Was tun wenn man keine nachsorgehebamme findet

Der Hebammen-Mangel in Deutschland ist akut: Gerade beim ersten Kind ist vielen Frauen nicht klar, dass sie sich quasi schon mit dem positiven Schwangerschaftstest um eine Hebamme für die Zeit nach der Geburt kümmern müssen. Aber nicht alle haben das Glück, auch eine zu finden. Welche anderen Optionen für die Nachsorge im Wochenbett bleiben ihnen also?

Eine Nachsorge-Hebamme unterstützt dich in den ersten Wochen nach der Geburt. Sie kann einschätzen, ob dein Kind richtig wächst und gedeiht, beruhigt dich in vielen Situationen, kontrolliert den Heilungsprozess eventueller Geburtsverletzungen und ist für dich da. Was aber tun, wenn sich keine Nachsorge-Hebamme findet?

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Idealfall: Wenn die Hebamme zur Nachsorge kommt ...

Aber was macht eine Nachsorge-Hebamme eigentlich genau? Und warum ist es so folgenschwer, wenn Mamas auf sie verzichten müssen? Die Hebamme wird sich anschauen, ob dein Baby fit ist, eine gesunde Hautfarbe hat und mit ihrer transportablen Waage sein Gewicht feststellen. Und auch du als Mama stehst ganz im Fokus. Sie hält fest, ob es mit dem Stillen klappt, ob sich deine Brüste entzündet haben und ob sich deine Gebärmutter zurückbildet. Dazu tastet sie deinen Bauch ab, um den Stand und die Größe deiner Gebärmutter festzustellen. Wurdest du genäht, sieht sie sich die Verletzung und den Heilungsstatus an. Auch Möglichkeiten zur homöopathischen Behandlung bieten viele Nachsorge-Hebammen begleitend an.

Themen wie der – leider oft unvermeidliche – Baby-Blues finden bei ihr ebenso ein Gehör. Hast du Fragen zum Stillen, zeigt sie dir geduldig, wie du dein Baby richtig anlegst und gibt Tipps, was du gegen Hitze und Beschwerden bei der Milchproduktion unternehmen kannst.

Jede gesetzlich versicherte Neu-Mama hat über einen Zeitraum von zwölf Wochen Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme. Bis zum zehnten Tag nach der Geburt stehen außerdem tägliche Hausbesuche an, danach wird die Betreuung meist wöchentlich bis hin zu zwei-wöchentlich (je nach Bedarf der Mutter) gestaltet. Brauchst du noch länger Unterstützung, macht die Hebamme auf Rezept deines Kinder- oder Frauenarztes sogar über die gesamte Stillzeit hinweg Hausbesuche.

Zum Thema: So groß ist der Hebammen-Mangel wirklich!

Notfall: Wenn keine Hebamme zur Nachsorge kommt ...

Kurzum: Die Zeit des Wochenbetts wird durch die Betreuung durch die Nachsorge-Hebamme angenehmer gestaltet. In dieser Zeit ist dein Körper (und teilweise auch deine Psyche) noch von der Geburt geschwächt und muss sich erst wieder erholen. Beistand kannst du in diesen Wochen gut gebrauchen – ganz unabhängig von neugierigen Besuchern, die sich meist für den neuen Erdenbürger interessieren.

Aber auch, wenn ein Recht auf die Betreuung besteht, heißt das noch lange nicht, dass du eine Betreuung erhältst. Denn der Mangel an Hebammen in Deutschland ist nicht zu unterschätzen. In Städten sind die Hebammen überbucht, auf dem Land finden sich kaum welche im Einsatz.

Je dramatischer der Mangel an Hebammen in Deutschland wird, desto mehr Alternativen für die Betreuung von Müttern im Wochenbett bieten Unternehmen inzwischen tatsächlich im Internet an. So betreiben selbstständige Hebammen Portale wie "Call a Midwife", "Maternita" oder "Kinderheldin.de", auf denen sie Frauen per Chat oder Telefon beraten – vom ersten Tag der Schwangerschaft über die Geburt und die Nachsorge im Wochenbett bis hin zur Pflege des Neugeborenen.

