Wann entscheidet sich ob eine Beziehung hält?

Die Bedürfnisse des anderen kennenlernen

Grundsätzlich, so Fischbach, sollten sich Paare in der Kennenlernphase eines bewusst machen: Der andere ist noch völliges Neuland. Die Psychologin rät daher: "Seien Sie neugierig und gehen Sie auf Entdeckungsreise. Fragen Sie Ihren Partner offen, was er bevorzugt, wie er den Kaffee am liebsten trinkt, ob er lieber Butter oder Margarine aufs Brötchen mag, der herzhafte oder süße Typ beim Frühstücken ist." Wer sich in die Rolle des aufmerksamen Zuhörers und Beobachters begebe, fördere das Kennenlernen auf sensible Weise.

Nicht die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen

Selbst wenn Sie glauben, die Antwort zu kennen, sollten Sie grundsätzlich unvoreingenommen bleiben und nicht von sich auf Ihr Gegenüber schließen. Daher beugt Fragen vielen Missverständnissen vor.

Zur Stabilisierung einer jungen Partnerschaft ist es aber auch wichtig, die eigenen Wünsche zu formulieren. Denn auch Ihr Partner möchte Sie kennenlernen. Zu Beginn halten jedoch viele Paare ihre Wünsche eher verdeckt. Sie haben die Sorge, den Partner damit zu überfordern oder deshalb nicht gemocht zu werden. "Doch es macht keinen Sinn, sich auf Dauer zu verstecken", sagt Fischbach. Besser sei es, Wünsche nach Nähe, Zärtlichkeit, Freiraum, Interessen offen anzusprechen. Dies gelte besonders für Frauen, denen es oft schwerer fällt, sich durchzusetzen oder abzugrenzen.

Jeder hat sein eigenes Tempo

Die ersten 100 Tage einer Beziehung sollten vor allem dazu genutzt werden, eine gute Kommunikationskultur miteinander aufzubauen. Das setzt einen ehrlichen Umgang miteinander voraus. "Wenn Sie ein Thema unpassend oder verfrüht finden, sagen Sie das", rät Fischbach. Umgekehrt sollten Sie es nicht gleich als schlechtes Zeichen aufnehmen, wenn Ihnen der andere thematisch ausweicht. Seien Sie eher mutig und fragen Sie nach, ob das zu persönlich war. Wenn ja, sollten Sie nicht weiter bohren.

Das Gleiche gilt bei Geschichten über verflossenen Lieben. Für die Beziehung ist es nicht unbedingt von Nutzen, sich die Vergangenheit im Detail zu erzählen. Dort wo es eine wichtige Erklärung liefert und Verständnis erzeugt, mag es vorteilhaft sein. Aber nicht grundsätzlich.

Es muss nicht alles perfekt sein

Der Glaube, dass mit dem neuen Partner die Beziehung perfekt sei, ist ein fataler Irrglaube, dem viele Frischverliebte verfallen. "Kompromisse gehören zu jeder Liebe dazu", sagt Fischbach. Damit sei nicht die Aufforderung gemeint, sich einem Partner anzupassen, wenn dieser elementare Bedürfnissen wie Geborgenheit, Treue oder Verständnis nicht erfülle. Vielmehr gehe es darum, selbst verantwortlich für das Miteinander zu sein und nicht alles vom Partner zu erwarten.

Wenn Sie beispielsweise merken, dass Sie den anderen durch einen Vorschlag in die Ecke drängen, suchen Sie nach Lösungen, die beiden Seiten gerecht werden. Wenn Sie mit etwas nicht einverstanden sind, vermeiden Sie ein vorschnelles “Nein”. Versuchen Sie es mit Verhandeln. Manchmal lassen sich beide Wünsche realisieren. Nicht immer gleichzeitig, aber oft hintereinander.

