Krebszellen mögen zucker, aber noch mehr lieben sie fett und tierisches eiweiß

Stand: 16.01.2018 09:28 Uhr  | Archiv

Krebszellen mögen zucker, aber noch mehr lieben sie fett und tierisches eiweiß

Für Krebskranke gilt: Vorsicht bei Milchprodukten und Früchten!

Bei einer Krebserkrankung und der damit verbundenen Therapie muss der Körper einiges verkraften. Fast jeder zweite Betroffene verliert radikal an Gewicht, oft zehn Prozent oder mehr. Selbst ein Gewichtsverlust von 30 Kilogramm innerhalb weniger Wochen ist keine Seltenheit. Viele Erkrankte unterschätzen, wie gefährlich der Gewichtsverlust ist. Jeder vierte Krebskranke verstirbt nicht am Tumor, sondern an einer Mangelernährung.

Experten raten daher möglichst schon bei der Diagnose zu einer gezielten Ernährungstherapie, damit Erkrankte ihr Gewicht halten können. Die Chancen, eine Krebserkrankung zu besiegen, sind mit höherem Gewicht besser.

Warum Krebs zu Gewichtsverlust führt

Der Gewichtsverlust bei einer Krebserkrankung wird als Katabolie bezeichnet: Der Tumor produziert Botenstoffe, die den Stoffwechsel und die Gewichtsregulation stören. Sie beeinträchtigen den Appetit und ziehen Nährstoffe für das Tumorwachstum ab.

Neben der Katabolie kann es auch noch zu anderen Problemen kommen: Die Erkrankten sind durch Chemotherapie oder Strahlentherapie müde und geschwächt, bringen kaum die Kraft auf zu essen und leiden unter Schluckbeschwerden durch entzündete Schleimhäute in Mund und Speiseröhre, oft sind die Schleimhäute im ganzen Magen-Darm-Trakt angegriffen.

Darüber hinaus verändern Chemo- und Strahlentherapie die Darmflora und reduzieren den Speichelfluss. Viele Erkrankten können nur kleine Portionen essen, zum Beispiel Brei, Smoothies und Flüssigkeit.

Vitamine und Keime kontrollieren

Um eine Mangelernährung zu verhindern, müssen die Blutwerte von Krebskranken kontrolliert werden, vor allem der Gehalt an Vitaminen und Mineralien. Wichtig für die Krebsabwehr sind vor allem Vitamin D, Eisen, B-Vitamine, Folsäure, Selen und Zink. Außerdem sollte der Verdauungstrakt auf Keime untersucht werden, die die Aufnahme von Nährstoffen behindern könnten.

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Viel Gemüse mit gesundem Öl und Fett

Das wichtigste Nahrungsmittel für Krebskranke ist reichlich Gemüse - in jeder Form, ganz nach dem persönlichen Geschmack. Ideal sind leicht verdauliche Gemüsesorten wie Brokkoli und Möhren. Ob auch Kohl und Zwiebeln vertragen werden, muss jeder für sich ausprobieren. Zucchini und andere Bio-Gemüse enthalten wertvolles Selen.

Damit der Körper alle Inhaltsstoffe aufnehmen kann, sollte das Gemüse mit guten Fetten und Ölen zubereitet werden, zum Beispiel mit zwei bis drei Esslöffeln Olivenöl, Leinöl, Kürbiskernöl oder Hanföl am Tag. Dazu genügend Eiweiß aus Hülsenfrüchten, Käse, Joghurt, Quark, öfter auch Fisch. Das sind die typischen Zutaten der gesunden mediterranen Küche, die für Krebspatienten besonders empfehlenswert ist.

Nur selten Fleisch essen, bei Brustkrebs Milch meiden

Fleisch sollten Krebspatienten maximal zwei Mal pro Woche essen. Denn während das Gemüse das Immunsystem stärkt und Entzündungen hemmt, haben vor allem Schweine- und Putenfleisch den gegenteiligen Effekt. Grund ist der hohe Gehalt an Arachidonsäure. Auch verarbeitete oder geräucherte Wurstprodukte sollten bei Krebs eher selten auf dem Speiseplan stehen.

