Wenn babys schreien

Ein Gerücht hält sich hartnäckig: Wer immer sofort auf das Schreien seines Babys eingehe, kultiviere ein Aufmerksamkeitsdefizit und das Baby werde in der Folge noch mehr schreien. Das ist falsch und gefährlich. Denn wer das Schreien des Babys einfach ignoriert, riskiert Defizite in der psychischen Entwicklung des Kindes.

Warum schreien Babys?

Schreien ist ein wichtiges Kommunikationsinstrument für die Kleinen, um ihre Bedürfnisse nach außen zu artikulieren. Sie haben ja noch wenige alternative Ausdrucksformen. Mit dem lautstarken Weinen will Euer Baby immer etwas ausdrücken. Es ist eine Herausforderung für Euch als Eltern, herauszufinden, welches Bedürfnis damit gerade nicht erfüllt ist. Ein schreiendes Kind löst bei Erwachsenen Stress aus und damit den Drang, etwas tun zu wollen. Und das ist auch gut so!

Was passiert, wenn man Babys schreien lässt?

Der menschliche Körper hat ein ausgeklügeltes System, um kurzfristig mit Stresssituationen adäquat umgehen zu können. Wenn allerdings diese Stresssituationen andauern, richten die kurzfristig sinnvollen körperlichen Veränderungen durchaus Schaden an.

Ausschüttung von Stresshormonen

Wenn Erwachsene weinende Babys anhaltend ignorieren, schüttet der kindliche Körper Stresshormone aus. Der Stresslevel steigt unmittelbar an, weil sich das Kind nicht selbst aus der schwierigen Situation befreien kann. Es ist auf die Hilfe eines Erwachsenen angewiesen ist.
Bleibt diese Hilfe aber aus, wird das Baby zunehmend ängstlicher und gestresster. Wenn Bezugspersonen ein Kind in solch einer Situation nicht unterstützen, stellt es das Schreien zwar irgendwann ein. Die Gründe  dafür sind allerdings Erschöpfung oder Resignation.

Aktivierung des Notfallprogramms

Kinder, die derartiger Frustration ausgesetzt sind, lernen, auf ein Notfallprogramm im Gehirn umzuschalten, was durchaus mit dem Totstellreflex bei Tieren verglichen werden kann. Dies ist allerdings von der Natur zum Überleben in lebensbedrohlichen Situationen gedacht. Wird dieses Notfallprogramm häufig aktiviert, kann sich das Gehirn des Kindes nicht gut entwickeln und das Baby lernt nicht, mit Stress umzugehen.

Babys schreien zu lassen, hat keinen Wert

Eltern, die verzögert auf die Bedürfnisse ihrer schreienden Kinder eingehen tun sich damit selbst keinen Gefallen. Da kleine Kinder ein völlig anderes Zeitempfinden haben als Erwachsene, wissen sie nicht, ob sie fünf oder zehn Minuten um Hilfe geschrien haben.

Kinder schreien einfach umso länger, je länger oder häufiger ihre Eltern sie ignorieren. Britische Forscher konnten nachweisen, dass Säuglinge, deren Bedürfnisse immer gestillt werden, insgesamt viel weniger schreien als Babys, die weniger Aufmerksamkeit bekommen.

Welche langfristigen Auswirkungen hat es, Kinder schreien zu lassen?

Kinder, die allein schreien gelassen werden, können auch im späteren Leben verschiedene Traumata entwickeln. Die fehlende Rückmeldung der Eltern signalisiert ihnen, dass sie niemand hört oder zur Hilfe kommt. Häufige Folgen davon sind Bindungsprobleme. Aber auch die Entwicklung von Schlafstörungen, Angststörungen, Abhängigkeiten, sowie Depressionen sind mögliche Auswirkungen.

Kinder lernen nicht durch Schreien

Lasst euch nicht einreden, Kinder würden lernen, wenn man sie schreien lässt. Sucht stattdessen eine gute Strategie für Euch, wie ihr Euch als Eltern gegenseitig unterstützen könnt, um mit dem eventuellen Schlafmangel gut umgehen zu können.

Alle Babys quengeln und schreien irgendwann – manche häufiger als andere und einige besonders laut und ausdauernd. Sie machen so auf sich aufmerksam. Nur was steckt dahinter, wenn Kinder gar nicht mehr aufhören können?

Mein Baby schreit viel – ist es ein Schreikind?

Von sogenannten „Schreibabys“ wird gesprochen, wenn Kinder über einen Zeitraum von drei Wochen mindestens drei Mal pro Woche jeweils länger als drei Stunden schreien.

Heftige Schreiattacken wurden früher auch als Dreimonatskolik bezeichnet. Man nahm an, dass Bauchschmerzen die Kleinen zum Schreien bringen. Mittlerweile gehen Experten allerdings davon aus, dass das eher selten der Fall ist. Bei Dreimonatskolik handelt es sich also nicht um die Ursache, sondern um eine alternative Bezeichnung für Schreikinder.

