Kurzübersicht
Show
Was ist Leberversagen?Bei einem Leberversagen (Leberinsuffizienz) fallen schrittweise verschiedene Funktionen der Leber aus. Das ist gefährlich, denn die Leber erfüllt im Körper viele lebenswichtige Aufgaben: Sie ist das wichtigste Organ des Stoffwechsels und mit durchschnittlich 1,5 Kilogramm Gewicht die größte Drüse im menschlichen Körper. Die Leber sitzt im rechten Oberbauch. Jeden Tag produziert sie etwa 700 Milliliter Gallenflüssigkeit, baut verschiedene Eiweiße auf und spielt eine wichtige Rolle im Hormonhaushalt und im Abwehrsystem des Körpers. Besonders wichtig ist ihre Stoffwechselfunktion: Nahezu alle Nährstoffe, die der Darm aufnimmt – vor allem Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette – werden anschließend in der Leber umgebaut, abgebaut, eingespeichert oder weiterverwertet. Auch der Abbau von Medikamenten, Alkohol und Schadstoffen ("Entgiftung") ist Aufgabe der Leber. Verschiedene Erkrankungen, viel Alkohol und eine zucker- und fettreiche Ernährung belasten die Leber auf Dauer und führen manchmal dazu, dass sich eine Fettleber und/oder eine Leberzirrhose entwickelt. Die Leber ist jedoch dazu in der Lage, auch mit deutlich weniger funktionierenden Zellen lange Zeit einen Großteil ihrer Aufgaben durchzuführen. Kommt es zu einem Leberversagen, ist die Leber bereits stark geschädigt. Ein Leberversagen entwickelt sich entweder chronisch (chronisches Leberversagen) oder sehr schnell, etwa aufgrund einer Infektion oder Vergiftung (akutes Leberversagen). In jedem Fall ist es ein gefährlicher Zustand, der sofort behandelt werden muss. Welche Symptome treten auf?Während viele Lebererkrankungen im Anfangsstadium unbemerkt bleiben, treten bei einem Leberversagen Symptome auf, die recht charakteristisch sind. Folgende Anzeichen gelten als Leitsymptome bei Leberversagen:
Zusätzlich kommt es bei einem Leberversagen manchmal zu einem typischen Atemgeruch nach roher Leber (Foetor hepaticus) und manchmal zu schmerzhaften Beschwerden im Oberbauch. Im fortgeschrittenen Stadium fällt oft der Blutdruck, und die Atmung beschleunigt sich. Nachdem der Betroffene immer müder wird und fast nur noch schläft, fällt er im Zuge der hepatischen Enzephalopathie in ein sogenanntes hepatisches Koma. Hepatische EnzephalopathieEin Leberversagen führt häufig zu einer Störung der Gehirnfunktion. Lesen Sie dazu alles im Beitrag Hepatische Enzephalopathie. Wie wird Leberversagen behandelt?Ein akutes oder akut-auf-chronisches Leberversagen erfordert eine sofortige Therapie auf einer Intensivstation. Die Behandlung richtet sich vor allem nach dem Auslöser der Leberschädigung – daher ist eine genaue Diagnostik sehr wichtig. Patienten, bei denen das Leberversagen auf eine Vergiftung zurückgeht, bekommen beispielsweise sofort eine Magenspülung und nach Möglichkeit ein Gegenmittel (Antidot). Bei bestimmten Virusinfektionen wie Hepatitis B ist oft eine antivirale Therapie sinnvoll. Zudem werden bei einem Leberversagen Symptome wie die entgleisten Blutwerte so gut wie möglich behandelt, zum Beispiel durch Infusionen mit Glukose, Elektrolyten (Blutsalzen) oder Blutplasma mit Gerinnungsfaktoren. Die Ammoniak-Konzentration im Darm senken die Ärzte meistens mit speziellen Einläufen. Bei einem erhöhten Hirndruck kommen außerdem verschiedene Medikamente zum Einsatz, um den Hirndruck zu senken. Leberversagen: Therapie durch eine TransplantationIn einigen Fällen – vor allem bei einer vorgeschädigten Leber – ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass das Organ sich erholt und seine Funktionen wieder aufnimmt. In dem Fall werden die Patienten sofort in ein Transplantationszentrum verlegt, wo sie so schnell wie möglich eine neue Leber bekommen. Gegebenenfalls reicht es auch, nur den linken Leberlappen zu ersetzen (auxiliäre partielle orthotope Lebertransplantation, APOLT). Bei einem akuten Leberversagen benötigt etwa die Hälfte der Patienten eine Lebertransplantation. Außerhalb des Körpers stattfindende (extrakorporale) Leberersatzverfahren wie spezielle Leber-Dialysen sind in medizinischer Erprobung und noch keine Standardtherapie. Krankheitsverlauf und PrognoseEin Leberversagen ist ein schwerwiegender Zustand, der sofort behandelt werden muss. Die verschiedenen Leberfunktionen sind für den Körper überlebenswichtig – wenn die Behandlung zu spät kommt, ist die Prognose schlecht. Je jünger der Betroffene und je geringer die Ausprägung der Grunderkrankungen, desto höher sind die Heilungschancen. Ein akutes Leberversagen lässt sich meist besser behandeln als ein akut-auf-chronisches. Auch mildere Symptome der hepatischen Enzephalopathie sind meist mit einer besseren Prognose verbunden, während bei einer stark fortgeschrittenen Enzephalopathie häufig keine selbstständige Heilung mehr möglich ist und nur noch eine Lebertransplantation als Option bleibt. Ein akutes Leberversagen führt jedoch in nahezu der Hälfte der Fälle zu mehrfachem Organversagen bis hin zum Tod. Leberversagen: Ursachen und RisikofaktorenGrundsätzlich