Arndt von bohlen und halbach henriette von auersperg

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Arndt von Bohlen und Halbach

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Arndt von Bohlen und Halbach (24 January 1938 – 8 May 1986) was a German heir of the Krupp dynasty.

Arndt von bohlen und halbach henriette von auersperg
Arndt von Bohlen und Halbach, 1961

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Arndt von Bohlen und Halbach, 30, der »aufregendste Krupp, den es je gab« ("Jasmin"), verlobte sich mit der Society-Prinzessin Henriette »Hetty« von Auersperg, 35. Kommentierte die »Süddeutsche Zeitung"·. »Das Volk, ganz bestimmt, freut sich, wenn es bald liest: Arndt v. B. u. H. läßt heiraten.« Bis zur Trauung (am 12. und 14. Februar) wird Deutschland seinen schönsten Hochzeiter genau kennen, denn die Presse stellt ihn detailliert vor. Der »Stern« schwärmt: »Der Bräutigam ... ist von sensibler Schönheit, feingliedrig sind seine Hände, seidig glänzt das Haar, grün strahlen die Augen, umrahmt von dezent getuschten Wimpern, zarter Flaum bedeckt seine Brust.«

Die »Zeitschrift für das Leben zu zweit« ergänzt: »Frauen können neidisch werden auf die langen, seidigen Wimpern, die seine grünen Augen groß und verträumt erscheinen lassen, bis sie dahinterkommen, daß er sie ganz dezent mit Harriet-Hubbard-Ayers-Super-Long Mascara tuscht.« Bereits im vergangenen Sommer hatte Arndt eine Hochzeit geprobt. Der »Stern« berichtet: »Da war er auf seinem Schloß Blühnbach und befahl überschäumend dem Personal, alle verfügbaren Kerzen zu entzünden. Und er schritt, einen kichernden Brasilianer am Arm, durch die laue Nacht und durchs flackernde Kerzenspalier der Schloßkapelle zu.« »Jasmin": »Selbst die Schloßbediensteten mußten lachen.« Die Trauung mit Hetty jedoch bereitete Arndt ernsthafter vor. »Am 23. Dezember«, meldet der »Stern«, »fuhren sie nach Salzburg und traten nunmehr vor Prinz Alois, den Brautvater, und an diese Begegnung hat Arndt eine schöne Erinnerung: »Der Prinz nahm mich einfach in die Arme.« Ein letztes Hindernis noch mußte genommen werden. »Jasmin": »Es gab ... Verhandlungen über einen Ehevertrag zwischen den beiden. Ein Paragraph dieses Vertrags soll beide Partner von gewissen Pflichten entbinden. Das stößt bei den Juristen auf Widerspruch.« »Bild« meldete: »Der Vertrag kam nicht zustande.« Doch das wiegt nicht schwer. Brautvater Alois zu »Bild am Sonntag": »Hetty hat sich Arndt in den Kopf gesetzt. und was meine Tochter will, das bekommt sie auch.« So resigniert denn auch US-Millionär Paul Mellon, ein Freund der werdenden Familie, im Gespräch mit »Bild": »Wir müssen die Entscheidung des jungen Paares respektieren. Aber etwas merkwürdig ist die Sache schon.«

Katzensanfte junge Lebemänner amüsierten sieh an der Bar bei der Begutachtung der unverdienten Halskreuze und Schärpen, mit denen sie sich, dem Hochzeitspaar zu Ehren am Abend dekorieren wollten. Inzwischen übten die Hochzeiter mit einem abgebrühten Presseagenten die Beantwortung peinlicher Fragen, auf die man seiner Meinung nach gefaßt sein mußte, wenn man vor der großen Brautsoiree noch schnell 150 Journalisten empfing.

Denn als Vermählte büßen: Deutschlands reichster Jungrentner Arndt von Bohlen und Halbach, 31, der die Demimonde bisher wahrhaftig nicht mit Heiratsplänen gelangweilt hatte, und Henriette (Hetty) von Auersperg, 35, Österreichs wohl ärmste Prinzessin einst Olympia-Ilostess des alten Avery Brundage, Freundin des Erbprinzen Johannes von Thurn und Taxis. Mitbegründerin des Golfclubs Kitzbühel und herzhaftes Rosen-Resli des mitteleuropäischen Jet-Sets. Auf die Frage, wie sie als Ehefrau über ihres Ehemannes Schwäche für nette Männer denke, sollte Hetty von Bohlen sinngemäß sagen: Nach dem, was sie selber seit kurzem zu beobachten das Vergnügen habe, könne sie sich Derartiges bei ihm nicht vorstellen.

