Show
2019 sind in Deutschland 445 Radfahrer bei Unfällen auf den Straßen gestorben. Mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) vom 28.04.2020 sollen Radfahrer im Verkehr besser geschützt werden. Deswegen wurden auch die Abstände in der neuen StVO eindeutig festgelegt, die Autofahrer einhalten müssen, wenn Sie einen Radfahrer oder auch einen Fußgänger überholen:
StVO, § 5 Abs. 4
Das heißt, dass Autofahrer häufig komplett auf die Gegenfahrbahn ausscheren müssen, um die vorgeschriebenen Abstände zum Fahrradfahrer einhalten zu können. Ist das nicht möglich, muss der Pkw-Fahrer hinter dem Radfahrer bleiben und kann eben nicht überholen. Wo dieser Mindestabstand überall eingehalten werden muss:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Wenn Ihnen beim Ausscheren auf die Gegenfahrbahn auch Fahrradfahrer entgegenkommen, müssen Sie zu diesen selbstverständich auch den Mindestabstand einhalten. Diese Regelungen zum Schutz der Radfahrerinnen und Radfahrer gelten seit April 2020. Fürs Nichteinhalten des Abstands gelten auch neue Bußgelder. BAYERN 1 Radfahrer verdienen im Verkehr besseren Schutz. Wir zeigen im Praxistest, wie viel Abstand in der neuen...Gepostet von BAYERN 1 am Donnerstag, 20. August 2020 Nebeneinander fahren von Radlern erlaubtAuch, wenn es viele Autofahrer ärgert: Nach der neuen StVO ist es ausdrücklich erlaubt, dass Fahrradfahrer nebeneinander fahren. Es muss nur hintereinander gefahren werden, wenn andere Verkehrsteilnehmer sonst behindert werden würden. Diese Abstände müssen beim Überholen von Radfahrern eingehalten werden. Alles über die Abstände und die neuen Regeln. Foto: Canetti / Shutterstock.com Wenn sich Radfahrer und Autofahrer die Straße teilen, sind Konflikte keine Seltenheit. Ein besonders sensibles Thema ist vor allem der Abstand beim Überholen von Radfahrern. Alle Infos über die geltenden Abstände haben wir für Sie zusammengefasst.
Inhalt:
Im vergangenen Jahr kamen in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt etwa 445 Radfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben. Obwohl die gesamte Anzahl der Verkehrstoten in den letzten Jahren gesunken ist (16,5 Prozent niedriger seit 2010), stieg die Anzahl der getöteten Radfahrenden im Straßenverkehr (16,8 Prozent höher seit 2010). Neue Regelungen in der Straßenverkehrsordnung sollen den Straßenverkehr für Radfahrer sicherer machen. Die wichtigste Neuregelung der StVO-Novelle seit April 2020 ist dabei der nun geltende Mindestabstand von 1,50 Metern beim Überholen von Radfahrern. Auf was muss nun aber genau beim Überholen von Radfahrern geachtet werden und wie sieht jetzt der Alltag im Straßenverkehr aus? Radfahrer überholen – Wann gelten 1,5 Meter Abstand?Während das Überholen von Radfahrern früher nur mit einem "ausreichenden Sicherheitsabstand" vorgeschrieben war, hat sich die StVO (Straßenverkehrsordnung) seit April dieses Jahres nun auf eine konkrete Zahl festgelegt. 1,50 Meter Seitenabstand müssen jetzt innerorts beim Überholen von Radfahrern eingehalten werden (das gilt übrigens auch bei einspurigen Fahrzeugen wie Motorrädern, Roller oder Mofas). Der Abstand gilt vom Radfahrer und nicht von der Radweglinie. Radfahrer überholen – Wann gelten 2 Meter Abstand?Ergänzt wird der neue Seitenabstand beim Überholen von Radfahrern durch Ausnahmen. Dann gelten sogar 2 Meter Sicherheitsabstand. Der neue Mindestabstand von 2 Metern muss eingehalten werden, wenn: -