Bei einer Krebserkrankung sollte man bevorzugt Bio-Fleisch essen, um Antibiotika und Hormone zu meiden. Wegen des Gehalts an Hormonen ist Milch bei hormonabhändigen Tumoren wie zum Beispiel Brustkrebs besser zu meiden.

Fisch ist als Eiweißlieferant mit Omega-3-Fettsäuren besser geeignet als Fleisch.

Obst in Maßen

Obst enthält viel Zucker - und den lieben Tumorzellen. Krebskranke sollten deshalb maximal zwei Portionen Obst am Tag essen - wegen des geringeren Säuregehalts möglichst milde Sorten wie Birnen.

Kohlenhydrate nach Bedarf

Bei Nudeln, Kartoffeln, Brot, Reis und Gebäck raten Ernährungsmediziner im Allgemeinen zu Zurückhaltung. Für Krebskranke, die zunehmen müssen, gilt die Empfehlung allerdings nicht. Sie sind auf Kohlenhydrate angewiesen und dürfen alles essen, sollten aber Zucker und Alkohol meiden. Wer gern Kartoffeln mag, kann die geschälten Knollen über Nacht in Wasser legen, um den Fruchtzucker herauszulösen.

Beispiel für eine hochkalorische Ernährung im Tagesverlauf

  • Frühstück: Brei aus Hafer, Dinkel oder Grieß mit Pfirsich oder Mandarinen und geriebenem Apfel, dazu eventuell ein Ei.
  • Erste Zwischenmahlzeit: Große Portion Sahnequark mit Beeren - viel Eiweiß für die Muskulatur.
  • Mittagessen: Gedämpfter Lachs, Zucchini und Kartoffeln mit Sauce Hollandaise oder Buttersoße und/oder einem Klecks Schmand.
  • Zweite Zwischenmahlzeit: Smoothie oder Kürbissuppe mit ein bis zwei Esslöffeln Öl, Kurkuma - bei Problemen mit der Schleimhaut oder beim Schlucken Banane oder Eis dazugeben.
  • Abendessen: Feinbrot mit vollfettem Frisch- und Schnittkäse, Rührei, Brühe - viele Kalorien und wertvolles Eiweiß.

Tipps bei Appetitlosigkeit

Häufig haben Krebskranke keinen Appetit und deshalb Schwierigkeiten, die benötigte Kalorienmenge zu sich zu nehmen. In solchen Fällen hilft vorübergehend hochkalorische Flüssignahrung aus der Apotheke, oft auch als Astronautenkost bezeichnet. Auch Babynahrung ist gut geeignet.

Wichtig ist es, viele kleine Mahlzeiten über den Tag zu verteilen und sie in Ruhe zu genießen. Rituale wie ein schön gedeckter Tisch können den Appetit und die Lebensfreude zurückbringen. Wer nebenbei oder gar im Liegen isst, verdirbt sich womöglich die Freude am Essen.

Vor allem geruchsempfindliche Betroffene sollten nicht alles selbst kochen, milde Speisen bevorzugen und nicht zu spät essen. Bei Mundtrockenheit und Schluckbeschwerden kann Salbeitee helfen.

Bewegung nicht vernachlässigen

Wichtig für Appetit und Verdauung ist ausreichend Bewegung - fünf Mal pro Woche jeweils 30 Minuten. Wie intensiv man sich bewegt, ist jedem selbst überlassen. Selbst Spazierengehen wirkt, wird aber oft unterschätzt.

Kalorische Infusion bei Mangelernährung

Nahrungsergänzungsmittel sind in aller Regel nicht erforderlich. Sie sollten nur eingesetzt werden, wenn tatsächlich ein Mangel festgestellt wird - und dann nur über kurze Zeit. Leidet ein Patient unter einer extremen Mangelernährung, kann phasenweise eine hochkalorische Infusion verabreicht werden. Auch vom Arzt verordnete hochkalorische Energiedrinks führen dem Körper die dringend benötigten Nährstoffe zu.

Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln

Eine ausgewogene Ernährung liefert die nötigen Nährstoffe, Vitamine, Spurenelemente und sekundären Pflanzenstoffe. Dagegen können einige Nahrungsergänzungsmittel sogar den Therapieerfolg beeinträchtigen. Ihre Einnahme muss daher immer mit einem Arzt abgesprochen werden:

  • Dem antientzündlich wirksamen Cumarin aus der Kurkuma-Pflanze wird eine krebsvorbeugende Wirkung zugeschrieben. Während einer Chemo- oder Strahlentherapie sollte Cumarin aber wegen unklarer Wechselwirkungen nicht eingenommen werden.
  • Bestimmte Enzyme können Nebenwirkungen von Chemo- oder Strahlentherapie lindern, ohne deren Wirkung zu beeinträchtigen. Sie können während der Therapie eingenommen werden.
  • Bei Krebspatienten kommt es infolge einseitiger Ernährung oft zu einem Mangel an Folsäure, einem wichtigen Nährstoff für die Zellen. Folsäurepräparate sollten aber erst gezielt verordnet werden, wenn ein Folsäuremangel im Blut nachgewiesen ist.
  • Selen ist ein wichtiges Spurenelement, das sowohl zur Vorbeugung als auch während der Therapie zur Tumorbekämpfung beitragen kann. Die Dosierung muss aber mit dem Arzt abgesprochen und regelmäßig kontrolliert werden.
  • Vitamin A kommt ausreichend in Obst (Orangen) und Gemüse (Karotten, Grünkohl) vor. Von der Einnahme zusätzlicher Vitamin A-Präparate raten Experten ab, da sie in Studien die Wirkung von Strahlen- und Chemotherapie beeinträchtigt haben.
  • Von hochdosierten Infusionen mit Vitamin C ist eher abzuraten, da dieses Vitamin ausreichend in Lebensmitteln wie Obst und Gemüse enthalten und die Wirkung höherer Dosen nicht geklärt ist.
  • Vitamin D scheint den Zellstoffwechsel positiv zu beeinflussen und schützt vor Osteoporose. In Absprache mit dem behandelnden Arzt und bei einem nachgewiesenen Vitamin-D-Mangel (vor allem in den Wintermonaten) kann eine Einnahme ratsam sein.
  • Das vor allem in Fisch, rotem Fleisch und Vollkornprodukten vorkommende Spurenelement Zink ist wichtig für das Zellwachstum und das Immunsystem. Auch wenn Krebskranke vermehrt Zink mit dem Urin ausscheiden, ist bei der Einnahme von Zinkpräparate Vorsicht geboten. Als unproblematisch gilt aber eine zeitlich begrenzte Einnahme nach Abschluss der Krebstherapie.

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Visite | 16.01.2018 | 20:15 Uhr

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Was fördert das Wachstum von Krebszellen?

Um wachsen zu können, sind Tumore auf Nährstoffe wie Zucker und Fette angewiesen. Zur Unterstützung von Krebstherapien werden daher auch Diäten diskutiert. Eine Studie an Mäusen zeigt nun, dass eine kalorienreduzierte Diät tatsächlich dazu beitragen kann, das Tumorwachstum zu verlangsamen.

Was Krebszellen nicht mögen?

Insgesamt gelten Gemüse, Gewürze und Obst unstrittig als die wesentlichen Bestandteile einer Krebs vermeidenden Ernährung. Wahrscheinlich sind hierfür nicht einzelne, singuläre Substanzen in Obst und Gemüse, sondern die Kombinationen aus mehreren bioaktiven sekundären Pflanzenstoffen verantwortlich.

Was lieben Krebszellen?

Krebszellen lieben Zucker – ganz gleich welchen. Sie nehmen Glucose und fast noch lieber Fructose. Steigt ausserdem der Insulinspiegel, dann fühlen sich Krebszellen wohler denn je. Aus ruhenden Krebszellen können sich jetzt aktive Krebszellen entwickeln.

Welche Nahrungsmittel töten Krebszellen?

Ein Apfel am Tag reicht schon aus, um das Krebsrisiko zu senken. Das grüne Gemüse gilt als Zellschutz schlechthin unter den Gemüsen und ihm wird schon lange eine krebshemmende Wirkung nachgesagt. Brokkoli enthält die meisten sekundären Pflanzenstoffe und sein Vitamin-c-Gehalt ist doppelt so hoch wie der einer Zitrone.