Es ist ganz normal, dass Babys weinen

Alle Babys schreien in den ersten Lebenswochen. Es ist ja auch der einzige Kommunikationsweg, der ihnen zur Verfügung steht. Sie fordern damit Aufmerksamkeit und sagen so, dass etwas nicht stimmt – sie Hunger oder eine volle Windel haben oder einfach nur Nähe brauchen.

Viele Babys entspannen sich wieder, sobald Mama oder Papa ihr Bedürfnis stillen. Mit der Zeit lernen die Kleinen zudem, sich selbst zu beruhigen. Weshalb die Schreiperioden häufig spätestens nach dem 6. Monat nachlassen.

Wenn das Baby schreit: Ein kleiner "Hilferuf"

Babys sind bereits wenige Wochen nach der Geburt in der Lage, das Schreien nach Anlass zu variieren. So können Eltern wahrscheinlich schon bald die verschiedenen Schreiarten (für Hunger, Müdigkeit und Liebe) ihres Kindes einordnen. Ist das Bedürfnis gestillt, beruhigen sich Babys normalerweise schnell wieder. Bei grundlosen Schreiattacken sieht das etwas anders aus.

Was kann man bei Schreibabys tun?

Langes und lautes Schreien kann auf Dauer seelisch und körperlich stark beanspruchend sein. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie können mit dem Gebrüll nicht mehr richtig umgehen, suchen Sie sich unbedingt Unterstützung:

  • Beim Kinderarzt: Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt über Ihre Beobachtungen. Wann schreit Ihr Kind? Wie lange? Was schafft Abhilfe? Der Arzt kann abklären, ob dem Baby etwas fehlt.
  • Bei der Hebamme: Fragen Sie ruhig Ihre Hebamme um Rat. In der Regel haben sie einen guten Blick für die Kleinsten und helfen gerne mit praktischen Tipps weiter.
  • Bei Beratungsstellen: Es gibt spezielle Schreiambulanzen und Beratungsstellen, die sich mit Schreibabys auskennen und Ihnen gerne unter die Arme greifen.

Kleine Pause: Beziehen Sie Familie und Freunde ein

Ständiges Schreien stresst nicht nur, es verunsichert frisch gebackene Eltern auch. Versuchen Sie, Freunde und Verwandte zu involvieren und nehmen Sie ihre Hilfe an. Wechseln Sie sich außerdem mit Ihrem Partner ab, das macht Auszeiten für beide möglich.

Babys schreien aus folgenden Gründen:

  1. Allgemeine Bedürfnisse: Hunger, Müdigkeit, Zuneigung
  2. Langeweile: Ihr Kind möchte Aufmerksamkeit und zum Beispiel auf Ihren Arm, um die Umgebung aus einem anderen Blickwinkel zu beobachten.
  3. Unwohlsein oder Schmerzen: Die nasse Windel stört, dem Baby ist zu heiß oder zu kalt (Schwitzen oder Frieren) oder es hat Bauchschmerzen.

Was steckt dann hinter scheinbar grundlosem Schreien?

Häufig liegt bei Schreikindern eine Regulationsstörung vor. Viele Babys haben anfangs Probleme, sich an die neue Umgebung außerhalb von Mamas Bauch zu gewöhnen. Sie reagieren sehr empfindlich auf die vielen neuen Reize und haben oft Schwierigkeiten, einen Schlaf-Wach-Rhythmus zu finden.

Diese Babys brauchen etwas länger, um sich in die neue Welt einzufinden. Meist gehen die Schreiattacken bis zum Ende des 3. Monats zurück.

Wichtig: Auch wenn Schreiphasen stark belastend sein können, sind sie für Babys meist harmlos. Sollte Ihr Kind allerdings nicht mehr an Gewicht zulegen, suchen Sie zur Abklärung unbedingt einen Kinderarzt auf.

Tipps für Eltern: So beruhigen Sie Ihr Kind

Wenn Babys schreien, brauchen sie Hilfe. Auch wenn es scheinbar gar keinen Anlass gibt. Was können Sie tun, um Ihr Kind wieder zu entspannen?

Da zu sein, kann schon helfen

Schreien spannt Ihr Baby stark an. Um die Anspannung wieder zu lösen, ist die Hilfe von Mama oder Papa nötig. Reagieren Sie deshalb möglichst sofort und versuchen Sie herauszufinden, was hinter dem Weinen steckt: Hunger, Müdigkeit oder vielleicht ist ein Windelwechsel nötig?

Schreien ohne Grund? Das können Sie tun:

Ganz wichtig: Schütteln ist keine Option! Abgesehen davon, dass sich Ihr Baby so nicht beruhigen lässt, besteht erhöhte Verletzungsgefahr.