kommen für ein Leberversagen ganz unterschiedliche Ursachen infrage. Häufig geht dem Leberversagen eine Erkrankung der Leber voraus, die bereits seit Monaten oder Jahren besteht. Letztlich brechen die verschiedenen Funktionen der Leber zusammen, weil der Körper es nicht mehr schafft, die entstandenen Schäden auszugleichen. In dem Fall spricht man von einem chronischen Leberversagen, bei einer plötzlichen starken Verschlechterung auch von einem akut-auf-chronischen Leberversagen. Eine chronische Leberinsuffizienz entsteht zum Beispiel oft, wenn durch einen jahrelangen Alkoholmissbrauch immer mehr Leberzellen zerstört werden und das Gewebe vernarbt (Leberzirrhose). Auch ein Leberversagen bei Krebs ist möglich, wenn die Leberzellen entarten oder ein bösartiger Tumor aus einem anderen Organ "streut". In manchen Fällen nimmt auch eine chronische Virusinfektion wie Hepatitis C einen schweren Verlauf und verursacht letztlich ein Leberversagen. Ein akutes Leberversagen bedeutet, dass die Leberfunktion ohne eine langfristige Vorerkrankung zusammenbricht. Dies kommt deutlich seltener vor. Zu den möglichen Gründen dafür, dass plötzlich binnen kurzer Zeit eine Leberinsuffizienz entsteht, zählen:
Seltenere Ursachen für ein akutes Leberversagen sind die Autoimmunhepatitis, die Erbkrankheit Morbus Wilson und Komplikationen während der Schwangerschaft – eine akute Schwangerschaftsfettleber oder das HELLP-Syndrom. In bis zu 20 Prozent der Fälle bleibt der Auslöser der Leberentzündung unklar. Ärzte sprechen dann von einer kryptogenen Hepatitis. Untersuchungen und DiagnoseViele Menschen mit einem Leberversagen sind bereits über einen längeren Zeitraum mit bestimmten Vorerkrankungen in ärztlicher Behandlung und eine Belastung der Leber ist bekannt (chronische Leberinsuffizienz). Das erleichtert die Diagnose. Ein akutes Leberversagen ohne Vorerkrankungen ist seltener. Der Arzt erfragt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und erkundigt sich nach dem Medikamenten- und Alkoholkonsum, anderen giftigen Substanzen, Auslandsaufenthalten und möglichen Ansteckungsquellen für eine Virusinfektion. Manchmal ist das Leberversagen so weit fortgeschritten, dass der Betroffene verwirrt oder bewusstlos ist – in dem Fall werden nach Möglichkeit Angehörige befragt. Die klinischen Symptome wie Ikterus und Augenflattern bringen den Arzt schnell auf den Gedanken, dass die Leber nicht richtig arbeitet. Bei einer körperlichen Untersuchung tastet er den Oberbauch ab, um zu fühlen, ob die Leber vergrößert oder verkleinert ist. Zur Diagnose des Leberversagens nimmt er außerdem Blut ab. Verschiedene Laborwerte im Blutbild erhärten den Verdacht auf ein chronisches oder akutes Leberversagen. Dazu zählen beispielsweise veränderte Gerinnungswerte, Transaminasen, Bilirubin oder Ammoniak. Die weiteren Untersuchungen richten sich nach der vermuteten Ursache, den Symptomen und dem Verlauf der Leberinsuffizienz. Manchmal entnimmt der Arzt zur Laboruntersuchung eine Probe des Lebergewebes (Leberbiopsie). Auch bildgebende Verfahren wie eine spezielle Ultraschall-Untersuchung (Duplexsonografie) oder eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs werden teilweise durchgeführt. In einer bestimmten Untersuchung, der "invasiven Blutdruckmessung" wird manchmal mit einem Katheter der Blutdruck in bestimmten Blutgefäßen gemessen. Bei Verdacht auf eine Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirn (Hirnödem) messen die Ärzte über ein kleines Loch im Schädel mit einer Sonde den Hirndruck. Leberversagen: VorbeugenUm einem Leberversagen vorzubeugen, ist es wichtig, die Risikofaktoren für verschiedene Lebererkrankungen und Vergiftungen einzudämmen. Hierzu sind folgende Maßnahmen sinnvoll:
Wie kündigt sich Leberversagen an?Im Gegensatz dazu treten bei einem akuten Leberversagen charakteristische Symptome auf: Das Weiß in den Augen (Sklera) und die Schleimhäute verfärben sich gelb und auch die Haut wechselt zu einem gelblichen Ton (Ikterus). Der Erkrankte hat zunächst Konzentrationsschwierigkeiten, und wird oft müde.
Wie lange kann man mit einer kaputten Leber noch Leben?Die Lebenserwartung von Patienten mit einer fortgeschrittenen Leberzirrhose ist gegenüber Gesunden deutlich verkürzt. So stirbt jeder zweite Patient mit alkoholbedingter Leberzirrhose innerhalb von 5 Jahren, wenn er weiter Alkohol trinkt.
Wie beginnt Leberversagen?Bei einem akuten Leberversagen, das sich plötzlich innerhalb einer Woche entwickelt, liegt meist eine Vergiftung oder eine Infektion zugrunde. Tabletten, Pilze, Alkohol oder Viren sind dabei häufige Auslöser. Auch eine Schwangerschaftsvergiftung oder ein exotischer Parasitenbefall können Ursache sein.
Kann man mit kaputter Leber Leben?Ohne eine funktionierende Leber kann man nicht leben! Wenn die Leber geschädigt wird, bilden sich Narben. Im Anfangsstadium, wenn die Leber noch fast gesund ist, aber man in der mikreoskopischen Untersuchung bereits Narben erkennen kann, spricht man von einer Leberfibrose.
|