LithiumsalzeAllgemeines Wissen über LithiumBei Lithium handelt es sich um ein elementares Metall. Es wird als Lithiumsalz in der Therapie psychischer Störungen eingesetzt. Zu der Entdeckung der antimanischen Wirkung von Lithium kam es in den 1960er-Jahren eher zufällig. Seitdem gilt es als Mittel der Wahl, wenn es um die Akuttherapie und Phasenprophylaxe von bipolaren affektiven Störungen geht. Neben der antimanischen Wirkung konnte in Studien auch ein Rückgang suizidaler Handlungen bei depressiven Patienten nachgewiesen werden. Daher kommt Lithium bisweilen auch bei therapierefraktären („nicht ansprechend auf eine Therapie“) schweren Depressionen zum Einsatz. Das größte Problem einer Lithiumtherapie liegt in den zahlreichen Nebenwirkungen (z.B. Gewichtszunahme, feinschlägiger Tremor). Auch die geringe therapeutische Breitedieses Metalls stellt häufig ein Hindernis dar, weshalb von einer Anwendung abgesehen wird (Gefahr der Lithiumintoxikation). Symptome der lebensbedrohlichen Lithiumintoxikation sind Übelkeit, Erbrechen und zentralnervöse Symptome, z.B. Schwindel, psychomotorische Unruhe und Dysarthrie. Aus diesen Gründen erfolgt eine regelmäßige Kontrolle der Lithiumkonzentrationen im Blut (Zielbereich: 0,5–0,8 mmol/l). Wirkungsweise von LithiumDer genaue Wirkmechanismus der Lithiumsalze ist noch nicht geklärt. Bisher konnte lediglich festgestellt werden, dass bestimmte Neurotransmitterwirkungen abgeschwächt und biologische Rhythmen (z.B. Tag-Nacht-Rhythmus) beeinflusst werden. Bezüglich der Dosierung können nur schwer Handlungsanweisungen gegeben werden, denn diese erfolgt, je nach Person, sehr individuell. Zur Bestimmung der Dosierung von Lithium erfolgt eine regelmäßige Lithiumspiegelkontrolle. Ein gleichmäßiger Lithiumspiegel ist in der Regel nach 5–7 Tagen erreicht. Eine Wirkung tritt meist erst nach 7–14 Tagen ein. Die Bestimmung des Spiegel erfolgt folgendermaßen:
Eine regelmäßige Bestimmung des Lithiumspiegels erfolgt, um einer Lithiumintoxikation vorzubeugen! Behandlung einer akuten Manie mit Lithium Die Behandlung einer akuten Manieerfolgt entweder mit stark wirksamen Neuroleptika oder mittel höher dosierten Lithiumsalzen. Die Therapie mit Neuroleptikahat den Vorteil, dass die Wirkung schneller erzielt werden kann (1-2 Tage), als es mit Lithium der der Fall wäre (8-10 Tage). Zudem können Neuroleptika, falls notwendig, auch parenteral verabreicht werden, was bei den Lithiumsalzen nicht der Fall ist. Die Lithiumtherapiekennzeichnet sich, in der Regel, durch eine bessere Verträglichkeit. Unter Umständen muss das Lithium mit sedierend wirksamen Neuroleptika oder Benzodiazepinen kombiniert werden, um die manische Person zu beruhigen. Eine Psychotherapie kann ergänzend zu der Lithiumtherapie durchgeführt werden, wodurch die Heilungschance erhöht wird! Prophylaktische Behandlung mit Lithium Sofern Lithium zur Behandlung von rezidivierenden (wiederholt vorkommenden) manischen- und / oder depressiven Episoden zum Einsatz kommt, erfolgt die Behandlung mit einer niedrigeren Dosierung, als es im Rahmen der Akutbehandlung einer Manie der Fall ist. Der prophylaktische (vorbeugende) Effekt von Lithium tritt erst nach sehr langer Zeit auf. Bevor der Erfolg einer Therapie bewertet werden kann, müssen mindesten sechs Monate vergehen, ehe ein Erfolg sichtbar wird. Die prophylaktische Anwendung von Lithiumsalzen sollte erst in der abklingenden Phase einer akuten Manie erfolgen, wenn der Patient eine größere Kooperationsbereitschaft zeigt. Zeitgleich kann mit einer Psychotherapie begonnen werden. Als Alternative kann auch das Antiepileptikum Carbamazepin als vorbeugende Medikation zum Einsatz kommen. Sofern notwendig, kann dieses mit Lithiumsalzen kombiniert werden, um die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges zu steigern. Unerwünschte Wirkungen bei der Anwendung von LithiumDie Anwendung von Lithium geht leider oftmals mit zahlreichen unerwünschten Wirkungeneinher:
Hierbei sind insbesondere die Beeinträchtigung der Merkfähigkeit und Konzentration zu nennen, die von Betroffenen häufig als sehr belastend empfunden werden. Um diese zu verbessern oder zu erhalten, können Außenstehende einfache Übungen, z.B. Memory oder Kreuzworträtsel, mit den Betroffenen durchführen, um sein Gedächtnis zu trainieren. Lithium beeinträchtigt die Merkfähigkeit und Konzentration eines Menschen. Eine der zahlreichen, unerwünschten Wirkungen der Lithiumsalze! Der vermehrte Gang zur Toilette, aufgrund der Pollakisurie, geht häufig mit Schlafstörungen einher. Die Reaktion der Betroffenen ist dann oftmals, dass sie weniger Flüssigkeit zu sich nehmen. Dies sollte unbedingt vermieden werden, da die Wirkung von Lithium beeinträchtigt werden kann, wenn ein Flüssigkeitsmangel besteht. Eher harmlose Nebenwirkungen, wie Magen-Darm-Beschwerden, können nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt meist mit entsprechenden Arzneistoffen behandelt werden.
Die Einnahme von Lithium muss regelmäßig erfolgen, um den Zerfall des Geistes, eine weitere manische Episode, zu vermeiden! Hinweise zur Einnahme von LithiumWie bereits erwähnt, weist Lithium nur eine geringe therapeutische Breite auf. Die Einnahme muss regelmäßig erfolgen, um Vergiftungserscheinungen oder Rückfälle zu vermeiden. Personen, die eine Lithiummedikation erhalten, sollten einen Lithiumausweisbei sich tragen, in dem die Tagesdosis und die Ergebnisse der letzten Kontrolluntersuchung vermerkt sind. Kontraindikationen von LithiumDie Applikation von Lithium ist bei folgenden Erkrankungen oder Gesundheitszuständen kontraindiziert:
Wechselwirkungen von Lithium
Wechselwirkungen bei einer LithiumtherapieLithiumpatienten sollten den Konsum von Alkohol unterlassen. Dieser kann die sedierende Wirkung von Lithium verstärken und zudem kann es zu einer Alkoholunverträglichkeitsreaktion kommen Sofern Lithium eingenommen wird, darf keine salzarme Diät durchgeführt werden. Dies würde zu einem Natriummangel führen und die damit verbundene geringere Ausscheidung von Natrium hätte eine geringere Exkretion (Abgabe von überflüssigen Stoffwechselprodukten aus dem Körper an die Umwelt) von Lithium zur Folge. Dies könnte zu einer Überdosierung führen, da die Lithiumsalze im Körper verbleiben. Es bestehen auch zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Hierzu zählen:
Pflegende und Angehörige sollten darauf achten, dass Lithiumpatienten keinen der genannten Arzneistoffe zur Selbstmedikation einsetzen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden! Die Gefahr einer LithiumintoxikationAufgrund der geringen therapeutischen Breite von Lithium sind die Übergänge von unerwünschten Wirkungen (bei therapeutischer Dosierung) über eine Überdosierung, bis hin zu einer Vergiftung, fließend. Eine Intoxikationwird durch folgende Begebenheiten begünstigt:
Die Vergiftungssysmptome ähneln häufig denjenigen der unerwünschten Wirkungen. Sie treten lediglich sehr plötzlich und in extremer Ausprägung auf:
In besonders schweren Fällen kann es zu Koma, zerebralen Krampfanfällen, Herzrhythmusstörungen und akutem Nierenversagen kommen. Bei einem Verdacht auf eine Lithiumvergiftung, bei Durchfall oder starkem Erbrechen, sollten Lithiumpatienten unmittelbar einen Arzt aufsuchen und ihm die Symptomatik schildern! Vergiftungssysmptome der Lithiumintoxikation ähneln häufig denjenigen, der unerwünschten Wirkungen. Sie treten lediglich sehr plötzlich und in extremer Ausprägung auf Lassen Sie sich von der Aggressivität und Aufdringlichkeit manischer Personen nicht provozieren! Besonderheiten in der PflegeManische Menschen haben nicht das Gefühl, dass sie an einer Krankheit leiden. Aufgrund der manischen Stimmung können sie jedoch Handlungen durchführen, die ihr gesamtes Leben dauerhaft zerstören können. Typische Folgen von Manien sind z.B.:
