Was ist der unterschied zwischen analytischer und tiefenpsychologischer therapie

In der Krankenkassensprache kommt der Begriff „Psychoanalyse“ nicht vor. Stattdessen wird dort von „Analytischer Psychotherapie“ gesprochen. Dabei handelt es sich um eine Therapie, die im Sitzen oder Liegen stattfinden kann in einer Frequenz von zwei- bis dreimal pro Woche. Phasenweise ist auch eine Behandlung von viermal pro Woche möglich. Eine Therapie mit zwei Stunden pro Woche wird häufig auch als „modifizierte analytische Psychotherapie“ bezeichnet. Die Stunden sind bei der analytischen Psychotherapie auf etwa 300 Sitzungen begrenzt – in begründeten Fällen kann eine weitere Verlängerung beantragt werden. Die genauen Wortlaute des Krankenkassensystems finden Sie in der Psychotherapie-Richtlinie auf der Website des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA: Psycyhotherapierichtlinie).

Die Psychoanalyse hingegen in ihrer klassischen Form wird meistens im Liegen auf der Couch durchgeführt. Häufig werden vier bis fünf Sitzungen pro Woche anberaumt und die Psychoanalyse läuft so lange wie der Patient sie braucht. Das ist dann häufig leider nur für Selbstzahler möglich.

Das Wort „Psychoanalyse“ kommt eher im Sprachgebrauch von Psychoanalytikern und Patienten vor, wenn es sich um eine Behandlung handelt, bei der der Patient auf der Couch liegt und die vier oder fünf Mal pro Woche stattfindet.

Unterscheide: Analytische Psychologie und Analytische Psychotherapie. Der Begriff „Analytische Psychologie“ wurde von Carl Gustav Jung geprägt und steht für seine spezielle Psychoanalyse-Form. Der Begriff „Analytische Psychotherapie“ ist weiter gefasst: Es können sowohl die Theorien von Freud und Jung als auch von anderen Psychoanalytikern in die Therapie einbezogen werden.

Vertrauen zum Therapeuten ist wichtig

Die ersten Wochen und Monate einer Analytischen Pychotherapie oder Psychoanalyse bestehen oft darin, erst einmal Vertrauen aufzubauen. Besonders misstrauische Patienten, die nicht viel Gutes in engen Beziehungen erlebt haben, kommen oft zunächst einmal pro Woche zum Therapeuten. Das ist das Setting einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie (TfP).

Andere Patienten wiederum sind dringend darauf angewiesen, den Therapeuten mindestens zweimal pro Woche zu sehen.

Gleichzeitig müssen sehr misstrauische Patienten einen relativ häufigen Kontakt zum Psychoanalytiker auch verkraften können. Man braucht oft sehr viel Mut, um einen bisher fremden Menschen gleich mehrmals pro Woche zu sehen und ihm die wichtigsten Dinge des eigenen Lebens anzuvertrauen. Sobald der Patient zweimal pro Woche zur Therapie kommt, wird die Therapie als „(modifizierte) analytische Psychotherapie“ bezeichnet.

Obwohl es paradox klingt: Manche, sehr ängstliche Patientienten, verlieren ihre übergroßen Ängste, wenn sie gleich viermal pro Woche zur Analyse kommen und nicht nur zwei Mal. Wenn man nur zwei Mal pro Woche zur Analyse geht, können sich immer wieder beängstigende Phantasien über den Therapeuten aufbauen. Wenn man jedoch fast täglich den Abgleich mit der Realität machen kann, hat das oft eine beruhigende Wirkung: „Ah, der Analytiker ist weniger böse als ich ihn mir vorgestellt habe“, könnte man dann sagen.

Zwei Sitzungen pro Woche ist für manche Patienten schon viel

Die Frequenz von zweimal pro Woche wird von vielen Patienten als sehr intensiv erlebt. Schwere psychische Störungen sind oft mit großen Kontaktschwierigkeiten verbunden. Sie entstehen meistens dann, wenn die Beziehung zu den Eltern von Kindes Beinen an unsicher war. Diese Unsicherheiten in der Beziehung machen sich natürlich auch in der Therapie bemerkbar. Zu Beginn einer psychoanalytischen Therapie sind viele Patienten noch sehr misstrauisch. Sie beäugen den Analytiker und beobachten ihn sehr genau. „Kann ich ihm/ihr vertrauen?“, fragen sie sich.

Mit der Zeit aber wächst das Vertrauen meistens und die Patienten sind bereit, auch über intime Probleme zu sprechen. Häufig wenden die Patienten dann ihren Blick ab vom Therapeuten und erzählen lieber, indem sie aus dem Fenster oder auf den Boden schauen. Auch der Therapeut kann nicht ständig den Patienten ansehen. Schon Sigmund Freud sagte, dass es anstrengend sei, den ganzen Tag den Patienten in die Gesichter zu schauen.