Balance zwischen Nähe und Distanz schaffen

Die Bedürfnisse nach Nähe und Freiraum sind bei Paaren häufig unterschiedlich ausgeprägt. Zwar sind körperliche Nähe und Intimität in der Anfangsphase von großer Bedeutung, aber nach ein paar Wochen und Monaten normalisiert sich das wieder und es entstehen vermehrt Bedürfnisse, Zeit für sich allein zu haben. Das ist überhaupt kein schlechtes Zeichen, sondern völlig normal. Ein Paar sollte daher nach den ersten 100 Tagen seiner Beziehung seine individuelle Balance zwischen Zweisamkeit und Unabhängigkeit ausgelotet haben.

Wem die Veränderung in dieser Phase Angst macht, sollte das ansprechen. Davon abgesehen ist der direkte Weg auf den Partner zu grundsätzlich die beste Medizin für die Klärung in einer Beziehung.

    Lässt sich messen oder berechnen, wie lange eine Beziehung hält? Nach wie viel Jahren trennen sich die meisten Paare? Wissenschaftliche Fakten zur Liebe

    • Wie lange halten Beziehungen?
    • Was sagt die Beziehungsdauer über das Beziehungsglück aus?
    • Ist denn eine Prognose über die Dauer einer Beziehung sinnvoll?
    • „Wer unglücklich startet, wird noch unglücklicher“
    • „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“?
    • Welche Faktoren begünstigen eine lange glückliche Beziehung?
    • Bleiben Paare in Zeiten von Online-Dating generell kürzer zusammen als früher?

    Wie lange halten Beziehungen?

    Es gibt eine Menge Statistiken, wie lange Ehen halten. Das sind knapp 15 Jahre. Das sind dreieinhalb Jahre mehr als noch 1990. Überhaupt wird heute wieder häufiger geheiratet, die Ehen sind dauerhafter und werden seltener geschieden. Beziehungen ohne Trauschein dauern nicht so lange statistisch gesehen. Sie halten gut 4 Jahre. Aber erst nach knapp 5 Jahren heiraten die meisten Paare. Je länger ein Paar zusammen ist, umso geringer wird die Gefahr einer Trennung. Wer erst einmal mehr als 15 Jahre eine Beziehung oder Ehe führt, trennt sich signifikant seltener.

    Was sagt die Beziehungsdauer über das Beziehungsglück aus?

    Die entscheidende Frage ist aber nicht, wie lange zwei Menschen zusammen sind, sondern wir zufrieden und glücklich sie miteinander sind. Und auch hier nimmt die Beziehungszufriedenheit seit Jahren zu. Auch wenn die Partnersuche und die Partnerwahl heute von vielen Singles als besonders anstrengend erlebt werden: haben sich zwei dann doch gefunden, dann haben meist sie eine bewusste Entscheidung getroffen, die auf die Beziehungszufriedenheit positiv einzahlt. Lange galt bei Experten die Erkenntnis: „Paare trennen sich heute nicht, weil sie unglücklich sind, sondern weil sie meinen, sie könnten mit einem anderen Partner glücklicher werden.“ Das lässt sich heute so aber nicht mehr festmachen. Mehr Paare als zuvor suchen heute Unterstützung in Paartherapie und Paarberatung und sind bereit, an ihrer Verbindung zu arbeiten.

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    Ist denn eine Prognose über die Dauer einer Beziehung sinnvoll?

    Der Wunsch nach Sicherheit in einer Beziehung ist verständlich und nicht neu, jedoch widerspricht er dem Wesen der Liebe, die eben Mut und Vertrauen erfordert von den Partnern, um wachsen zu können. Liebe ist eine Entscheidung und sie verändert sich. Im besten Falle wächst sie über die Jahre. Das Tröstende ist: sie lässt sich auch wieder entfachen, wenn sie einmal abgekühlt ist, weil die Partner sich entgegengesetzt entwickelt haben.

    Tatsächlich gibt es einige Faktoren, die dafür sprechen, dass eine Beziehung scheitert. Aus der Paartherapie-Praxis würde ich sagen: Wenn die Verbindung nicht mehr herstellbar ist, beispielsweise nach einer langjährigen Affäre und erheblichem Vertrauensverlust. Ansonsten bin ich grundoptimistisch und denke, dass solange beide Partner eine Beziehung wünschen, alles möglich ist, ganz unabhängig von ihren Unterschieden.