Häufig muss die Therapie daher gegen den Willen des Patienten erfolgen (Zwangseinweisung). Natürlich muss sie dabei dem Wohle des Betroffenen dienen und nicht als „Mittel zum Zweck“ dienen! Besonderheiten im Umgang mit manischen Personen:Der Umgang mit manischen Personen gestaltet sich oftmals als äußerst schwierig. Sie sollten sich von der übertriebenen Heiterkeit des Klienten nicht mitreißen lassen. Außerdem sollten sie sich von seiner Aggressivität und Aufdringlichkeit nicht provozieren lassen! Kritische Situationen werden durch pflegerische Maßnahmen eingeschränkt:
Weitere Themen, die für Sie von Interesse sein könntenAntidepressivaAntidepressiva sind Arzneistoffe gegen Depressionen und depressive Symptome! NeuroleptikaNeuroleptika werden bei der Therapie von psychotischen Erkrankungen, insbesondere der Schizophrenie, eingesetzt! Wie wirkt Lithium auf das Gehirn?Doch seit Jahrzehnten wird Lithium auch in der Behandlung bei so verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Manien und bipolaren Störungen eingesetzt. Die genaue biologische Wirkungsweise in bestimmten Gehirnregionen ist jedoch noch kaum verstanden. Bekannt ist, dass Lithium die Stimmung aufhellt und das Aggressionspotential senkt.
Was sind die Nebenwirkungen von Lithium?Lithium bei Depressionen: Nebenwirkungen. Gelegentlich kann die Einnahme von Lithium bei Depressionen Gewichtszunahme, häufige Durstgefühle, Einschränkungen der Nieren- und/oder Schilddrüsenfunktion, unkontrolliertes Zittern sowie die Beeinträchtigung von Vitalität und geistiger Leistungsfähigkeit hervorrufen.
Ist Lithium ein Antidepressivum?Eigentlich ist Lithium kein klassisches Antidepressivum, wird aber dennoch erfolgreich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Wie wirkt es, welche Nebenwirkungen können auftreten und bei welcher Art von Depression kann es überhaupt zur Anwendung kommen? Mit Hilfe von Lithium Depression behandeln – Erfahrungen mit einem sehr alten Wirkstoff…
Wie lange dauert es bis Lithium wirkt?Selbst wenn es in der korrekten Dosis und im vorgeschriebenen Rhythmus eingenommen wird, kann es ein halbes Jahr dauern, bis die Wirkung einsetzt. Dass ca. 20 Prozent der Patienten auf die Medikation mit Lithium nicht ansprechen, soll vor allem auf Einnahmefehler oder eine zu niedrige Dosis zurückgehen.
Wie wirkt Lithium bei Depressionen?In diesem Zusammenhang wurde gezeigt, dass Lithium den oxidativen Stress reduziert, der bei Manie und Depression auftritt. Darüber hinaus werden Schutzproteine wie Neutrotrophine und Bcl-2 erhöht und apoptotische Prozesse durch Hemmung der Glykogensynthasekinase 3 (GSK-3) und der Autophagozytose reduziert.
Wann tritt die volle Wirkung von Lithium ein?Lithium wird zur Prophylaxe bipolarer affektiver Störungen eingesetzt. Die volle stimmungsstabilisierende Wirkung tritt mit einer Latenz von 6-12 Monaten ein.
Wie viel Lithium bei Depressionen?Die Autoren der S3-Leitline zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen [1] tendieren zu der Empfehlung, dass der Lithium-Spiegel möglichst über 0,6 mmol/l, aber nicht über 1,2 mmol/l liegen sollte. Hersteller empfehlen für die Prophylaxe einen Spiegel zwischen 0,5 und 0,8 mmol/l [2].
Kann Lithium depressiv machen?Es wird ein langsames Ausschleichen aus der Therapie empfohlen. Bei zu raschem Absetzen kann es zu Reizbarkeit, Ängstlichkeit, labiler Gemütslage und innerer Unruhe kommen. Bei bipolaren Erkrankungen kann das abrupte Absetzen von Lithium zum Ausbruch einer manischen Phase führen.
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