Hamburg - Gut 1,1 Millionen Tonnen Schokolade hat Deutschlands Süßwarenindustrie im vergangenen Jahr produziert - ein Rekordwert. 2012 waren es etwa 75.000 Tonnen weniger, wie die Grafik von Statista zeigt. Geht man nach einem Indikator aus dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft, dürfte sich das Wachstum auch 2014 fortsetzen: Deutschland hat seine
Produktionsmenge an Schoko-Nikoläusen und -Weihnachtsmännern gesteigert, gab der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie jüngst bekannt.
Rund 146 Millionen Stück hat die Süßwarenindustrie in diesem Jahr hergestellt, 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Der größte Teil davon - insgesamt 96 Millionen - blieb dabei in Deutschland und wurde an Lebensmittelhändler, Kaufhäuser und Süßwaren-Fachgeschäfte ausgeliefert. Die restlichen 50 Millionen Schoko-Männer gingen in den Export, etwa in die USA, nach Australien, Indien und Japan.
Während die Deutschen ihre 96 Millionen Nikoläuse verzehrt, ist die Industrie bereits zum nächsten Süßigkeiten-Feiertag fortgeschritten: In den Schokolade-Fabriken werden bereits Osterhasen produziert.
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Erstellt: 05.12.2009Aktualisiert: 05.12.2009, 16:13 Uhr
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Peine - Jedes Jahr bevölkern mehr Schoko-Weihnachtsmänner als Bundesbürger das Land: Ganz genau weiß zwar niemand ihre Anzahl. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) geht aber davon aus, dass sich die Naschkatzen zwischen Flensburg und Rosenheim jährlich rund 105 Millionen der Schoko-Männer auf der Zunge zergehen lassen.
Ein kleiner Teil wird davon wird im niedersächsischen Peine gefertigt. Knapp 2,5 Millionen Schoko-Weihnachtsmänner werden bis zum 6. Dezember von den Bändern der Rausch Privat-Confiserie laufen.
Seit 1982 produziert die 1918 in Berlin gegründete Firma in Peine. Seitdem sind Umsatz und Beschäftigtenzahl stetig gestiegen. «Derzeit arbeiten 550 Beschäftigte in drei Schichten», sagt Firmenchef Jürgen Rausch. Ganzjährig seien 320 Mitarbeiter in Peine mit der Produktion und etwa weitere 80 in Berlin beschäftigt. Dort hat Rausch am Gendarmenmarkt einen der größten Schokoläden Europas.
Der Umsatz des Familienunternehmens liegt bei etwa 100 Millionen Euro, verrät der Firmenchef. 2005 waren es noch 52 Millionen Euro. An dieser Entwicklung sind die Weihnachtsmänner allerdings weniger beteiligt, die Sticks und Tafeln mit Plantagen-Schokolade - im Jahr 2000 von Rausch erfunden und mittlerweile auch von anderen kopiert - schlagen deutlicher stärker zu Buche.
Seit dem vergangenen Jahr ist Rausch-Schokolade auch in vielen Feinkostläden in den USA zu finden. Als nächstes möchte Rausch die Inder auf den Geschmack bringen: „Jeder Deutscher isst im Schnitt 9,25 Kilo Schokolade im Jahr, ein Inder gerade mal 100 Gramm“, sagt Rausch zu den erhofften Chancen seiner Branche in Indien. Um seine ehrgeizigen Pläne umsetzen zu können, hatte Rausch in den vergangenen Jahren rund 180 000 Quadratmeter Land, das entspricht 40 Fußballfeldern, in Peine neu erworben und die Produktionsstätten erweitert.
Doch auch die Schoko-Branche ist härter geworden. „Wir haben den höchsten Kakaopreis, seit es Aufzeichnungen gibt“, sagt Rausch. Vor drei Jahren habe beispielsweise eine Tonne Konsumkakao 800 englische Pfund gekostet, heute 2200. „Früher haben Naturkatastrophen oder auch Kriege den Preis bestimmt, heute Spekulanten“, schimpft der Berliner Chocolatier. Er selbst kauft nur Edelkakao und das vorbei an den Spekulanten dirket bei den Kakaobauern. „Die Bauern bekommen von mir 20 bis 25 Prozent mehr Geld als üblich. Ich gebe es ihnen viel lieber als den vielen Zwischenhändlern und Spekulanten“, sagt Rausch.
Thomas Pape vom Info-Zentrum Schokolade des BDSI in Leverkusen bestätigt die hohen Rohstoff-Preise. „Das ist schon ein Problem. Zumal die Wertschöpfung bei Schokolade nicht hoch ist“, erläutert der Branchenkenner. Trotz Preissteigerung sei Schokolade allerdings in Deutschland so günstig wie in keinem anderen Land. „Und die Lust auf Schokolade ist bei den Verbrauchern ungebrochen“, sagt er. Das gelte nicht nur für Weihnachten und Ostern, sondern das ganze Jahr.
Bundesweit werden übrigens mehr Hasen als Schoko-Männer angeboten: «Der Weihnachtsmann hat einfach mehr Konkurrenz in Form von Gebäck und anderen Figuren», erklärt Pape. Ein Weihnachtsmann sollte laut Rausch möglichst nie auf einen Osterhasen treffen: „Schokolade ist nichts zum Hinstellen, sie sollte mit Begeisterung frisch gegessen werden.“
Von Anita Pöhlig, dpa