Wo sitzt der blinddarm rechts oder links

Aktualisiert am 28.03.2019

6 Minuten Lesezeit

Dr. Gernot-Vogt-Ladner, kanyo-Expertenbeirat

- Geprüft am 21.01.2020

Bei akuten Bauchschmerzen im Unterbauch denkt man sofort an eine Blinddarmentzündung. Zunächst sollten Betroffene jedoch herausfinden, auf welcher Seite die Schmerzen genau auftreten: rechts oder links? Warum diese Frage von Bedeutung ist, erfahren Sie hier!

Wo sitzt der blinddarm rechts oder links

Auf einen Blick:

  • „Blinddarmentzündung“ ist eigentlich eine irreführende Bezeichnung: Nicht der Blinddarm selbst, sondern sein Wurmfortsatz ist entzündet.
  • Blinddarm und Wurmfortsatz befinden sich rechts.

Wo liegt der Blinddarm im Körper?

Gleich vorneweg: Der Blinddarm ist auf der rechten Seite zu finden. Das heißt, wenn Sie an sich herunterschauen, liegt der Blinddarm auf der rechten und nicht auf der linken Seite, diagonal unterhalb des Bauchnabels. Unter dem Blinddarm versteht man das Anfangsstück des Dickdarms, das am Übergang zum Dünndarm nach unten in die Bauchhöhle ragt. Optisch ähnelt er einem kleinen, ungefüllten Luftballon oder Säckchen und ist zwischen 6 und 20 Zentimeter lang.1

Obwohl bei Schmerzen im Unterbauch von einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) die Rede sein kann, verursacht genau genommen nicht der Blinddarm, sondern der Wurmfortsatz die Probleme. Eine Entzündung des kleinen Anhängsels des Blinddarms ist aus verschiedenen Gründen möglich, was mitunter starke Schmerzen verursacht. Meist wird die Öffnung des Wurmfortsatzes durch eine Kotstauung oder einen Fremdkörper (zum Beispiel Obstkerne) verstopft. Bakterien aus dem Dickdarm können sich in der Folge ansiedeln und lösen eine Entzündung aus.

Zunächst ähneln die Symptome — wie etwa Bauchschmerzen im Unterbauch oder Erbrechen — denen einer Magen-Darm-Grippe, weshalb eine Blinddarmentzündung von Betroffenen in manchen Fällen nicht sofort als solche erkannt wird. Danach beschreiben Patienten einen „wandernden Schmerz“. Er beginnt auf Höhe des Nabels und wandert anschließend zum rechten Unterbauch, dorthin also, wo sich Blinddarm und Wurmfortsatz befinden.

Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung betastet der Arzt vorsichtig den Bauch des Betroffenen. Ziel ist es, herauszufinden, wo die Schmerzen genau auftreten. Dabei kann es zu einem sogenannten Loslass-Schmerz (auch Blumberg-Zeichen) kommen. Das ist die medizinische Bezeichnung dafür, dass der Schmerz nicht während der Druckausübung spürbar ist, sondern erst, nachdem der Arzt seine Hände wieder vom Bauch entfernt.

Außerdem muss der Schmerz nicht unmittelbar an der Stelle entstehen, wo Druck ausgeübt wird. So kann der Arzt beispielsweise leicht an der linken Seite des Bauchs drücken und auf eine Blinddarmentzündung schließen, wenn der Patient auf der rechten Seite Schmerzen empfindet. Sollte der Schmerz hier gar nicht auftauchen, ist eine Blinddarmentzündung trotzdem nicht auszuschließen. Schließlich ist eine Blinddarmentzündung in manchen Fällen auch ohne spezifische Anzeichen, wie etwa starke Bauchschmerzen, möglich. Ebenso verrutscht der Blinddarm — etwa bei Schwangeren — oftmals ein Stück nach oben, wodurch Schmerzen im unteren Bauch ausbleiben können.

Weitere Körperstellen zur Diagnose einer Blinddarmentzündung:

Neben der Druckausübung auf der linken Bauchseite (Blumberg-Zeichen), gibt es noch weitere charakteristische Punkte, anhand derer der Doktor den Bauch des Patienten untersuchen kann:

  • Lanz-Punkt: Dieser Abtastpunkt ist benannt nach dem Schweizer Chirurgen Otto Lanz. Um den Punkt zu finden, drittelt man die Verbindungslinie zwischen den beiden Vorsprüngen der Hüftknochen. Der Teilpunkt auf der rechten Seite entspricht dem Lanz-Punkt.
  • McBurney-Punkt: Er befindet sich genau in der Mitte der Verbindungslinie zwischen Bauchnabel und dem rechten Vorsprung des Hüftknochens.

Die Frage nach der Lage des Blinddarms stellt sich womöglich auch deshalb so häufig, weil einige Betroffene über starke Schmerzen auf der linken Seite klagen, die denen einer Blinddarmentzündung ähneln. Dabei kann es sich um eine fortgeschrittene Divertikulitis (entzündete Ausstülpungen der Darmschleimhaut) handeln.

Schätzungsweise 14 Millionen Menschen in Deutschland haben sogenannte Divertikel, davon überwiegend ältere Menschen.2Das sind kleine Ausstülpungen an der Darmschleimhaut, die meist durch eine ballaststoffarme und fleischreiche Ernährung sowie mangelnde Bewegung entstehen. In den meisten Fällen sind diese Divertikel harmlos und lösen keine weiterführenden Probleme aus.

Entzünden sich die Divertikel allerdings, rufen sie starke Beschwerden hervor und müssen mitunter ärztlich behandelt werden. Neben den krampfartigen Schmerzen im linken Unterbauch erinnern auch die weiteren Symptome an eine Blinddarmentzündung: Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Stuhlunregelmäßigkeiten gehen häufig mit der Erkrankung einher. Entstehen solche Komplikationen, sprechen Mediziner von der Divertikulitis. Vor allem wegen der häufig linksseitigen Schmerzen bezeichnet man sie auch als „Linksappendizitis“.

Wie kann ich testen ob es der Blinddarm ist?

Um eine Blinddarmentzündung zu diagnostizieren, untersucht der Arzt zunächst den Patienten und insbesondere den Bauch. Er beurteilt die Bauchdecke und achtet auf Druckschmerz an bestimmten Stellen, aber auch unbestimmten Druckschmerz in gewissen Bereichen des Bauchraums.

Wie fühlen sich die Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung an?

Erste Anzeichen einer Blinddarmentzündung sind Schmerzen um den Bauchnabel herum oder in der Magengegend. Nach wenigen Stunden verlagern sie sich in den rechten Unterbauch und Betroffene leiden an Appetitlosigkeit, Übelkeit und Fieber.
Die Divertikelerkrankung - Wenn der „Blinddarm“ auf der falschen Seite weh tut. Die Schmerzen erinnern an eine Blinddarmentzündung. Wenn sie aber im linken statt im rechten Unterbauch auftreten, könnte eine so genannte Divertikulitis dahinter stecken.