Wer kommt zu Weihnachten? Der Nikolaus? Das Christkind? Oder gar der Weihnachtsmann? Und kommen sie überhaupt alle zu Weihnachten oder kommt der Nikolaus nicht eigentlich schon früher? Aber ist das überhaupt der Nikolaus und wer ist dann der Weihnachtsmann? Und wenn der Weihnachtsmann am 24. Dezember die Geschenke bringt, was macht dann eigentlich das Christkind? Die Verwirrung um die Identität der Gabenbringer zur Weihnachtszeit ist ein wachsendes Phänomen in der heutigen Kinderstube.
Was für frühere Generationen von Kindern in unseren Breitengraden selbstverständlich war, verwirrt Kinder heute zunehmend. Sucht man bei Bilderagenturen nach Fotos, die den Heiligen Nikolaus darstellen sollen, stellt man überrascht fest, dass der vermeintliche Nikolaus ein älterer Mann mit weißem Haar und weißem Bart ist. So weit, so gut. Doch die rot-weiße Plüschmütze will nicht so recht passen. Genauso wenig wie der rot-weiße Wams. Trägt der Nikolaus nicht eigentlich seinem Amt entsprechend eine Mitra und einen Bischofsstab?
Nikolaus von Myra
Um Licht in die Sache zu bringen, empfiehlt sich ein Blick in die Geschichte. Die Gestalt des heutigen Nikolaus geht auf die historische Figur des Nikolaus von Myra zurück, der im 4. Jahrhundert lebte und Bischof von Myra war. Um ihn ranken sich zahlreiche wohltätige Legenden. Als Sohn reicher Eltern soll er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben. Schiffer und Geschäftsleute aus Bari entführten die Gebeine des Heiligen 1087 aus Myra ins süditalienische Bari, wo sie bis heute ruhen.
Der heutige Einkehrbrauch am 6. Dezember hat seine Wurzeln im Mittelalter. Beim sogenannten "Kinderbischofsfest" wählten Klosterschüler am Vorabend des Gedenktages des Heiligen Nikolaus einen "Kinderbischof". Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der "Kinderbischof", bekleidet mit einer Mitra und den Gewändern eines Bischofs, "visitierte" die Klosterschule und tadelte oder belohnte mit Süßigkeiten. Auch die Tradition des in Österreich verbreiteten Krampus geht in diese Zeit zurück.
Und der Weihnachtsmann?
Nach dieser kurzen historischen Spurensuche bleibt die Frage, wie es mit den Wurzeln des Weihnachtsmannes aussieht. Um den Weg des gutmütigen alten Herren mit dem weißen Bart und der roten Zipfelmütze zu verfolgen, müssen wir allerdings nicht so weit in die Vergangenheit zurück wie beim dienstälteren Nikolaus: Der als "Santa Claus" aus dem US-amerikanischen Raum importierte Weihnachtsmann geht zwar auch auf die Tradition des Heiligen Nikolaus zurück, jedoch breitete sich diese Figur des Gabenbringers erst im 19. Jahrhundert aus.
Wenn auch der Weihnachtsmann auf die historische Gestalt des Nikolaus von Myra zurückgeht, warum trägt er dann ein aus weißem und roten Pelz verbrämtes Gewand und nicht Bischofsgewänder? Da "Santa Claus" vor allem eine Entwicklung im reformiert-presbyterianischen Raum war, musste er aufgrund der scharfen Ablehnung der Heiligenverehrung aller Attribute entkleidet werden, die dem katholischen Denken entsprechen.
Luthers "Heiliger Christ"
Auf dieselbe Ablehnung geht die Tradition des Christkindes zurück. Wurden die Kinder im Mittelalter noch am Nikolaustag (6. Dezember) oder am "Tag der unschuldigen Kinder" (28. Dezember) vom Heiligen Nikolaus beschenkt, wurde dieser im 16. Jahrhundert mit großer Wahrscheinlichkeit von Marthin Luther durch den "Heiligen Christ" ersetzt und die Beschenkung der Kinder auf den 25. Dezember verlegt. Mit der Zeit verschwamm allerdings die Verbindung zu Jesus Christus zusehends, was zu einer Verselbstständigung der Figur des Christkindes führte.
Kommerzialisierung in der Gegenwart
Heute ist vor allem der Weihnachtsmann ein Global Player in der Werbung, man könnte ihn sogar als Heiligen der Werbebranche bezeichnen. Zahlreiche Konzerne nehmen seine Gestalt in Anspruch, um die Werbetrommel für ihre Produkte zu rühren. Allen voran die "Coca-Cola Company", die seit 1931 die Figur des Weihnachtsmannes für ihre Werbekampagnen nutzt. Kirchliche Verbände versuchen seit Jahren vermehrt wieder den Unterschied zwischen dem Heiligen Nikolaus und dem allseits gegenwärtigen Weihnachtsmann aufzuzeigen.
erstellt am 1. Dezember 2016
- Startseite
- Welt
Erstellt: 03.12.2017, 12:47 Uhr
KommentareTeilen
Wer bringt denn nun die Geschenke: Weihnachtsmann, Nikolaus, Christkind oder Knecht Ruprecht? Wir erklären im Video den Unterschied zwischen den Gabenbringern.
Weihnachtsmann, Nikolaus, Knecht Ruprech, Christkind: Vier Namen für eine Figur? Oder gibt es Unterschiede zwischen den vier Gabenbringern? Und was haben schaurige Masken mit Weihnachten und der Adventszeit zu tun? Das erklären wir in unserem Video.
In den einen Familien wird Heiligabend der Weihnachtsmann erwartet. In den anderen das Christkind. Weihnachtliche Konkurrenz? Ein Kampf um den begehrten Titel des beliebten Gabenbringers? Die Antwort reicht zum Teil zurück bis in die Zeit, als Martin Luther mit der Reformation begann, also in das frühe 16. Jahrhundert.
Gibt es einen Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und dem Nikolaus? Letzteren soll es ja wirklich gegeben haben. Er soll dort gelebt haben, wo heute die türkische Stadt Demre liegt - im Südwesten der Türkei am Mittelmeer. Aus dem Plan eines armen Mannes, seine drei Töchter zur Prostitution zu schicken, soll der Brauch entstanden sein, dass heute zu Nikolaus am 6. Dezember Geschenke vor allem in Schuhe und Socken gesteckt werden. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Video (oben).
Um Knecht Ruprecht ranken sich viele Mythen. Mal tritt er als Mann mit Vollbart und Rute auf, mal als monsterartiges Wesen mit Hörnern. Er soll mit dem Nikolaus zusammengearbeitet haben. Allerdings nicht nett und liebevoll, sondern strafend und prügelnd.
Sind Sie noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk?
Das HNA-ePaper-Abo gibt es mit einem iPad oder Galaxy-Tablet. Schon ab 26,90 Euro im Monat bekommen Sie nicht nur das Gerät und können Ihre HNA-Ausgabe digital lesen, Sie erhalten auch Zugang zu unserem Komplett-Archiv, den Abo-Bonus-Vorteilen sowie unserem Push-Service.
Hier finden Sie alle Infos zum ePaper-Abo