Ein Radfahrer außerorts überholt wird. Radfahrer überholen oft nicht möglichIm Verkehrsalltag bleibt den Autofahrern nun allerdings oft nur noch selten die Möglichkeit zum Überholen von Radfahrern. Während früher "nach Gefühl" überholt werden konnte, ist ein Überholen von Radfahrern auf vielen Straßen nun nicht mehr möglich. Rechnet man alle vorgeschriebenen Abstände zusammen, bleibt wie folgt nicht mehr viel von der Straße übrig: - 1 Meter
Gefahrenbereich zwischen Rad und parkenden Autos Über 3 Meter Platz benötigt nun also ein Radfahrer mindestens auf der Straße. Da viele Straßen in Städten diesen Platz beim Überholen baulich oder bedingt durch den Gegenverkehr nicht bieten, bleibt Autofahrern nun nichts anderes mehr übrig, als sich hintenanzustellen. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Abstände beim Überholen im Alltag (noch) nicht eingehalten werden. Im Rahmen eines Projektes der DHBW Stuttgart haben Studenten etwa 400 Überholvorgänge in der Innenstadt Stuttgarts mit Sensoren bei Testfahrten auf Fahrrädern gemessen. Die Auswertung zeigte, dass etwa 80 Prozent der Autofahrer den Mindestabstand beim Überholen der Radfahrer nicht einhielten. Zum Artikel: Wie Stuttgarter Radfahrer Überholabstand messen - und warum Rechte und Pflichten des RadfahrersRadfahrer dürfen wartende Autos, wie zum Beispiel an Ampeln, rechts überholen (Abs. 8 § 5 StVO). Allerdings nur mit mäßiger Geschwindigkeit und besonderer Vorsicht. Ansonsten gilt für Radfahrer im Straßenverkehr das Rechtsfahrgebot, denn auch Radfahrer haben Pflichten. Bremst ein Radfahrer durch seinen Fahrstil bewusst Autofahrer aus, indem er zum Beispiel mittig auf der Fahrbahn fährt, verstößt er gegen das Rechtsfahrgebot. Bei entsprechender Beweislage (Zeugen oder Videoaufnahme) kann dies sogar als Nötigung gewertet werden. Durch das Rechtsfahrgebot müssen Radfahrer schnelleren Fahrzeugen auch das Überholen ermöglichen. Haben mehrere Fahrzeuge aufgeschlossen und ein Überholen ist für längere Zeit nicht möglich, sind auch Radfahrer als Teilnehmer am Straßenverkehr verpflichtet, an geeigneter Stelle (Seitenstreifen oder Bushaltestelle) anzuhalten und die aufgeschlossenen Autos passieren zu lassen (Abs. 6 § 5 StVO). Abstände beim Überholen von AutosSicherheitsabstände gelten übrigens auch beim Überholen von Autos. Genau ist der Abstand in der Straßenverkehrsordnung zwar nicht festgelegt, allerdings wird ein Mindestabstand von 1 Meter bei fahrenden und 80 cm bei stehenden Autos empfohlen. Was hat sich für Radfahrer noch geändert?Mit der StVO-Novelle hat sich seit April 2020 natürlich nicht nur der Abstand beim Überholen von Radfahrern verändert. Zwar sind Teile der neuen Bußgeldkatalogverordnung im Rahmen der StVO-Novelle durch einen Zitierfehler vorerst ungültig, die Regelungen zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern sind allerdings nicht von dieser Panne betroffen. Hier ein Überblick der wichtigsten neuen Regelungen zur Stärkung des Radverkehrs (2): >> Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern: Durch die Neufassung wird nun auch klargestellt, dass das Nebeneinanderfahren von Radfahrern gestattet ist. Wenn andere Verkehrsteilnehmer behindert werden, muss allerdings hintereinandergefahren