Am Anfang ist es schon nicht ungewöhnlich, dass das Baby gefühlt den ganzen Tag an der Brust hangt. Bisschen trinkt, wegdöst, 20 Minuten später wieder ein bisschen trinkt, usw. Das bringt auch die Milchproduktion in Gang. Dass das Baby sich ordentlich satt trinkt, dann 3 Stunden schläft ist eher selten der Fall.
Meine Tochter war auch so eine Schlafmütze, die musste ich zum Stillen auch tagsüber wecken, sie wäre von sich h aus gar nicht gekommen. Was hab ich das Kind gekitzelt und versucht, wach zu halten.
Ob das, wenn du es einfach laufen lässt, für deinen Sohn ausreicht, kann ich aus der Ferne natürlich schlecht beurteilen. Hast du eine Hebamme der du vertraust?
Meine Kinder hatten beide ein verkürzte Zungenbändchen. Der Klassiker ist, dass es vorne die Zunge einschneidet und diese dadurch herzförmig aussieht. Das ist leicht zu erkennen. Bei meinem Sohn würde es 8 Monate übersehen, da es quasi an der richtigen Stelle hintenliegend (posterior) angewachsen war, aber eben viel zu kurz. Dadurch hat er die Zunge nicht richtig hochgekriegt.
Hast du mal andere Stillpositionen versucht? Eher aufrechte Positionen halten auch wacher. Meine Tochter hat im der Football Position weitaus besser getrunken.
Das Trinken aus der Flasche bedarf einer anderen Technik als aus der Brust. Die Bedingungen sollten aber ähnlich sein, weil Babys gerne saugen. Deshalb sind Form des Saugers und Größe des Saugerlochs wichtig. Es sollte nur so groß sein, dass aus der abwärts gehaltenen Flasche ein Tropfen pro Sekunde heraustropft. Bei einem zu großen Saugerloch trinken Babys meist zu hastig und schlucken zu viel Luft. Damit Ihr Baby nicht zu viel Luft schluckt, sollten Sie zudem die Flasche schräg in der Hand halten, und der Sauger sollte immer mit Nahrung gefüllt sein.
Heute Abend wollte er nicht schlafen und hat die ganze Zeit vergnügt im Bett herumgespielt und war beim Stillen sehr unruhig. Er bewegt sich sehr häufig beim Stillen und versucht über mich drüber zu krabbeln, lacht mich an und tut vieles, nur nicht schlafen.
Ich dachte mir, ich probiere mal ein Fläschchen Pre-Milch, das er sonst noch nie bekommen hat und nur aus dem Brei kennt. Er hat das komplette Fläschchen (125 ml) ausgetrunken und ist dann eingeschlafen.
Ich war sehr verwundert und bin nun auch verunsichert, ob mein Kind generell zu wenig Nahrung (Muttermilch) bekommt und ich versäumt habe, dies zu erkennen.
Generell ist er ein munteres und aufgewecktes Kind, das sehr viel Energie hat, aber weniger schläft als seine Altersgenossen.
Er ist ca. 72 cm lang und wiegt um die 8500 Gramm. Volle Windeln hat er auch häufig, mehrmals am Tag sogar Stuhlgang.
Wäre er satt, hätte er doch die Pre-Milch nicht getrunken, oder?
Antwort:
Nein, so einfach ist das leider nicht zu sagen.
Obwohl natürlich meist davon ausgegangen wird, dass ein Baby eben noch nicht satt gewesen ist, wenn es nach dem Stillen unruhig ist und anschließend noch eine große Menge mit einer Flasche angebotene Milch “in einem Zug” trinken.
Das mag zwar in einigen Fällen stimmen. Aber es ist kein untrügliches Zeichen für Hunger.
Denn die Wahrheit ist:
Das Baby passt sich dem Fluss der Milch an.
Und das trifft sowohl auf das Trinken an der Brust, als auch an der Flasche zu.
Wenn gerade wenig Milch kommt, “nuckelt” es nur und schluckt nicht oder selten und schläft vielleicht sogar ein oder lässt die Brust oder den Flaschensauger los und weint.
Und wenn viel kommt, trinkt und schluckt es hektisch und scheinbar gierig, mitunter bis die ganze Flasche leer ist. Aber nicht unbedingt, weil es so hungrig ist, sondern um sich nicht an der Nahrung zu verschlucken…
Aus einer Flasche mit einem stark tropfenden Sauger trinken Babys daher oft auch mehr und länger, als sie es an der Brust tun würden.
Halte zum Testen einfach mal die volle Flasche kopfüber und schau selbst, wie stark sie tropft!
(Anmerkung: Auch bei einem hypermodernen “Muttermilch-Sauger”, an dem das Baby angeblich genauso ein Vakuum wie an der Brust erzeugen muss, damit überhaupt Milch fließt, kann die Milch übermäßig stark herauslaufen und zum “gierigen” Trinken bzw. Verschlucken führen, wenn das Vakuum einmal aufgebaut ist.)
Außerdem:
Die Tatsache, dass Dein Baby vergnügt im Bett gespielt hat, ist natürlich ebenfalls eher kein Zeichen für Hunger.
Und seine guten Ausscheidungen und die gute Gewichtszunahme sprechen auch dafür, dass er genug bekommt.
Vielleicht war er einfach nur noch nicht müde genug zum Einschlafen.
Und selbst wenn er doch noch hungrig gewesen wäre, hättest Du ihn ruhig noch einmal wieder anlegen können.
Die Brüste sind nämlich nie vollständig leer, sondern fangen schon direkt an neue Milch zu bilden, wenn sie gerade “geleert” wurden. Auch wenn sie sich “leer” anfühlen, ist noch etwas drin.
Eventuell hat ihm ja nur noch ein kleines “Betthupferl” oder eine Kuscheleinheit gefehlt?
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, April 2015
Foto: bottle V via photopin (license)
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Regine Gresens
Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Charlotte Schumacher sagt:
25. November 2017 um 21:00
Liebe Frau Gresens,
der Artikel macht mich etwas nachdenklich. Wenn unser zweiter Sohn unruhig wird, biete ich ihm meistens zuerst die Brust an, auch wenn ich denke, er müsse eigentlich satt sein. Oft trinkt er dann tatsächlich. Meine Brust kann mit einer tropfenden Milchflasche aber durchaus mithalten, sobald der Milchspendereflex einsetzt, bzw. ist der Milchfluss ja noch viel stärker. Vielleicht trinkt er dann also auch vor allem, um sich nicht zu verschlucken?
Allzu große Sorgen mache ich mir aber nicht, bisher läuft es (auch aufgrund vieler guter Tipps und verbessertem Hintergrundwissen durch das Lesen Ihres Blogs) super. Er ist jetzt etwas älter als zwei Monate und total fit, glücklich und entspannt (fast immer).
Liebe Grüße,
CharlotteAntworten
Regine Gresens sagt:
26. November 2017 um 19:42
Liebe Charlotte,
ein Baby kann nicht zum Saugen an der Brust gezwungen werden und passt sich aber auch an der Brust dem Milchfluss an.
Wenn es dabei total fit, glücklich und entspannt ist, besteht sicher kein Grund zur Sorge.
Liebe Grüße,
Regine GresensAntworten
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