Allein, das zweifellos große Interesse an einer bereits geöffneten Intimsphäre, dem Arndt von Bohlen seit dem Verzieht auf sein Erbe verschwenderische Nahrung zugeführt hat, verlor beim zärtlichen Auftritt des Ehepaares ganz offenbar die Sprache. Angesichts dieser beiden aufeinander Eingeschworenen, die sich gelassen, auch fröhlich in der heißen Ausstrahlung von Scheinwerfern und Photographen durch den engen Festsaal des Salzburger Feudalhotels »Goldener Hirsch« hin und her schubsen ließen, verlagerte sich die Wißbegier auf eine eher hochzeitskonforme Thematik: etwa die vom Ehemann in mehreren Sprachen bejahte Frage, ob Kinder gewünscht würden.

Das mütterliche Aschenbrödel aus dem Uradelshaus der Auerspergs, für ihren am 1. Februar standesamtlich und unauffällig eröffneten Lebensweg als eine Bohlen schon ganz hübsch mit Ware vom Düsseldorfer Juwelier Kern eingedeckt, hing sich für diesen ihren Brautabend ein Herzchen aus Rubin und Diamanten an den hochgeschlossenen Kragen. Der Ehemann hatte der gedruckten Aufforderung seiner Schwiegereltern, Orden zum Frack zu nehmen, reichlich, wie es seine Art ist, entsprochen: Das Großkreuz des Ordens vom Heiligen Grab leuchtete ihm vom Halse, der brasilianische Orden »Isabella die Befreierin« von der Hüfte, und auch an seiner Brust funkelte Emaille aus Brasilien, wo er sich als Lebenskünstler auch einen gewissen Namen gemacht hat.

Er lächelt, wo sie lauthals mehr Henrielle, die Rosige, versteht sich im Gegensalz zu ihm auf den bezwingenden Kameradschaftsblick und eine nicht gerade prätentiöse Zungenfertigkeit. ("Jessas, is dös a Mesalliance«, hat sie gespottet, als vor kurzem ihr Bruder Alfi, der professionelle Grollwildjäger, die Schlagersängerin Hannelore Auer zur zweiten Frau nahm.) Der schöne, empfindsame Nichtfalter an ihrer Seite hingegen schätzt es, bedeutungsschwer Wimpern und Stimme zu senken, und er verstummt in graziöser Ratlosigkeit, wenn ihn, den Eigner einer Hochseejacht, eines Rolls Royce Phantom und eines Rolls-Royce Silver Shadow, diverser Landsitze und Rembrandts, spaßeshalber einer nach dem Haushaltsgeld befragt.

Seines Vaters Testamentsverwalter Berthold Beitz trat im »Goldenen Hirsch« erstmalig seit dem Tode von Alfried Krupp für dessen Interessen mit Genuß ins Blitzlicht und verstand es durch den schnoddrigen Schlachtruf »Kinder, her zu mir!« immer wieder, Aufmerksamkeit auf seine Person zu lenken. Er benutzte augenscheinlich die Gelegenheit, eine dringliche Botschaft an die stramme Frau zu bringen. »Genug Haushaltsgeld«, spaßte er. »Hoffentlich wird es genug bleiben«, damit war es ihm ernst.

Denn speziell was die Verschwendungslust des jungen Herrn anlangt, die seit dessen hochdotiertem Erbverzicht durch noch weit jüngere Herren raketengleich beschleunigt worden ist, setzt man in Essen Hoffnung auf die sparsame Aristokratin. »Die holt ihn da raus, wenn sie klug ist«, hofft Beitz. Einer von den Freunden, der brasilianische Fischerknabe Carlos de Castro Vieira, aber auch Arndts Sekretär Walter Rolf Schmollinger, sind vorerst schon auf der Strecke geblieben.

