Was bedeutet eine Wirtschaftskrise für Deutschland?

Finanzkrise und die Folgen Was droht in einer Weltwirtschaftskrise?

Das Worst-Case-Szenario

Man muss gar nicht fantasiebegabt sein, um rabenschwarze Jahre vor sich zu sehen. Das Worst-Case-Szenario spielt den Extremfall einer tiefen „Dreifachkrise“ von Finanzwirtschaft, Realwirtschaft und westlichem Wirtschaftssystem durch. Eine solch massive Depression gilt in den offiziellen Verlautbarungen noch als unrealistisch. Doch den Beruhigungspillen sollte niemand mehr trauen, Bank- und Staatsvertretern lagen in der Krise schon oft daneben. Nach all den Irrungen der letzten zwei Jahre sollten sich Investoren mit dem „Worst Case“ vertraut machen.

Entstehung der Depression

Dieser schlimmste Fall sähe grob gezeichnet in etwa wie folgt aus:

Angenommen wird, dass die Weltwirtschaft über drei bis fünf Jahre schrumpft, teils mit zweistelligen Raten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP), mit einer Exportquote von 50 Prozent stark vom Welthandel abhängig, fällt bis 2013 um insgesamt 15 Prozent. Die Realwirtschaft hat schwerste Finanzierungsprobleme (Kreditklemme) und setzt so eine Negativspirale in Gang: Unternehmenspleiten steigen drastisch und ziehen Massenarbeitslosigkeit nach sich. Der Konsum bricht ein, weitere Pleiten folgen. In Deutschland steigt die Arbeitslosenzahl binnen fünf Jahren von derzeit 3,5 auf rund acht Millionen.

Die Bundesregierung muss explodierende Sozialausgaben finanzieren und Konjunkturpakete stemmen. Zudem belasten die Verstaatlichung vieler Banken und die hohe Nachfrage nach staatlichen Krediten das Budget. Da Steuererhöhungen in einem solchen Szenario kontraproduktiv sind, entscheidet sich die Regierung für eine massive Neuverschuldung, die weit über die derzeitigen Volumina hinausgeht. Das Haushaltsdefizit dürfte sich unter diesen Vorzeichen auf acht Prozent des BIPs mehr als verdoppeln.

Top-Jobs des Tages

Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.

Die stark schrumpfende Wirtschaft löst zunächst Deflation aus, lässt also die Preise mächtig purzeln. Politik und Notenbanken aber haben nach kurzer Zeit kaum noch Handlungsspielraum. Die Wirkung der Konjunkturprogramme bleibt schwach. Die Zentralbank rutscht in eine Liquiditätsfalle: Die Banken reagieren nicht mehr auf Zinssenkungen und massive Liquiditätsspritzen, sondern horten ihr Geld, statt es als Kredit an die Realwirtschaft zu geben.

Die Lehren der Vergangenheit

Die Europäische Währungsunion gerät unter massiven Druck. Staaten und Unternehmen können nur über eine Entwertung der Währungen ihre massive Verschuldung los werden. Und dafür ist Inflation die wichtigste Voraussetzung. Die Notenbanken kaufen – wie dieser Tage schon die Fed – Staatspapiere auf, drucken also faktisch Geld.

„Geld zu drucken, wie es die Notenbanken zurzeit tun, und massive Konjunkturprogramme aufzulegen, sind leider ohne Alternative; freilich werden wir das in Form von Geldentwertung bezahlen“, sagt Joachim Paul Schäfer, Partner beim ältesten deutschen unabhängigen Vermögensverwalter PSM in München.

Erst mit hohen Preissteigerungen verflüchtigen sich die Altschulden, am Ende kippt die Währung, Gläubiger wie Anleger, die Staats- oder Unternehmensanleihen halten, sind dann die Gelackmeierten. „Gewinner von Währungsreformen sind eben die, die Schulden haben“, so Martin Hüfner, Volkswirt und Berater des HypoVereinsbank-Vorstands. Die mittelfristig hohe Inflation setzt den Euro unter Druck und lässt die Europäische Zentralbank massiv an Glaubwürdigkeit verlieren. Einzelne Staaten treten aus der Euro-Zone aus.

