Antibiotika können die Beschwerden bei Halsentzündungen im Schnitt um einen halben bis einen Tag verkürzen. Sie können aber Nebenwirkungen haben, zudem macht ein zu häufiger Antibiotika-Einsatz die
Bakterien widerstandsfähiger. Halsschmerzen sind ein häufiger Grund für Arztbesuche – vor allem in der Erkältungszeit. Die Ursache ist oft eine einfache
Erkältung, manchmal aber auch eine Rachen- oder Mandelentzündung. Dann kann sich die Frage stellen: Nehme ich ein Antibiotikum ein oder nicht? Die meisten Menschen haben von
Antibiotika jedoch keinen Vorteil: Erkältungsbedingte Halsschmerzen werden meist durch Viren verursacht,
gegen die
Antibiotika nicht wirken. Antibiotika helfen nur Menschen mit einer bakteriellen
Entzündung, wie zum Beispiel einer bakteriellen Mandelentzündung. Die meisten Halsschmerzen klingen aber auch ohne eine besondere Behandlung innerhalb einer Woche ab. Bestimmte Krankheitszeichen können Hinweise geben, ob
Bakterien oder Viren die Ursache der Halsschmerzen sind. Fieber, aber kein Husten, geschwollene und belegte
Mandeln können auf eine bakterielle Mandelentzündung hindeuten. Um zu klären, ob es sich um
Bakterien handelt, kann ein Abstrich aus dem Rachen oder von den Mandeln entnommen und sofort untersucht werden. Dieser sogenannte Schnelltest ist jedoch nicht sehr genau. Etwas genauer ist es, wenn der Abstrich ins Labor geschickt und dort untersucht wird. In der Praxis wird diese Untersuchung aber kaum gemacht, da das Ergebnis erst nach 2 bis 3 Tagen vorliegt. Deshalb werden
Antibiotika meist allein aufgrund der Beschwerden verordnet, also „auf Verdacht“. Daher nehmen nicht wenige Menschen
Antibiotika ein, die ihnen nicht helfen können, weil ihre Halsentzündung durch Viren ausgelöst wurde. Da man bei der Einnahme von
Antibiotika gegen Halsentzündungen also häufig nicht sicher weiß, ob tatsächlich
Bakterien der Auslöser sind, stellt sich die Frage nach dem Nutzen der Medikamente. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des internationalen Forschungsnetzwerks
Cochrane Collaboration werteten insgesamt 27 Studien aus, an denen mehr als 12.800 Personen teilgenommen haben. In den Studien erhielt
eine Teilnehmergruppe
Antibiotika, eine andere Gruppe nur ein Scheinmedikament
(Placebo). Die meisten Teilnehmenden hatten
Beschwerden, die auf eine bakterielle Ursache hindeuteten. Für Menschen mit leichteren, vermutlich durch Viren ausgelösten Beschwerden gelten die folgenden Zahlen nicht. Die Studien zeigen, dass die Einnahme von
Antibiotika die Heilung etwas beschleunigen kann: Nach einer Woche zeigte sich:
- Ohne Antibiotika hatten noch etwa 40 von 100 Personen Halsschmerzen.
- Mit Antibiotika hatten noch etwa 20 von 100 Personen Halsschmerzen.
Bei einigen Teilnehmenden wurden durch einen Abstrich bestimmte Bakterien nachgewiesen, die eine bakterielle Mandelentzündung auslösen können. In dieser Gruppe war der Nutzen der Antibiotika etwas größer.
Die Studien zeigten zudem, dass die Antibiotika Komplikationen wie zum Beispiel Mittelohrentzündungen vorbeugen können. Auch Eiteransammlungen im Rachen ( Peritonsillarabszess) treten wahrscheinlich seltener auf. Solche und andere Komplikationen sind aber bei ansonsten gesunden Personen auch ohne Antibiotika-Behandlung selten. Sie treten bei höchstens etwa einem bis 10 von 1000 Menschen auf, die wegen ihrer Beschwerden ärztlich behandelt wurden.
Eine Antibiotika-Behandlung hat aber auch unerwünschte Wirkungen: Aus weiteren Studien lässt sich schließen, dass bei etwa 10 von 100 Erwachsenen während oder nach der Einnahme von Antibiotika Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Durchfälle und Hautausschläge. Hinzu kommt, dass sich durch einen übermäßigen Einsatz von Antibiotika auch bei leichten Erkrankungen Resistenzen bilden. Das heißt, dass die Erreger mit der Zeit unempfindlich gegen die Mittel werden. Dadurch können viele ernste Krankheiten nicht mehr so gut behandelt werden wie zuvor.
Spinks A, Glasziou PP, Del Mar CB. Antibiotics for sore throat. Cochrane Database Syst Rev 2013; (11): CD000023.
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