In jeder Lebenslage: Hebammen-Tipps sind und bleiben die wertvollsten – zum Beispiel wenn es um das Zahnen geht!

Option für die Nachsorge: Hebamme per Chat

Viele Anbieter sind sogar rund um die Uhr erreichbar, auch an Wochenenden und Feiertagen. Sie erheben entweder feste Gebühren für jedes Gespräch, Pauschalen für die gesamte Schwangerschaft und Nachsorge oder sie rechnen die Beratung direkt mit den Krankenkassen ab.

Meist genügt erst einmal ein beruhigendes Gespräch, in dem du professionelle Tipps bekommst, die dir in deiner Situation ein wenig weiterhelfen. Auf vielen Portalen findest du außerdem fundierte Artikel über häufige Probleme von Frauen im Wochenbett. Vollständig ersetzen können diese Dienste die Hebamme vor Ort aber nicht – obwohl sie sogar einfacher zu erreichen sind.

8 Hebammen-Tipps, damit dein Baby durchschläft

8 Hebammen-Tipps, damit dein Baby durchschläft © © iStock; Target

Warum fehlt es an Nachsorge-Hebammen?

Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich, warum es gerade in Großstädten immer schwieriger wird, eine Nachsorge-Hebamme zu finden. Einerseits werden mehr Kinder als früher geboren. Andererseits ist der Beruf der Hebamme nicht so attraktiv, dass entsprechend mehr Hebammen ausgebildet werden möchten. Diejenigen, die in Kliniken arbeiten, beklagen Überlastung und Unterbezahlung. Denn immer mehr Geburtskliniken schließen, die Verbleibenden müssen gleichzeitig mehr Geburten als früher betreuen.

Freiberufliche Hebammen hingegen leiden unter den enorm erhöhten Haftpflichtbeiträgen, die sie vorschießen und nur teilweise erstattet bekommen. Außerdem möchten viele junge Hebammen häufig wegen ihrer eigenen Kinder selbst nur noch Teilzeit arbeiten. Da dieser Beruf aber weder auf Wochenenden, Feiertage oder Nachtruhe Rücksicht nimmt, verteilt sich immer mehr Arbeitszeit auf die rund 24.000 Hebammen in Deutschland.

Und auch wenn die Gesetzesänderung, dass Hebammen hierzulande ab 2020 ein Studium benötigen, langfristig zu einer höheren Bezahlung und damit Attraktivität der Berufstandes führen soll, hilft das Müttern momentan bei der Suche nach einer Hebamme für die Nachsorge wenig weiter.

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Wie lange muss die Nachsorgehebamme kommen?

Wie lange kommt eine Hebamme zur Nachsorge? Ab Tag 10 nach der Geburt kann die Hebamme dich noch 16 mal besuchen, bis dein Kind 12 Wochen alt ist. Danach habt ihr bis zum Ende der Stillzeit noch acht Termine. In der Regel reicht das Kontingent aus.

Wie wichtig ist eine Nachsorgehebamme?

Wochenbettbesuche. Eine Hebamme nach der Geburt ist wichtig, um den Wochenbettverlauf medizinisch zu überwachen, den Beginn der Stillbeziehung zu unterstützen und die Eltern im Umgang mit dem Kind zu “schulen”. Hierfür kommen die Hebammen in der Regel nach der Geburt nach Hause.

Wie bekomme ich eine Hebamme nach der Geburt?

Nach der Geburt hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau zwölf Wochen lang Anspruch auf die Unterstützung einer Hebamme, bei Bedarf auch bis zum Ende der Stillzeit. Die Hebamme hilft und berät im Wochenbett bei allen Fragen, die das Kind und die Gesundheit der Mutter betreffen.

Kann man auch ohne Hebamme entbinden?

Entscheidet sich eine Frau dafür, ihr Kind bewusst ohne die Begleitung einer Hebamme, einer Ärztin oder eines Arztes zur Welt zu bringen, dann nennt man das eine Alleingeburt. Davon zu unterscheiden sind Geburten, bei denen das Kind ungewollt ohne geburtshilfliche Begleitung zur Welt kommt.