Aktien kaufen wenn die kanonen donnern

Die Börsenexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie alle zwei Wochen über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Zugegeben, beide Börsenweisheiten klingen ziemlich nach Stammtischparole. Trotzdem kann ich ihnen einiges abgewinnen. Überhaupt bin ich ein Fan von Börsenweisheiten, weil sie uns animieren, anders auf die Märkte zu schauen: nicht immer nur das Tagesaktuelle im Kopf zu haben, sondern langfristiger zu denken und vor allem ein bisschen Abstand zu nehmen. Natürlich vereinfachen diese Börsenweisheiten extrem, trotzdem lohnt es sich, über ihre Botschaft nachzudenken.

Auf Anleger kommen unruhige Zeiten zu

Es stimmt sicherlich, was meine Kolumnisten-Kollegin Ursula Weidenfeld jüngst schrieb, nämlich dass auf Anleger unruhige Zeiten zukommen. Neben den politischen Krisen und der Kriegsgefahr, die hoffentlich gebannt wird, müssen die Märkte die hohen Energiepreise, die Inflation und die Zinswende verarbeiten. Die Schwankungen dürften in den kommenden Monaten höher sein, als wir es zuletzt gewohnt waren.

Weidenfeld kann der Börsenweisheit "Kaufen, wenn die Kanonen donnern" deshalb wenig abgewinnen. "Diese alte Börsenweisheit ist in diesen Tagen nur begrenzt anwendbar", schreibt sie. "Denn unabhängig von dem Konflikt mit Russland sind die Börsen durch die jahrelange Geldschwemme und durch die Inflation sehr hoch bewertet." Von mir kommt an dieser Stelle Einspruch.

Aktien sind eine wichtige Anlageklasse und sie bleiben alternativlos. Das waren sie schon immer. Sie mögen bereits recht teuer sein, zugegeben. Aber das waren sie in der Vergangenheit immer mal wieder. Und trotzdem bieten sie langfristig und bei breiter Risikostreuung eine Rendite von sechs bis acht Prozent pro Jahr – so viel wie keine andere Anlageklasse. Und das trotz aller Korrekturen und Crashs, trotz Krisen und sogar Kriegen. Ich persönlich sitze das stur aus, verkaufe nie, sondern kaufe nach, wenn das Anlagekonto gut gefüllt ist.

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Gute Unternehmen zum Schnäppchenpreis

Wie ist das also mit den Kanonen, wie mit den politischen Börsen? Um solche Börsenphasen zu überstehen, braucht es gute Nerven und eine klare Strategie. Dazu die Überzeugung: Langfristig geht es wieder nach oben.

Die Krise als Chance zu sehen, fühlt sich oft irgendwie falsch an. Man stellt sich gegen die aktuelle Marktmeinung. Alle scheinen zu verkaufen, man selbst greift zu. Wir legen also antizyklisch an. Doch genau das ist an der Börse eine ziemlich gute Idee.

Denn wenn es abwärts geht, dann gibt es Sonderangebote. Viele gute Unternehmen mit extrem stabilen Geschäftsmodellen werden zu Unrecht abgestraft, ihre Aktien rauschen mit in die Tiefe. Warum also nicht zugreifen? Den besten Einstiegspunkt werden Sie dabei sicher nicht treffen, das ist nämlich reine Glückssache.

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Aber wenn Sie langfristig investieren, ist das auch gar nicht so wichtig. Nutzen Sie die Chancen, die sich in unruhigen Börsenzeiten bieten. Nicht umsonst heißt es, dass die Grundsteine für die größten Vermögen in Krisenzeiten gelegt wurden.

von Apostolos Tsiter, am Donnerstag, 11.2.2016

Aktien kaufen wenn die kanonen donnern

Am deutschen Aktienmarkt sind die Kurse im Sturzflug. Anleger lauern auf den richten Einstiegszeitpunkt. Doch „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ klingt nur in der Theorie gut.

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Wer kennt diese Börsenweisheit nicht? Der Spruch von Carl Mayer von Rothschild beschreibt die Strategie des antizyklischen Investierens: Zuzugreifen, wenn die Stimmung am Boden und die Kurse im Keller sind; verkaufen, wenn die Konjunktur gut, die Stimmung bestens und die Kurse hoch sind.

Die Idee dahinter ist, dass die breite Masse der Anleger zu einer Übertreibung neigt - sowohl nach oben, wie auch nach unten. Die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt der vergangen Monate scheint diese Annahme zu bestätigen: Erst die rasante Rekordjagd, getrieben von der Erwartung immer weiter steigender Kurse, die den deutschen Leitindex im April 2015 auf über 12.000 Punkte springen ließ. Nun der Absturz, getrieben von der Furcht vor immer weiter fallenden Kursen. Fast 20 Prozent hat der Dax allein seit Jahresbeginn an Wert eingebüßt; gegenüber seinem Rekordstand aus dem April sind das fast 4000 Punkte weniger.

