OT zu #147:

Oje, oje! Offensichtlich ist mein Versuch der Selbstironie nach hinten losgegangen ...

Ich wollte mich über meine eigenen Deutschfähigkeiten lustig machen,
nicht über Forumsteilnehmer, die Wert auf idiomatisch perfekte Texte legen!

OT Ende!

Comment#150Author late bird (666148) 30 Aug 14, 18:32

Ihr könnt mich für Kitsch-anfällig oder sonstwie geschmacksverwirrt halten, aber ich finde das hier, gerade auch die holprigen Reime, einigermaßen gelungen, weil nicht ohne Selbstironie: //www.youtube.com/watch?v=HwdQo4etmxY

Comment#151Author fotojob (1027853) 13 Sep 14, 03:00

merkwürdig: zweieinhalb jahre "reim dich oder ich fress dich" und nicht ein robert gernhardt - der großmeister des schrägen reims:

PARIS OJAJA

oja! auch ich war in parih
oja! ich sah den luver
oja! ich hörte an der sehn
die wifdegohle-rufer

oja! ich kenn die tüllerien
oja! das schöhdepohme
oja! ich ging von notterdam
a pjeh zum plahs wangdohme

oja! ich war in sackerköhr
oja! auf dem mongmatter
oja! ich traf am mongpahnass
den dichter schang poll matter

oja! ich kenne mein parih.
mäh wih!

Comment#152Author Speireata (1029539) 20 Sep 14, 20:28

@ Martin--cal: rhyming German "e" with "ö" or German "i" with "Ü" works, because pronouncing an "ö" is like trying to say "e" while your mouth is in the position for saying "o", so "ö" is a kind of "roundmouthed" "e" and therefore close enough for a rhyme. The same applies for "Ü". This is like saying "i" while the mouth is in position for saying "u". So you are saying "i" but your mouth forms a German "u".

Comment#153Author Speireata (1029539) 20 Sep 14, 20:39

Und hier ein Liedtext der Höhner (kölsche Band, Hochdeutsch hießen sie Hühner)in dem es von solchen Reimen nur so wimmelt:

Immer freundlich lächeln:

Alle fahren Fahrrad, außer Henriette,
Die hängt in der Kette!
Alle steh´n am Abgrund! Außer Peter -
Der geht noch nen Meter!
Schicksal, das ist Kismet -
Auch der Schumi landet ab und zu im Kiesbett!
Im Verkehr steckt auch Genuß! sagt Konfuzius!
Immer freundlich lächeln, immer vergnügt,
Auch wenn du eins auf die Flesse kliegst!
Immer freundlich lächeln, immer vergnügt,
Immer freundlich lächeln, genügt,
Schalalalalala ejal!
Alle kriegen´n Küsschen, außer Antwerpes, der hat Herpes
Alle jagen den weissen Hai, ausser Schröder, der ist der Köder!
Schicksal, das ist Kismet - wenn du nicht weißt wer der
Blöde ist dann bistet!
Alles Leben ist im Fluß! sagt Konfuzius!
Immer freundlich lächeln, immer vergnügt,
Auch wenn du eins auf die Flesse kliegst!
Immer freundlich lächeln, immer vergnügt,
Immer freundlich lächeln, genügt,
Schalalalalala Schalalala
Schalalalalala ejal!
Immer freundlich lächeln!Lächelen und Schweigen!
Das ist doch die beste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen!
Immer freundlich lächeln, immer vergnügt,
Auch wenn du eins auf die Flesse kliegst!
Immer freundlich lächeln, immer vergnügt,
Immer freundlich lächeln, genügt,
Schalalalalala Schalalala
ejal!
Abgerechnet wird zum Schluß! sagt Konfuzius!

Copyright Text: Peter-Werner Jates, Henning Krautmacher, Hannes Schöner, Janus Fröhlich, Peter Bauchwitz
Copyright Musik: Peter-Werner Jates, Henning Krautmacher, Hannes Schöner, Janus Fröhlich, Peter Bauchwitz

Am besten finde ich den Reim Kismet-Kiesbett. Dazu muss man wissen, dass das Wort Kiesbett im Rheinischen/Kölschen Dialekt "Kissbett", also mit kurzen "i" und sich damit tatsächlich auf Kismet reimt. :-D

Comment#154Author Cuauhtlehuanitzin (1009442) 20 Sep 14, 22:21

Ehrlich gesagt halte ich in eben diesem Reim die Anspielung auf Michael Schumacher in Anbetracht der Ursache seines heutigen Gesundheitszustands für außerordentlich geschmacklos.

Comment#155Author manni3 (305129) 20 Sep 14, 22:57

Das konnten sie ja wohl 2011 noch nicht wissen, dass er 2013 eine schweren Unfall haben wird.

Comment#156Author Martin--cal (272273) 20 Sep 14, 23:03

Hi Speireata,

You may have misunderstood my earlier question. I'm aware of the similarities in tongue position in (e.g.) /ü/ vs. /i/. What I said is that rhymes like „Wie ein Gebild aus Himmelshöh’n ... sieht er die Jungfrau vor sich steh’n“ don't sound like they rhyme to my ears, and I wondered whether they rhyme to native German ears.

The consensus is "yes, they do."

BTW, here is another example of a German rhyme that doesn't work for me (from the libretto of die Zauberflöte):

Wir wollen uns der Liebe freun,
Wir leben durch die Lieb' allein.

Comment#157Author manni3 (305129) 20 Sep 14, 23:08

Gerade wollte ich wikipedia zu "reiner Reim - unreiner Reim" verlinken, sehe aber, dass ich das in #120 schon tat. Ich nehme an, Du hast es gelesen, Martin.

Comment#158Author Speireata (1029539) 21 Sep 14, 15:51

Hi Martin--cal, I understood that, but that is the only explanation I could imagine.
Could the English words "had" and "bed" be used to form a rhyme? Like:
Eaten they had
so they went to bed.

I mean, the sounds in those words are not quite the same, but are they close enough for English ears to for a kind of rhyme?
If yes, that is, how the German works, too.

Comment#159Author Martin--cal (272273) 21 Sep 14, 18:11

Thanks, manni3. I had read the article, but I just looked it over once again, and it offers an interesting and comprehensive discussion of all sorts of near-rhymes.

Speireata, sure: a poem can have use a near-rhyme like had/bed, but it is just that: a near-rhyme. Like a near-miss, but a miss nevertheless.

Although, as in German, some cases that fail to rhyme for me were rhymes in the dialect of the poet. Elizabethan English is full of these; e.g. "Go and catch a falling star / Get with child a mandrake root / Tell me where all past years are / Or who cleft the devil's foot." (John Donne). For me, "root" doesn't rhyme with "foot"; I assume, though, that it did for Donne.

Comment#160Author Gart (646339) 13 May 15, 17:23

Auch auf die erhebliche Gefahr hin, dass sich allen ENS die Fußnägel aufrollen: "Schnucki, ach Schnucki" von André Heller. (Laut dem verlinkten Dokument: music by Hermann Leopoldi, lyrics by Rudolf Skutajan.)

Schnucki, ach Schnucki
Foahr ma nach Kentucky! (...)
Um holber ochte geht der Zug!
Ich hab gesprochen! Hugh!
//lyrics.wikia.com/Andr%C3%A9_Heller:Sch...

Edith sieht jetzt erst, dass der #43 schon an der Reihe war.

Comment#161Author Stravinsky (637051) 13 May 15, 17:32

Hugh!

Is that supposed to be an English hug?

Comment#162Author Gart (646339) 13 May 15, 17:37

Wie ich aus glaubhafter Quelle (Josef Hader & Alfred Dorfer in "Indien") weiß, san die Indianer imma vor ihrem Tipi zsammghockt und haben nix gredt. Und dann hat einer nach drei Wochen mal ein Wort gesagt. Das war dann selbstredend ganz was Wichtiges. Oisa sowas wie "Uff" oder "Yippie-yeh". Oder halt "Hugh".

Comment#163Author Selima (107) 13 May 15, 17:55

Das 'Hugh' hat der Skutajan allerdings vom Karl May, soweit man weiß. Auf englisch schreibt sich das 'Howgh'.

Comment#164Author manni3 (305129) 13 May 15, 18:01

"wgh" kann doch kein Mensch aussprechen! Wir haben es als Kinder oft aber vergeblich probiert ;-((

Vermutlich reimt sich bei den Engländern nördlich von Oxford, die butter wie Butter aussprechen, auch Kentucky auf Schnucki ;-)

Comment#165Author Selima (107) 13 May 15, 18:10

Seid Ihr aber kompliziert gewesen! Wir haben das natürlich *hug* gesprochen, wie wir das ja aus dem Schnacki-Lied kannten. Oder haben gleich 'Uff' gebrüllt, wie's in Gus Backus' wundervollem Lied 'Da sprach der alte Häuptling der Indianer' als Nachklang zu 'Beruff' gerufen wurde.

Comment#166Author escoville (237761) 13 May 15, 18:16

Back to the question in the OP, posed back in the day when we were young and pretty...

