Was tun bei zu hohem puls

Kurzüberblick

  • Was ist Herzrasen? Beim Herzrasen (Tachykardie) schlägt das Herz mehr als 100-mal pro Minute (Erwachsene). Nach dem Ort ihrer Entstehung unterscheidet man supraventrikuläre Tachykardie (entsteht außerhalb der Herzkammern) und ventrikuläre Tachykardie (entsteht in den Herzkammern). Außerdem wird zwischen akuter und chronischer Tachykardie unterschieden.
  • Ursachen: z.B. Vorhofflattern/Vorhofflimmern, Kammerflattern/Kammerflimmern, Sinustachykardie, AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, Wolff-Parkinson-White-Syndrom, koronare Herzkrankheit (KHK), Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Hormonschwankungen während der Wechseljahre, Schock nach Verletzungen mit großem Blutverlust, Blutarmut (Anämie), Lungenembolie, Vergiftungen, Medikamente, Drogen, Nikotin, Koffein.
  • Erste Hilfe: Notarzt alarmieren bei zusätzlichen Symptomen wie Atemnot, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, starken Brustschmerzen, Angstgefühlen, Bewusstlosigkeit, Kreislaufstillstand. Erste Hilfe bei lebensbedrohlichem Kammerflimmern/Kammerflattern: Herzdruckmassage, Anwendung eines Defibrillators oder Faustschlag auf den Brustkorb. Gutartiges Herzrasen (Herzjagen) tritt plötzlich auf und verschwindet meist von selbst; evtl. helfen Tipps wie Entspannungsübungen, tiefes Ein- und Ausatmen, Valsalva-Manöver.
  • Wann zum Arzt? Herzrasen sollte man immer ärztlich abklären lassen!
  • Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, EKG, Langzeit-EKG, ggf. Herz-Ultraschall.
  • Behandlung: je nach Ursache zum Beispiel mit Medikamenten (Betablocker) oder Beruhigungsmitteln.

Herzrasen: Beschreibung und Symptome

Bei gesunden Erwachsenen schlägt das Herz zwischen 60- und 80-mal in der Minute. Bei mehr als 100 Schlägen pro Minute spricht man von Herzrasen (Tachykardie). Ab 150 Herzschlägen pro Minute liegt eine ausgeprägte Tachykardie vor. Das mit dem Herzrasen verbundene verstärkte Herzklopfen kann bis in den Hals hinauf spürbar sein!

Herzrasen ist nicht zwangsläufig gefährlich. Gutartiges Herzrasen, umgangssprachlich Herzjagen genannt,tritt meist als Begleiterscheinung harmloser Störungen auf. Ein Beispiel ist die sogenannte AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, bei der die Erregungsausbreitung zwischen Herzkammern und -vorhöfen gestört ist. Gutartiges Herzrasen tritt immer wieder plötzlich auf und verschwindet ebenso unerwartet ganz von selbst. Man kann es außerdem beispielsweise an folgenden Anzeichen erkennen:

  • Das Herzrasen kommt aus heiterem Himmel, es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang mit Situationen, die Angst, Aufregung oder Vorfreude auslösen.
  • Die Symptome zeigen sich meist in Ruhe oder einige Zeit, nachdem man sich körperlich angestrengt hat.
  • Schwindel, Druck auf der Brust oder Übelkeit können das Herzjagen begleiten.

Generell gilt: Ist das Herz gesund, kann es plötzlich auftretendes, gutartiges Herzrasen gut verkraften. Dennoch sollten Sie auch gutartiges Herzrasen unbedingt ärztlich abklären lassen, um ernstere Ursachen auszuschließen und Probleme im Alltag zu vermeiden. Denn die Arbeits- und Fahrtüchtigkeit ist während eines Anfalls eingeschränkt. Es kann sogar zu einer Ohnmacht kommen.

Formen von Herzrasen

Je nachdem, wo das Herzrasen entsteht, unterscheidet man::

  1. Supraventrikuläre Tachykardie: Hier entsteht das Herzrasen außerhalb der Herzkammern.
  2. Ventrikuläre Tachykardie: Dabei entsteht der beschleunigte Puls in der Herzkammer. Dies ist die gefährliche Form des Herzrasens, da daraus ein lebensbedrohliches Kammerflimmern hervorgehen kann.

Herzrasen kann zudem akut oder chronisch auftreten.

Herzrasen: Ursachen

Körperliche Anstrengung (etwa beim Sport), Stress, Freude und Angst können den Puls schon in die Höhe treiben. Das ist ganz normal und nicht besorgniserregend. Wie schnell das Herz normalerweise schlägt, hängt außerdem vom Alter ab. So haben Kinder in der Regel einen höheren Puls als Erwachsene. Deshalb muss man sich bei Kleinkindern mit einer Herzfrequenz von 100 Schlägen pro Minute meistens keine Sorgen machen.

Anders ist es bei Erwachsenen mit einem derartig erhöhten Puls. Hier muss medizinisch abgeklärt werden, welche Ursache dahinter steckt. Sie findet sich entweder im Herz selbst, in einem anderen Organ oder in äußeren Einflüssen.

Das Herz als Ursache der Tarchykardie

Hauptverantwortlich für Tachykardien ist das Herz selbst. Dazu muss man wissen, wie der lebenswichtige Muskel arbeitet: Spezialisierte Herzmuskelzellen erzeugen elektrische Impulse (Erregungen). Diese werden über Leitungsbahnen im Herzen weitergeleitet und lösen eine Muskelkontraktion aus – den Herzschlag. Die Hauptrolle spielt dabei der sogenannte Sinusknoten im rechten Vorhof des Herzens mit einer Frequenz von 60 bis 80 Erregungen in der Minute. Wird dieses Erregungsleitungssystems zum Beispiel durch verminderte Durchblutung, zusätzliche Leitungsbahnen oder Fehlfunktionen des Sinusknotens gestört, kann Herzrasen entstehen.

Die wichtigsten herzbedingten (kardialen) Ursachen von Tachykardie sind:

  • Vorhofflattern/Vorhofflimmern: Ungeordnete elektrische Reizungen lassen hierbei die Muskulatur der Vorhöfe flattern oder flimmern. Die Folge ist meist ein beschleunigter, unregelmäßiger Puls von mehr als 100 Schlägen pro Minute. Das ist aber nicht gefährlich, viele Betroffene nehmen das Flattern oder Flimmern gar nicht wahr. Es besteht aber erhöhte Thrombosegefahr!
  • Koronare Herzkrankheit (KHK): Darunter versteht man Durchblutungsstörungen des Herzens, die auf einer Verengung der Herzkranzgefäße infolge von Arteriosklerose beruhen. Sie können unter anderem zu Herzrhythmusstörungen (wie Tachykardien) und Herzinfarkt führen.
  • Kammerflattern/Kammerflimmern: Hier kontrahieren sich die Herzkammern sehr schnell (zwischen 200- und 800-mal in der Minute). Dadurch wird das Blut nicht mehr in den Kreislauf gepumpt - Bewusstlosigkeit, Atem- und Kreislaufstillstand sind die Folgen. Es besteht akute Lebensgefahr!
  • Sinustachykardie: Der Sinusknoten arbeitet hier beschleunigt mit mehr als 100 Erregungen pro Minute. Diese Form von Herzrasen zeigt sich oft bei Angst, Panikattacken oder Fieber.
  • AV-Knoten-Reentry-Tachykardie: Beim Reentry (engl. für "Wiedereintritt") breiten sich kreisförmige Erregungen zwischen den Herzkammern und -vorhöfen aus und beschleunigen den Pulsschlag. Typisch ist plötzliches Herzrasen, das von selbst wieder verschwindet. Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie ist nicht gefährlich. Man kann sie manchmal selbst stoppen, etwa durch kurzen Druck auf die Halsschlagader. Dies muss man sich aber im Vorfeld von einem Arzt zeigen lassen!
  • Ventrikuläre Tachykardien: Durch zusätzliche Impulse in den Kammern schlägt das Herz schneller und ineffizienter. Gefährliche Folge kann ein Kammerflimmern sein.
  • Wolff-Parkinson-White-Syndrom: Die Betroffenen haben von Geburt an eine zusätzliche Reizleitung zwischen Vorhof und Kammer. Dies kann zu plötzlichem Herzrasen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Oft sind die Betroffenen jedoch beschwerdefrei, dann ist keine Behandlung erforderlich.
  • Bluthochdruck: Nicht nur ein hoher Blutdruck, sondern auch ein schneller Puls kann zu verstärktem Herzklopfen führen.

