Wie trenne ich mich von meiner besten Freundin?

Vielleicht war es der Moment, als wir am Tresen saßen und sie aus heiterem Himmel sagte, dass ich mich nicht weiterentwickelt habe. Ich erinnere mich nur noch daran, dass mir das Blut in die Wangen schoss, ich aber unfähig war, mich zu bewegen, um ihr eine zu scheuern oder sie wenigstens sitzen zu lassen. Steif vor Fassungslosigkeit klebte ich auf dem Barhocker fest, starr vor Entsetzen über diese Freundschaft.

Wenn Frauen sich von Männern trennen, oder andersrum, sagen sie zum Schluss manchmal: Wir können ja Freunde bleiben. Wenn man sich von einer Freundin trennt, hat man nicht mal eine Phrase an seiner Seite. „Nein, wir können auf keinen Fall Freunde bleiben!“ klingt ungleich unbarmherziger. Früher dachte ich, meine beste Freundin wird immer meine beste Freundin sein. Als ich 30 war, klang „meine beste Freundin“ plötzlich kindisch, und noch ein bisschen später klang es naiv. Kleine Mädchen haben beste Freundinnen, mit der sie auf den Ponyhof fahren und sich gegenseitig Frisuren machen. Erwachsene Frauen haben nicht eine beste, sondern viele total gute. Mit manchen geht man Gin Tonic, mit manchen Kaffee trinken, mit der einen teilt man den gleichen Stil, und mit wenigen sein Leben. Eigentlich sind es immer zu viele, was man erst dann erkennt, wenn man ein und dieselbe Geschichte schon so oft erzählt hat, dass man seine eigenen Worte nicht mehr hören kann.

Damals am Tresen hätte ich furchtbar gerne mit ihr Schluss gemacht, hätte ihr gerne ein Glas Merlot ins Gesicht gekippt und mich auf dem Absatz umgedreht. Warum ich es nicht getan habe? Aus den gleichen Gründen, warum Ehen über Jahre bestehen bleiben, auch dann, wenn sie längst tot sind: Verlustangst. Auf der Toilette ertrug ich mich nicht im Spiegel, so sichtbar war mein Aufgelöstsein. Ist das vielleicht ein Zeichen, dachte ich, wenn einen jemand so verletzt, kann es doch keine echte Freundin sein, oder? Später, als ich sie vor ihrem Haus absetzte, sagte sie, wie gut es sei, dass wir uns ausgesprochen hätten, was ich mit einem gekränkten Lächeln bestätigte.

Auf dem Heimweg hörte ich laut Cat Stevens und fragte mich, um wessen Wahrheit es eigentlich genau ging. Als ich mich wieder gefangen hatte, lag ich bereits zu Hause im Bett und regte mich bei meinem halbschlafenden Mann über diese Freundin derart auf, dass er nur murmelte: „Nach Aussprache klingt das ehrlich gesagt nicht.“ Danach wollte ich ihr einen langen Brief schreiben, fand es aber dann doch etwas infantil, dass ich es verwarf und abwartete. Wie wird man eine Freundin elegant los? Man kann Freundschaften ja auch austrocknen lassen, sagte ich mir, sich nicht mehr melden, einsilbig werden, ihren Geburtstag vergessen.

Es funktionierte nicht. Sie rief an, sie stellte Fragen, sie blieb am Ball, und nach ein paar Wochen dachte ich: Ist vielleicht was dran, an dem, was sie gesagt hatte? Man muss sich fragen, ob Feigheit dahintersteckt, wenn man ausbricht, weil es einem unbehaglich wird, kritisiert zu werden, oder ob es Mut ist, wenn man eines Tages aufwacht und sagt: bis hierhin und keinen Schritt weiter. Die innere Kündigung in einer Freundschaft ist die gleiche wie in einer Liebesbeziehung: Sie geschieht lange, bevor es schließlich von einem der beiden mit gezücktem Schwert ausgesprochen wird. Was nur nötig ist, wenn beide wider Erwarten die Phase der schleichenden Vergiftung überlebt haben. Der Vorteil eines frontalen Angriffs gegenüber einer feigen Intoxikation liegt auf der Hand: Die Chancen, dass die Freundschaft überlebt, steigen. Zwar gehen meist beide deutlich angezählt aus so einem Kampf hervor, aber es besteht Hoffnung, dass man sich nach ein paar Wochen/Monaten/Jahren wieder aufrichtet und aufeinander zugeht.

Die Qualität und gleichzeitig das Drama einer Freundschaft ist doch, dass man sich auf links dreht, dass nichts zwischen einem steht, dass man einander vertraut. Als wir uns kennenlernten, machten wir uns gegenseitig Komplimente, so wie Männer es bei Frauen machen, mit denen sie ins Gespräch oder ins Bett kommen wollen, es funktioniert immer. Man fühlt sich geschmeichelt von so viel Aufmerksamkeit, fühlt sich gesehen und erkannt, täuscht Exklusivität und Intimität vor, wo noch keine ist. Mit der Zeit wird man respektlos, so wie man es auch in einer Beziehung oder Ehe wird, nachlässig, schlampig mit den Gefühlen, der Umgangston wird rauer. So rau, dass man die Gesellschaft des anderen nicht mehr geniest, sondern bei jedem Treffen den Reflex hat, zu fliehen. Aber wohin, wenn nicht in die Arme des Menschen, der einen in- und auswendig kennt, den man nachts um drei anrufen kann, der sich das letzte Hemd oder Bier mit einem teilen würde?

