Red. / 18.03.2017 Heinz Emmenegger isst alles. Erich Gysling ist Vegetarier. Zwei von 40 Stimmen im neuen Buch «Darf mensch Tiere nutzen?» Show Red. Billo Heinzpeter Studer, seit Jahrzehnten engagiert für ökologisch und ethisch vertretbare Nutzung von Tieren, sammelte als
Herausgeber des Buchs «Darf mensch Tiere nutzen?Und Pflanzen?» rund vierzig unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema. Infosperber publiziert hier die leicht gekürzten Standpunkte des Vegetariers Erich Gysling und des Allesessers Heinz Emmenegger. Fleisch, der helle Wahnsinn Als Vegetarier verzichte ich auf
Fleisch und Fisch.
Und all das, damit der Mensch schliesslich eine
Viertelstunde lang ein Steak verzehrt oder einen Fisch. Also: Verhältnisblödsinn – oder nicht? Die Gegenseite argumentiert: der Mensch ist (auch) ein Fleisch-Esser, das sei schon aufgrund der Zahnstruktur nachweisbar… Eigentlich ist Verzicht angesagt Könnten alle Menschen zumindest als Vegetarier leben? Nein, einige Ethnien gewiss nicht, weder jene, die in Grönland, noch jene, die im Norden Sibiriens leben. Die meisten anderen wahrscheinlich schon. Tiere erhalten ihre Art und haben kein Gewissen Oft höre ich ein Gegenargument: Schau doch mal, wie grausam die Natur ist, wie die Beutetiere leiden, wenn sie von Raubtieren zerrissen werden! Ja, die Natur ist in dem Sinne grausam, als sie offenkundig keine Leidens-Rücksicht auf die Individuen nimmt, da spielt nur die
Erhaltung der Art eine Rolle. Doch Raubtiere, auch unsere Hauskatzen, haben nun mal nicht das Gewissen, das uns, die Menschen, auszeichnet, belastet und verpflichtet (verpflichten sollte). Deshalb ist der Verweis auf die Natur obsolet. ************************************** Essend töten wir. Schuldlos sein zu wollen ist gefährlich Welche Nutzung ist für mich persönlich vertretbar? Menschen sind auch Tiere. Für mich hat sich die Frage nach einem prinzipiellen Unterschied nie gestellt, es gibt ein evolutionäres
Kontinuum. Tiere essen, was sie erreichen und verdauen können, aber sie essen nicht, was ihre Art und ihr räumliches und zeitliches Lebensumfeld gefährdet. Sie essen zum Beispiel meistens nicht sich selbst oder ihre Angehörigen und essen auch nicht Haustiere, die ihren Nutzen nur als lebende Tiere haben. «Ich esse alles» Je intelligenter ein Tier, desto
schwieriger Das Tierwohl ist meist einfach ersichtlich. Ein Tier fühlt sich wohl, wenn es nicht krank ist, sich bewegen kann, essen kann, sozial sein kann und
keine Angst haben muss. Viele Haustiere, auch Nutztiere fühlen sich vielleicht sogar wohler wie Wildtiere, kein Stress wegen Jägern und Raubtieren, kein qualvoller Tod im Gebiss eines Büsis, selber genügend zu fressen, dafür etwas weniger Bewegung und Freiheit. Haustiere haben auch keine Angst vor dem Tod, weil sie ihn normalerweise nicht kennen. Kommen sie zum Schlachter, wissen sie nicht, was geschieht, und sind ruhig, solange sie nicht getrieben oder bedrängt werden, wie das in
Grossschlachthöfen leider unweigerlich passiert. Schweine werden unwissend gehalten. Nur wir Menschen wissen, dass sie sterben, oft sogar wann und woran. Veganismus ist eine totalitäre Idee und lustfeindlich Problematische
Fischerei In Zukunft werden wir uns nicht nur mit den uns bekannten Tieren beschäftigen, sondern auch mit den von uns geschaffenen, neuen Wesen, die vielleicht über unser Schicksal entscheiden werden, wie wir über jenes unserer Haustiere entscheiden. Denn natürlich ist der Mensch nicht der Endpunkt der Evolution. Und alles, was wir Kultur nennen, ist nur jener Teil der Natur, den wir meinen, produziert zu haben. Autos und Computer gehören genauso zur Natur dieses Planeten. Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsErich Gysling, 1936 geboren, studierte Kulturgeschichte und Arabisch. Er ist bis heute als Journalist aktiv, war Chefredaktor des Schweizer Fernsehens und Leiter der Tagesschau, Korrespondent in Russland, Fachjounalist für Nahost und Chefredaktor des Jahrbuchs Weltrundschau. Er lebt bei Zürich und ist Präsident des Beirates der Stiftung für Tiere Animal Trust. Heinz Emmenegger, 1964 geboren, hatte als Bademeister und Nachtwächter gearbeitet. Nach zwei Jahren Studium der Biologie und zwei Jahren Auszeit absolvierte er noch zwei Jahre Studium der Philosophie. Im Jahr 2011 publizierte er seinen Debütroman «Pfister». Er hat zwei Töchter, 8 und 24. Beide essen gerne Fleisch. Ist es ethisch vertretbar Fleisch zu essen?Die Frage, die uns nämlich immer wieder gestellt wird, ist, ob Fleischkonsum heute überhaupt noch ethisch vertretbar und notwendig ist. Unsere klare Antwort darauf lautet ja – und das hier sind unsere Hauptargumente.
Soll man ganz auf Fleisch verzichten Pro und Contra?Argumente für den Fleischkonsum. Hohe Nährstoffdichte.. Hohe biologische Wertigkeit.. Geeignet für die Fitnessernährung.. Gefährliche Zusätze und Lebensmittelskandale.. Fleischkonsum begünstigt bestimmte Erkrankungen.. Es gibt pflanzliche Alternativen.. Es droht eine einseitige Ernährung.. Was spricht dagegen Fleisch zu essen?Fleisch ist der Hauptgrund für einen hohen Cholesterinspiegel bei Männern und Frauen. Ein hoher Cholesterinspiegel bedeutet ein hohes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Außerdem wird der Konsum von Fleisch in Zusammenhang mit Typ 2 Diabetes und verschiedenen Krebsarten, wie Darmkrebs gebracht.
Welche Vorteile hat es Fleisch zu essen?Fleisch liefert jede Menge Eiweiße von hoher biologischer Wertigkeit und viele wichtige Nährstoffe, allen voran Eisen, Zink, Selen und B-Vitamine. Muskelfleisch enthält rund 22 Prozent Proteine, darunter auch viele lebensnotwendige, die unser Körper nicht selbst herstellen kann.
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