Andere häufige Herzrasen-Ursachen

  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
  • Hormonschwankungen während der Wechseljahre
  • Schock nach Verletzungen mit großem Blutverlust
  • Anämie (Blutarmut)
  • Lungenembolie
  • Vergiftungen
  • Medikamente
  • Drogen
  • Nikotin und Koffein

Richtig verhalten bei Herzrasen

Gutartiges Herzjagen können Sie mit einigen Techniken selbst stoppen:

  • Atmen Sie tief ein und aus: Herzklopfen entsteht oft durch Stress oder Angst. In solchen Situationen kann es helfen, kurz inne zu halten, sich hinzusetzen und bewusst tief ein- und auszuatmen.
  • Massieren Sie Ihren Hals: Wo man am Hals den Puls spürt, sitzt der Karotissinusnerv. Er erfasst den Druck in den Halsschlagadern und steuert den Blutdruck. Massieren Sie diese Stelle leicht mit Zeige- und Mittelfinger. Dadurch kann der Herzschlag verlangsamt werden. Aber Vorsicht: Meist sinkt auch der Blutdruck ein wenig, weshalb man diese Technik nur im Liegen oder Sitzen anwenden sollte.
  • Machen Sie das Valsalva-Manöver: Dabei hält man sich die Nase zu und versucht bei geschlossenem Mund, sachte auszuatmen. Dadurch steigt der Druck im Brustkorb an und verlangsamt den Herzschlag.
  • Erst trinken, dann aufstoßen: Denselben Effekt wie das Valsalva-Manöver hat das schnelle Trinken eines kalten, am besten kohlensäurehaltigen Getränks und das anschließende Aufstoßen.
  • Auf Kaffee und Zigaretten verzichten: Leiden Sie öfter unter Herzrasen, sollten Sie auf Substanzen verzichten, die Herzschlag und Blutdruck erhöhen. Das sind beispielsweise Koffein und Nikotin.
  • Nicht stressen lassen: Die Hauptursache von Herzrasen ist und bleibt Stress. Lassen Sie es im Alltag langsamer angehen und wenden Sie Entspannungstechniken an. Dazu zählen beispielsweise Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder Yoga.

Herzrasen: Wann müssen Sie zum Arzt?

Grundsätzlich sollten Sie wiederkehrendes Herzrasen - auch wenn es von selbst wieder verschwindet - immer von einem Arzt untersuchen lassen. Nur der Mediziner kann die Ursachen erkennen und passende Behandlungsschritte einleiten.

In folgenden Fällen sollten Sie bei Herzrasen sofort den Notarzt rufen:

  • Die Tachykardie verschwindet nicht von selbst, und auch Aktionen wie Druck auf die Halsschlagader helfen nicht.
  • Atemnot, Kurzatmigkeit und ein Engegefühl in der Brust begleiten das Herzrasen.
  • Starke Brustschmerzen, Angstgefühle und Atemnot kommen hinzu.
  • Es kommt zu Bewusstlosigkeit bis hin zum Kreislaufstillstand.

Hinweis: Bei Kammerflimmern und Kammerflattern besteht akute Lebensgefahr! Deshalb muss sofort gehandelt werden. Ein starker elektrischer Impuls durch einen Defibrillator oder ein Faustschlag auf den Brustkorb können die rasende Reizleitung meist unterbrechen und einen neuen, langsamen Herzschlag einleiten.

Herzrasen: Das macht der Arzt

Der Arzt wird sich zuerst mit Ihnen unterhalten, um wichtige Informationen zu Ihrer Krankengeschichte einzuholen (Anammese). Dazu kann er zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Wann ist das Herzrasen zum ersten Mal aufgetreten und wann zum letzten Mal?
  • Tritt das Herzrasen ausschließlich in Situationen auf, die beispielsweise mit Stress, Angst oder körperlicher Anstrengung verbunden sind?
  • Wie häufig leiden Sie an Herzrasen?
  • Tritt das Herzklopfen plötzlich oder allmählich auf? Und wie verschwindet es?
  • Wie hoch ist dabei der Puls? Schlägt das Herz während des Herzrasens regelmäßig? Wie lange dauert ein Anfall?
  • Waren Sie während eines Anfalls schon einmal bewusstlos?
  • Können Sie die Tachykardie selbst in den Griff bekommen (z.B. mit einem Medikament oder eigene Aktionen)?
  • Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Herzrasen?
  • Haben Sie zusätzliche Beschwerden wie Atemnot oder ein Druckgefühl in der Brust?