Investieren gegen den Herdentrieb

Anhänger des antizyklischen Investierens sagen: Weder der rasante Aufschwung noch die aktuelle Talfahrt sind durch die fundamentalen Daten der Unternehmen gerechtfertigt. Es sind Übertreibungen, weil Anleger nicht rational handeln. Sie folgen dem Herdentrieb, hecheln der Marktentwicklung hinterher und kommen doch immer zu spät. „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, heißt, sich dem Herdentrieb bewusst entgegenzustellen und so dem Markt ein Schnippchen zu schlagen.

Welcher Anleger wünscht sich das nicht? Kaufen, wenn alle verkaufen, und damit auf dem Tiefstand einsteigen? Verkaufen, wenn alle kaufen, und auf dem Höchststand austeigen? In der Theorie klingt das gut. Meist hapert es jedoch an der praktischen Umsetzung.

Die Statistik der meistverkauften Werte der OnVista Bank der vergangenen 30 Tage offenbart das Dilemma. Die Liste wird angeführt von Dax-Werten: Daimler, Bayer, Volkswagen. Unter den Top 20 der meistverkauften Werte sind gleich mehrere Dax-ETFs. Die Kanonen donnern und die Anleger kaufen nicht, sie verkaufen. Machen sie es also falsch? Nicht unbedingt.

Antizyklisch investieren schmälert die Rendite

Max Schott vom Stuttgarter Vermögensverwalter Sand & Schott hat nach einem Bericht der FAZ verschiedene Einstiegsstrategien für den deutschen Aktienmarkt miteinander vergleichen. Das überraschende Ergebnis: Anleger, die gezielt auf einen Rückschlag warten und immer erst einsteigen, wenn der Markt um 20 Prozent eingebrochen war, erwirtschafteten die geringste Rendite. Das zumindest gilt für langfristig orientierte Anleger.

Wer Aktien mindestens zehn Jahre lang hielt, der erzielte im Schnitt eine deutlich höhere Rendite, wenn er das Geld auf einen Schlag in Aktien gesteckt hatte – völlig unabhängig von der jeweiligen Marktentwicklung. Wer hingegen immer erst kaufte, wenn die Kanonen donnerten, der verzichtete auf Gewinne.

Schott führt gegenüber der FAZ zwei Gründe für die unterschiedlich hohe Dividende ins Feld: Zum einen habe es vor dem Rückschlag oft eine lange Aufwärtsphase gegeben. Diese Kursgewinne fehlten den Anlegern, die auf die Rückschlag-Strategie setzten. Zum anderen brechen die Kurse zunächst oft viel tiefer ein, als Anleger vermuten. Das drücke ebenfalls die Rendite.

Wann raus? Wann rein?

Der Erfolg der antizyklischen Strategie hängt nicht allein davon ab, zu kaufen, wenn die Kanonen donnern. Entscheidend ist, zu kaufen, wenn die Kanonen am lautesten donnern, und zu verkaufen, wenn die Violinen am süßesten spielen. Doch die meisten Anleger kaufen und verkaufen zu früh bzw. zu spät.

Statt eine Strategie des antizyklischen Einstiegs zu verfolgen, empfehlen die Vermögensverwalter von Sand & Schott den systematischen Einstieg. Gemeint ist damit eine Strategie des vorsichtigen, aber kontinuierlichen Investments. Praktisch umsetzen ließe sich das mit Sparplänen, durch die monatlich Geld in Aktien fließt.

Die rasant wachsende Zahl an ETF-Sparplänen lässt zumindest vermuten, dass die Strategie des systematischen Einstiegs unter Anleger immer mehr Anhänger findet. So hat sich allein bei der OnVista Bank die Zahl der ETF-Sparplankäufe in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. Auch die ETF-Statistik des das EXtra-Magazins zeigt kontinuierliches Wachstum von Sparplänen über den gesamten Markt hinweg.

Zumindest langfristig orientierte Anleger also ignorieren das Donnern der Kanonen und das Spielen der Violinen. Und sie fahren offenbar ganz gut damit.

Foto: Popova Valeriya/shutterstock.com

Welche Aktien profitieren im Krieg?

Rüstungskonzerne zählen zu den größten Gewinnern der Krise: Schließlich werden im Krieg Waffen und Munition benötigt. Davon profitieren in Deutschland Unternehmen wie Rheinmetall oder Krauss-Maffei-Wegmann.

Welche Aktien während Krieg kaufen?

Übersicht von Aktien & Branchen, die vom Krieg profitieren.

Welche Aktien bei Krieg Ukraine?

Weiterhin empfiehlt die Bank of America in diesem Segment zum Kauf die Aktien von DSV, Maersk, Hexagon, Dassault Systemes, AVEVA, AutoStore, Infineon, STMicro, ASML, ASMI und Besi.

Wie verhält sich die Börse im Krieg?

„An der Börse wird die Zukunft gehandelt“, lautet eine weitere Börsenweisheit. Und wenn es Krieg gibt, die Zeit der Unsicherheit davor vorbei ist, steht der Markt vor vollendeten Tatsachen. Und darauf lässt sich nicht spekulieren. Also setzen Investoren auf die neue Weltordnung, die durch den Krieg entsteht.