Warum wurde der versailler vertrag in versailles unterzeichnet

Die Unterzeichnung des Friedensvertrages im Schloss von Versailles. (© dpa - Bildarchiv)

Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg

Als "Versailler Vertrag" wird der Friedensvertrag bezeichnet, der nach dem Ersten Weltkrieg zwischen den Siegern Frankreich, USA, Großbritannien und Italien sowie dem besiegten Deutschen Reich geschlossen wurde. Er wurde im Pariser Vorort Versailles verhandelt und unterschrieben. Das Deutsche Reich verlor ein Siebtel seiner Fläche und zehn Prozent seiner Bevölkerung. Auch alle Kolonien gingen verloren. Außerdem mussten sogenannte Reparationen gezahlt werden. Das sind Entschädigungszahlungen für die Kriegskosten der Siegermächte. Das Deutsche Reich musste zudem seine Armee stark verkleinern.

Ein Plakat von 1919, das die im Versailler Vertrag deutschen Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen aufzeigt und kritisiert. (© picture-alliance / akg-images)

Ein Plakat von 1919, das die im Versailler Vertrag deutschen Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen aufzeigt und kritisiert. (© picture-alliance / akg-images)

Ein Plakat von 1919, das die im Versailler Vertrag deutschen Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen aufzeigt und kritisiert. (© picture-alliance / akg-images)

Deutschland musste den Vertrag akzeptieren

Deutschland durfte nicht an den Verhandlungen über den Vertrag teilnehmen, musste den Vertrag aber annehmen. Weil dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Schuld am Krieg zugewiesen wurde, lehnten viele Parteien und Menschen in Deutschland den Versailler Vertrag ab. Für die demokratische Weimarer Republik stellte der Friedensvertrag eine große Belastung dar. Die Gegner der Republik warfen den demokratischen Politikern vor, deutsche Interessen verraten zu haben, weil sie den Vertrag unterzeichnet hatten.

Lehren aus dem Vertrag

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von den Siegermächten immer wieder gesagt, dass man viele Fehler, die mit dem Versailler Vertrag gemacht wurden, nicht wiederholen wolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde unter anderem darauf verzichtet, vergleichbar hohe Reparationszahlungen zu fordern wie nach dem Ersten Weltkrieg.

Quelle: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2022.

Begrenzung des Militärs

Dem Deutschen Reich wurde eine starke Begrenzung des Militärs auferlegt. Es musste seine Streitkräfte zu Land auf 100 000 Mann und zur See auf 15 000 Mann beschränken. Außerdem wurden die allgemeine Wehrpflicht, die Kriegsakademie und der Generalstab abgeschafft. Bestimmte Waffengattungen wurden in Deutschland verboten. Alle Truppen, die noch auf ehemals russischem Gebiet stationiert waren, mussten sich ins Reich zurückziehen. Deutschland verlor seinen militärischen Großmachtstatus. In den Zwanzigerjahren versuchte es mehrfach diese Beschränkungen zu umgehen.

Wirtschaftliche Beschränkungen und Reparationen

Auch der wirtschaftliche Großmachtstatus Deutschlands wurde durch den Versailler Vertrag beschnitten. Das Reich verlor nicht nur seine Kriegsflotte, sondern auch den größten Teil seiner Handelsflotte.

Diese war für das exportstarke Land eigentlich unverzichtbar. Ferner wurden Eigentum und Rechte deutscher Firmen im Ausland beschlagnahmt und bestimmte Exportmärkte für deutsche Waren gesperrt. Für die alliierten Staaten wurde zudem ein Meistbegünstigungsrecht eingeführt, das jedoch nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Das deutsche Hoheitsrecht über die Reichsbahn wurde beschränkt und den Alliierten besondere Vorteile in der Luft- und Seefahrt eingeräumt. Die deutschen Flüsse wurden internationalisiert.
Rechtliche Grundlage für die Reparationen war der sogenannte „Kriegsschuldartikel“ 231 des Versailler Vertrages, der dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Alleinschuld für den Krieg und die daraus entstandenen Schäden zuwies.
Eine besonders schwere Hypothek für das Deutsche Reich waren die riesigen finanziellen Reparationsleistungen. Ihre genaue Höhe wurde im Versailler Vertag noch nicht festgelegt. Vorerst sollte das Reich bis 1921 etwa 20 Milliarden Goldmark in Gold, Waren, Schiffen, Wertpapieren oder anderswie aufbringen. Die finanzielle Wiedergutmachung blieb bis 1932 Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und den Alliierten. Auf mehreren Konferenzen wurde um die Höhe der Reparationen gestritten. Erst die Konferenz von Lausanne 1932 legte diesen Streit bei.

Revisionspolitik gegen den Versailler Vertrag

In der deutschen Öffentlichkeit und in weiten Kreisen der deutschen Politik galt der Versailler Vertrag als „Schandfrieden“, „Friedensdiktat“ oder „Diktat von Versailles“ und wurde als nationale Demütigung aufgefasst. Eine Revision des Vertrages zugunsten Deutschlands wurde zu einem wichtigen außenpolitischen Ziel der Weimarer Republik.
Am 8. Januar 1918 formulierte WILSON in einer Rede an den Kongress in seinem berühmten 14-Punkte-Programm die Grundsätze für eine an westlich-liberalen Vorstellungen orientierte Friedensordnung. Diese vorgeschlagenen 14 Punkte fanden nur teilweise ihren Niederschlag im Versailler Vertrag.

