Wer ist der kindergeldberechtigte

Wer ist der kindergeldberechtigte

Quelle: Amtsgericht Warendorf

Kindergeldberechtigtenbestimmung

Gerichtliche Bestimmung des Kindergeldberechtigten

Wer erhält das Kindergeld?Besteht ein Kindergeldanspruch, kann automatisch der Elternteil, in dessen Haushalt das Kind lebt, den Kindergeldantrag stellen.

Lebt das Kind jedoch in einem anderen Haushalt oder im eigenen Haushalt, müssen sich die Elternteile über den Kindergeldberechtigten einigen.

Das Kind selbst - auch wenn es bereits volljährig ist -, ist nach dem Gesetz nicht berechtigt, das Kindergeld zu beantragen.

Was sind die Voraussetzungen für die gerichtliche Kindergeldberechtigtenbestimmung?

Voraussetzungen sind u. a.:

  • Antrag eines Antragsberechtigten,
  • eigener Haushalt des Kindes oder Kind lebt im Haushalt eines Dritten,
  • keine Einigung der Elternteile über den Kindergeldberechtigten.

In welchen Gesetzen ist das Verfahren geregelt?

Regelungen enthalten u. a.:

  • das Einkommensteuergesetz (EStG),
  • das Bundeskindergeldgesetz (BKGG),
  • das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB),
  • das Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG).

Welches Gericht ist zuständig?

Das Amtsgericht - Familiengericht - ist zuständig.
Die örtliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Wohnort oder Aufenthaltsort des Kindes.
Sachbearbeiter ist der zuständige Rechtspfleger.

Wer ist antragsberechtigt?

Antragsberechtigt sind:

  • ein Elternteil,
  • sonstige Personen bzw. Behörden, die Anspruch auf das Kindergeld erheben.

Bei der Kindergeldberechtigung spielt keine Rolle, wer die elterliche Sorge ausübt bzw. ausgeübt hat.

Wie kann der Antrag gestellt werden?

Die Antragstellung kann

  • schriftlich,
  • mündlich gegenüber dem zuständigen Rechtspfleger des Amtsgerichts

erfolgen.

Der Antrag kann auch mündlich am Amtsgericht des Wohnortes des Antragstellers/der Antragstellerin gestellt werden.

Wer ist an dem Verfahren zu beteiligen?

Es sind u. a. beide Elternteile - auch geschiedene Eheleute - am Verfahren zu beteiligen.

Kann ich Verfahrenskostenhilfe erhalten?

Beteiligte i. S. d. §§ 7, 8 FamFG mit geringem Einkommen können Verfahrenskostenhilfe erhalten.

Informationen aus dem Internetportal des Bundeszentralamts für Steuern

15.1 Grundsätzliches

Kindergeld wird nach § 64 Abs. 1 EStG nur an einen Berechtigten gezahlt.[1] Eine Halbteilung wie beim Kinderfreibetrag oder eine anderweitige Aufteilung des Kindergelds ist nach dem Gesetz ausgeschlossen. Da es i. d. R. mehrere Berechtigte für das Kindergeld gibt, nämlich die beiden leiblichen Elternteile bzw. die Pflegeeltern, den Stiefelternteil oder die Großeltern, ist die Entscheidung, an wen das Kindergeld gezahlt wird, nach den Bestimmungen des § 64 EStG zu treffen.

Nach Ansicht des BFH[2] verstößt es nicht gegen das Grundgesetz oder anderes Recht, dass

  • das Kindergeld an nur einen Berechtigten zu zahlen ist und
  • an denjenigen Berechtigten zu zahlen ist, der das Kind in seinen Haushalt aufgenommen hat (Obhutsprinzip).

Damit es zur Zahlung von Kindergeld kommt, müssen 3 Grundvoraussetzungen erfüllt sein:

  • Anspruchsberechtigter i. S. v. § 62 EStG
  • das zu berücksichtigende Kind erfüllt die Voraussetzungen des § 63 Abs. 1 EStG i. V. m. § 32 Abs. 3 bis 5 EStG und
  • die Kindergeldberechtigung aufgrund der Tatsache, dass

    • der Anspruchsberechtigte der einzige Berechtigte ist oder
    • der Anspruchsberechtigte nach den Regeln des § 64 EStG Kindergeldempfänger von Gesetzes wegen ist oder unter den Berechtigten dazu bestimmt wurde.

15.2 Vorrangregeln

15.2.1 Bei Haushaltsaufnahme:

Regel 1.1: Vorrang der Haushaltsaufnahme (Obhuts­prinzip):

Bei mehreren Berechtigten, von denen jedoch nur einer das Kind in seinen Haushalt aufgenommen hat, ist das Kindergeld gem. § 64 Abs. 2 Satz 1 EStG ausschließlich an denjenigen zu zahlen, in dessen Haushalt das Kind lebt.[1]

Der Berechtigte, der das Kindergeld für sich beantragt, trägt die objektive Feststellungslast hinsichtlich der Aufnahme in seinen Haushalt.[2]

Eine abweichende zivilrechtliche Vereinbarung der Berechtigten ist wirkungslos.[3]

Das Obhutsprinzip hat insbesondere Bedeutung bei Trennung und Scheidung der leiblichen Eltern des Kindes.