    Mit einer Trefferquote von über 90 % hat bereits vor einigen Jahren der US-amerikanische Paarforscher Prof. John Gottman eine sehr präzise Vorhersage erstellt, ob ein Paar zusammenbleibt oder nicht. In seinem wissenschaftlichen Werk „Die Vermessung der Liebe“ wimmelt es nur so vor mathematischen Formeln, die er in 40 Jahren Beobachtung von Paaren erstellt hat. Die Beziehungs-Anamnese besteht aus einem extrem umfangreichen Fragebogen mit mehreren Hundert Punkten und ordnet Paare in insgesamt 5 Paar-Typen ein: 3 erfolgreiche und zwei nicht erfolgreiche.

    „Wer unglücklich startet, wird noch unglücklicher“

    Ich kann aus meinen Erfahrungen bestätigen: Beziehungen, die schwierig beginnen, bleiben meist schwierig. Der Grund ist die Paar-Dynamik, die bspw. entsteht, wenn ein Partner mehr die Beziehung wünscht als der andere. Daraus kommt ein Paar selten wieder heraus. Ich möchte das so zusammenfassen: da stimmt die Partnerwahl nicht. Einer der Partner müsste sich grundlegend verändern, damit eine Beziehung funktionieren kann. Das wird nicht geschehen. Viele Paare gehen aber eine Beziehung ein in der Hoffnung, der andere würde sich schon noch anpassen oder einsehen, dass er sich anpasssen muss. Dieses Hoffnungs-Prinzip wird sich nicht erfüllen.

    Gleichzeitig gilt aber: Wenn beide Partner wirklich eine Beziehung miteinander wollen, dann können sie tatsächlich ihre Konflikte überwinden oder zumindest in ihre Partnerschaft so integrieren, dass ihre Bindung bestehen bleibt. Es geht ja niemals darum alle Konflikte zu lösen, sondern darum, mit den unlösbaren Konflikten zurecht zu kommen. Das sind jene, bei denen kein Kompromiss möglich ist, der beide Partner gleichermaßen zufrieden stellt. Und das sind über 60 % aller Konflikte in Beziehungen! Wer immer nur maximal die Hälfte dessen erhält, was er sich wünscht, der wird irgendwann keinen Optimismus mehr für diese Beziehung aufbringen, weil er sich nicht vorstellen kann, mit dieser Person auch in Zukunft noch glücklich sein zu können. Solange aber Paare diese Konflikte annehmen können, dann ist alles möglich.

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    „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“?

    In der Kennenlernphase suchen Menschen Gemeinsamkeiten, wie diese ihnen Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Hinzu kommt, das wir in der Limerenz-Phase, so heißt wissenschaftlich die Verliebtheitsphase mit dem euphorisierenden Hormon-Cocktail, der uns dann steuert, die Unterschiede auch kaum wahrnehmen und häufig ausblenden. Unterschiede sind gut und nötig, aber sie dürfen nicht als Bedrohung erlebt werden, sondern als Ergänzung. Der Volksmund hat also mit beiden Sätzen recht. Diese widersprechen sich auch nicht.

    Welche Faktoren begünstigen eine lange glückliche Beziehung?

    Gewiss gibt es die, insofern dass es sich um Faktoren handelt, die es jedem Partner ermöglichen, überhaupt eine möglichst sichere Bindung zum anderen Partner aufzubauen. Ich scheue mich davor auf Datenbasis einem Paar eine Prognose zu stellen, auch wenn es sicher Risikofaktoren gibt: Wenn beispielsweise bereits die Kennenlernphase ein zähes Ringen um Nähe du Distanz, um Rückzug und Forderung und Dominanz war, dann wird das in einer Partnerschaft mit größter Wahrscheinlichkeit ein zähes Ringen bleiben. Aber Sicherheit in der Liebe gibt es nicht. Und dass uns Liebe Sicherheit geben soll, ist eine sehr junge Idee. Noch vor 200 Jahren war Liebe sogar ein Sicherheitsrisiko für die Ehe. So verständlich der Wunsch ist, frühzeitig zu wissen, ob die Investition in die Beziehung und den Partner sich lohnen wird, so kapitalistisch ist sie auch und berücksichtigt nicht zwei ganz wesentliche Faktoren der Liebe: Mut und Vertrauen. Die muss ein Paar mitbringen und die sind eben ausschlaggebend für den Bindungsstil. Ich denke, für den Erfolg einer Beziehung spricht in erster Linie, was das Paar gemeinsam entwickelt.