Wer an dieser Stelle schluckt, ist nicht allein. Angesichts einer derart massiven Krise lohnt sich ein Blick zurück auf die großen Wirtschaftskatastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Gleich drei Mal erlebten die Deutschen im vergangenen Jahrhundert tiefe Einschnitte in ihr Vermögen – weit schlimmere als etwa die Ölkrisen der Siebzigerjahre oder das Platzen der Technoblase nach der Jahrtausendwende. Untrennbar sind diese Brüche mit politischen Ereignissen verbunden. Das gilt vor allem für die beiden Währungsschnitte 1923 und 1948, mit denen die Deutschen die finanzielle Rechnung für den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bezahlen mussten. Für Anleger und Sparer waren die Verluste hier noch weitaus größer als in der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?

Rezession in Deutschland Welche Folgen hat der wirtschaftliche Abschwung?

Deutschland steuert 2023 in eine Rezession. Da sind sich Wirtschaftsexperten jetzt sicher. Was wird das für den Bürger bedeuten?

Deutschland rutscht in eine Rezession. Welche Folgen könnte das für die Bürger haben? © Foto: Christian Charisius/dpa

Deutschland steuert in eine Rezession. Das, was lange befürchtet wurde wird nun Realität: Drei Quartale hintereinander werde die Wirtschaft schrumpfen, im zu Ende gehenden Sommerquartal, im Herbst und Anfang 2023. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Experten wegen des besseren ersten Halbjahrs noch mit einem kleinen Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, für 2023 sagen sie dann einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent voraus.

Das eine Rezession nichts Gutes bedeutet, wissen die meisten. Doch warum genau? In diesem Text erklären wir, was eine Wirtschaftskrise für den normalen Menschen bedeuten könnte.

Rezession Definition: Was bedeutet das Wort überhaupt?

Das Wort „Rezession“ kommt vom lateinischen „recedere“ was zurückweichen, zurückziehen, weggehen bedeutet. Eine Rezession ist also ein „Rückzug“ bzw. ein Schrumpfen der Wirtschaft. Eine Wirtschaft stürzt dann in eine Rezession, wenn sie an zwei aufeinanderfolgenden Quartalen zurückgeht. Verschlimmert sich eine Rezession, dann fällt die Wirtschaft in eine Depression. Ökonomen sprechen von einer Depression, wenn die Wirtschaft über einen längeren Zeitraum schrumpft. Die letzte „Große Depression“ (englisch: Great Depression“) war von 1929 bis 1939 nach dem Börsencrash, als die Welt in einer Weltwirtschaftskrise gestürzt wurde.

Rezession 2023: Was bedeutet sie für den Bürger?

Viel wird aktuell von einem „Wohlstandsverlust“ in Deutschland gesprochen. Damit ist gemeint, dass in einer Rezession viele Bürgerinnen und Bürger in der Tat weniger haben. Der Durchschnittsbürger wird ärmer. Das liegt auch an der hohen Inflation: Die Menschen geben weniger Geld aus, weil sie sich durch die gestiegenen Preise weniger leisten können. Daran leiden auch die Unternehmen: Sie machen weniger Profit und bleiben auf Lagerbeständen sitzen. Das kann dazu führen, dass die Unternehmen gezwungen sind, Menschen zu entlassen. Eine hohe Arbeitslosenquote häufig die Folge einer Rezession. Das führt zu einem Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist: die vielen Arbeitslosen stehen vor großen Problemen und können noch weniger Geld ausgeben, was die Unternehmen noch weiter in die Krise stürzt. Dadurch müssen mehr Arbeiter entlassen werden und der Kreislauf beginnt von vorne.

In der Industrie führen Inflation und Rezession ebenso zu Produktionsschwierigkeiten. Durch gestiegene Preise fällt es Unternehmen schwer, ihre Produkte herzustellen und auszuliefern, z.B. weil Teile oder Rohstoffe so viel teurer werden, dass sich das Unternehmen diese kaum noch leisten können. Auch das führt langfristig zu Arbeitslosigkeit.