Krupps ehemaliger Generalbevollmächtigter sieht es heute als eine seiner bedeutenden Leistungen an, den Erben zum Erbverzicht überredet und ihm eine für seine gehobenen Ansprüche freilich etwas knappe Jahresapanage von zwei Millionen gesichert zu haben. »Die Frau ist ein patenter Kerl«, sagt Beitz, »die wird schon sorgen, daß da Ordnung reinkommt.« Noch ist Bohlen nicht verloren.

Von den Herren aus dem Ruhrgebiet hat keiner außer Beitz den Weg an die Hochzeitstafel des einzigen Sohnes von Krupp gefunden. Keiner der reichen Brüder, keiner der mächtigen Freunde des Vaters, keiner der neuen Männer im Krupp-Vorstand gesellt sieh zu der Hochzeitsgesellschaft, die nach dem Abzug der Kameras den »Goldenen Hirschen« mit ihren Edelsteinen illuminiert. Mitteleuropas alte Aristokratie, soweit sie im Familienschatz nicht gerade Königskronen aufbewahrt, erweist den mittellosen Auerspergs und ihrem 750 Jahre alten Stammbaum in vollem Ornat Reverenz und küßt dem schönen Sanierer die Wangen wund.

Multimillionäre, Möchtegern-Millionäre und auch Schnorrer aus der stagnierenden Amüsier-Society, reiche und verkümmerte Träger fürstlicher Traditionen und Namen, miteinander durch Geschäfte, Geliebte und Blutsbande verflochten, pressen ihre Leiber nach neun Uhr abends liebevoll in das für 250 Gäste viel zu enge rote Zimmer des Hirsch-Hotels, dessen Stammgast Herbert von Karajan gerade noch rechtzeitig abreisen konnte. Sorayas umfangreiche Mutler Esfandiary, die sich neuerdings nicht mehr zur Tochter wagt, weil's in deren römischer Villa von Mäusen wimmelt, wurde an diesem Abend von Platzangst ergriffen und kämpfte sich mit zuckenden Mundwinkeln ins Freie.

Die Stammesfürstin von Schaumburg-Lippe, aus dem Hannöverschen hergereist, legte eine museumsreife Girlande pflaumengroßer blauer Saphire um ihren Hals und Wert auf die Feststellung, dies sei ein Erbstück aus dem Zarenhause und liege bei ihr daheim auch noch in zwei weiteren Ausführungen mit Rubinen oder Smaragden parat. Ein nicht so vermögender Namensvetter näherte sich, klirrend vor Orden und Ehrenzeichen, aus dem heimischen Salzkammergut und meldete nach einem Feldherrnblick auf alle erreichbaren Frackbrüste mit seiner Kavalleristenstimme wieder und wieder, was an ihm hänge, sei alles Frucht der eigenen Tapferkeit.

Den Kupplungs-Industriellen Ernst Wilhelm Sachs zierten der weißblaue Verdienstorden des Freistaates Bayern und das Schneewittchen Brigitte Laaf, die einst als schwerkranke Lebensgefährtin des Bruders Gunter Sachs nahezu Weltruhm erlangte; als Gesprächsstoff für diesen Abend lag über ihrem Busen ein Klotz von Smaragd. Die Münchner Play-Tante Ines de Terra, die sich rühmen darf, gelegentlich ohne viel Aufhebens etwas von ihren Preziosen zu verlieren -- »dafür«, seufzt sie, »findet man wieder was anderes« -, ist von den alten Gesichtern und Fassungen um sich her so entzückt, daß sie sich spontan zur Sozialkritik an der unbefriedigenden Lebensweise der hier nicht anwesenden Durchschnittsverbraucher entschließt: »Die Plebs frißt in der Küche und hat keinen Sinn für Kultur!«

Es ist wie eine Stellprobe fürs Wachsfigurenkabinett: Die arme Erbin eines einst mächtigen Feudalhauses und der reiche Erbe eines einst mächtigen Kapitalistengeschlechtes halten sich aneinander fest und genießen, was ihnen geblieben ist: Huldigungen einer Prominenz ohne Bedeutung.