Here's a bilingual rhyme:

And wakes a vague unpunctual star,
A slippered Hesper; and there are
Meads towards Haslingfield and Coton
Where das Betreten’s not verboten.

Comment#167Author Analphabet (1034545) 13 May 15, 23:57

#146 f.
Ich kann mir gut vorstellen, dass De Höhner Cuauh... zuliebe den Text umgeschrieben haben:

Schicksal, das ist Kismet-
auch Tünn un Schäl landen ab und zu in Lisbet

Comment#168Author her man (774377) 18 May 15, 21:21

#167 ... dann werden die das aber mit dem Höhnerkläuchen gemacht haben.

Comment#169Author Gart (646339) 27 May 15, 09:11

Ein weiterer Ringelnatz'scher Kunstgriff ist dieser - eine Weiterentwicklung des Schiller'schen Reimes von #17:

Ich bin ein armes Zwiebelchen,
Nimm mir das nicht übelchen.

Comment#170Author dirk (236321) 27 May 15, 11:01

Die Ärzte reimten

... und immer dieser Lärm
... musst du die denn färm?
... wir werden dich enterm!
... willst du dass wir sterm?

Geradezu genial!

Comment#171Author zirp_ (703877) 27 May 15, 11:28

Alter Postkartenvers von einer Gotthard-Überquerung:

Wir fuhren durch Airöll
mit Singen und Gebröll,
jetzt sitzen wir in Göschenen
und haben Durst und löschen en.

Comment#172Author Stravinsky (637051) 27 May 15, 13:19

#170 somehow reminds me of #79 (here in more detail):

Er sprach zu König Ramses, zu Ramses, zu Ramses:
"… ja Majestät, da ham'Ses, da ham'Ses, da ham'Ses!"

(from „In der Bar zum Krokodil“ by von Fritz Löhner-Beda (text) and Willy Engel-Berger (music), made popular above all by the Comedian Harmonists)

Comment#173Authorfrankonius (1014699) 29 May 15, 09:17

Noch ein Klassiker: Sabinchen

Da kam aus Treuenbrietzen ein junger Mann daher.
Der wollte gern Sabinchen besitzen und war ein Schuhmacher.

... und da kommen noch mehr Endsilbenreime

Comment#174Author Qual der Wal (877524) 29 May 15, 09:39

Hier fehlt auch noch Rainald Grebe:

Im Adlon ist Brad Pitt und der Washington, Denzel
Im Autohaus in Schwedt der Achim Menzel!
BRANDENBURG
BERLIN
HALELLUJA BERLIN
HALELLUJA BERLIN
alle wollen da hin!
Deshalb will ich das auch.
...
In BERLIN kann man soviel erleben!
In BRANDENBURG soll es wieder Wölfe geben!
BRANDENBURG
Im Adlon ist heut Nacht Hillary Clinton.
Im Schwedt kann Achim Menzel das Autohaus nicht finden.
BRANDENBURG

Comment#175AuthorGaleazzo (259943) 29 May 15, 10:39

Den hatten wir, glaub ich, auch noch nicht:

Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

(W.Busch)

Comment#176Author NaturalBornKieler (570913) 01 Jun 15, 14:43

Rainhard Fendrich noch amoa (Tango Korrupti):

Man weiß es leider nicht genauer
es lag ein Bauherr
in einer Sommernacht
auf einem Parkplatz auf der Lauer
und ein Kuvert
das hat er mitgebracht. ...

Comment#177Author NaturalBornKieler (570913) 01 Jun 15, 14:53

und wer auch dringend in diesem Faden vertreten sein muss, ist der unvergessene und unvergleichliche Ulrich Roski:

ein paar Highlights aus Thereses Recken:

... „Und nun zu dir", Paul Schippe, sprach die liebliche Therese
„Du hol' mir eine Currywurst, Pommes-Frites und Mayonnaise!"
Paul Schippe dachte: „Wär' ich bloß zu Haus bei meiner Trude
Wie sieht denn so was aus, 'n Ritter an der Schaschlikbude!"
Der König meinte: „Dein Problem! Mir reicht's, ich geh' jetzt essen
Und wer von Euch versagt, der kriegt zur Strafe die Prinzessin!"

Von Küperitz zog in den Wald und brüllte dort entsetzlich:
„Förster, rück die Zitrone raus, und zwar ein bisschen plötzlich!"
„Wer mir an die Zitrone will", tönt es zurück, „Den töt' ich!"
Der Ritter meinte: „Försterchen, das ist doch gar nicht nötig
...

...

Comment#178Author virus (343741) 02 Jun 15, 11:57

Da darf natürlich Heinz Erhardt nicht fehlen:

Der Tauchenichts
(frei nach Schillers »Der Taucher«)
»Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt,
zu schlunden in diesen Tauch?
Einen güldenen Becher habe ich mit,
den werf’ ich jetzt in des Meeres Bauch!
Wer ihn mir bringt, ihr Mannen und Knaben,
der soll meine Tochter zum Weibe haben!«
Der Becher flog.
Der Strudel zog
ihn hinab ins greuliche Tief.
Die Männer schauten,
weil sie sich grauten,
weg. – Und abermals der König rief:
»Wer wagt es, Knippersmann oder Ratt,
zu schlauchen in diesen Tund?
Wers wagt – das erklär ich an Eides statt –
darf küssen meines Töchterleins Mund!
Darf heiraten sie. Darf mein Land verwalten!
Und auch den Becher darf er behalten!«
Da schlichen die Mannen
und Knappen von dannen.
Bald waren sie alle verschwunden. –
Sie wußten verläßlich:
die Tochter ist gräßlich! –
Der Becher liegt heute noch unten...

Comment#179Author Lutz B (319260) 02 Jun 15, 13:11

"In Bremen, in Bremen, da lässt sich's gut leben"
findet man beim Googeln als Fußballgesang.

Richtig wird der Reim erst, wenn man ihn 'n büschen in die Breide gehn lässt:

In Brehm, in Brehm,
da kann man gut lehm,
da muss man nur als Krehm
so oben über schwehm,
dann kann man in Brehm
richtig gut lehm.

Comment#180Author NaturalBornKieler (570913) 02 Jun 15, 13:57

Nun, dann hier auch noch eine Serie von Gewaltreimen von Reinhard Mey (Männer im Baumarkt)

Männer im Baumarkt
Während draußen die Frau parkt,
Können es einfach nicht lassen,
An den Schlangen vor den Kassen
All die Schnäppchen anzufassen.
Und da kauft Klaus für Marlene
Noch einen Klappstuhl ohne Lehne.
Jürgen kauft sich für Ina
Den bill'gen Werkzeugsatz aus China.
Marco kauft für Maria
Diesen schicken Schraubenzieher.
Helge kauft für Nicole
Die große Isolierbandrolle.
Bodo kauft für Belinda
Ein Sortiment Kabelbinder.
Reinhard kauft für Hella
Einen Winkelschleifervorsatzteller
(den wünscht sie sich so sehr!)

Comment#181Author JanZ (805098) 02 Jun 15, 14:05

Helge kauft für Nicole
Die große Isolierbandrolle.
Bodo kauft für Belinda
Ein Sortiment Kabelbinder.

Und das lange vor 50 Shades of Grey :-).

Comment#182Author Leseratz (238114) 02 Jun 15, 14:36

Heinz Erhardt über ...

... Kaiser Nero:

Selbst als Rom hellodernd brannte
und das Volk sich an ihn wandte,
stand er mittendrin im Dampfe,
sang Couplets und schlug die Klampfe.

... Mona Lisa:

Zu Tizian, dem Maler, schlich
die holde Mona Lisa, und
sie bat ihn: "Bitte maln Sie mich
von vorne - und auch recht schön bunt."
[...}
Es fehlte ihr an Zeit, wie's schien,
und auch an finanzieller Kraft,
so blieb ihr nur noch der da Vin-
ci und der hat's denn auch geschafft.

... den preußischen König Friedrich:

Vom Alten Fritz, dem Preußenkönig,
weiß man zwar viel, doch viel zu wenig.
So ist es zum Beispiel nicht bekannt,
dass er die Bratkartoffeln erfand!
Drum heißen sie auch - das ist kein Witz -
Pommes Fritz!

Comment#183Author NaturalBornKieler (570913) 07 Jun 15, 19:13

Aus den 50ern grüßen Friedel Hensch und die Cyprys mit folgender kreativer Reimkonstruktion:

Ja für eine Fahrt ans Mittelmeer, Mittelmeer, Mittelmeer,
geb ich meine letzten Mittel her, Mittel her, ja her!
Und es zieht mich, weil ich ledig bin, ledig bin, ledig bin,
immer wieder nach Venedig hin, -nedig hin, ja hin!

Comment#184Author wor (335727) 08 Jun 15, 08:24

Hank Williams hat bei 'Jambalaya' für den Rheim die Sprache auch etwas strapaziert:

Jambalaya and a crawfish pie and fillet gumbo
For tonight, I'm a-gonna see my, my Cher a mi-oh
Pick guitar, fill fruit far and be gay-oh
Son of a gun, we'll have big fun on the bayou

//www.songtexte.com/songtext/carpenters/...

