In welchen Ländern gibt es Magnetschwebebahnen?

29. Juni 2020

Die Magnet­schwe­be­bahn: Japans Jahrhundertprojekt

Der Maglev auf der Teststrecke in der Präfektur Yamanashi. YMZK-Photo / Shutterstock.com

Es ist das Mega-Projekt des 21. Jahrhunderts. Der JR-Maglev, Japans erste Magnetschwebebahn, soll ab 2027 die Haupt­stadt Tokio mit der Gross­stadt Nago­ya ver­bin­den. Die Distanz von 286 Kilo­me­tern wird der futu­ris­ti­sche Zug mit einer Betriebsgeschwindigkeit von etwas über 500 Stun­den­ki­lo­me­tern in gera­de mal 40 Minu­ten bewäl­ti­gen. Der heu­ti­ge Hoch­ge­schwin­dig­keits­zug Shink­an­sen benö­tigt hierfür 90 Minu­ten. In einer zweiten Etappe wird die Strecke dieses sogenannten Chuo-Shinkansen1 bis nach Osaka verlängert. Bis 2037 soll es soweit sein. Anstatt 145 Minuten wird diese Fahrt nur noch 67 Minuten dauern.

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Im Gegensatz zum klassischen Tokaido-Shinkansen (Asienspiegel berichtete), der durch Wohngebiete und entlang der Pazifikküste fährt, wird der neuartige sogenannte Chuo-Shinkansen kaum zu sehen sein. Denn 246 der 286 Kilometer langen Strecke­ werden durch Tunnel geführt. Die Magnetschwebebahn wird mitten durch die Bergregion der Hauptinsel Honshu fahren. Der Tokioter Bahnhof Shinagawa und der Zentralbahnhof in Nagoya werden die Endstationen bilden. Dazwischen wird es vier weitere regionale Bahnhöfe in den Präfekturen Kanagawa, Yamanashi, Nagano und Gifu geben.

Der unfreiwillige Stopp des Bauprojektes

Die Kosten und der Aufwand für dieses Projekt sind gewaltig. 9,3 Billionen Yen oder umgerechnet 75 Milliarden Euro werden für die erste Etappe nach Nagoya veranschlagt. Die Bauarbeiten sind seit fünf Jahren im Gange. Das Herzstück ist ein 25 Kilometer langer Tunnel, der mitten durch die südlichen Alpenregionen führen wird und sich teilweise 1400 Meter unter der Erdoberfläche befindet. Tie­fer hat man für einen Tun­nel in Japan noch nie gegraben (Asienspiegel berichtete).

Der Tunnel deckt die drei Präfekturen Kanagawa, Shizuoka und Yamanashi ab. Das längste Teilstück wird 8,9 Kilometer betragen und in der Präfektur Shizuoka zu liegen kommen. Es ist der einzige Abschnitt, an dem noch keine Bauarbeiten stattfinden. Eigentlich wollte Bauherr JR Central auch hier mit den vorbereitenden Arbeiten starten. Doch nun hat der Gouverneur Heita Kawakatsu sein Veto gegen eingelegt – und bringt damit die Pläne des Bahnbetreibers gehörig durcheinander. Kawakatsu ist nicht gegen das Maglev-Projekt, sondern meldet vielmehr Umweltbedenken2 an. Denn die lokale Bevölkerung zeigt sich besorgt, dass man beim Tunnelbau3 auf Grundwasser4 stossen und damit dem regionalen Fluss Oigawa das Wasser entziehen könnte. Shizuoka erzeugt einen der besten Grüntees des Landes (Asienspiegel berichtete). Niemand in Shizuoka ist bereit, dies aufs Spiel zu setzen. Einen Maglev-Bahnhof wird es in dieser Präfektur ohnehin nicht geben.

Eröffnungsdatum 2027 in Gefahr

JR Central hat zwar versichert, dass man im Notfall das Wasser über Tunnel und Pumpenanlagen vollständig in den Oigawa zurückführen würde. Doch diese Versprechen sind Kawakatsu nicht genug. Er verlangt eine klare vertragliche Abmachung zum Schutz der Umwelt, die auch die Bevölkerung überzeugt. Er sei an eine entsprechende Verordnung gebunden. Ohne die Zustimmung des Gouverneurs dürfen die Bauarbeiten nicht beginnen. So will es das Gesetz zum Schutz der Flüsse.

Damit kommen ein wichtiger Teil dieses Bauprojekts zu einem unfreiwilligen Stopp. JR Central rechnet damit, dass das geplante Eröffnungsdatum von 2027 nicht eingehalten werden kann5. Nun will das Verkehrsministerium mit der Beauftragung eines Expertengremiums einen Kompromiss zwischen den beiden Parteien finden.

Wieso Japan die Magnetschwebebahn will

Dabei stellt sich die Frage, weshalb sich Japan überhaupt ein solch gigantisches Projekt aufbürdet? Immerhin verfügt das Land mit dem Shinkansen über ein exzellentes Hochgeschwindigkeitsnetz, das noch immer ausgebaut wird.

Die Regierung erhofft sich mit dieser neuen Technologie vornehmlich einen Aufbruch, ähnlich wie nach der Eröffnung der ersten Shinkansen-Strecke 1964. Die drei grossen Wirtschaftsregionen Tokio, Nagoya und Osaka sollen noch mehr zusammenwachsen und somit international konkurrenzfähig bleiben. Ausserdem sieht man den Chuo-Shinkansen als eine lebenswichtige Absicherung an, falls der Tokaido-Shinkansen durch ein Erdbeben oder Tsunami für Monate unterbrochen sein sollte. Der Chuo-Shinkansen soll zugleich ein Beweis dafür sein, dass diese neue Technologie technologisch und wirtschaftlich funktioniert und somit auch in andere Länder exportiert werden kann. Zweifel an der Vervollständigung dieses Projekts gibt es in Tokio daher nicht. Zu viele Interessen stecken hinter diesem Projekt, zu weit sind die Bauarbeiten bereits vorangeschritten.

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