werden. >> Schrittgeschwindigkeit für rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge über 3,5 t: Für rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge über 3,5 t ist nun innerorts Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben. >> Personenbeförderungen auf Fahrrädern: Personen dürfen nun auf Fahrrädern mitgenommen werden, wenn diese dafür eingerichtet sind und der Radfahrer mindestens 16 Jahre alt ist. >> Grünpfeil für Radfahrer: Die Grünpfeilregelung wurde auf Radfahrer ausgedehnt. Hierfür wurde ein Verkehrszeichen mit gesondertem Grünpfeil für Radfahrer eingeführt. >> Generelles Halteverbot auf Schutzstreifen: Bislang durfte an Schutzstreifen für Radverkehr bis zu 3 Minuten geparkt werden. Nun gilt hier ein generelles Halteverbot. >> Einrichtung von Fahrradzonen: Analog zu den Tempo-30-Zonen können nun auch Fahrradzonen angeordnet werden, die sich an den Regelungen der Fahrradstraßen orientieren. >> Ausweitung des Parkverbots vor Kurven: Wenn an Kurven ein straßenbegleitender baulicher Radweg vorhanden ist, darf bis zu je 8 Metern zum Kurvenschnittpunkt nicht mehr geparkt werden. >> Vereinfachung für Lastenfahrrädern: Ein Schild für Lastenfahrräder wurde ebenfalls eingeführt. Straßenverkehrsbehörden können dies für die Einrichtung von Parkflächen und Ladezonen für Lastenfahrräder nutzen. >> Verkehrszeichen für Radschnellwege: Zu den Schildern ist ebenfalls ein Verkehrszeichen für Radschnellwege hinzugekommen. Dies ermöglicht die Kennzeichnung von Radschnellwegen unabhängig von der Fahrbahnbeschaffenheit. >> Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen: Straßenverkehrsbehörden haben nun die Möglichkeit, Überholverbote von einspurigen Fahrzeugen (u.a. Fahrräder) anzuordnen. >> Mehr Möglichkeiten für Erprobungen: Einige Länder hatten bereits die Möglichkeit verkehrssichernde Maßnahmen im Straßenverkehr zeitlich begrenzt zu erproben. Die StVO-Novelle vereinfacht solche Erprobungen. Fazit – Unfälle durch Rücksicht vermeidenDie Bedeutung von Fahrrädern bei der städtischen Mobilität wächst stetig. Allerdings ist die Verkehrsinfrastruktur in vielen Städten der Zunahme des Radverkehrs nicht gewachsen. Ziel von vielen neuen Regelungen der StVO-Novelle ist der Schutz von schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Fahrradfahrern. Im Verkehrsalltag birgt die Begegnung von Radfahrern und Autofahrern dennoch Konfliktpotenzial. Im Rahmen des Berliner Projektes Radmesser (Kapitel 6/Folie 7) gaben von 5000 befragten Radfahrern 90 Prozent an, dass die größte Angst im Straßenverkehr das zu enge Überholen von Autos ist. Ein Perspektivenwechsel hilft für Verständnis und entspanntere Begegnungen. Lesen Sie hier weiter:
Welchen seitlichen Mindestabstand müssen Sie dabei einhalten?Welchen seitlichen Mindestabstand müssen Sie dabei einhalten? Beim Überholen musst du genügend Seitenabstand einhalten, um die Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden. Innerorts beträgt der einzuhaltende Mindestabstand bei Fußgängern, Radfahrern und Elektrokleinstfahrzeugen 1,5 Meter.
Was müssen Sie beim Überholen der Radfahrer beachten?Hier gilt beim Überholen von Radfahrern ein Seitenabstand von mindestens 1,5 m, um diese bei ihrer Fahrt nicht zu behindern. Falls die Fahrweise der Radfahrer jedoch einen höheren Seitenabstand erfordert, musst du ihnen diesen gewähren.
|