Comment#185Author frischwasser (689006) 09 Jun 15, 13:54

Eine milde Reimdichoderichfressdich-Variante steuert Mascha Kaléko bei:

Wer nie sein Brot mit Tränen aß
(Oh, Wolfgang, nimm's nicht übel!) -
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
der aß es - ohne Zwiebel.

Comment#186Author Gart (646339) 17 Jun 15, 08:18

In Lord Byrons "Farewell to Malta":

Adieu, that stage which makes us yawn, Sirs,
Adieu, his Excellency's dancers!
Adieu to Peter--whom no fault's in,
But could not teach a colonel waltzing

Comment#187Author Stravinsky (637051) 17 Jun 15, 10:16

Behold the hippopotamus!
We laugh at how he looks to us,
And yet in moments dank and grim,
I wonder how we look to him.

Peace, peace, thou hippopotamus!
We really look all right to us,
As you no doubt delight the eye
Of other hippopotami.


(Ogden Nash)

BTW – How to avoid awkward plurals: “Oh, look, there’s a hippopotamus – in fact there are eleven of them!”

Comment#188Author manni3 (305129) 17 Jun 15, 12:05

@ 185 - Variante ohne Endreim, aber im Versmaß:

Wer nie sein Brot im Bette aß,
weiß nicht, wie Krümel pieksen.

Comment#189Author Gart (646339) 01 Jul 15, 10:25

Und so will ich ein für allemal
Keine Bestien in dem Göttersaal!
Die leidigen Elefantenrüssel,
Das umgeschlungene Schlangengenüssel...
(Goethe, "Zahme Xenien")

Sollte es sich vielleicht nicht um einen Gewaltakt um des Reimes mit "Rüssel" willen handeln und das Wort "Schlangengenüssel" (bzw. "Genüssel" ohne Schlangen) irgend jemandem geläufig sein? Dann will ich nichts gesagt haben...

Edith hat in Grimms Wörterbuch was gefunden (ausdr. Bezug auf vorstehende Zeilen, Hervorhebung durch mich): genüssel, n. in schlangengenüssel (...) es musz wol ein verächtlicher ausdruck aus einer mundart sein, als reim auf rüssel hier willkommen. im Göttingischen gibt es ein genissele für geniste (eigentlich genistele), s. unter dem zweiten genist 3, b (vgl. DWB genüst das. 2, a), genist wird aber auch von der nestbrut gebraucht (s. das erste genist 3), was denn sachlich hier taugte. Weigand wb.3 1, 656 sieht darin mhd. genisse n., gewürm, zu ahd. nesso wurm, was denn noch besser passen mag.

Comment#190Author dirk (236321) 01 Jul 15, 11:35

@188: Variante ohne Endreim

Kein Wunder. Versuch mal, einen Reim auf piksen(*) zu finden. Kieksen? Quieksen?

Wie wär's mit:

Wer nie sein Brot im Bette aß
(da können alle Freaks 'n
Lied von singen, glaub mir das!) ,
weiß nicht, wie Krümel piksen.

(*) Ohne e, manni3, da sind sich alle Vor- und Nachreform- Rechtschreibinstanzen inklusive des Rechtschreibrats einig.

Comment#191Author manni3 (305129) 01 Jul 15, 13:02

@ (*) Es klingt halt so Extremnorddeutsch. Da nahm ich an, die Etymologie kommt vom äußersten Spierenende bei der Gaffeltakelung, der Piek und nicht aus dem Skat ♠ - hmmm ...
herzen-piksen-kreuzen-konterkarieren? Macht auch Sinn; irgendwie klingts nach Beziehungskiste ;-)
(Dass der mit ck ausfällt, war mir sofort klar. Das ist ja ein Ehemaliger.)

Übrigens: Reimt sich bei Dir das auf aß? Ich hab Dich immer für einen dieser Auslautverhärter gehalten! Entschuldige bitte!! Tut mir echt leid ;-)

Comment#192Author Gart (646339) 01 Jul 15, 13:35

Gewagt ist auch dieser Reim hier aus Byrons "Don Juan":

Don Juan's parents lived beside the river,
A noble stream, and called the Guadalquivir.

Ich bezweifle, dass die spanische Aussprache (mit B anstelle des V, zwei hörbaren I und dem Ton auf der letzten Silbe, wenn ich mich recht entsinne) auch nur in die Nähe eines Reimes kommt.

Comment#193Author dirk (236321) 01 Jul 15, 13:40

@191: Ich bin einer dieser Auslautverhärter, und ich bin auch einer von denen, die "das" mit kurzem a sprechen. Aber so recht und schlecht reimt sich's dann doch. Jedenfalls besser als piksen - mixen :-)

Comment#194AuthorSchreibsler (1021303) 01 Jul 15, 14:36

Stehen zwei auf der Brücke von versuchen sich an einem Dichterwettbewerb.

A:
Ich steh hier auf der Brück
und spuck den Fischen ins Genick.

B:
Ich steh hier auf der Brück
(zögert - überlegt)
und steck mir den Finger in den Arsch.

A: Aber das reimt sich ja gar nicht!

B: Aber es dichtet!

(Volksmund)

Comment#195Author Gilli (CH) (1046710) 02 Jul 15, 05:20

Aus einem Videospiel, eigentlich reimt es sich ganz schön, jedenfalls im deutschen, im englischen Original such ich den Reim und find ihn nicht. =/

Deutsch:

Aus Montsimmard eine Sängerin kam gefahren,
befleckt uns'ren Namen mit Lügen und Spott.
(In der Schule hasst' ich sie, sie zog mich an den Haaren.)
Für ihre Frechheit gehört sie aufs Schafott!

Englisches Original:

From far-off Montsimmard, a songstress comes,
with lies and thoughtless gibes insults our name.
(I hated her in school. She pulled my hair.)
We must not let her make these vulgar claims!

Also das "name = claims" geht mir auf, aber "comes" und "hair"?

Comment#196Author hm -- us (236141) 02 Jul 15, 08:59

Maybe that offending line is meant to illustrate how the speaker, in relapsing into childish pique, also totally loses his or her grip on heroic verse. (-:

Re Byron:
Apparently he also pronounced his hero's name 'Don Jew-an,' which ruined the whole poem for me as anything but low comedy of the Ogden Nash type. In that sense, Guadal-quiver could have been pretty funny -- but what's not funny is to think that the British seriously mispronounced all those Spanish words, which apparently they did and to some extent still do. Ah well.

Back toward the topic:
I asked a while ago in the Portuguese forum if there are any poems of this type, just funny with the rhyme itself being part of the humor, and the only person who saw the question, belatedly, couldn't think of any at all.

I wonder if some languages lend themselves to silly rhymes better than others, and if perhaps that's one reason we understand each other's sense of humor, to the extent that we do, here in En-De.

Does anyone have any examples of poems like this in a romance language (since that would be all I could follow)?

Or any other language with an example that you could explain to us, more or less?

Comment#197Author Gart (646339) 02 Jul 15, 09:23

Die eigene (englische) Aussprache einem fremdsprachigen Wort um eines schwachen Reimes willen unterzuschieben passiert den Zeitgenossen des Lord Byron häufiger. :-) William Makepeace Thackeray widmete sich Goethes "Leiden des jungen Werther" mit einem kleinen Gedicht namens "The Sorrows of Werther" unter anderem wie folgt:

Charlotte was a married lady,
And a moral man was Werther,
And for all the wealth of Indies,
Would do nothing for to hurt her.

In diesem Falle - er hält ersichtlich nicht viel von Werther - könnte Thackeray diesen Reim (sowie die Aussprache von Charlotte mit dem Ton auf der ersten Silbe) aber tatsächlich als ironisches Stilmittel verwendet haben.

So he sighed and pined and ogled,
And his passion boiled and bubbled,
Till he blew his silly brains out,
And no more was by it troubled.
//www.theotherpages.org/poems/thack01.html

Comment#198Author Leseratz (238114) 07 Jul 15, 00:32

In diesen Faden passt auch das in Ferienlagern einstmals populäre Lied Der Spatz, das ist ein Vögelein..., ein 'historischer Ohrwurm' der hartnäckigen Sorte, in dem es z. B. heißt:
"Kam ein Habicht an, kam ein Habicht an, hat die Spatzen umgebrungen,
doch im Bauch juchhee, doch im Bauch juchhee,
haben's lustig weitergsungen..."

Comment#199Author tigger (236106) 07 Jul 15, 14:00

@hm--us, das ist zwar nicht was du suchst, aber mir fallen dazu zwei kindliche und kindische Reime ein:
“Thank you very much - Englisch ist der größte Quatsch!“
“Parlez-vous Français - gschnittene Nudeln im Kaffee.“
Alles natürlich sehr deutsch auszusprechen, damit es sich auch reimt in Grundschülerohren...

Comment#201Author dirk (236321) 07 Jul 15, 14:23

und an den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern

Sonnez les matines - Alte Waschmaschine,
ding ding Dong - Knallbonbon.

Comment#202Author manni3 (305129) 07 Jul 15, 16:16


Le Böff - der Ochs, la Wasch - die Kuh,
Fermeh la Port - die Tür mach zu!