Ob 2023 wirklich eine hohe Arbeitslosigkeit droht, ist aber nicht sicher. Denn in Deutschland erleben wir zugleich einen erheblichen Fachkräftemangel. Unternehmen haben Probleme, überhaupt Stellen zu besetzen, da die richtigen Kräfte fehlen. Es stellt sich also die Frage, ob Unternehmen in dieser Situation wirklich Arbeiter entlassen, die sie später womöglich brauchen. Damit wäre die aktuelle Rezession sehr anders als vorangegangene, sodass Ökonomen nicht sicher sagen können, was die Folgen sind.

Rezessionen in Deutschland seit 1945

Natürlich ist es nicht die erste Wirtschaftskrise, die das Land durchleben wird. Hier eine Liste der Rezessionen in Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkriegs:

  • 1966/67 (Einbruch nach dem Wirtschaftswunder)
  • 1974/75 (Erste Ölkrise)
  • 1980-82 (Zweite Ölkrise)
  • 1991-93 (Wiedervereinigung)
  • 2002/03 (Dot-Com-Bubble)
  • 2008/09 (Finanzkrise)
  • 2012/13 (Eurokrise)
  • 2020 (Corona)

Pleitewelle als Folge einer Rezession?

Der Fall des Düsseldorfer Klopapierherstellers Hakle ließ aufhorchen: Das Unternehmen ist wegen der stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten zum Sanierungsfall geworden und teilte Anfang September mit, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt zu haben. Eine Pleitewelle lässt sich anhand bisher vorliegender Zahlen nicht ausmachen: Im ersten Halbjahr zählte das Statistische Bundesamt mit 7113 Unternehmensinsolvenzen vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Es sei nicht auszuschließen, dass die Zahl der Firmenpleiten innerhalb der nächsten zwölf Monate um bis zu 40 Prozent steige, teilte der Verband der Insolvenzverwalter mit: „Dies wäre allerdings auf der historisch niedrigen Basis keine Insolvenzwelle, sondern eine Normalisierung der Zahlen.“ Commerzbank-Chef Manfred Knof befürchtet ebenfalls keine Pleitewelle: Aus Gesprächen mit Kunden nehme er wahr, „dass sie natürlich besorgt sind und dass schwierige Zeiten auf uns zukommen. Aber es ist überhaupt kein Grund für Panikmache“, sagte Knof Anfang September.

Bundesbank sieht Lichtblick auf dem Arbeitsmarkt

Auch die Bundesbank sieht in ihrem Monatsbericht für Oktober das Land kurz vor einer Rezession. Doch es gibt auch Hoffnung: Ein Lichtblick ist der robuste Arbeitsmarkt. „In vielen Bereichen ist die Arbeitsnachfrage hoch“, stellt die Bundesbank fest. „Über die Breite der Wirtschaft ist im Laufe des Winterhalbjahres also nicht von einer signifikanten Verschlechterung am Arbeitsmarkt auszugehen.“

mit dpa

Was sind die Folgen der Wirtschaftskrise?

Es sind vor allem die indirekten Folgen einer Krise, die problematisch sind: Hohe Zahl von Insolvenzen und Entlassungen selbst bei größeren Konzernen. Deflation oder Inflation und somit Veränderungen der Werte von Gehältern aber auch Preisen im Alltag.

Welche Auswirkungen hatte die Weltwirtschaftskrise in Deutschland?

Firmenzusammenbrüche, Bankenschließungen und Massenarbeitslosigkeit waren die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Zwischen September 1929 und Anfang 1933 stieg die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland von 1,3 auf über sechs Millionen. Das Realeinkommen sank um ein Drittel, Armut und Kriminalität nahmen sprunghaft zu.

Was bedeutet schwere Wirtschaftskrise?

Als Wirtschaftskrise bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre die Phase einer deutlich negativen Entwicklung des Wirtschaftswachstums. Daneben bezeichnet man auch negative Entwicklungen bei anderen makroökonomischen Variablen (z. B. Preisniveau, Beschäftigung, Kapitalströme etc.)

Was versteht man unter Wirtschaftskrise?

Eine Wirtschaftskrise ist eine Phase der Konjunktur, in der es einen Abschwung gibt. Eine Wirtschaftskrise kann einzelne Bereiche betreffen (z.B. Agrarkrise, Währungskrise) oder aber ganze Staaten. Bei Wirtschaftskrisen, die sehr viele Staaten betreffen, spricht man von Weltwirtschaftskrisen.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte