Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

An Rückenschmerzen leiden die meisten Deutschen mindestens einmal im Leben. Häufig betreffen sie den unteren Rücken. Ob die Schmerzen unten rechts, links oder in der Mitte auftreten, liefert oft Hinweise auf mögliche Ursachen. Woher kommen die Rückenschmerzen und was kann man dagegen tun?

  • Wie häufig sind Schmerzen im unteren Rücken?
  • Wo ist der untere Rücken?
  • Woher kommen Schmerzen im Rücken?
  • Was sind mögliche Ursachen für untere Rückenschmerzen?
  • Bandscheibenvorfall der LWS
  • Welche Erkrankungen der Wirbelsäule verursachen Rückenschmerzen unten?
  • Können Rückenschmerzen von den Nieren kommen?
  • Wo schmerzt welche Erkrankung?
  • Wie findet man die Ursache der Rückenschmerzen?
  • Was tun gegen Rückenschmerzen im Lendenbereich?
  • Wie kann man Rückenschmerzen vorbeugen?
  • Übungen für den unteren Rücken

Wie häufig sind Schmerzen im unteren Rücken?

Fast 40 Prozent der Deutschen erhalten im Laufe ihres Lebens die Diagnose eines Rückenleidens. Damit sind Rückenschmerzen die am dritthäufigsten gestellte Diagnose in Deutschland - jedoch sind wahrscheinlich noch viel mehr Menschen von Rückenschmerzen betroffen. Nach einer weltweiten Erhebung von Daten haben circa zehn Prozent der Menschen Schmerzen im unteren Rückenbereich. Im englischen Sprachgebrauch bezeichnet man diese Schmerzen im unteren Rücken auch als "low back pain".

Wo ist der untere Rücken?

Als "unterer Rücken" wird der Bereich zwischen der untersten Rippe und der Gesäßfalte bezeichnet. In diesem Bereich befindet sich die Lendenwirbelsäule (LWS), die aus fünf Lendenwirbeln mit ihren Gelenken besteht.

Schmerzen im Kreuz kommen eventuell vom Iliosakralgelenk. Beim sogenannten ISG-Syndrom können Sie Schmerzen und Verspannungen durch Bewegung lindern. Drei Übungen

Von Konstanze Faßbinder, Aktualisiert am 18.02.2021

Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

  • Ursachen für Rückenschmerzen
  • Medikamente gegen Rückenschmerzen
  • Abhilfe bei Rückenbeschwerden

Viele denken zuerst an die Band­scheiben, wenn es im unteren Rücken schmerzt. Aber in nicht einmal zehn Prozent der Fälle sind diese tatsächlich die Ursache. Mehr als 80 Prozent aller Kreuzschmerzen sind un­spezifisch, werden also nicht durch Schäden an der Wirbelsäule oder Krankheiten verursacht.

Meistens ist stattdessen das Zusammenspiel von Muskeln, Faszien, Sehnen und Bändern gestört. Wie zum Beispiel beim sogenannten ISG-Syndrom. Die   Iliosakralgelen­ke (ISG) oder Kreuzbein-Darmbein-Gelenke (siehe Grafik)   verbinden beidseitig die Wirbelsäule mit dem Becken. Sie sind von   Muskeln und Bändern fest umschlossen und deshalb fast unbeweglich.

Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

Das Iliosakralgelenk gehört zur Gruppe der sogenannten straffen Gelenke. Bei Bewegungen überträgt es die Kraft von der Wirbelsäule über das Becken in die Beine und steht unter starker Belastung

© W&B/Martina Ibelherr

"Bei  einer Funktionsstörung entstehen dort über Reflexbögen Verspannungen,  entzündliche Reaktionen in den Sehnen und Bändern und damit Schmerzen",  sagt Dr. Andreas Römer, Chefarzt der Klinik für Physikalische Medizin,  Frührehabilitation und Geriatrie am Klinikum Schwabing in München. Die  Symptome ähneln tatsächlich sehr jenen eines Bandscheibenvorfalls:  heftige einseitige Schmerzen auf Höhe der Lendenwirbelsäule, die  teilweise bis ins Gesäß, in die Leiste oder den Oberschenkel  ausstrahlen. Die Beschwerden können Betroffene vo­rübergehend komplett  lahmlegen.

Ursachen für Rückenschmerzen: Schlechte Haltung und Stress

Doch was sind die Ursachen? Schlechte Haltung oder  Fehlbelastungen zum Beispiel, die auf Dauer zu einem Ungleichgewicht im  unteren Rücken führen. Bewegungsmangel oder psychosoziale Faktoren wie Stress, Unzufriedenheit und Überforderung können das noch verstärken.  Ein plötzlicher Ruck, etwa wenn man auf der Treppe eine Stufe verpasst,  kann dann den Schmerz auslösen. 

Beim ISG-Syndrom treten die  Beschwerden besonders stark auf, wenn man sich im Bett umdreht, die  Schuhe bindet oder eben Treppen steigt. "Häufig verstärkt sich der  Schmerz beim Aufrichten aus gebückter Haltung oder nach längerem Sitzen", sagt Christine Hamilton, Physiotherapeutin und Dozentin aus  Erlangen.

Aufpassen bei Gefühlsstörungen und Blasenschwäche

Strahlt die Attacke bis in den Fuß aus, ist ein Bein geschwächt oder gelähmt, treten Gefühlsstörungen auf oder ist zusätzlich die Blasen- oder Darmfunktion gestört, sollte der Patient dringend einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt, wenn die Symptome sich wiederholen oder in Zusammenhang mit chronischen Krankheiten, einem Unfall oder einer Operation auftreten.