Vor dem kalten Buffet spielt traurig der Zithervirtuose Professor Riederer. Als sei das so Gesetz, sind auch die im Gedränge kursierenden Künstler vom alten Schlag: Winnie Markus, der Maler Paul Mathias Padua oder der Filmregisseur Franz Antel, der als Gastgeschenk wiederum den Komponisten Peter Kreuder hereinschleift. Dieser setzt sich ingrimmig ans Klavier und nötigt den Teilnehmern der Soiree einigen Beifall für sieh ab: Er wolle den Hochzeitern, sagt er, »nachträglich einen Strauß aus einigen meiner vielen Melodien binden und ihn gedanklich, tonlich und musikalisch zu ihren lieben, lieben Füßen legen«.

Der Porträtist Padua brachte aus dem Antiquitäten handel, der ihn nährt, einen Türklopfer im Renaissancestil, passend zum Schloß des Bräutigams und zu den Renaissanceleuchtern, die Berthold Beitz als Hochzeitsgeschenk erwarb. Vater Alfried Krupp, so klagte der Maler, der sich rühmt. auch mit diesem Großen per Du gewesen zu sein, der alte Herr also, wäre von dieser Hochzeitsgesellschaft sicher entsetzt gewesen.« Der hat doch jedes Aufsehen gehaßt!«

Daß einige der Gäste erzählen, sie hätten die Braut schon fremder Leute Socken stopfen sehen, hätte sich mit den spartanischen Vorstellungen des letzten Krupp zweifellos vereinen lassen. Hetty hatte in der Tat darauf bestanden, aus dem allzu großzügigen Kitzbüheler Landhaus, das dem Großwildjäger Alfi Auersperg seine reiche erste Ehefrau nach der Scheidung hinterlassen hatte, durch Vermieten Geld für die leere Familienkasse zu ziehen. »Die putzt auch den Boden, wenn's pressiert«, lobt Österreichs Mercedes-Generalvertreter Dimitri Pappas, der einmal für 500 Schilling pro Tag bei ihr in Vollpension gewohnt hat. Dafür stellte er nun die Mercedes-Busse, in denen schließlich am vergangenen Freitag ein intimer Rest der Abendgesellschaft durch die lawinengefährdeten Jagdgründe von Schloß Blühnbach zur kirchlichen Trauung hinaufgefahren wurde. Einer der engsten Freunde des Bräutigams, der lieblich lispelnde Prinz Ruppi zu Hohenlobe, durfte den kleinen Brautzug zur Schloßkapelle führen. Der Herr über Jagdgründe, Schloß und Kapelle, einen äußerst unrentablen Besitz. den die Krupps im Ersten Weltkrieg von ihren Kanonengewinnen erworben hatten. wählte für das von präsentierenden Schützen und ergebenem Landvolk gesäumte katholische Ereignis die Landestracht, in der er zwölf Tage zuvor schon die Sache mit dem Standesamt erledigt hatte.

Für jeden Gast lag neben dem Gedeck ein silbernes Zigarettenetui. Zuschauer bekamen Schnaps und belegte Brote. Für die Kinder am Weg hatte Arndt von Bohlen. huldvoll winkend wie ein Erzherzog, auf Empfehlung eines lebensklugen Geschäftsmannes tausend Mozartkugeln erstehen lassen. Den Lastwagen von Blumengrüßen. den sie aus Salzburg hätten heraufholen müssen, ließen die frisch Vermählten auf Rat desselben Freundes in Salzburger Altersheimen verteilen.

Gleichfalls konnte die Bergfracht des Postautos wesentlich erleichtert werden. Das zuständige Postamt Werfen hatte nämlich bei den Schloßbewohnern ergebenst anfragen lassen, ob man nicht lieber darauf verzichten wolle, auch jene Zuschriften hinaufzubekommen, die sich schon äußerlich als Schweinerei erwiesen. Denn außer Anbetung für seinen Reichtum, außer täglich drei Dutzend Bettelbriefen von jener Art, wie sie einst den Märchenkönig Ibn Saud aus Deutschland erreichten, hat die auf ihre Toleranz so stolze deutsche Gesellschaft für den Herrn von Bohlen korbweise Verachtung bereit.