Comment#203Author Qual der Wal (877524) 07 Jul 15, 20:38

# 196: ich kann nur für Französisch sprechen. Ich habe mich erinnert, dass die Franzosen ziemlich viele absurde Trinklieder haben. Im Netz gesucht, z.B. das hier gefunden:

//www.mameilleurecuite.com/chansons-soir...

Und wenn man sich das dann mal ansieht, kann man feststellen, dass Französisch wirklich nur ganz selten überhaupt ein Problem mit Reimen hat, da sowieso alle Wörter irgendwie auf e (é, ée, er, ais, aix etc) enden oder u (ou, oux, ous) oder so enden. Ein falscher Reim würde da wahrscheinlich eher seltsam wirken.
Dafür verwenden sie dann aber expliziteste Texte - ich dachte, ich wäre da wahnsinnig tolerant, aber das bin ich offenbar doch nicht... ;-)

Hier ein harmloses, etwas bekannteres Beispiel:

Allons allons l’ami lève ton verre
Lève ton verre, lève ton verre

Allons allons l’ami lève ton verre
Et surtout ne le renverse pas !

Au frontibus, au ninsibus,
Au mentibus, au ventribus,
Au sexibus,
Aglouglouglou

Il est des nôtres, il a bu son verre comme les autres,
C’est un ivrogne, il a bu son verre comme une charogne !

Il est des nôtres, il a bu son verre comme les autres,
C’est un ivrogne, on le reconnaît rien qu’à sa trogne !

Comment#204Author Leseratz (238114) 07 Jul 15, 21:43

Danke, Manni3, den witzigen Spruch habe ich ja schon ewig nicht mehr gehört.

Frère Jacques, alte Jacke,
dormez-vous, dumme Kuh...

Comment#205Author tigger (236106) 07 Jul 15, 22:54

Ach ja, und der Zungenbrecher, den ich aus einem Gaston-Cartoon kenne:

Chez les Papous, il y'a les Papous papas et les Papous pas papas. Puis, chez les Papous, il y'a les Papous à poux et les Papous pas à poux. Alors, chez les Papous, il y'a les Papous à poux papas, les Papous à poux pas papas, les Papous pas à poux papas et les Papous pas à poux pas papas.

Comment#206Author Leseratz (238114) 09 Jul 15, 14:04

Enfach genial, Tigger!
Wieviel Pastis es wohl braucht um den Text auch noch fehlerfrei aussprechen zu können?
Nicht halb so schön chaotisch, aber zum Faden passend:

Wir kamen einst von Piemont und wollten weiter nach Lyon.
Ach im Beutel da herrschte Leere,
sans dessus dessous et sans devant derrière.
Burschen war'n wir drei, doch nur ein Sous!
Sans devant derrière sans dessus dessous.

Comment#207Author tigger (236106) 10 Jul 15, 09:32

Man muss nur ein bisschen naturtrüb sein wie Gaston. Er soll auf den kleinen Sohn der Nachbarin aufpassen und bringt ihn mit ins Büro. Mit den Papous unterhalten sie sich glänzend, bis Gaston was arbeiten soll und Fantasio den Kleinen plötzlich an der Backe hat... :-D (“Apapou!!!“)

Comment#208Author Gart (646339) 10 Jul 15, 09:48

Bülow, Nolle, Witte, Zoo...
Auf dem Dache sitzt ein Floh,
Der sich nicht zu helfen wo.
(Ringelnatz)

Comment#209Author late bird (666148) 22 Jul 15, 15:15

zu # 49:
soweit ich mich erinnere, heißt's

mein Englisch ist bemänglisch

Comment#210Author Gart (646339) 25 Aug 15, 08:30

Und zittern mag die ganze Welt,
Wenn sie die Geister schaut, die bleichen,
Wie sie, vom grellen Blitz erhellt,
Aus ihrer Gräbertiefe steigen!...
(Friedrich Nietzsche, Zum 18. Oktober 1862)

Vielleicht werden die Geister ja durch den Reim bleichen - steichen besänftigt. (Das Datum bezieht sich auf den 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig.)

Comment#212Author Gart (646339) 07 Oct 15, 10:06

Es sehr schöner Fress-Dich-Reim ist dieser hier von Ringelnatz - lautlich fällt es schwer, einen Einwand zu finden, weil niemand "bösesten" so deutlich ausspricht:

Seien Sie lieb zu den Hunden!
Auch zu den scheinbar bösesten.
Kein Mensch kann in Ihren schlimmen Stunden
Sie so, wie ein Hund es kann, trösten.

Comment#213Author Gart (646339) 07 Oct 15, 13:22

Johann Nestroy bekommt das Versmaß hin, indem er überzwerch Vokale schluckt:

Hab'n Sie 's schon g'hört, daß s' drent beim Rab'n
Mich heut hinausgeworfen hab'n?

Comment#214Author Gart (646339) 20 Oct 15, 08:32

Auch Konsonanten lassen sich um des Reimes willen runterschlucken:

Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese??
Oh, Sie unerhörter Ese ---
Nein, pardon! - (...)
(Ringelnatz, Der Bücherfreund)

Comment#215Author Gart (646339) 20 Oct 15, 08:49

Herr Wirt, was war das nächtens für
Ein gottverfluchter Tropfe?
Es schmerzt mich heute morgens schier
Ein jedes Haar am Kopfe!
Wie muß die edle Gottesgab'
Verschändet und verhunzt sein?
Mein Seel, was ich getrunken hab',
Das war wohl eitel Kunstwein!
(Ludwig Anzengruber)

Comment#216Author Gart (646339) 27 Oct 15, 19:28

Wie gern würde ich diesem Kind
Auch mal die Schuhe reinigen.
Jedoch sie sagt: "Baron, Sie sind
Ein dickes Schweinigen."
(Ringelnatz)

Comment#217Author Leseratz (238114) 28 Oct 15, 23:12

So kann man's auch beschreiben:

Wenn Papa Grappa schlabbert
mit schlappen Lippen bibbert
und Mamas Happen knabbert
beschwipst mit Tellern scheppert
und auf die Kippe sabbert
scheint Papa Mama deppert.

Von Dr. Georg Winter, Begründer der Sprechsportbewegung, dessen Hochgeschwindigkeitszungenbrecher mich immer wieder zum Schmunzeln bringen. Besonders schön und rasant ist seine Beschreibung eines Autorennens durch Südtirol in Form eines rasanten Schüttelreim-Gedichts. Leider finde ich den entsprechenden Link zum Text nicht mehr.

Comment#218Author MiMo (236780) 29 Oct 15, 06:33

@Leseratz:

Meinst Du etwas wie:

Ein Auto fuhr durch Gossensass
durch eine rechte Soßengass',
sodass die ganze Gassensoß'
sich über die Insassen ergoss.

Comment#219Author Leseratz (238114) 29 Oct 15, 10:44

@MiMo: Genau den, herzlichen Dank!

... und noch ein Verserl, das die seinerzeit beliebten 'Klapphornverse'*) auf den Arm nimmt:
Zwei Knaben stiegen auf einen Gletscher,
droben war einer dermatscht, der andere mätscher,
da sagt der Mätschere zum Matschen,
jetzt müassma nur wieder obi hatschen.

*) Als Ursprung der Klapphornverse gilt gemeinhin dieser hier:
Zwei Knaben trugen ein Klapphorn // der eine von hinten der andre von vorn.

Comment#220Author Gart (646339) 29 Oct 15, 10:58

@218: Verlangen nicht Versmaß und Schüttelung nach einem "...über die Insassen goß"?

Ringelnatz und kein Ende:

Hinaus aufs deutsche Land!

Reist aus! Steigt ein ins Eisenbahnkupee!
Packt eure Notdurft ins Gepäcknetz! – Zankt
Euch um die Plätze! – Winkt noch mal! – Und dankt
Gott! – Aber: Ne tirer la poignée!

Des Frühlings weltbekannte Poesie
Macht alle Wirte der Provinz so froh.
Solo in caso di
Pericolo.

Spuckt euer Städteweh
Durchs offne Fenster hinaus.
Wer kann dafür,
Wenn's trifft?! – Défense de cracher
Dans la voiture.

Comment#222Author Gart (646339) 29 Oct 15, 16:32

Doch bliebe flüssig nicht in glases haft
Als geist zurück des sommers filterung,
So wär mit schönheit auch der schönheit kraft
Geraubt – es schwände selbst erinnerung.

Das stellt einen Versuch Stefan Georges dar, Shakespeares Sonette (hier die Nr. 5) ins Deutsche zu übertragen. Kein Wunder, dass Karl Kraus die Vollmeise kriegt und sich selbst dransetzt:

Und bliebe nicht des Sommers süßer Geist
im Glase als ein schmerzlich blasses Wähnen,
dann lebte nichts, was Schönheit uns beweist,
und kein Besinnen bliebe und kein Sehnen.

Dies und noch mehr Sühne an Shakespeare ist hier zu finden: //gutenberg.spiegel.de/buch/gedichte-und...