    Bleiben Paare in Zeiten von Online-Dating generell kürzer zusammen als früher?

    Nein. Das Gegenteil scheint der Fall. Die Ehen sind haltbarer etwa seit der Jahrtausendwende und dem Aufstieg von Online Dating. Ob es hier jedoch einen konkreten Zusammenhang gibt, muss noch untersucht werden. Gewiss liegt es auch daran, dass mittlerweile viele unglückliche Verbindungen aus den Jahren, in denen sich Partner zusammengetan haben nur aus wirtschaftlichen Gründen, bereits überwiegend geschieden sind. Die Langzeitstudien hierzu sind verständlicherweise noch nicht da, denn Online Dating ist jetzt erst gut 20 Jahre alt, aber sie laufen und sie bescheinigen Online Paaren Bestnoten. Obwohl die vermeintlich große Auswahl an potentiellen Partnern im Internet gewiss viele Singles überfordert, gleichzeitig ermöglich sie möglicherweise eine „bessere“ Partnerwahl – nach individuellen Kriterien aus einer größeren Auswahl. Die Entscheidung mag schwerfallen, aber sie scheint auch bewusster. Je nach Alter und Milieu findet die erste Kontaktaufnahme von Singles heute Online statt: mindestens ein Drittel, vermutlich eher sogar die Hälfte bis zu 90 Prozent (bei gleichgeschlechtlichen Paaren) der Beziehungen heute begannen dort. Ich bin Optimist: ich denke, der Wunsch nach einer langfristigen Liebesbeziehung ist größer als je zuvor und das Internet scheint ein Weg zu sein, der genau dabei hilft.

    Eric Hegmann

    Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single-Coach und Autor. Er hat über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Seit über 15 Jahren unterstützt er die Partneragentur Parship. Er ist Chefredakteur des Online Magazins beziehungsweise beziehungsweise und Gründer der Modern Love School .

    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dass eine Beziehung hält?

    Beziehungen ohne Trauschein dauern nicht so lange statistisch gesehen. Sie halten gut 4 Jahre. Aber erst nach knapp 5 Jahren heiraten die meisten Paare. Je länger ein Paar zusammen ist, umso geringer wird die Gefahr einer Trennung.

    Wann entscheidet sich ob man ein Paar wird?

    Fazit: Im Zweifel nachfragen. Ob Sie nun zusammen sind oder sich noch in der Kennenlernphase oder der Dating-Phase befinden, ist sehr individuell. Natürlich gibt es ein paar allgemeine Zeichen, die für eine feste Beziehung sprechen, jedoch sind Sie immer auf der sicheren Zeit, wenn Sie darüber sprechen.

    Wann ist eine Beziehung stabil?

    Aber: "In einer stabilen Beziehung vertrauen die Partner darauf, dass Veränderungen sie nicht trennen können", so Hegmann. "Mit zunehmender Erfahrung werden die Partner immer sicherer, wenn sie erleben, dass sie gemeinsame Werte geschaffen und Ziele erreicht haben. Das sorgt für Zuversicht und Optimismus."

    Wann geht eine Beziehung zu schnell?

    Eine Idealisierung von Beginn an könnte dich wichtige Warnhinweise übersehen lassen und/oder unrealistische Erwartungen aufbauen, die nur enttäuscht werden können. Wenn ihr nach zwei Wochen schon vom Zusammenziehen, eurer Traumhochzeit oder die Namen eurer Kinder sprecht, ist das wahrscheinlich ein bisserl vorschnell.

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