Kann man nach einer corona erkrankung wieder corona bekommen

Aktuelle Studien zeigen, dass die Impfungen ihre wichtigste Aufgabe weiterhin erfüllen: zuverlässig vor schweren und tödlichen Verläufen zu schützen. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Geimpfte vergleichsweise selten wegen einer Covid-19-Infektion auf der Intensivstation landen.

Die Booster-Impfung verstärkt den Schutzeffekt signifikant: Sie reduziert das Risiko, mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus zu müssen, in allen Altersgruppen um ungefähr 90 Prozent. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC kommt zu ähnlichen Ergebnissen und nimmt vorerst an, dass der Schutz vor schweren Verläufen durch Omikron nach vier Monaten bei 66 bis 78 Prozent liegt – im Vergleich mit Ungeimpften.

Wieso liegen trotzdem mehr Geimpfte auf den Intensivstationen?

Dass die Zahlen geimpfter Intensivpatient:innen mit den Monaten gestiegen ist, ist statistisch erwartbar. Heute sind über 75 Prozent der Bevölkerung in Deutschland grundimmunisiert, knapp 60 Prozent haben einen oder zwei Booster erhalten.

Ein Beispiel aus der Statistik: Werden 20 Geimpfte und 18 Ungeimpfte nach einer Infektion ins Krankenhaus eingeliefert, sähe das nach einer wirkungslosen Impfung aus. Sind aber die meisten Menschen geimpft, ändert sich dieses Verhältnis. Bei einer Impfquote von 80 Prozent wären also etwa 20 von 800 Geimpften (2,5 Prozent) und 18 von 200 Ungeimpften (9 Prozent) nach Viruskontakt schwer erkrankt. Das Risiko wäre für Geimpfte daher nicht höher, sondern niedriger.

Obwohl mittlerweile nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ungeimpft ist (vor allem in der älteren Risikogruppe), machten ungeimpfte Personen auf den Intensivstationen im April etwa die Hälfte aus.

Warum sinkt der Schutz?

Weil die Zahl der Antikörper nach einer Impfung mit der Zeit weiter sinkt – dadurch steigt das Risiko, sich doch mit dem Virus anzustecken. Nach der Bekämpfung eines Erregers, sowohl bei einer Infektion als auch bei einer Impfung, schaltet der Körper in seine Defensive für einen längerfristigen Schutz um. Das ist ganz natürlich, denn so muss er nicht Unmengen an Antikörper gegen jedes Virus und jede Virusvariante produzieren, die sich dann im Blut tummeln. Stattdessen wird die Immunabwehr verschlankt und effizienter gemacht.

Dabei spielen Gedächtniszellen eine besondere Rolle. B-Gedächtniszellen können bei einer erneuten Infektion schnell wieder die passenden Antikörper (IgG) bilden, um die Virusvermehrung einzudämmen. Bei neuen Virusvarianten aber gibt es erstmal weniger passende Antikörper, je nach Veränderung der Variante.

Neben Antikörpern spielen T-Zellen eine wichtige Rolle

T-Zellen reagieren auf weit mehr Stellen des Coronavirus (sogenannte Epitope) als die speziellen Antikörper. Auch neue Varianten werden in der Regel von ihnen erkannt und bekämpft. Denn: Ihre Konzentration bleibt nach anfänglicher Abnahme über einen sehr großen Zeitraum auf demselben Niveau. So lange bleibt auch ein Schutz vor schweren Verläufen gegeben.

Wie lange, das ist noch nicht endgültig geklärt. Ein Forschungsteam hat jedoch (bei wenigen untersuchten Personen) auch Immunzellen im Knochenmark gefunden. Damit könnten diese Gedächtniszellen ein Leben lang Antikörper produzieren, wenn es nötig wird. Inwiefern das bei allen Menschen auch ein Leben lang vor schweren Verläufen schützt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Jede Infektion erneuert den Schutz

Der einzige Makel: Diese langfristigen Immunantworten springen erst nach einer Infektion wieder an. Sowohl Genesene als auch Geimpfte können sich daher wieder anstecken und das Virus mitunter verbreiten, ehe es wieder vollständig zerstört wird. Dann springen aber auch die frühen Immunreaktionen mit an und geben wieder einen Schutz vor neuen Infektionen.

Virologe Dr. Christian Drosten sieht deshalb für die Zukunft einen Meilenstein in der Entwicklung eines Lebendimpfstoffes, der direkt über die Nase verabreicht wird. Hierbei handelt es sich um eine abgeschwächte Form des Virus, die sich ähnlich wie das Original vermehren kann. So wird bereits in der Schleimhaut ein umfassender Immunschutz aufgebaut, der vor Infektionen schützt. Entsprechende Impfstoffe werden gerade entwickelt.

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