Von Fachärzten verständlich geschrieben und wissenschaftlich überprüft Phosphat wird im Körper vielfältig verwendet, so im Knochen- und Energiestoffwechsel. Anorganisches Phosphat wird im oberen Dünndarm resorbiert und über die Nieren ausgeschieden. Seine Konzentration im Blut unterliegt einer Regulation, an der verschiedene Hormone beteiligt sind, hauptsächlich das D-Hormon
(Vitamin D) und das Parathormon der Nebenschilddrüsen. Die Konzentration von Phosphat steht im Blut mit der von Kalzium über das Ionenprodukt in Verbindung: Die Ionenkonzentration von 10 entspricht der Löslichkeitsgrenze von Kalziumphosphat: wenn die
Phosphatkonzentration steigt, sinkt die Kalziumkonzentration und umgekehrt. → Über facebook informieren wir Sie über Neues auf unseren Seiten! Phosphat im Serum wird zusammen mit Kalzium bestimmt. Vielfach gehört es zu den „Elektrolyten“, die routinemäßig bestimmt werden. Besondere Indikationen betreffen
→ Verstehen und verwalten Sie Ihre Laborwerte mit der Labor-App Blutwerte PRO!Indikationen
- Nierensteine (Kalziumphosphatsteine),
- Erkrankungen der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus, z. B. bei einem Nebenschilddrüsentumor oder bei Nierenerkrankungen),
- Überprüfung der Nebenschilddrüsenfunktion nach Schilddrüsenoperationen,
- Knochenerkrankungen
- Verdacht auf Vitamin-D-Mangel, z. B. bei einer Dünndarmerkrankung (z. B. Sprue).
Referenzwerte
Phosphat wird im Serum meist als anorganischer Phosphor (Pi)
bestimmt.
Die Normgrenzen sind altersabhängig und sinken in den ersten Lebensjahren und mit dem Alter:
- 12 bis 15 Jahre 0,90 – 1,65 mmol/l (2,8 – 5,1 mg/dl)
- 15 bis 18 Jahre 0,85 – 1,60 mmol/l (2,7 – 4,9 mg/dl)
- über18 Jahre 0,80 – 1,50 mmol/l (2,5 – 4,6 mg/dl)
Umrechnung: mg/dl x 0,323 = mmol/l
Bitte beachten: verschiedene Labore können unterschiedliche Normgrenzen angeben.
Erhöhte Werte
Erhöhte Phosphatwerte haben wegen des Löslichkeitsprodukts (s.o.) eine Hypokalzämie zur Folge. Dies bewirkt wiederum ein Anspringen der Gegenregulation über das Parathormon und es entsteht auf Dauer ein sekundärer Hyperparathyreoidismus. Symptome hängen meist mit der konsekutiv erhöhten Kalziumkonzentration mit Gewebsverkalkungen zusammen.
Ursachen erhöhter Phosphatwerte
- Erhöhte Phosphataufnahme im Dünndarm
- Niereninsuffizienz: verminderte Phosphatausscheidung über die Nieren, wegen Überschreitung des Löslichkeitsprodukts mit Kalzium führt die Phosphatretention zu einem Kalziumabfall im Blut und gegenregulatorisch zu einem Parathormonanstieg, was zum sekundären Hyperparathyreoidismus führt,
- Freisetzung aus Zellen (Crush-Syndrom, z. B. bei Rhabdomyolyse, Quetschungen oder maligner Hyperthermie),
- Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus z. B. nach operativer Entfernung, früher gelegentlich als Komplikation im Rahmen einer Schilddrüsenoperation),
- Chemotherapie eines lymphoblastischen Lymphoms (Lymphoblasten enthalten besonders viel Phosphat),
- akute metabolische Azidose (sie führt zur Verschiebung von Phosphat aus dem Intrazellulärraum in den Extrazellulärraum (z. B. bei der diabetischen Ketoazidose).
Erniedrigte Werte
Erniedrigte Phosphatwerte haben wegen des Löslichkeitsprodukts (s.o.) eine Hyperkalzämie zur Folge. Dies bewirkt wiederum eine Unterdrückung der Parathormonproduktion. Symptome sind Muskelschwäche, Verwirrtheit, Koma.
Ursachen erniedrigter Phosphatwerte
- Primäre Überfunktion des Nebenschilddrüsen (primärer Hyperparathyreoidismus),
- Geringe Phosphataufnahme durch Phosphat bindende Substanzen (inkl. Aluminiumhydroxyd-Antacida),
- Phosphatverbrauch durch z. B. Zuckerinfusionen (z. B. nach Operationen): Stimulierung intrazellulärer Phosphorylierungen, Nachschub aus dem Blut,
- rasch wachsende Tumore (Leukämie, Lymphome): sie verbrauchen Phosphat, was vom Blut nachgeliefert wird,
- Rasche Phosphatverschiebung in die Zellen bei Azidose (z. B. bei der diabetischen Ketoazidose)
- Phospatausscheidung bedingt durch Parathormon (Hyperparathyreoidismus).
Verweise
- Kalzium
- Niereninsuffizienz
- Hyperparathyreoidismus
- Hypoparathyreoidismus
- Vitamin D
Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).
