Gedicht Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen Interpretation

Das Gedicht "Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen" (1773) besteht aus 6 Strophen mit je 3 Versen. Als Metrum wurde fast durchgängig der Jambus gewählt, der stets auf einer "männlichen" Kadenz endet.

Die politisch-sozialkritische Ausprägung des Gedichts zeigt sich auch im Verzicht auf einen Endreim. Damit verweist Bürger auch auf den damals im deutschen Bildungsbürgertum wenig geschätzten Shakespeare sowie auf die antikisierende (antike Formen nachahmend) Poesie.
Im Gegensatz zum Stabreim (Alliteration) werden im Endreim zwei oder mehrere Verse durch Gleichklang der letzten Silben verbunden. Er wird oft mit höfischer Lyrik und auch mit der französischen Klassik (Molière etc.) assoziiert.

Inhalt / Zusammenfassung

Das Gedicht ist eine Anklageschrift gegen die tyrannischen Repräsentanten des Absolutismus. In der Schlusszeile widerspricht Bürger dem Gedanken vom Gottesgnadentum ("Dei gratia"; Legitimation der Monarchie durch den vorgeblichen Willen Gottes).

Es ist eines der wenigen wirklich revolutionären Werke innerhalb der literarischen Bewegung des Sturm und Drangs.

Das Gedicht "Der Bauer" von Gottfried August B�rger wurde im Jahre 1773 geschrieben. Zu dieser Zeit begann in Deutschland die literarische Epoche des Sturm und Drang, zu welcher auch dieses Gedicht geh�rt. Der 7-j�hrige Krieg war gerade zehn Jahre vor�ber und Elend, Not, Hunger, Missernten und Seuchen pr�gten das Bild in der Bev�lkerung. Nur der damals herrschende Feudaladel f�hrte sein Leben in Wohlstand und Reichtum fort. Dies f�hrte zu einer massiven Kritik durch das Volk und auch Dichter und Schriftsteller befassten sich mit diesem Thema. Die Werke des 1747 geborenen Gottfried August B�rger waren ebenfalls mit ihrer antifeudalen Richtung von der demokratisch- plebejischen Haltung ihres Autors gepr�gt. B�rger war ein Amtmann und mit den Problemen und Sorgen der Menschen gut vertraut. Das Gedicht "Der Bauer" handelt von solchen Problemen. Ein einfacher Bauer beklagt dich dar�ber, dass der Landesf�rst sich Rechte herausnimmt, welche ihm nicht zustehen. Er zeigt an Hand von Erlebnissen, wie ungerecht die Behandlung der Bauern und Arbeiter doch ist. Der Bauersmann denkt �ber die Zust�nde seiner Zeit nach. Er kann und will diese nicht l�nger hinnehmen.

Dieses Gedicht ist ein erster Schritt sich zu wehren. Es k�nnte sein, dass es als Pamphlet unter der Bev�lkerung verteilt wurde, um die Menschen auf die Missst�nde aufmerksam zu machen und sie zum Handeln anzuregen. Es ist aber wahrscheinlicher, dass der Bauer den F�rsten direkt anspricht.

Das Gedicht ist zwar in Dialogform gehalten, aber die Sprecherrolle hat nur der Bauer. Der F�rst wird direkt angesprochen, z.B. "Wer bist du, F�rst.?", "Du F�rst hast nicht .", doch er gibt keine Antworten auf die Anschuldigungen des Untertanen. Dies k�nnte ein Zeichen daf�r sein, dass er sprachlos ist. Ein ordin�rer Bauer erlaubt es sich seinem F�rsten solche Worte ("Du nicht von Gott, Tyrann!") an den Kopf zu werfen, das ist etwas ganz Neues f�r ihn.

Der Bauer ist zwar ein einfacher, aber sehr mutiger Mensch. Er hat durchaus eine Strafe zu f�rchten, was ihn aber nicht von seinem Tun abh�lt. Er ist w�tend und vorwurfsvoll, zu Recht, und ein denkender aktiver B�rger. Der F�rst tyrannisiert seine Untertanen. Er ist egoistisch, selbsts�chtig, herzlos und hart. Er h�lt es nicht f�r n�tig, an die Bev�lkerung zu denken.