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt auch Ihre Herztöne abhört. Ergänzend kommen weitere Untersuchungsmethoden infrage, zum Beispiel:

  • Elektrokardiografie (EKG): Dabei werden die Herztströme aufgezeichnet, was unverzichtbar für die Diagnose ist. Sind die Herzströme verändert, kann dies auf verschiedene Herzerkrankungen hinweisen.
  • Langzeit-EKG: Im Gegensatz zur Momentaufnahme des klassischen EKGs wird die Herztätigkeit beim Langzeit-EKG kontinuierlich 24 Stunden lang aufgezeichnet. So lassen sich Unregelmäßigkeiten zuverlässig erkennen.
  • Herzultraschall (Echokardiografie): Diese Untersuchung kann von außen über die Haut oder von innen über die Speiseröhre erfolgen. Sie liefert Informationen über Funktion und Form der Herzklappen sowie die Größe des Herzens.

Tachykardie: Behandlung

Steht fest, was das Herzrasen verursacht, leitet der Arzt eine geeignete Behandlung ein. Einige Beispiele:

Oftmals helfen Medikamente gegen anfallsartig auftretendes oder anhaltendes Herzrasen. Beispielsweise werden bei Vorhofflimmern oft sogenannte Antiarrhythmika (Mittel gegen Herzrhythmusstörungen) verschrieben. Diese muss der Patient immer dann einnehmen, wenn das Herz aus dem Takt gerät. Meist erhält er zusätzlich Blutgerinnungshemmer gegen das bei Vorhofflimmern erhöhte Risiko für Thrombosen (wie Schlaganfall). Wenn psychische Faktoren wie Stress oder Ängste das Herzrasen auslösen, helfen oftmals Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine.

Nicht in allen Fällen reichen Medikamente aus, um eine Tachykardie in den Griff zu bekommen. Dann kommen je nach Ursache weitere Therapien in Frage. So kann es etwa beim WPW-Syndrom notwendig sein, die überzählige Erregungsleitungsbahn zu veröden (Katheterablation). Beruht das Herzrasen auf einem lebensbedrohlichen Kammerflimmern, versucht man es mithilfe von Stromstößen schnellstmöglich zu beenden (Elektrokardioversion).

Autoren- & Quelleninformationen

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:

  • Deutsche Herzstiftung: www.herzstiftung.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie, Springer-Verlag, 7. Auflage, 2009
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Kardionetzwerk e.V.: www.kardionetzwerk.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 09.08.2019)

Wie kann man den Puls senken Hausmittel?

Was tun, wenn der Puls zu hoch ist?.
Beruhigen, da innere Unruhe und Stress kontraproduktiv sind..
Die Belastung stoppen..
Gleichmäßig ein- und ausatmen..
Koffein-, Alkohol- und Nikotinkonsum reduzieren..
Regelmäßige Bewegung..
Wechselduschen..

Was tun bei hohem Puls im Ruhezustand?

Was kann man selbst tun, um seinen Ruhepuls zu senken? Mit Sport, insbesondere Ausdauertraining, lässt sich der Ruhepuls gezielt senken oder durch Entspannungsübungen, beispielsweise Tai Chi, Yoga oder autogenes Training.

Ist es schlimm wenn der Puls über 100 ist?

Solange sie aber unter 90 Schlägen pro Minute liegt, ist das in Ordnung." Per Definition liegt eine Tachykardie – also ein zu schneller Herzschlag – bei einem Erwachsenen ab 100 Schlägen pro Minute vor.

Welche Symptome bei hohem Puls?

Herzrasen und Herzstolpern als Symptome Kommt es zu Vorhofflimmern, nehmen Betroffene häufig einen schnellen, unregelmäßigen oder chaotischen Herzschlag wahr. Dieser macht sich als „Herzstolpern“ oder Herzrasen bemerkbar. Das kann sehr unangenehm sein. Viele Betroffene fühlen sich unruhig, schwach und unwohl.

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