Zum Vergleich das Original:

Then were not summer's distillation left,
A liquid prisoner pent in walls of glass,
Beauty's effect with beauty were bereft,
Nor it, nor no remembrance what it was:

Comment#223Author Gart (646339) 05 Feb 16, 08:19

»Du bist des Todes, Bube, sprich!«

Ruft Jener streng und fürchterlich.

»Wer hebt das Aug zu Kunigonden?« –

»Nun ja, ich spreche von dem Blonden. (...)«

Man glaubt kaum, dass diese unfreiwillig komischen Verse tatsächlich von Schiller stammen ("Der Gang nach dem Eisenhammer").

Comment#224Author pelican island (339101) 05 Feb 16, 08:23

Ohje - da hätte ich eher Heinz Erhardt vermutet...

Comment#225Author Leseratz (238114) 11 Feb 16, 17:00

Auweia, ich hätte #233 glatt für Literaturkabarett oder Satire gehalten.

"Wer rubbelt, der jubelt." verspricht ein Werbeplakat für Rubellose, an dem ich heute vorbei gekommen bin.

Comment#226Author wor (335727) 11 Feb 16, 17:19

Der Spekulant, der rubellose, jubelt frech

wer sich vertan mit dem Yuan,

seine Chancen hat vertan,.

So ein Pech, das Geld is' wech.

Comment#227Author Stravinsky (637051) 11 Feb 16, 18:37

#226:

Verleser: Rubbellose (?) --> rubellose (!)

Comment#228Author tigger (236106) 11 Feb 16, 23:04

Nicht doch, die Inspiration dazu findest du im Posting davor.
Sehr hybsch, wor.

Comment#229Author Leseratz (238114) 14 Feb 16, 19:31

Stravinsky, Du hast recht, gemeint waren Rubbellose.

Den Werbespruch finde ich übrigens (erheiternd) missverständlich, vor allem, wenn jemand nicht weiß, dass es dabei um Lotterielose geht.

Comment#230Author Analphabet (1034545) 15 Feb 16, 01:00

Stimmt. Hört sich nach komischer Krankheit an:

Er leidet an Rubbellose.

Comment#231Author Gart (646339) 15 Feb 16, 08:29

Noch eine Perle semidialektaler Verskunst, hier von Gerhard Bronner: "Der Papa wird's schon richten".

Und brauch ich einen Posten

Dann lasst er sich's was kosten

Sonst frag ich mich - zu wos denn

Ist er sonst da?

Comment#232Author lyri (236943) 15 Feb 16, 08:54

Hier eine gewollte Wortveränderung von Robert Gernhardt.

Seht ihn an, den Dichter.

Trinkt er, wird er schlichter.

Ach, schon fällt im gar kein Reim

auf das Reimwort Reim mehr eim.

Aus "Folgen der Trunksucht"

Comment#233Author Gart (646339) 15 Sep 16, 09:11

Im Französischen sind Reime auf identisch geschriebene Wörter erlaubt, die lediglich einen anderen Sinn tragen:

Le sépulcre solide où gît tout ce qui nuit,

Et l'avare silence et la massive nuit.

(Mallarmé)

Auf Deutsch geht das nicht:

Ich lasse Euch schön grüßen

mit meinen besten Grüßen!

Wie könnte ich's auch wagen

zu fahr'n mit Euerm Wagen!

Comment#234Author Stravinsky (637051) 15 Sep 16, 09:39

gewollte Wortveränderung (#232):

There was a young man of Tralee

Who was stung on the neck by a wasp

When asked did it hurt,

he replied not at all.

It's a good job it wasn't a hornet.

(Anon.)

Comment#236Author JanZ (805098) 15 Sep 16, 09:57

Zu #232 und #234 fallen mir zwei meiner geliebten Schobert-und-Black-Limericks ein.

Ein Limerickdichter in Znaim

Der ging dem Wort "Znaim" auf den Leim.

Doch wie er sich mühte

In Zorn und in Güte,

Er fand auf "Znaim" keinen Reim.

Ein Bösewicht aus Alicante

Erschlug mit dem Beil seinen Onkel.

Er bestieg nach dem Mord

Einen klapprigen Opel

Und floh in die Gegend von Zypern.

Comment#237Author tigger (236106) 15 Sep 16, 11:03

Klasse! Reimt sich was auf Znojmo?

Ein Limerickdichter in Znaim

der fand auf Znaim keinen Reim.

Da bestieg er seinen Flymo

und mähte den Weg bis nach Znojmo.

Äh, naja. *inmichgehunddortbleib*

Comment#238Author late bird (666148) 16 Sep 16, 15:43

Wahnsinn!

Aber nach a-a-b-b müsste noch eine a-Zeile her:

selbst für's Böhmische fand sich ein Reim.

Comment#239Author manni3 (305129) 16 Sep 16, 16:18

Ein Limerickdichter in Znaim

der fand ja auf Znaim keinen Reim.

Da lief er bei Neumond

den Weg bis nach Znojmo

und ging dann zufrieden gleich heim.

◡—◡◡—◡◡—

◡—◡◡—◡◡—

◡—◡◡—◡

◡—◡◡—◡

◡—◡◡—◡◡—

Comment#240Author Gart (646339) 14 Mar 17, 10:04

Heine ist immer ein dankbares Feld für gewagte Reime - hier im "Wintermärchen" der unheimliche Dämon, der dem Dichter in der deutschen Mondnacht folgt:

Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit,

Kein grabentstiegener Strohwisch,

Und von Rhetorik bin ich kein Freund,

Bin auch nicht sehr philosophisch.

Comment#241Author lyri (236943) 14 Mar 17, 11:19

Schobert und Black hatten in den 70ern folgende Lösung für Znaim

Ein Limerickdichter in Znaim

der ging dem Wort Znaim auf den Leim.

So sehr er sich mühte

in Zorn und in Güte,

er fand auf Znaim keinen Reim.

Man sollte etwas mehr nachlesen. In #236 steht es schon groß und breit. Schulligung.

Comment#242Author Pinscheline (1070141) 14 Mar 17, 16:17

Der unsterbliche Heinz Erhardt mit dem sicher schönsten Beispiel für Zeugma:

Das Kind hängt an der Mutter,

der Bauer an dem Land,

der Protestant an Luther,

das Öbild an der Wand.

Der Weinberg hängt voll Reben,

der Hund an Herrchens Blick,

Der eine hängt am Leben,

der andere am Strick...

Comment#243Author Gart (646339) 14 Mar 17, 16:29

Nelson war unser Kriegsgott, ohne Frage,

Und ist es noch dem herzlichsten Bekenntnis;

Doch von Trafalgar tönet kaum die Sage,

Und so ist Flut und Ebbe wetterwendisch.

Und das bei Goethe ("Byrons Don Juan")! Aber es geht noch grausamer:

[...] Gewöhnen

Mocht ich wohl nach und nach den Sinn,

Mich zu vergnügen;

Allein sobald ich mündig bin,

Es sinds die Griechen!

Comment#244Author Gart (646339) 06 Jul 17, 16:41

Auch das ist Goethe:

A. Was widert dir der Trank so schal?

B. Ich trinke gern aus dem frischen Quall.

Comment#245Author lyri (236943) 06 Jul 17, 20:42

Gart, der Herr Geheimrat hat lange in Weimar gelebt. Dort reimt sich Vergniechen selbstverständlich auf Griechen. ;-)

Comment#246Author Gart (646339) 04 Sep 17, 14:29

Du hast ja so recht. Hervorhebungen von mir.

Ein Siegelring ist schwer zu zeichnen;

Den höchsten Sinn im engsten Raum;

Doch weißt du hier ein Echtes anzueignen,

Gegraben steht das Wort, du denkst es kaum.

(Goethe: West-östlicher Diwan)

Comment#247Author JanZ (805098) 04 Sep 17, 14:50

Ist das dem Wohnort in Weimar oder eher der hessischen Heimat geschuldet?

Comment#248Author Gart (646339) 04 Sep 17, 15:15

Du hättest nur wie vor und eh'

'was Kellerei betrieben

Und dir sei anorganische

Chemie ganz fremd geblieben?!

(Ludwig Anzengruber)

Anorganischeh.

Comment#249Author JanZ (805098) 04 Sep 17, 15:21

Dabei betonen doch Chemiker nicht nur die anorganische, sondern zur Verdeutlichung des Unterschiedes auch die organische Chemie auf der ersten Silbe (jedenfalls tat das meine Chemielehrerin).

Comment#250Author Stravinsky (637051) 04 Sep 17, 15:45

Anorganisch, ey! Boah, ey!

Comment#252Author JanZ (805098) 04 Sep 17, 16:28

Ein "e" wäre aaO möglich, aber nicht nötig, eher schon abträglich.

Vielleicht war das -e- damals noch nicht fakultativ?

