Schwule jungs alleine zu hause stories

(Eventuell Spoiler!)

Von der Idee mit dem Food-Truck war ich von Anfang an begeistert. Vermutlich konnte mich der Klappentext deswegen so gefangen nehmen. Und nachdem das Buch ewig auf meiner Wunschliste stand, konnte ich es dann doch nicht mehr abwarten und habe gleich am Kauftag angefangen zu lesen... Nur um dann enttäuscht zu werden.

Plot: Dafür, dass der Food-Truck im Klappentext so deutlich hervorgehoben wird, bekommt er im Buch eine geradezu stiefmütterliche Rolle, die im letzten Drittel dann total untergeht und schließlich ohne Vorwarnung beendet wird. Auch sonst erinnert mich der Roman eher an eine wenig durchdachte, sprunghafte Wattpad-Geschichte, in der es darum geht, möglichst viele Buchklischees in möglichst kurzen Kapiteln unterzubringen. Plot, Titel und Klappentext passen für mich überhaupt nicht zusammen. Und auch, wenn man für zwei Seiten einen Bezug zum Titel bekommt, hat dieser trotzdem herzlichst wenig mit dem Rest der Geschichte zu tun.

Auch im Verlauf der Geschichte, hat für mich vieles nicht zusammengepasst und mehr Fragezeichen aufploppen als logische Zusammenhänge entstehen lassen. Alles war irgendwie so hervorsehbar und so eintönig. Es gab keinen richtigen Turningpoint, weil man schon von Beginn an wusste, auf was das Ganze hinausläuft. Und dann ist man fast am Ende angelangt mit diesem kurzen Oh-Nein-wie-schrecklich-Moment, der einen aber irgendwie doch nicht so wirklich mitnimmt.

Charaktere: Die Charaktere und ihre (teils nicht vorhandene) Entwicklung haben bei mir immer wieder für Augen verdrehen und Kopfschütteln gesorgt. Ich fand sie alle schrecklich! Selbst die Nebencharaktere, die ich meistens mehr ins Herz schließe als die Hauptcharaktere, fand ich durch die Bank weg abstoßend. Und für mich waren alle zwischenmenschlichen Beziehungen toxisch. Sich gegenseitig zu akzeptieren und zu verstehen stand die ganze Zeit hinten an und ich hatte ständig das Gefühl, dass es nur darum ging, sein Gegenüber zu verändern, für sich selbst besser zu machen. Und es gab jedes Mal Streitereien, wenn der eine nicht so gewollt hat, wie der andere. Wobei gerade Jordan mit seinen beiden Freundinnen immer den Kürzeren gezogen hat. Ein kleiner Lichtblick war für mich das Gespräch, dass Max relativ zum Ende hin, mit seinen Freunden geführt hat. Aber am Ende war es trotzdem nicht genug, um die Charaktere auch nur ein bisschen ins Herz zu schließen.

Wenn ich einen Charakter benennen müsste, der mir am besten gefallen hat (wobei das nichts mit wirklich gut finden zu tun hat), dann würde ich Max' Mutter wählen!

Setting: Die Umgebung der Geschichte ist eine Mischung aus toxisch und lieblos. In der Trigger Warnung werden so viele gesellschaftlich wichtige Themen aufgeführt, die in der Geschichte nur flach angeschnitten oder komplett übergangen werden. Ich möchte mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, dass der Autor für seine aufgeführten Themen die völlig falsche Herangehensweise gewählt hat, um der Geschichte eine Moral zu geben, die am Ende aber überhaupt nicht da ist.

Durch den sprunghaften Erzählstil und viele kleine Sequenzen die die Geschichte nicht wirklich vorangebracht, sondern nur in die Länge gezogen haben, ist bei mir leider auch sonst nicht viel hängen geblieben. Am Ende waren es bloß ein Haufen Stereotypen eingepfercht in einem Buch, in dem es eigentlich umso viel mehr gehen könnte.

Schreibstil: Der Schreibstil ist sehr sprunghaft und abgehackt. Auch Kapitelende und -anfang sind teilweise so zusammenhangslos, dass man selbst bei konzentriertem Lesen, nicht mehr so richtig weiß, wo man sich gerade befindet. Und dann gibt es noch Kapitel 33, was mich in seiner Art und Weise von einem ROMAN so enttäuscht hat, dass ich wirklich kurz davor war, dass Buch an dieser Stelle abzubrechen. Das hatte für mich nicht mehr mit Stilmittel zu tun, es wirkte leider einfach nur so, als wäre der Autor zu faul, dass ganze auszuformulieren. (mir fällt beim Lesen dieses Satzes jetzt erst auf, wie zweideutig er klingt. Deswegen: Nein, ich rede hier nicht von einer Bettszene!)

Spaßfaktor: Ich habe mich mehr oder weniger durch das Buch gequält. Weil es nichts gab, auf das man hingearbeitet hat. Keine charakterliche Veränderung, keinen Plot Twists, nicht. Selbst die Liebesgeschichte und der Food-Truck laufen einfach nur nebenher. Man begleitet zwei Jungs ein paar Wochen durch ihr Leben und irgendwann ist das Buch eben zu Ende. Punkt. Ach so, und: Zwischendurch haben die sich noch ein paar Mal geküsst.

Fazit: Ich kann dem Buch leider überhaupt nichts Gutes abgewinnen und Ärgere mich schlussendlich über meine Zeit, mein Geld und vor allem darüber, dass in meiner Ausgabe auf jeder fünften Seite Rechtschreib- und Grammatikfehler waren, obwohl es sich dabei nicht um ein Mängelexemplar handelt.

Wertung: ❁ von ❁ ❁ ❁ ❁ ❁

Start: 24. März 2022 | Ende: 13. April 2022