  • Bleiben Sie selbst ruhig, auch wenn es schwerfällt.
  • Versuchen Sie, Ihr Baby über Blickkontakt zu beruhigen und sprechen Sie Ihrem Kind gut zu, auch sanfte Babymassagen können Ihr Baby wieder „einfangen“.
  • Monotone Geräusche haben einen entspannenden Effekt auf viele Babys. Probieren Sie es mit Meeresrauschen, dem Geräusch eines Föhns oder machen Sie selber eintönige Laute wie „Psssssssst“ oder „Ommmmmm“.
  • Auch Melodien und Körperkontakt können Babys beruhigen: Singen Sie etwas vor, lassen Sie an Ihrem Finger nuckeln oder massieren Sie das Baby sanft.
  • Viele Eltern berichten von der positiven Wirkung des Fliegergriffs. Probieren Sie es mal aus: den Säugling sicher mit dem Bauch auf den Unterarm legen und sanft hin und her wiegen.
  • Wenn das Kind bereits einige Zeit geschrien hat, kann ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft guttun.
  • Sie haben das Gefühl, die Fassung zu verlieren? Dann legen Sie Ihr Baby ins Kinderbett und lassen es kurz schreien. Schirmen Sie sich für einen Moment ab. Verlassen Sie den Raum und blenden Sie den Lärm aus – z. B. mit dicken Kopfhörern und Ihrer Lieblingsmusik.

Finden Sie selbst zur Ruhe

Versuchen Sie, sich selbst zu beruhigen: Hören Sie zum Beispiel einige Minuten entspannende Musik, rufen Sie Freunde an oder gönnen Sie sich eine Tasse Kakao. Wenn Sie selbst wieder entspannter sind, können Sie auch Ihrem Baby besser helfen, zur Ruhe zu kommen.

Tipps zum Vorbeugen: So vermeiden Sie das Schreien

  • Körperliche Nähe: Halten Sie Ihr Kind oft in Ihrer Nähe und tragen Sie es vor allem in den ersten Lebenswochen noch viel bei sich. Das kann einen beruhigenden Effekt haben und dafür sorgen, dass Ihr Baby weniger schreit.
  • Spiel und Spaß: Ist Ihr Baby wach und aktiv, nutzen Sie die Zeit, um mit ihm zu spielen, sich zu unterhalten, es abzulenken.
  • Bewegung: Geben Sie Ihrem Nachwuchs viele Möglichkeiten, sich selber zu bewegen. Lassen Sie es viel frei strampeln und halten Sie die Zeit in Babywippen und Co. begrenzt.
  • Überforderung vermeiden: Babys signalisieren, wenn es zu viel wird –  zum Beispiel, indem sie sich abwenden. In dem Fall ist es höchste Zeit für eine Pause. Vor allem in den ersten Lebensmonaten ist die Aufmerksamkeitsspanne der Kleinen noch recht kurz.
  • Routinen: Versuchen Sie, Rituale und Strukturen in Ihren Alltag einzubauen. Singen Sie zum Beispiel immer das gleiche Lied vor dem Schlafengehen. Genauso wichtig wie Ruhephasen während des Tages sind aktive Wachphasen, die Sie etwa zum gemeinsamen Spielen nutzen. 

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Was kann man tun wenn ein Baby nicht mehr aufhört zu schreien?

Versuchen Sie auf jeden Fall ruhig zu bleiben. Versuchen Sie Ihr Kind zu beruhigen – durch Zureden, Vorsingen, Körperkontakt, sanfte Massage. Vermeiden Sie allzu hektische Beruhigungsversuche, und probieren Sie nicht zu viel aus. Ihr Kind wird sonst nur überreizt und noch unruhiger.

Wie lange dauert Schreiphase bei Babys?

Die „Schreiphase“ beginnt etwa, wenn das Baby zwei Wochen alt ist, und lässt dann schließlich nach, wenn es drei bis vier Monate alt ist. In der Regel nimmt das Weinen nachmittags und abends zu. verzweifeln meist, da sich das Baby anscheinend nicht beruhigen lässt.

Was kann man gegen schreiende Babys machen?

Schreit Ihr Kind ohne vermeintlichen Grund, will es meistens gehalten und gekuschelt werden. Beruhigen Sie Ihr schreiendes Baby durch Körperkontakt wie Kuscheln oder eine sanfte Massage. Sie können es auch mit diesem ultra soft Snuggle versuchen, welcher sich besonders zur Beruhigung von Neugeborenen eignet.

Ist es gefährlich ein Baby schreien zu lassen?

Schreien ist eine ganz natürliche Lautäußerung eines Babys und per se nicht schädlich. Natürlich sollte man sein KInd nicht alleine schreien lassen und mögliche Auslöser wie eine volle Windel, Hunger, auch rasch beseitigen.

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