Wann wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt

Wann wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt
Dieses Blatt stammt aus einer griechischen Bibelhandschrift.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]

Ein Buch in vielen Sprachen

Die Bibel wurde ursprünglich in Hebräisch (das Alte Testament) und Griechisch (das Neue Testament) verfasst. Schon im 4. Jahrhundert war der Text ins Lateinische übersetzt worden. Diese Bibel auf Latein nennt man auch Vulgata. Eine solche Vulgata war auch die Gutenberg-Bibel. Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks, ließ sie in seiner Werkstatt drucken. So fand diese lateinische Bibel ab 1452 weite Verbreitung.

Wann wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt
Die Vulgata ist die Bibel auf Lateinisch.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]

Ältere Übersetzungen

Schon vor Luthers Bibelübersetzung gab es Bibelausgaben in Mittelhochdeutsch. Allerdings beruhten diese Übersetzungen eben auf jener Vulgata, also nicht auf dem Urtext, sondern selber auf eine Übersetzung. Zudem wurde Wort für Wort übersetzt, was nicht gerade zur Verständlichkeit beitrug. Schließlich war das Deutsch der Übersetzung oft altertümlich und schwer verständlich.

Wann wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt
Das ist die erste vollständige Bibelübersetzung von Martin Luther von 1534.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]

Luther macht es anders

In der Zeit auf der Wartburg ab 1521 begann Luther nun, zunächst das Neue und dann das Alte Testament zu übersetzen. Er stützte sich dabei jedoch auf die ursprünglichen Sprachen und übersetzte direkt aus dem Griechischen und Hebräischen. So mied er die schon vorhandenen Übersetzungsfehler aus der Vulgata. Außerdem schrieb er ein volkstümliches Deutsch, das viel besser verständlich war.

Wann wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt
Diese Bibel von 1545 ist die letzte, die zu Luthers Lebzeiten erschien.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]

Ausverkauft!

Im September 1522 erschien das Neue Testament in Luthers Übersetzung. Es wurde in 3000 Exemplaren gedruckt und kostete eineinhalb Gulden. Das war damals viel Geld. Trotzdem war die Auflage in nur drei Monaten ausverkauft. Schon im Dezember 1522 erschien die nächste Auflage. Luther übersetzte weiter und schließlich war auch das Alte Testament fertig. 1534 erschien die erste komplette Lutherbibel.
 

Die Bedeutung

Luthers Übersetzung nennen wir heute die Luther-Bibel. Mit dieser schuf Luther die Grundlage für unsere deutsche Hochsprache. Seine Bibelübersetzung verbreitete sich so stark über den ganzen deutschen Sprachraum, dass eben diese Sprache zur Norm wurde. Die Evangelische Kirche verwendet Luthers Übersetzung (in überarbeiteter Form) als Grundlage.

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Sprache:Danke, Luther

18. Dezember 2021, 19:50 Uhr

Lesezeit: 2 min

Titelblatt von Martin Luthers erster Übersetzung des Neuen Testaments, die er im Dezember 1521 begann und die im September 1522 im Druck erschien.

(Foto: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart/gemeinfrei)

Vor einem halben Jahrtausend übersetzte der Reformator die Bibel ins Deutsche. Diesem Erbe verdanken wir das tägliche Brot der Verständigung. Eine Laudatio.

Kommentar von Johan Schloemann

Vor fünfhundert Jahren hat Martin Luther auf der Wartburg angefangen, das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Am 18. Dezember des Jahres 1521 berichtete der Reformator zwei Briefpartnern von diesem Vorhaben. Elf Wochen später war er fertig mit dem Manuskript, in seinem Versteck oberhalb von Eisenach. Luther war in diese Isolation geflüchtet, weil er sich auf dem Reichstag zu Worms mit Kaiser Karl V. und dem Klerus angelegt hatte, im Namen des Evangeliums.

Dies ist ein Gedenktag nicht nur für eine fromme christliche Minderheit oder für Geschichtsbeflissene, sondern für alle Menschen, die in Deutschland leben. Denn die Sprache, die wir hierzulande sprechen und schreiben, den "protestantischen Dialekt", wie es der Sprachforscher und Märchensammler Jacob Grimm ausdrückte, diese Sprache hat Martin Luther mit geschaffen.