Comment#253Author Gart (646339) 04 Sep 17, 16:55

Offenbar zumindest nicht so, dass der Apostroph gänzlich unverzichtbar wäre. Nach Goethes Zeit sowieso zahlreiche Belege, wenn man so nachsieht, etwa bei Eichendorff, aber schon Abraham a Sancta Clara im Jahrhundert vor Goethe (zumindest nach den Grimms): sie kraust und zaust ihre haar und ziechts streng (Judas1, 101), dito wohl Chr[istian?] Reuter, geb. 1655, er schmeist dich sonst vor sich und zaust dir deinen kopff. Und sogar Goethe selbst: die kurzen haare sind unter allen dreizehn figuren am stärksten gekraust. Vollends in den Xenien, die er zusammen mit Schiller zu verantworten hat:

Die dreyfarbige Kokarde.

Wer ist der Wüthende da, der durch die Hölle so brüllet,

Und mit grimmiger Faust sich die Kokarde zerzaußt?

Comment#254Author Gart (646339) 05 Sep 17, 17:02

Unreine Reime schwäbischer Färbung aus Schillers Feder - Hervorhebung durch mich:

„Nehmt hin die Welt!“, rief Zeus von seinen Höhen

Den Menschen zu. „Nehmt, sie soll euer sein!

Euch schenk ich sie zum Erb’ und ew’gen Lehen

Doch teilt euch brüderlich darein!“

Da eilt’, was Hände hat, sich einzurichten,

Es regte sich geschäftig Jung und Alt.

Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,

Der Junker birschte durch den Wald.

(Die Teilung der Welt)

Comment#255Author virus (343741) 05 Sep 17, 17:17

(>Die Teilung der Erde.) Ich hab's grad nachgesehen, weil ich wissen wollte, ob "birschte" ein Tippfehler war... :-)

Comment#256Author Gart (646339) 05 Sep 17, 18:43

...oops :-)

Comment#258Author Selima (107) 07 Sep 17, 09:03

Wobei "gewest" eine Nebenform zu gewesen ist, die in manchen Dialekten heute noch fortlebt (z.B. in dem meiner Oma aus dem Ries).

Das Grimm-WB:

gewest , participiales adjectiv, nebenform zu gewesen II (s. d.) nach analogie der sogenannten schwachen flexion gebildet.

//woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgu...

Comment#259Author Harri Beau (812872) 07 Sep 17, 09:06

Ja, aber wie spricht sich der Spruch aus?

Comment#260Author Stravinsky (637051) 07 Sep 17, 09:30

Wobei "gewest" eine Nebenform zu gewesen ist, die in manchen Dialekten heute noch fortlebt (z.B. in dem meiner Oma aus dem Ries). (#258)

Ja, aber doch mit langem e, oder (gewehst statt gewesst)? "Best – gewehst": *schauder*. Übrigens heißt es hier im Schwabenland gwäh.

Comment#261Author JanZ (805098) 07 Sep 17, 10:46

Im Niederländischen heißt es auch geweest mit langem e.

Comment#262Author Selima (107) 07 Sep 17, 10:59

Meine Oma sprach's kurz, also [gwest] - insofern fand ich das nicht unpassend. Das Ries liegt am Übergang vom schwäbischen zum fränkischen Sprachgebiet. Da, wo ich aufgewachsen bin, heißt es [gwea].

Comment#264Author Selima (107) 07 Sep 17, 11:47

das weibsvolk hier ganz störrisch ist,

weil's tag und nacht französisch liest;

das mannsvolk, in Paris gewest,

nur das theatrum hält fürs best'

wo alles züchtiglich geschicht

und alles in sentenzen spricht.

Gotter an Göthe. s. Göthes werke 56, 68;

[Beleg im Grimm-WB] ... auch hier sicherlich kurz :-) Allerdings auch das "liest". Und "geschieht" ward auch angepaßt.

Comment#265Author Stravinsky (637051) 07 Sep 17, 13:52

#264: Perhaps the best-known instance of geschicht (= geschieht) is from “Du meine Seele, singe” by Paul Gerhardt (Evangelisches Gesangbuch 302):

Gott hält sein Wort mit Freuden, und was er spricht, geschicht

Comment#266Author Gart (646339) 07 Sep 17, 14:12

... Und wahrt das Feuer und das Licht,

Dass dieser Stadt kein Leid geschiecht

Und lobet Gott den Herren!

(Clemens Brentano: Gockel, Hinkel und Gackeleia)

//books.google.de/books?id=uW5WzPotVdAC...

Ein Juwel: eine altertümelnde Wendung, die auch noch suebisiert ist - oder ist das schon Weimarer Einfluss? Dann noch Weite/Beute. Aus Schiller "Wilhelm Tell" (III. Aufzug, 1. Szene) //de.wikisource.org/wiki/Wilhelm_Tell/D...

Ihm gehört das Weite,

Was sein Pfeil erreicht,

Das ist seine Beute,

Was da kreucht und fleugt.

Edith trägt noch etwas von Karl Kraus nach ("Der Wiener spricht"):

Wir brauchen keinen Richter nicht.

Uns protegiert das Weltgericht,

daß unsereins kein Unrecht g'schicht.

Und wenn die Welt zusammenbricht,

wir richten's bei der Weltgeschicht'. (..)

Comment#268Author Gart (646339) 07 Sep 17, 14:30

Die Nahrungsfrage abzuwickeln,

findet der Dialekt Verwendung.

Er hat es schwer mit den Artikeln

und leugnet doch der Speisen Endung.

Ach Gott, es fehlt uns an der Fetten,

wir müssen fleischlos uns bequemen.

Wenn wir nur einen Butter hätten,

wir würden auch die Schinke nehmen.

(Karl Kraus: Wiener Mahlzeit)

Comment#269Author Gart (646339) 07 Sep 17, 15:58

Wer vom Kreuchen und Fleuchen spricht, sollte vom Zeuchen nicht schweigen, das die Reimmöglichkeiten ins Ungemessene vermehrt. Man kann derlei nicht nur auf "scheuchen", sondern auch auf "erbleichen" reimen.

Wer weint nicht, wenn bei Romas Siegesgrüssen,

wann auf zum Capitol die Heerschaar zeucht,

gefesselt zu des Triumphirers Füssen,

knirschend der Krieger, bang sein Weib erbleicht,

wenn von des Rheines heimischen Gestaden

der Enkel Romuls den Germanen scheucht,

um, folgend ihm auf nie betretnen Pfaden,

der Knechtschaft und der Arbeit schnöde Last

auf des Barbaren freies Haupt zu laden?

(Wilhelm von Humboldt)

Comment#270Author Stravinsky (637051) 07 Sep 17, 18:02

Wieder Paul Gerhardt: Im alten Evangelischen Kirchengesangbuch – immerhin noch bis 1996 in Gebrauch – hieß das Lied EKG 105 Zeuch ein zu deinen Toren; erst jetzt im „neuen“ Evangelischen Gesangbuch heißt es Zieh ein zu deinen Toren (EG 133).

Comment#271Author Gart (646339) 08 Sep 17, 08:18

Auf Rebenbergen fern und nah,

Am hohen Cap, zu Malaga,

Zu Hochheim, Cypern und Burgund

Troff Nektar schon für meinen Mund.

Auch mir führt unter Tausenden

Das reiche Schiff aus Indien

Gewürz und edle Spezerei

Und Saba's Bohnen mit herbei.

(Gottfried August Bürger: Danklied)

Comment#272Author Harri Beau (812872) 08 Sep 17, 08:35

Sieht mein Kleinmuth auch Gefahr,

Fürcht ich auch zu unterliegen,

Christus beut die Hand mir dar,

Christus hilft dem Schwachen siegen.

Daß mich Gottes Huld verficht,

Das ist meine Zuversicht.

Evangelisches Gesangbuch 1839

Comment#273Author Gart (646339) 08 Sep 17, 08:46

Überhaupt, dieses beuen, geußen und fleußen - zum Geußen hatten wir sogar schon einen eigenen Faden: related discussion: Bedeutung des Wortes "geuß"

Komm theile diesen Schatz mit mir,

Er ist von Thränen feucht;

Den roch ich eben, ruft das Thier,

Verschlingt ihn und entfleucht.

(Gottlieb Konrad Pfeffel: Der Freund in der Noth)

Comment#274Author Harri Beau (812872) 08 Sep 17, 09:22

Wohlan, Geliebte, komm, entschließe dich –

Komm, folge mir, laß unser Loos uns theilen,

Laß uns dem tück'schen Boden schnell enteilen, -

Der unter uns erbebt, der nach dem Blut Montrose's lechzt,

laß uns der mildern Flut Vertrau'n,

sie wird zum sichern Port uns bringen,

Wo uns kein Haß, kein Beil mit Trennung dräut, -

Wo sich ein Plätzchen unsrer Liebe beut,

In das Verrath und Mordgier nimmer dringen.

...kein Beil mit Trennung dräut - welch Solennität aus diesem Worte spricht!

Comment#275Author Stravinsky (637051) 08 Sep 17, 09:57

… drei gute Dinge fein, damit ich mich erquick:

Das erste tun uns machen die Instrumente gut,

welche zu diesen Sachen die Kunst bereiten tut.

Das andere bietet fein ein zartes Jungfräulein.

Das dritte unser Wirt uns beut. Seid fröhlich drum zu dieser Zeit.

Fahr hin, Trauer und Leid!

