Mann in sachsen soll 87 impfungen erhalten haben

Doch haben seine zahlreichen Impfungen auch gesundheitliche Auswirkungen? Die Ärztin Julia Fischer hat sich den Fall genauer angesehen und die wichtigsten Fragen beantwortet.

MDR SACHSEN-ANHALT: Ist der Mann jetzt besonders gut vor einem schweren Verlauf einer Corona-Infektion geschützt?

Dr. med. Julia Fischer: Nein, vermutlich nicht. Das Immunsystem braucht nach jeder Impfdosis eine gewisse Zeit, um Abwehrzellen zu bilden und diese müssen auch eine bestimmte Zeit lang reifen, um das Virus sicher zu erkennen und zielgenau auszuschalten. Die bisherigen Studien haben gezeigt, dass ein größerer Abstand zwischen den Impfungen eine bessere Wirksamkeit bringt. Zu viele Impfungen in kurzer Zeit bringen also keinen nennenswerten Vorteil – sondern sind vielleicht sogar kontraproduktiv.

Warum könnten die zahlreichen Impfungen kontraproduktiv sein?

Weil zu viele Impfungen in zu kurzer Zeit dazu führen könnten, dass das Immunsystem eine gewisse Toleranz gegenüber dem Virus entwickelt. Das kann man sich vorstellen wie eine Hyposensibilisierung bei Allergikern. Dem Immunsystem von Allergikern präsentiert man absichtlich im Abstand von einigen Wochen immer wieder das gleiche Antigen, den gleichen Eiweißstoff, damit sich das Immunsystem daran gewöhnt.

Je häufiger das Immunsystem ein Antigen sieht, desto eher denkt es: 'Dieses Protein scheint gar nicht gefährlich zu sein, vielleicht gehört es sogar zu mir, also höre ich mal auf, eine schädliche Immunreaktion dagegen zu entwickeln.' Bei Allergikern ist das gewollt – beim Coronavirus natürlich nicht. Es wäre also theoretisch möglich, dass der Mann trotz seiner 87 Impfungen am Ende gar nicht mehr besser gegen Corona geschützt ist als vor der ersten Impfung. Um das wirklich herauszufinden, müsste man ihn untersuchen.