Was bedeutet eine Erhöhung des Leitzins?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins am 27. Oktober erneut erhöht, diesmal auf 2 Prozent. Schon im Juli und September reagierte die EZB mit Zinserhöhungen auf die hohe Inflationsrate. Dadurch soll sie sinken. Die Teuerungsrate lag im September in Deutschland bei 10 Prozent.

Warum hebt oder senkt die EZB den Leitzins?

Die EZB kann den Leitzins anheben oder senken, um die Preisentwicklung in Europa zu lenken. Denn der Leitzins hat einen direkten Einfluss auf die Geldmenge am Markt - und diese beeinflusst die Verbraucherpreise. Es dauert allerdings einige Monate bis die Zinserhöhung der EZB wirkt.

Der Leitzins legt fest, zu welchem Zinssatz sich Banken Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen können. Derzeit sind es 2 Prozent. Außerdem leihen sich die Banken selber weniger Geld bei der EZB. Das Angebot an Geld sinkt also. Dadurch gewinnt jeder existierende Euro an Wert und die Verbraucherpreise werden günstiger.

Kredite verteuern - Nachfrage bremsen

Jahrelang waren die Bedingungen für Kreditnehmer günstig, da die Zinsen bei Null lagen. Das änderte sich 2022. Wer bauen oder sich eine Wohnung kaufen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Innerhalb eines Jahres sind die Bauzinsen von 1 auf 4 Prozent geklettert.

Steigen die Zinsen, werden Kredite teurer, da mehr Geld zurückgezahlt werden muss. Vor allem Kreditnehmer, deren Zinsbindung zeitnah ausläuft, sollten wachsam sein. Die monatlichen Raten dürften dann extrem ansteigen.

Sparzinsen steigen nur langsam

Nullzinsen waren nachteilig für Sparfüchse. Das ändert sich nun. Seit einiger Zeit belasten viele Banken ihre Kunden nicht mehr mit Negativzinsen auf Konten, die einen bestimmten Freibetrag überschreiten. Idee der EZB ist es, die Verbraucher wieder zum Sparen zu animieren, da die Sparzinsen steigen.

Festgeld oder Sparbriefe lohnen sich noch nicht. Sparer sollten ihr Geld auf einen Tagesgeld- oder Girokonto parken, denn Banken geben Zinserhöhungen nur sehr langsam oder gar nicht an die Kunden weiter.

Außerdem liegen die Zinssätze weiterhin unterhalb der Inflationsrate. Wer spart, muss mit einem Wertverlust des Geldes rechnen.

Die deutsche Bundesbank rechnet für das Gesamtjahr 2022 mit einer Teuerungsrate von ungefähr acht Prozent. 10.000 Euro auf einem unverzinsten Girokonto würden somit in einem Jahr rund 740 Euro an Wert verlieren.

08.09.2022

So wirkt sich die am 8. September 2022 von der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main beschlossene Erhöhung des Leitzinses auf 1,25 % auf dich aus.

Die US-Zentralbank FED hat es vorgemacht und ihre Leitzinsen schon im Frühjahr erhöht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat schrittweise nachgezogen: Nach der ersten Anhebung im Juli heben die europäischen Notenbanker den Leitzins jetzt kräftig um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 %.

Durch höhere Zinsen dämpft die Notenbank die Nachfrage. Das verteuert die Kredite, was sich längerfristig auch auf Investitionen auswirkt.

Mit dem am 8. September erfolgten weiteren Zinsschritt wollen die Notenbanker Entschlossenheit zeigen im Kampf gegen die Inflation. Die EZB hat bereits angekündigt, dass weitere Zinsschritte folgen werden und der Wert des Geldes vorerst weiter fallen wird.Denn das EZB-Ziel von 2 % Teuerungsrate liegt derzeit Welten entfernt. Mit 9,1 % ist die Inflationsrate in der Euro-Zone im August so hoch ausgefallen wie noch nie zuvor in ihrer Geschichte. 

Die 3 wichtigsten Auswirkungen der aktuellen Leitzins-Erhöhung sind:

Auswirkung #1: Kredite werden teurer

"Durch höhere Zinsen dämpft die Notenbank die Nachfrage. Das verteuert die Kredite, was sich längerfristig auch auf Investitionen auswirkt", sagt Claudia Huber, die Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ. Für Unternehmer:innen bedeutet das, dass sich betriebliche Investitionen womöglich schwieriger finanzieren lassen. Privatpersonen spüren dies wiederum, wenn es etwa um die Finanzierung eines Eigenheims geht: Wohnkredite werden teurer.

Auswirkung #2: Zinsen für klassisches Sparen steigen

Personen, die ihr Kapital fest verzinst lagern (zum Beispiel am Sparbuch), dürfen sich in weiterer Folge auf höhere Zinsen freuen. Trotzdem stellt das Sparbuch nicht die einzige Möglichkeit dar, zukunftssicher anzulegen. Falls du nach einer Alternative suchst, findest du hier fünf Tipps für krisenfeste Investments.

Auswirkung #3: Importe werden günstiger, (Auslands-)Urlaube billiger

Eine Leitzinserhöhung der EZB soll stabilisierend auf den Euro wirken. Für Privatpersonen bedeutet ein starker Euro, dass Urlaube in Nicht-Euro-Ländern billiger und Güter im und aus dem Euro-Raum günstiger werden. Für Unternehmen werden sich die Auswirkungen höchstwahrscheinlich die Waage halten: Importierte Energieträger werden günstiger, während Exporte ins Euro-Ausland teurer werden.

Wieso sich die EZB für eine derart kräftige Zinserhöhung entschieden hat

Die zunehmenden Preis-Risiken haben die europäischen Notenbanker dazu gebracht, stärker als erwartet an der Zinsschraube zu drehen. Der aktuell schwache Euro verstärkt den Druck, da Rohstoffe wie Öl in Dollar abgerechnet werden. Nach der ersten Anhebung seit Juli 2011 vor zwei Monaten beschloss der EZB-Rat nun erstmals in der Geschichte der Notenbank eine Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte.

Warum dich der Leitzins interessieren sollte

Der von der Zentralbank festgelegte Leitzinsbestimmt, zu welchen Konditionen Banken und Kreditinstitute Geschäfte miteinander machen. Steigt der Leitzins, dämpft dies das Wirtschaftswachstum, da die Geschäftsbanken Kredite zu einem höheren Zinssatz ausgeben.

In den USA wirkte vor allem eine starke Nachfrage treibend auf die Inflation, deswegen drehte die FED an der Zinsschraube. In der Eurozone ist es etwas komplizierter. Drängende Probleme sind

  • Lieferkettenprobleme
  • hohe Energiepreiseund der
  • russische Angriffskrieg auf die Ukraine.

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WKÖ/DMC

Noch mehr Entlastung nötig

Die Erhöhung der Leitzinsen allein kann diese Probleme natürlich nicht lösen. So hat die EZB auf die Energiemärkte keinen Einfluss. Schon jetzt gibt es teilweise Unternehmen, die wegen hoher Energiepreise aber auch wegen fehlender Komponenten Teile ihre Produktion zurückfahren. Im Vordergrund steht jetzt, dass preisdämpfende Maßnahmen für Haushalte und Unternehmen kommen - und dass keine Lohn-Preis-Spirale entsteht, die die Preise noch weiter antreiben würde.