D. Friderici (1584-1638), Wir lieben sehr im Herzen

Comment#276Author Gart (646339) 08 Sep 17, 10:09

Das "beut" ist häufig zu finden:

Weg das Hassen! weg das Neiden!

Sammeln wir die klarsten Freuden,

Unterm Himmel ausgestreut!

Auf dem Wasser, auf der Erde

Sei's die heiterste Gebärde,

Die man dem Willkommnen beut.

(Goethe: Faust. Der Tragödie zweiter Teil)

Auch gebeugt, wie hier in der Übersetzung der "Lusiaden" von Otto Freiherr von Taube:

Ja, wirkt Ihr dann, dass gleich wie der Meduse

Gesicht der Atlas so das Eure scheut,

Oder wenn im Gefild von Ampeluse

Auf Mohrenfesten Ihr den Sturm gebeut...

Hier ist etwas anderes von Mörike:

Die Trommel müßt' eine Schüssel sein;

Ein warmes Sauerkraut darein;

Die Schlegel, Messer und Gabel,

Eine lange Wurst mein Sabel [...]

Und weil es mir an Lichte fehlt,

Da scheint der Mond in mein Gezelt:

Scheint er auch auf Franzö'sch herein,

Mir fällt doch meine Liebste ein...

(Mörike: Der Tambour)

Comment#277Author Norbert Juffa (236158) 10 Sep 17, 01:23

Besonders viel Spaß muss Serge Gainsbourg gehabt haben, als er den Song "Comment te dire adieu" für Françoise Hardy schrieb, in dem jede zweite Zeile auf "ex" reimt! Hier nur eine Kostprobe (wegen Urheberrecht), bei YouTube findet man ohne Probleme den ganzen Song:

Sous aucun prétex-

te je ne veux

Devant toi surex-

poser mes yeux

Derrière un Kleenex

je saurais mieux

Comment#278Author Harri Beau (812872) 10 Sep 17, 12:05

Melisse, Balsam, Münze grün

Nur karg hinzu gethan,

Damit die Würzen allzu kühn

Euch nicht das Haupt umfahn.

So sparsam menget auch hinzu

Das kaum entspross'ne Laub,

Den animalischen haut goüt,

Sanct Johann's schwarzer Traub'.

(Aus dem Weintranklied von Dr. B. Rückel)

Welches Verb wurde denn für umfahn verbogen? Umschlingen, umwehen, so kann man es sich vorstellen.

Dem Dichter kam es oftmals gerade recht:

Und bis du diese hohe That gethan, - -

Darf nimmermehr die Ruhe dir behagen,

Darf keine Krone mehr dein Haupt umfahn,

Darfst du kein andres Schwerdt zur Seite tragen.

Sieh auf dem Schild den weissen Adler an!

Er wird sich keiner hohen That entschlagen;

Denn dieses Bild, dies Zeichen, hochverehrt,

Ist des Triumphs ob jedem andern werth.

(Matteo Maria Boiardoʼs Verliebter Roland zum erstenmale verdeutscht)

Wenn seine Wässer immer gleich Adrias auch rauschen:

Lacht doch der Sonne Antlitz nicht minder herrlich d'rin;

Und wenn auf seinen Wellen die Träume mich umfahn,

Schreckt mich von naher Höhe kein donnernder Vulkan.

Comment#279Author MiMo (236780) 10 Sep 17, 12:09

umfahen / umfahn = umfangen (laut DWB)

Comment#280Author manni3 (305129) 10 Sep 17, 12:15

Bei Grimm:

umfangen und umfahen (vgl. teil 3, 1236), vb., untrennbar; in älterer zeit vereinzelt in getrennter gestalt, z. b. umzefahen

Comment#281Author Gart (646339) 10 Sep 17, 13:49

Weitere derartige altertümliche Wendungen - die unter Umständen auch in der Moderne zum Reimen herangezogen werden, ich kenne z. B. einen Text aus dem Dritten Reich, der (ich will ihn hier nicht wiedergeben) "Fahn" auf "lan" reimt, dem dabei allerdings das Altertümelnde dieser Wendung willkommen ist:

Von Wahrheit will ich nimmer lan,

das soll mir bitten ab kein man;

auch schafft zu stillen mich kein wer,

kein bann, kein acht, wie fast und ser

man mich damit zu schrecken meint,

wiewol meine fromme Mutter weint,

da ich die sach het gefangen an.

Gott wöll sie trösten! Es muß gan...

(Ulrich von Hutten)

Ich schwing mein Horn ins Jammerthal,

Mein Freud ist mir verschwunden,

Ich hab gejagt, muß abelahn,

Das Wild lauft vor den Hunden...

Kein Hochgewild ich fahen kann,

Das muß ich oft entgelten;

Noch halt ich stets auf Jägers-Bahn,

Wiewohl mir Glück kommt selten...

(Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn: Aufgegebne Jagd)

Herr, du wollst uns vorbereiten

zu deines Mahles Seligkeiten;

sei mitten unter uns, o Gott!

Laß uns, Leben zu empfahen,

mit glaubensvollem Herzen nahen

und sprich uns los von Sünd und Tod!

(Friedrich Gottlieb Klopstock)

And now for something completely different: Stefan George ist - siehe bereits oben #222 - öfter für Reime gut, denen man anzumerken meint, dass es sich um Verlegenheitsreime handelt. So steht hier, wo mit "feld", "saat" und "gau" Landrattenvokabular herangezogen wird, auf einmal unvermittelt ein Maat. (Nun gut, für das, was man mal ein "Feld der Ehre" nannte, kommt auch der Skagerrak in Frage.) Da muss man in der Etymologie schon ganz schön weit zurückgehen, dass das Wort nicht nach Seewind und Seetang schmeckt, und auch dann fragt sich, warum "Maat" neben "Mann" zu stehen kommt. Oder übersehe ich etwas?

Nachdem der kampf gekämpft das feld gewonnen

Der boden wieder schwoll für frische saat

Mit kränzen heimwärts zogen mann und maat:

Hat schon im schönsten gau das fest begonnen

Comment#282Author virus (343741) 10 Sep 17, 18:55

Nur um des Reimes willen? Da darf das nicht fehlen:

Das ästhetische Wiesel

Ein Wiesel

saß auf einem Kiesel

inmitten Bachgeriesel.

Wißt ihr

weshalb?

Das Mondkalb

verriet es mir

im Stillen:

Das raffinier-

te Tier

tat's um des Reimes willen.

(c) Christian Morgenstern

Comment#283Author tigger (236106) 10 Sep 17, 22:34

Gehört das nicht in den Trennungswahnsinn-Faden? :-)

Comment#284Author Harri Beau (812872) 11 Sep 17, 08:37

#281: Vielleicht wurde bei dem Maat eine Maus verwurstet?

...heimwärts zogen Mann und Maus? Wo bleiben da Kind und Kegel, fragt sich der Leser. Oder hat das niederländische maat (Kamerad, Partner , Genosse) etwas damit zu tun?

Wie auch immer, "Dichtung und Volkstum" - (Band 35 - Seite 258) rühmt: ....welche pfeilerhafte Begrenzung im zweiten Vers durch die Gleichklänge : «Mann und Maat", welcher Schmelz der Vokale in den vier folgenden Versen, welche Helligkeit über dem letzten Vers....

Comment#285Author Gart (646339) 11 Sep 17, 09:47

Karl Kraus (Die Sprache, suhrkamp Frankfurt am Main 1987, S. 338) ist da weniger enthusiatisch: "Ein Schulbeispiel für das Gegenteil bei vollster lautlicher Erfüllung bildet ein Reim Georges in einem auch sonst verunglückten Gedicht (»Der Stern des Bundes«) [...] Von allem orthographischen und interpunktionellen Hindernis abgesehen: nur lesbar und syntaktisch zugänglich, wenn man sich die Imperfekta der Mittelverse - welche unmöglich von 'nachdem' abhängen könnten - als eingeschaltete Aussage zwischen Gedankenstrichen denkt. Aber welch einen Mißreim bedeutet dieses 'Maat' (Schiffsmaat, Gehilfe); welche Überraschung für die Saat, die doch von Natur höchstens auf Mahd gefaßt wäre. Wie wenig sind hier die zwei Gedanken einverstanden und wie anschaulich fügt sich das Beispiel in das Kapitel der Beiläufigkeiten, 'mit denen dichterische Werte besät sind'." (im Internet hier)

Mit den "zwei Gedanken" bezieht sich Kraus auf eine von ihm selbst verfasste Gedichtzeile:

Er [sc. der Reim] ist das Ufer, wo sie landen,

sind zwei Gedanken einverstanden.

Comment#286Author Harri Beau (812872) 11 Sep 17, 14:36

Vielleicht hat er bei Luise „Lulu“ Elisabeth von Strauß und Torney geklaut:

Verlorne Fahrer ohne Weg und Pfad,

Blaujacken, graue Kerle, blasse Weiber,

In matten Armen schlaffe Kinderleiber,

Gesunkner Schiffe Volk mit Mann und Maat,

Verschollne Trachten, längst vergessene Namen,

Alle, die gingen und nicht wiederkamen.