Seine Bibelübersetzung, später in gelehrter Teamarbeit ums Alte Testament erweitert, bewirkte das größte Sprachbad unserer Geschichte. Sie hat die Mundarten vereinheitlicht und einen Schub an Alphabetisierung gebracht, durch die heute selbstverständlich erscheinende, damals aber revolutionäre evangelische Forderung, dass jede und jeder erst mal selber lesen soll, was geschrieben steht. Das war als direkterer Zugang zur Offenbarung der Heiligen Schrift gedacht, hat aber zugleich das kritische Denken und den Zweifel befördert, den ständigen Begleiter des Glaubens.

"Klar und gewaltiglich"

Das neue Medium des Buchdrucks half mit bei dieser religiösen und kulturellen Wende, mit Texten wie mit Bildern; aber es wäre auch nicht gegangen ohne Luthers außergewöhnliche Sprachkraft und Prägnanz. Er erfand Zusammensetzungen wie "Menschenfischer" oder "nacheifern", und er tat, auf der Grundlage der humanistischen Philologie, alles für die allgemeine Verständlichkeit. Nach diesen beiden Idealen, historische Richtigkeit und Zugänglichkeit, wurden an der Lutherbibel immer wieder Revisionen vorgenommen sowie neue Übersetzungen geschaffen.

Übersetzen bedeutete immer auch Interpretation, erst recht im Ringen um eine neue Theologie. Die berühmteste Stelle ist da diejenige im Römerbrief des Paulus, wonach "der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben". Das Wörtchen "allein" steht nicht im Originaltext. Doch Luther verteidigte sich: "Wo man's will klar und gewaltiglich verdeutschen, so gehöret es hinein, denn ich habe deutsch, nicht lateinisch noch griechisch reden wollen".

Martin Luther, versteckt als "Junker Jörg" auf der Wartburg, gemalt von Lucas Cranach dem Älteren, 1522 (Ausschnitt).

(Foto: Klassik Stiftung Weimar/gemeinfrei)

Das Erbe der Lutherbibel reicht über das Christentum hinaus. Gewiss, im Namen desselben wurden in der Geschichte auch Ausschluss und Intoleranz gerechtfertigt. Doch eine andere Nachwirkung ist stärker: Es ist die Idee der Übersetzbarkeit überhaupt. Die Diversität der Kulturen und Erfahrungen, auch wenn sie allerlei Sprach- und Identitätskämpfe mit sich bringt, ist eine gute Kraft, aber sie kann sich nur entfalten, wenn man sich um universelle Sprachfähigkeit bemüht.

Man kennt es vom Kult der Originalsprachen und den Fans von Untertiteln bei TV-Serien: Klar, es gehen bei Übersetzungen immer wichtige Nuancen verloren. Doch das ist kein Argument gegen die Annäherung. Übersetzen ist das tägliche Brot der Verständigung - etwa auch aus Fachsprachen, wenn plötzlich alle "vulnerabel" sagen statt verletzlich. In unserer Welt der Mobilität geht es nicht um eine Assimilation der Kulturen. Nein, der Reichtum der Verschiedenheit entsteht gerade durch den Versuch, alles auch in der eigenen Sprache ausdrücken zu können. Danke, Luther.

Wer hat die Bibel das erste Mal auf Deutsch übersetzt?

Das Alte Testament in zwölf Jahren Die eigentliche Übertragung der Bibel in die deutsche Sprache leistete Martin Luther. Die Arbeit des Reformators begann mit dem Neuen Testament, das der streitbare Kirchenmann 1521/22 in nur vier Monaten niederschrieb.

Wer hat die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt?

Bis Luther kam, sprach Gott Latein: Der heilige Hieronymus hat die Bibel übersetzt – und sich dabei sogar Scherze erlaubt. Bis in die Reformationszeit wurde die Bibel auf Lateinisch gelesen, in der Übersetzung des Hieronymus. Dieser hat sogar Jesus ins Alte Testament geschmuggelt.

Hat Martin Luther die Bibel falsch übersetzt?

Er verbindet verschiedene Anregungen zu eigener Gestaltung. Er übersetzt selbst (falsch) aus dem Griechischen gegen Erasmus und gegen die Vulgata.

Wann hat Luther das Alte Testament übersetzt?

1534 legte Luther seine Übersetzung der gesamten Heiligen Schrift, die Lutherbibel, vor. Er brauchte demnach zwölf Jahre für die Bibelübersetzung. An dieser feilte er noch bis kurz vor seinem Tod.