WILSONS 14-Punkte-Programm

  1. Abschaffung der Geheimdiplomatie, öffentliche Verhandlung aller Verträge.
  2. Freiheit der Meere.
  3. Aufhebung aller Handelsschranken in der Welt.
  4. Abrüstung aller Armeen der Welt und deren Umwandlung in eine Polizei-Miliz.
  5. Neuordnung der Kolonien nach den Interessen der Kolonialvölker.
  6. Deutscher Rückzug aus Russland, Autonomie für alle Teilvölker des russischen Gebiets.
  7. Wiederherstellung Belgiens.
  8. Neuziehung der französischen Grenze zum Vorteil Frankreichs, deutsche Wiedergutmachung von Kriegsschäden in Frankreich, auch die des Krieges von 1871.
  9. Neuziehung der italienischen Grenze „entsprechend den Nationalitäten“.
  10. Autonomie für alle Völker des Habsburg-Reiches.
  11. Neuziehung der Balkangrenzen entsprechend Geschichte und Nationalität, Zugang Serbiens zum Meer.
  12. Souveränität für die Türkei, aber Autonomie für die von ihr besetzten Gebiete im Osmanischen Reich, freie Durchfahrt für alle an Meerengen wie dem Bosporus.
  13. Aufbau eines polnischen Staates mit Zugang zum Meer.
  14. Aufbau eines Völkerbundes als internationale Schiedsstelle.

Die rechtsnationalen antidemokratischen Kräfte in Deutschland nutzten den schlechten Ruf des Vertrages für die Agitation gegen die Republik und zur Mobilisierung ihrer Anhänger. Die wahren Ursachen der militärischen Niederlage wurden verdrängt und gegen die sogenannte „Kriegsschuldlüge“ Front gemacht.
Aber nicht nur in Deutschland war das Versailler System umstritten. Auch die anderen unterlegenen Staaten, Österreich, Ungarn und die Türkei, waren um Revision ihrer Friedensverträge bemüht. Am erfolgreichsten war dabei die Türkei, die 1923 einen günstigeren Frieden aushandeln konnte, der ihr die Kontrolle über Kleinasien zurückgab.
Auf Seiten der Siegermächte gab es ebenfalls Vorbehalte gegen den Versailler Vertrag. Die Sowjetunion lehnte ihn ab, da sie den Vertrag als Fortsetzung der alten imperialistischen Politik begriff. Frankreich gingen die Bestimmungen des Vertrages dagegen nicht weit genug. Es bedauerte, dass das französische Sicherheitsbestreben nicht noch mehr und dauerhafter berücksichtigt worden war. Großbritannien war vor allem mit den wirtschaftspolitischen Auswirkungen des Vertrages nicht zufrieden, da er aus britischer Sicht den Problemen der europäischen Wirtschaft nicht gerecht wurde. In den USA fand der Vertrag im Parlament keine Mehrheit, da dort inzwischen der Völkerbund abgelehnt wurde, dessen Satzung im Teil I des Versailler Vertrages enthalten war.
Die nationalsozialistische Regierung Deutschlands hat nach 1933 den Versailler Vertrag mehrfach gebrochen. Seine Gültigkeit endete offiziell am 30. Januar 1937 durch einseitige Aufkündigung durch das Deutsche Reich.

Warum war der Friedensvertrag in Versailles?

Der Vertrag sah unter anderem Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen, die Auslieferung von Kriegsverbrechern und die Reduzierung der Truppenstärke vor. Der Friedensvertrag erwies sich als schwere Hypothek für die Weimarer Republik, da ihn nationale Kräfte gegen die demokratische Staatsform instrumentalisierten.

Was war der Vertrag von Versailles?

Als "Versailler Vertrag" wird der Friedensvertrag bezeichnet, der nach dem Ersten Weltkrieg zwischen den Siegern Frankreich, USA, Großbritannien und Italien sowie dem besiegten Deutschen Reich geschlossen wurde. Er wurde im Pariser Vorort Versailles verhandelt und unterschrieben.

Warum haben die USA den Versailler Vertrag nicht unterschrieben?

Gesundheitlich schwer angeschlagen und zu Zugeständnissen ohnehin nicht bereit, gelingt es ihm nicht, den Senat für sein Vorhaben zu gewinnen. Bei Abstimmungen im November 1919 und erneut im März 1920 verweigert der Senat die nötige Zustimmung zum Versailler Vertrag und zum Völkerbund.

War der Vertrag von Versailles fair?

Der Versailler Vertrag brach mit den Grundsätzen erfolgreicher Friedensschlüsse: Er demütigte die Verlierer, machte sie ökonomisch und moralisch für alle Gräuel und Schäden verantwortlich und etablierte ein widersprüchliches Regime, das keinen Neuanfang ermöglichte.

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