Wer seine Laborwerte kennt, kann großen Nutzen daraus ziehen. Kalium, Natrium, Phosphat und Co. verraten nierenkranken Patienten, was auf dem Speiseplan stehen sollte. Phosphat ist eines der im Blut vorhandenen Salze, das in der Ernährung eine große Rolle spielt. Überschüssiges Phosphat wird normalerweise über die Nieren aus-geschieden. Mit einer Laboruntersuchung kann erhöhtes
Phosphat im Blut festgestellt werden. Der Normalwert beträgt für Erwachsene 0,84 bis 1,45 mmol/Liter (2,5–5,0 mg/dl). Ein erhöhter Phosphatwert im Blut ist ein klares Anzeichen dafür, daß die Funktion der Nieren bereits beachtlich nachgelassen hat. Erhöhtes Phosphat wirkt sich langfristig negativ auf die Knochenfestigkeit aus und verkalkt die Gefäße. Da Phosphat aber in sehr vielen Lebensmitteln enthalten ist, sei es für eine gesunde Ernährung wichtig, zwischen „gutem“ und „bösem“ Phosphat zu unterscheiden, erklärt Dr. Christoph C. Haufe, Leitender Arzt des KfH-Nierenzentrums in Erfurt und Chefarzt der
Nephrologischen Schwerpunktklinik im Helios Klinikum. Phosphat kommt in Lebensmitteln in unterschiedlicher Menge vor. Es findet sich vor allem in solchen mit einem hohen Eiweißgehalt, etwa Fleisch oder Käse. Seit Jahrzehnten wird jedoch industriell vielen Lebensmitteln zur Konservierung vermehrt Phosphat zugesetzt, sodass die gesamte mit der Nahrung aufgenommene Menge deutlich gestiegen ist. Natürlich und künstlich
So kommt Phosphat zum einen also ganz natürlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Milch vor, auch in Gemüse, Nüssen, Reis, Haferflocken oder Hülsenfrüchten. Zum anderen ist Phosphat als Lebensmittelzusatzstoff in hochgradig verarbeiteten Fertiglebensmitteln und „Fast Food“ enthalten. Es dient vor allem als Konservierungsmittel. Künstlich zugesetztes Phosphat findet sich beispielsweise in Tiefkühlpizza, Cola-Getränken, Bier, Schmelzkäse, Milchpulver, Wurst, Backwaren oder auch in Tütensuppen, deklariert als Orthophosphatsäure (E 338) oder Natrium-, Kalium- und Calciumphosphate (E 339, E 340 und E 341).
Entscheidender Unterschied zwischen „gutem“, also von Natur aus in Lebensmitteln enthaltenem, und „bösem“, künstlich zugesetztem Phosphat: Während das natürliche Phosphat nur zu knapp 60 Prozent ins Blut aufgenommen wird, sind künstlich zugesetzte Phosphate häufig frei löslich und der Körper nimmt sie fast vollständig auf. Dadurch wird das Blut gleichsam mit Phosphaten überschwemmt. Für nierenkranke Patienten stellt zu viel Phosphat im Blut eine erhebliche Gefahr dar. Sie müssen daher die von der Lebensmittelindustrie zugesetzten Phosphate unbedingt vermeiden und phosphatreiche Nahrungsmittel reduzieren. Die Konsequenzen eines erhöhten Phosphatwerts sind für nierenkranke Patienten schwerwiegend. „Durchblutungsstörungen und Gefäßverschlüsse im Gehirn, an den Extremitäten und in den Herzkranzgefäßen drohen“, schildert Haufe. Besonders heimtückisch: Selbst deutlich erhöhte Phosphatwerte verursachen keine akuten Beschwerden. Für gesunde wie nierenkranke Menschen gilt der Rat: Verwenden Sie viele frische Lebensmittel und meiden Sie Fertiggerichte oder haltbar gemachte Lebensmittel.
Kontrollieren und binden
Ist eine Niereninsuffizienz bekannt, so sollte man seine Eßgewohnheiten verändern und weniger Phosphat zu sich nehmen. Für Dialysepatienten ist es allerdings praktisch unmöglich, allein durch Diät die Phosphatwerte im Normbereich zu halten. Das liegt unter anderem daran, daß Dialysepatienten eine kalorien- und vor allem eiweißreiche Kost empfohlen wird. Ein Zuwenig an Eiweiß kann zu einer gefährlichen Mangelernährung führen. Eine starke Einschränkung von eiweißhaltiger Kost, mit der Phosphat aufgenommen wird, ist deswegen nicht ratsam. Dies gilt allerdings nur, solange es sich um „gutes“ Phosphat handelt. „Weder bei der Hämodialyse noch bei der Peritonealdialyse kann das überschüssige Phosphat aus der Nahrung komplett entfernt werden“, sagt Haufe. Da bei Dialysepatienten also nie alles Phosphat entfernt werden kann, muß man dessen Aufnahme in den Körper durch die Einnahme von Phosphatbindern vermindern. Diese Medikamente binden das überschüssige Phosphat, noch bevor es im Darm aufgenommen werden kann und senken so den Spiegel im Blut. Individuell auf den Patienten abgestimmte Empfehlungen und Hinweise zur Ernährung geben der betreuende Nephrologe und die Ernährungsberatung. Entsprechend geschult, schätzt der Patient den Phosphatgehalt seines Essens und nimmt direkt vor oder zu der Mahlzeit die entsprechende Menge phosphatsenkender Präparate ein. Der Phosphatbinder wird vom behandelnden Arzt verschrieben. Er kann auf Basis der Blutwerte zusammen mit dem Patienten die notwendige Dosierung ermitteln.
aus: KfH aspekte 1-19