Regel 1.2: Bestimmung des vorrangig Berechtigten bei gemeinsamem Haushalt

Ist ein Kind in den gemeinsamen Haushalt

  • der Eltern (auch von Adoptiveltern),
  • eines Elternteils und dessen Ehegatten bzw. dessen Lebenspartner (Stiefelternteil),
  • der Pflegeeltern oder
  • der Großeltern

aufgenommen worden, können diese Personen nach § 64 Abs. 2 Satz 2 EStG untereinander den vorrangig Berechtigten für das Kindergeld bestimmen.

Ein Kind getrennt lebender Eltern ist dann in den Haushalt beider Elternteile aufgenommen, wenn es sich bei beiden in annähernd gleichem zeitlichem Umfang aufhält. In diesem Fall ist das Kindergeld an denjenigen zu zahlen, den die Eltern untereinander bestimmt haben. Auch eine vor der Trennung getroffene Bestimmung des Berechtigten bleibt wirksam, bis sie von einem Berechtigten widerrufen wird.[4]

Nach Ansicht des BFH[5] ist nicht entscheidend, dass dem aufnehmenden Berechtigten das Sorgerecht für das Kind zusteht.

Nach Rechtsauffassung des Thüringer Finanzgerichts ist es zulässig, dem nicht das Kindergeld beziehenden Elternteil bei einem paritätischen Wechselmodell (gleichwertige Haushaltsaufnahme) in der Günstigerprüfung die Zahlung von Kindergeld anzurechnen. Mit der Frage, ob die Regelung des § 31 Satz 4 2. Halbsatz EStG durch die Anerkennung dieses Modells insoweit überholt ist, beschäftigt sich derzeit der BFH.[6]

Lebt das Kind im Fall der Trennung der Eltern nicht mehr im Haushalt beider Elternteile, sondern nur noch bei einem Elternteil, endet damit die Möglichkeit der Berechtigtenbestimmung. Anspruch auf Festsetzung und Zahlung des Kindergelds hat danach nur noch der Elternteil, der das Kind in seinem Haushalt aufgenommen hat (= vorrangig Berechtigter). Der grundsätzliche Anspruch des anderen Elternteils wird durch den Anspruch des nunmehr vorrangig Berechtigten verdrängt. Der Anspruch auf Festsetzung und Zahlung des Kindergelds wird selbst dann verdrängt, wenn der aufnehmende Elternteil keinen Antrag auf Kindergeld gestellt hat.[7]

Die von den Eltern vor ihrer Trennung getroffene Bestimmung des Anspruchsberechtigten verliert nach der Trennung der Eltern endgültig ihre Wirkung, wenn das Kind nach der Trennung bei der Mutter lebt.[8]

Leben Eheleute trotz Trennung (im familienrechtlichen Sinn) weiterhin gemeinsam mit ihren Kindern in der bisherigen Familienwohnung zusammen, besteht die Zugehörigkeit der Kinder zum Haushalt beider Eltern grundsätzlich fort.[9] Haben die Eltern in diesem Fall vor der Trennung eine Berechtigtenbestimmung getroffen, bleibt diese bis zu ihrem Widerruf durch ein Elternteil wirksam.[10] Beide Elternteile haben danach unter sich den Berechtigten zu bestimmen. Die Haushaltszugehörigkeit zu beiden Elternteilen ist nur dann als aufgelöst anzusehen, wenn besondere Umstände vorliegen, aus denen zu schließen ist, dass ein Elternteil sich gänzlich seiner Verantwortung gegenüber seinen Kindern entzogen hat.[11] In diesem Fall endet mit der Trennung die Haushaltszugehörigkeit der Kinder bei demjenigen Elternteil, der sich nicht mehr um sie kümmert.

Regel 1.3: Vorrangverzicht zug...

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Was bedeutet Kindergeld berechtigt?

Kindergeldberechtigter zu sein bedeutet „nur“, dass man entsprechend der Regelung im Einkommensteuergesetz und aufgrund der Festsetzung der Familienkasse derjenige ist, der berechtigt ist, das Kindergeld zu erhalten.

Kann der Kindergeldberechtigte geändert werden?

Ein Widerruf oder eine Änderung der Bestimmung des Berechtigten muss schriftlich oder zur Niederschrift bei der Familienkasse erfolgen. Die einseitige Erklärung eines Elternteils genügt für den Widerruf. Der Widerruf oder eine Änderung der Bestimmung des Berechtigten hat grundsätzlich nur Wirkungfür die Zukunft.

Welches Elternteil hat Anspruch auf Kindergeld?

Kindergeld wird für ein Kind immer nur einem Elternteil gezahlt. Wenn die Eltern getrennt leben, dann bekommt das Elternteil das Kindergeld, bei dem das Kind die meiste Zeit lebt. Wenn der andere Elternteil Unterhalt zahlen muss, dann verringert sich der Unterhalt um die Hälfte des Kindergeldes.

Ist das Kindergeld für Kinder?

Höhe des Kindergeldes In der Regel erhalten Sie für jedes Kind mindestens 219 Euro Kindergeld im Monat. Haben Sie mehrere Kinder, bestimmt ihre Anzahl die Höhe des Kindergeldes, das Sie insgesamt erhalten.