Allen anderen empfiehlt Experte Römer, auch selbst aktiv zu werden: "Nehmen Sie Mittel gegen den akuten Schmerz, wahren Sie keine Bettruhe, sondern bewegen Sie sich moderat. Dehnen Sie sanft und regelmäßig die Muskulatur im Gesäß. So haben Sie gute Chancen, die Probleme selbst in den Griff zu kriegen." Spritzen ins Gelenk oder andere invasive Therapien, die auch Risiken wie Infektionen bergen, könnten Römer zufolge oft vermieden werden.

Medikamente gegen Rückenschmerzen:

Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen sind Mittel der Wahl bei akuten Kreuzschmerzen. Andreas Römer rät, sie fünf bis sieben Tage einzunehmen und zudem Übungen zu machen. Bei Problemen mit Herz, Nieren oder Magen vorher mit Apotheker oder Arzt sprechen. Feuchte Wärme oder kühle Quarkwickel helfen zusätzlich, Muskeln zu entspannen.

Ohnehin  klingen akute Kreuzbeschwerden in  vielen Fällen nach wenigen Wochen von  allein ab, wie Statistiken  belegen. Ihre Ursache ist selten exakt  feststellbar, sagt Physiotherapeutin  Hamilton. Klinische Tests und Röntgenbilder gäben meist eher Hinweise  als Gewissheit. Patienten rät  sie deshalb, nicht einer Diagnose hinterherzujagen, sondern Antworten zu  finden auf die Frage: "Was hilft  mir gegen den Schmerz?" 

Rückenbeschwerden: Koffergurt und Bewegung schaffen Abhilfe

Im  Fall des ISG-Syndroms vielleicht ein simpler Koffergurt.  Hamilton:  "Binden Sie diesen knapp oberhalb des Schambeins um Ihr  Becken.  Wiederholen Sie dann eine Bewegung, die wehtut. Lassen die  Beschwerden  nach?" Wenn ja, könnten Betroffene den Gurt auch bei den  hier  vorgestellten Übungen anlegen (siehe Bildergalerie). 

Bei deren  Ausführung könne zudem eine leichte Vorspannung des   Beckenbodens  helfen. Hamilton: "Ziehen Sie dafür den Harnweg in   Richtung Bauchnabel.  Ziehen Sie die Bauchwand sanft nach innen, ohne   die Gesäßmuskeln  zusammenzukneifen oder die Bauchmuskeln anzuspannen.   Atmen Sie ruhig  weiter." 

Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

Langfristig sollten Patienten aber die eigenen, inneren    "Gurtmuskeln" stärken, also Hüftbeuger, tiefe Bauch- und Gesäßmuskeln.    Die Physiotherapeutin empfiehlt Fitness- und Koordinationstraining. "Am    besten klappt es mit Bewegung!"

Diese Übungen helfen bei akutem Rückenschmerz:

Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

© W&B/Martina Ibelherr

In den ersten Tagen sollten Patienten sich ­schonend bewegen. Mit leichten Übungen können sie Beschwerden lindern, die vom Iliosakralgelenk ausgehen.

1. Stabilisierung: Auf die Seite legen, ein elastisches Trainingsband oberhalb der Knie um die Schenkel wickeln, ­Beine abwinkeln. Oberes Bein heben, sodass Spannung entsteht, kurz halten. Öfter wiederholen, Seite wechseln.

Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

© W&B/Martina Ibelherr

2. Stabilisierung: In den Vierfüßlerstand gehen. Die Hände stehen unter den Schultern, die Knie unter den Hüften. Das Bein der schmerzenden Rückenseite und den gegenüberliegenden Arm in einer Linie mit dem Rücken strecken. Halten, ruhig atmen. Seite wechseln.

Was tun gegen Rückenschmerzen über dem Po?

© W&B/Martina Ibelherr

3. Mobilisation: Auf dem Bett oder einer Bank in den Vierfüßlerstand gehen. ­­Fußgelenke über Kreuz legen und so positionieren, dass das Knie der vom Schmerz nicht betroffenen Rückenseite über die Kante ragt. Das Bein mehrmals absenken und hochziehen.

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Wie entspannt man den unteren Rücken?

Ziehen Sie eines Ihrer Beine in Richtung Bauch und umgreifen Sie das Knie. Ziehen Sie die Zehen an und strecken Sie die Kniekehle aktiv in den Boden/das Handtuch. Das angewinkelte Bein wird weiter an den Körper gezogen. Wichtig: Der untere Rücken liegt flach auf dem Boden auf – vermeiden Sie ein Hohlkreuz.

Was können Schmerzen im unteren Rücken bedeuten?

Die Beschwerden im unteren Rücken werden sehr häufig durch Fehl- oder Überbelastungen im Bereich der Lendenwirbelsäule ausgelöst. Aber auch andere Ursachen, wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall oder ein Hexenschuss, können für die Schmerzen verantwortlich sein.

Welche Position entlastet den unteren Rücken?

Der Rücken liegt entspannt und flach auf dem Boden. Machen Sie kein Hohlkreuz, pressen Sie die Wirbelsäule aber auch nicht an den Untergrund. Greifen Sie nun mit den Händen um die Schienbeine, und ziehen Sie beide Knie an die Brust. Kopf, Schultern und oberer Rücken bleiben auf dem Boden liegen, der Nacken ist lang.

Können Rückenschmerzen in den Po ausstrahlen?

Probleme der Muskeln, Bänder, vor allem aber der Bandscheiben können vorausgehen oder die Folge sein. Die auftretenden Kreuzschmerzen können ins Gesäß oder Bein ausstrahlen.