Weg vom Gesicht

Es ist für die Patienten oft sehr schwierig, dem Therapeuten von Angesicht zu Angesicht von Dingen zu erzählen, die ihnen zutiefst peinlich sind oder für die sie sich schuldig fühlen. Daher ist es dann ganz angenehm, auf der Couch zu liegen und den Therapeuten nicht mehr zu sehen. Manchen Patienten kommt da die Beichte bei einem katholischen Pfarrer in den Sinn: Im Beichtstuhl ist der Pfarrer von dem Beicht-Willigen durch einen Sichtschutz getrennt.

Unter „Setting“ versteht man den Aufbau, in dem eine Therapie stattfindet. Bei einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist das Setting, dass der Patient einmal pro Woche kommt und dem Therapeuten gegenübersitzt. Bei der analytischen Psychotherapie sitzt oder liegt der Patient und Analytiker und Patient sehen sich etwa dreimal pro Woche. Das Setting einer Psychoanalyse sieht meistens so aus, dass der Patient auf der Couch liegt und der Analytiker dahinter sitzt. Beide sehen sich etwa viermal pro Woche.

Zum sogenannten „Rahmen“ der Psychoanalyse zählen viel mehr Aspekte wie z.B. Verschwiegenheit, Abstinenz, Ferienregelungen, Bereitstellungshonorar-Regelungen, Pünktlichkeit, Diskretion usw.

Auf die Couch!

„Psychoanalysen im Liegen macht man doch heute nicht mehr, oder?“ Diese Frage stellen mir viele Menschen, die sich über die Psychoanalyse informieren. Die Antwort: Doch, natürlich werden auch heute noch Psychoanalysen im Liegen durchgeführt. Die „Couch“ ist das Symbol für die Psychoanalyse. Sie ist der Klassiker und Gegenstand vieler Comic-Zeichnungen und Witze. Was auf den Bildern aber oft falsch dargestellt wird, ist das Arrangement: Der Analytiker sitzt nämlich nicht neben seinen Patienten, wie viele glauben, sondern in der Regel hinter ihm. Die Couch ist so ausgerichtet, dass der Patient den Analytiker nicht sehen kann. Der Analytiker kann dem Patienten nicht ins Gesicht schauen.

Dieses Setting wirkt auf viele Menschen zunächst bedrohlich. Da steigen ganz viele Phantasien auf. „Wird der Therapeut mich von hinten plötzlich angreifen? Was hat die Couch mit dem Thema Sexualität zu tun?“, fragen sich viele. „Ich könnte mich nie auf so eine Couch legen“, sagt so mancher. Zu groß ist die Angst, ohnmächtig ausgeliefert zu sein.

Dadurch, dass der Therapeut sitzt und der Patient liegt, kommt natürlich auch ein Ungleichgewicht in die Beziehung hinein. Der Therapeut wird dann oft als „der Mächtige“ erlebt, während der Patient sich selbst ohnmächtig und klein fühlt. Aber gerade dieses Ungleichgewicht ist es, dass bewirkt, dass sich der Patient wieder wie ein Kind fühlen kann: Er „regrediert“. So werden alte Probleme in der Psychoanalyse wieder aktuell. Das ist dann die Chance, Altes und Tiefsitzendes zu verändern.

Ist Psychoanalyse und analytische Psychotherapie das gleiche?

Im Alltag wird der Begriff „analytische Psychotherapie“ mit „Psychoanalyse“ gleichgesetzt. Umgangssprachlich wird auch die analytische Psychotherapie für gesetzlich Krankenversicherte oft als Psychoanalyse bezeichnet.

Für wen ist Tiefenpsychologie geeignet?

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht auf die Psychoanalyse zurück. Sie ist vor allem für Menschen geeignet, die aufgrund von aktuellen Konflikten im Privat- oder Berufsleben eine psychische Erkrankung entwickelt haben.

Wie funktioniert analytische Therapie?

Eine analytische oder eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wird deshalb nicht die Symptome behandeln und sie bei der Therapie in dem Mittelpunkt stellen, sondern versuchen, die Ursachen zu finden und die jeweiligen Verstrickungen und ungelösten Konflikte bewusst zu machen.

Was bringt tiefenpsychologische Therapie?

Wissenschaftlich abgesichert ist die Wirksamkeit tiefenpsychologisch orientierter Therapien bei akuten Depressionen, bei der Posttraumatischen Belastungsstörung, bei der Panikstörung sowie mit der Übertragungsfokussierten und der Mentalisierungs-basierten Psychotherapie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

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