Oder sie von ihm, das müsste man noch recherchieren.

Comment#287Author Gart (646339) 12 Sep 17, 09:18

Aus der irischen Nationalhymne:

Tonight we man the bearna baoil

In Erin's cause, come woe or weal

Ein Ire, den ich das mal zu sprechen bat, sprach "baoil" mit einem Schwa aus, wie das türkische i-ohne-Punkt oder das russische ы: "byl". Das wäre dann wohl ein unreiner Reim, aber ein (1) Ire ist eine wackelige empirische Basis. Wer weiß Genaueres?

That first September day was blue and warm,

Flushing the shaly flanks of Penmaenmawr;

While youths and maidens, in the lucid calm

Exulting, bathed or bask'd from hour to hour

(Charles Tennyson Turner)

Ob "Penmaenmawr - hour" ein reiner Reim ist? Weiß jemand was näheres?

Comment#288Author Harri Beau (812872) 12 Sep 17, 09:35

Ich meine schon, zumindest in Wales. Ein „w“ wird dort wie ein „u“ ausgesprochen.

~~

Hier habe ich etwas dazu gefunden: //seasidedonkey.co.uk/welsh/

Penmaenmawr – pen + mine + maw (like Chairman Mao) + r (and roll the 'r' if you can)

Comment#289Author MiMo (236780) 12 Sep 17, 11:13

"The name Penmaenmawr (/ˈpɛnmaɪnˌmaʊr/) is the Welsh for 'Head of the Great Stone', or 'Great Headland of Stone' contrasting with Penmaenbach; Pen meaning 'head', maen meaning 'stone' and mawr meaning 'great', 'large', big etc." (en.Wikipedia)

Comment#290Author Gart (646339) 24 Sep 17, 11:16

In Wilhelm Müllers "Schöner Müllerin" finden wir:

Will suchen einen Zypressenhain,

Eine Heide voll grünem Rosmarein...

Und bei Rilke einen buschigen äh buschmäßigen Reim ("DIe Sonnenuhr"):

Selten reicht ein Schauer feuchter Fäule

aus dem Gartenschatten, wo einander

Tropfen fallen hören und ein Wander-

vogel lautet, zu der Säule,

die in Majoran und Koriander

steht und Sommerstunden zeigt...

Comment#291Author MiMo (236780) 24 Sep 17, 11:38

Die Form "Rosmarein" haben auch andere Dichter benutzt (nach DWB):

wie sich zusammen reimen

neglin und roszmarein.

(P. Denaisius bei Opitz, 1624)

nun wolauf, ihr ander hirten,

brecht und schnüret kräuter ein,

lorber, balsam, palm und myrthen,

meiran und rosmarein.

(Spee, Trutznachtigall, 1649)

Comment#292Author Gart (646339) 29 Sep 17, 18:23

Ringelnatz revisited. Aus "Dem Bräutchen!":

Stimmet ein, dass alles schüttert,

Ledig und verehelicht:

Otti Bött'cher ist vermittert

Und kein Fräulein nicht mehr nicht.

Abgesehen von der originellen Mehrfachverneinung: kommt "vermittert" von "vermittelt" oder gibt es das Wort irgendwo?

Dann klappt sie die Kassette zu

Und fährt sofort nach "Kathisruh"

Allwie - falls Leser Du's nicht weißt -

Ihr Schloß in Wolfratshausen heißt,

Das wunderbar, geheimnisvoll

Und sehr gemütlich seien soll.

Von einem in der Blüte seiner Jahre von ungemütlichen Münchnern Dahingerafften:

Er starb in seiner Blütezeit

An Münchener Gemütlichkeit.

Comment#293Author Harri Beau (812872) 11 Oct 17, 16:05

Ah, Paris! Schaut an die Kähne

auf dem Wasser von der Seine.

[...]

(Das ABC der Seine-Stadt Paris von James Krüss)

Comment#294Author Gart (646339) 01 Nov 17, 13:08

In "Chicago - The Musical" wird im Song "Razzle Dazzle" balance auf talents gereimt. Man stutzt zuerst (aus optischen Gründen), aber es scheint mir ein reiner Reim zu sein. Oder?

Comment#295Author BenatarsComrade (1182552) 02 Nov 17, 22:54

Ich hab mal im WP:Café versucht, eine Erlkönig-Parodie zur Bundestagswahl dichten. Fertig ist sie noch (immer) nicht. Und wer will, kann mitmachen!

Wer fuhr da so früh durch Nacht und Wind?

Es war der Wähler, das tumbe Rind

sein Auto, ein Diesel, voll manipuliert,

beim Setzen des Kreuzes, da war er pikiert.

Mein Ossi, was birgst du so bang dein Gesicht? -

Siehst Mutti, du den Flüchtling denn nicht?

Den Muselmann, Vorsicht: Mit Schwert und Koran!? -

Mein Ossi, das ist mein Freund, der Sultan!

Die Grenze ist auf - oh nein, sie kommen zuhauf'!

Muselmänner und Nafris - unser Land rühren sie auf!

Es hallt durch die Straßen "Merkel muss weg!"? Nazis! Aber wir waren's nicht!

Holen wir Deutschland zurück - und auch das Matterhorn! Alternativlos - mit uns nicht!

Mein Grüner, was birgst du so bang dein Gesicht? -

Siehst Mutti du die Städte denn nicht?

Leben mit Stickoxid, Feinstaub und CO2 -

Mein Grüner, ein Update und das ist vorbei!

Das Update, das Update... das hilft doch nicht viel -

Erst recht nicht bei unserm Klimaziel!

Benzin und Diesel nach zweitausenddreißig -

und die Straßen sind niemals mehr eisig!

Mein Gelber, was birgst du so bang dein Gesicht? -

Siehst Mutti du die Schulen denn nicht?

Lernen kaum möglich, Sanierung zu teuer -

Mein Gelber, wir unterstützen Burundi auch heuer.

Die Zukunft, die Welt, sie wird digital san, -

Doch der Fortschrittsbalken kommt kaum hinten an!

Ja, der Download stockt, er schlägt gar fehl -

Wo ist hier das Glasfaserkabel?

Mein Sozi, was birgst du so bang dein Gesicht?

Siehst Mutti du die Alten denn nicht?

Auch Jordie warnt - Personal nicht in Sicht!

Mein Sozi, Versprechen hilft aber nicht!

St. Martin, St. Martin, Opposition oder Tod!

Sonst wählt schon ganz bald niemand mehr rot!

Armut, Siechtum, Hartz IV und §12, -

Für euch geht es nur noch ganz knapp über zwölf!

Mein Linker, was birgst du so bang dein Gesicht?

Siehst Mutti, du, Terrae Zustand denn nicht?

Ar-Raqqa, Mossul, Idlib und Dara'a - doch du hofierst stets die HK

Mein Linker, ich sage: Kampf der AK! Raus aus der NATO? Das wär' doch gaga!

Arm trotz Job? Mein Leben ist doch nicht das Wahre!

Ohne einen dritten Job, mir helfen nur noch Formulare

Euer Reichtum? Menschen gefoppt und ihr setzt's auch noch ab!

Ich schufte ehrlich, aber fast die Hälfte geht ab!

Comment#296Author Gart (646339) 03 Nov 17, 14:52

Fertig ist sie noch (immer) nicht. Und wer will, kann mitmachen!

Dazu rufe gerne in einem anderen Faden auf. Mit dem Thema dieses Fadens hat das leider nichts zu tun.

Comment#297AuthorGolikaterle (1185381) 08 Nov 17, 11:02

Kann mir bitte einer weiterhelfen?

Von einem "Nonsense"-Gedicht fällt mir nur der Anfang ein, wie geht es weiter?

Dunkel war's, der Mond schien helle.

Lautlos brüllte die Natur,

als ein Wagen blitzeschnelle

langsam um die Ecke fuhr.

Dann war da noch was mit stehenden Herren, aber leider lebt die Oma schon lange nicht mehr, die das Teil manchmal zitierte.

Tante Google schwieg mich leider an...

Und ja, ich weiß, dass da kein Reim gefressen wird.

Was hat Pumuckl immer gesagt?

"Ich mach jeden Schabernack - und niemand steckt mich in den Sack." "Kobolde versprechen nicht, weil man sich zu leicht verspricht." "Ui, das reimt sich sogar, und was sich reimt, das stimmt." "Klaue nie ein Herz zum Scherz, denn es macht sonst jemand Schmerz."

Was sich reimt ist immer gut?

1 "Ich bin klein, mein Herz ist rein, ich will auch nie wieder so böse sein." 3 "Einen Dieb hat niemand lieb." 4 "Ich geh schaukeln." 5 "Ih, Käse!

Was sich reimt das?

Von Besuchern als passender Reim bewertet:.

Wie lange gibt es schon Pumuckl?

Ab 1965 illustrierte von Johnson die Pumuckl-Bücher. 1982 erschien der Kinofilm "Meister Eder und sein Pumuckl" mit Gustl Bayrhammer in der Rolle des Meister Eder; kurz darauf folgten die Fernsehserien.

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