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In einer langjährigen Freundschaft richten sich beide meist ein wie in einem behaglichen Nestchen, Freundschaft ist ein geschützter Raum, in dem man im besten Fall so sein kann, wie man ist, sich ohne Angst vor Kritik oder Zurückweisung zeigen darf, sich nackt macht. Mal ehrlich, einem splitternackten Menschen kann man doch nicht am Tresen eine ballern! Sobald diese Symbiose bröckelt, kommt man sich wie ein gemeiner Verräter vor. Der Zeitpunkt für eine Trennung ist nie richtig, aber umso länger man damit wartet, es aufschiebt, desto bitterer wird es. Genau wie in der Liebe, nimmt man eine Freundschaft nach ein paar Jahren als gottgegeben hin: Man denkt das Gleiche, ruft sich im selben Augenblick an, kann die Sätze des anderen beenden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man diese gewachsene Vertrautheit mit einem anderen Menschen noch mal ähnlich erleben wird, sinkt von Jahr zu Jahr mehr. Das aufzugeben macht Angst. Und Schuldgefühle: Einen Freund lässt man nicht im Stich. Kränkungen werden munter runtergeschluckt, anstatt rechtzeitig auf den Tisch zu hauen, man gibt sich beleidigt, anstatt auszuspucken, was einem auf die Nerven geht. Eine Regel gibt es, die das verhindern könnte: Sag es gleich. Ich habe eine Freundin, die mir mal vorwarf, dass sie immer das Gefühl hat, dass ich ein Soll-Konto für unsere Freundschaft führe: Alles, was sie sich in meinen Augen zuschulden kommen lässt (Bemerkungen, Handbewegungen, Blicke), notiere ich im Geist auf diesem Freundschaftskonto, um ihr an geeigneter Stelle um die Ohren zu hauen, wie knietief sie bei mir in den Miesen steht.

Wenn man merkt, dass man nur noch darauf lauert, ob der andere sich einen Fehler erlaubt, muss man handeln. Handeln? Hilfe! Regel Nummer zwei deshalb: Stand tall! Rückgrat! Bloß nicht ducken! Rauszögern und hinhalten löst das Problem nicht, es beschäftigt einen bis in die Nacht, man malt sich aus, was man in welchem Tonfall, wann und wo sagen wird. Und fragt sich beim Aufwachen ängstlich, wie viel Ehrlichkeit eine Freundschaft überhaupt verkraften kann. Schlussmachen heißt ja auch, dass man einen Vertrag auflöst, der nie unterzeichnet wurde. Ich weiß alles von dir, du weißt alles von mir, Deal! Wenn die Freundschaft zur müden Gewohnheit wird, so wie man sich an das Geräusch eines tropfenden Wasserhahns mit den Jahren gewöhnt und nichts mehr unternimmt, um ihn zu reparieren, ist es vermutlich Zeit zu gehen. Zeit für den Hochverrat.

Als ich es schließlich gesagt hatte, fühlte ich mich um Jahre jünger, leichter und stärker zur gleichen Zeit. Etwas zu beenden tut zweifelsohne weh, aber was man dafür bekommt, ist groß: Befreiung. Menschen leben sich auseinander, Wege trennen sich, das ist bei Freundschaften nicht anders als in Ehen. Ist man denn nicht verantwortlich für den anderen? Nein, man ist in erster Linie verantwortlich für die Qualität der Freundschaft, nicht für das Schicksal einer anderen Person. Unglücklichsein ist immer ein veritabler Grund, das schleunigst zu ändern. Man muss dafür Sorge tragen, dass der eigene Anteil an dieser Beziehung aufrecht ist. Dass man sich im Spiegel angucken kann.

Nach 20 gemeinsamen Jahren sagte ich deshalb eines Tages den, wie ich finde, unglaublich mutigen Satz: „Mir tut unsere Freundschaft nicht mehr gut.“ Als ich es ausgesprochen hatte, bildete ich mir ein, ein leises Aufatmen am anderen Ende der Leitung gehört zu haben. Es fielen noch ein paar Worte, ein paar Verletzungen flogen hin und her, und dann war: Ruhe.

Ich dachte jahrelang viel an sie, fragte mich, wann sie wo im Urlaub war, ob sie mittlerweile geschieden oder glücklich war. Es war eine gute Zeit, und eine traurige, wenn ich sie sah, und wir beide die Straßenseite wechselten. Manche Dinge muss man eben mit seinen Beinen entscheiden.

Wie beende ich am besten eine Freundschaft?

Ziehe klare Grenzen für eure zukünftige Kommunikation. Sage, was du dir wünscht. Ob es in Ordnung ist, sich gegenseitig zu grüßen oder ob du auf keinen Fall mehr irgendeinen Kontakt haben möchtest. Wenn es möglich ist, beende das Gespräch gern mit etwas Positivem.

Wann ist es sinnvoll eine Freundschaft zu beenden?

Sobald eine Freundschaft Ihr Leben nicht mehr bereichert, sondern zur nervigen Routine oder sogar psychischen Belastung geworden ist, wird es höchste Zeit, etwas an dieser Situation zu ändern – und einen Schlussstrich zu ziehen.

Wie zerbricht eine Freundschaft?

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid wurden mehr als 1.000 Menschen dazu befragt, in welchen Fällen sie selbst eine Freundschaft beenden würden: den Partner ausspannen oder es versuchen: 66 Prozent. in einer Notsituation hängen lassen: 56 Prozent. hinter dem Rücken schlecht reden: 53 Prozent.

Wie sagt man einer Freundin dass man enttäuscht ist?

Formulieren Sie Ihre Enttäuschung über das geschehene in "Ich Botschaften". Sätze wie: "Ich habe mich nicht gut dabei gefühlt und bin sehr verletzt" werden in der Regel besser aufgenommen als Sätze, die vorwurfsvoll formuliert sind. Natürlich kann es dazu kommen, dass Sie nicht ganz einer Meinung sind.