Die Grundstimmung des Gedichtes ist voller Wut und Hass gegen den Tyrannen. Die Worte werden dem F�rsten geradezu entgegengeschleudert. Durch die harten und aggressiven Ausdr�cke wird dieser Eindruck noch best�rkt, z.B. "zerschlagen", "Klau und Rachen haun", "Jagd mich treibt", "entatmet", "verschlingst" usw. Man kann sich durch diese Wortwahl f�rmlich in den Bauern hineinversetzen, seinen Arger und seine Gef�hle noch besser verstehen.

In dem Untertitel des Gedichtes, "An seinen durchlauchtigen Tyrannen", gibt es einen Widerspruch: "Durchlaucht" bedeutet w�rtlich �bersetzt "von Gottes Gnaden". Tr�ger dieses Titels sind sozusagen von Gott eingesetzt, um auf der Welt seinen Willen durchzusetzen. Sie haben f�r ihre Taten Gottes Segen. Ein Tyrann aber ist ein Mensch, der es sicher herausnimmt, �ber andere Menschen zu bestimmen. Er unterdr�ckt sie und sieht sich selbst als etwas Besseres an. Die Begriffe "durchlauchtig" und "Tyrann" schlie�en sich gegenseitig aus und bilden ein Oxymoron. Dieser Widerspruch ist tr�gt einen symbolhaften Charakter. Wieso hat ein einzelner Mensch das Recht die anderen zu beherrschen? Alle Menschen sind nur aus Fleisch und Blut. Keiner ist besser oder schlechter, nur weil er das Kind eines Adeligen ist. Gottfried August B�rger will die Leser aufrufen �ber diesen Widerspruch nachzudenken und daran etwas zu �ndern.

Des weiteren hilft diese ironische �berschrift dem Leser sich besser in den Bauern hineinzuversetzen. Er soll den F�rsten mit solch einem Titel ansprechen, obwohl er tagt�glich von ihm tyrannisiert wird und f�r ihn arbeiten muss ?

Die ersten drei Strophen beginnen jeweils mit der selben Wortgruppe. Dies sind Anapher. Der Bauer stellt dem F�rsten Fragen. "Wer bist du.?" Er macht ihn auf die allgemeine Ungerechtigkeit aufmerksam und demonstriert ihm diese an seinem eigenen Verhalten.

In den beiden folgenden Strophen gibt er darauf die Antworten. "Die Saat, so deine Jagd zertritt,., Das Brot, du F�rst ist mein." Der F�rst zerst�rt, ohne nachzudenken, den Besitz anderer Menschen.

Er weiss ja, dass er selbst dennoch seine Nahrung und G�ter bekommen wird. W�hrend der Bauer auf dem Feld hart arbeitet (".bei Egg und Pflug,.den Erntetag durchschwitzt."), am�siert sich der Landesf�rst. Bei seinen Freizeitbesch�ftigungen nimmt er keine R�cksicht auf die arbeitenden Menschen ("Das Hurra deiner Jagd mich treibt. .").

Die Sprache des Bauern enth�lt eine Steigerung. Erst spricht er den Herrn an und macht seiner Wut Luft. Er bringt die Argumente, die er sich vielleicht vorher ruhig �berlegt hat. Von Strophe zu Strophe steigert er sich. Am Ende schreit er ihm seine Worte ins Gesicht. Die sechste Strophe bildet daher den H�hepunkt. Der Bauer zieht eine Schlussfolgerung. Die kurzen S�tze bilden einen Gegensatz zu den Enjambements der vorigen Strophen und bringen die ganze Wut zum Ausdruck. Die letzte Zeile enth�lt nicht einmal ein Verb: "Du nicht von Gott, Tyrann!"

Damit wird auch der Widerspruch des Titels gel�st. Der F�rst ist keine Durchlaucht, sondern ein von allen Menschen gehasster Tyrann.

Das Gedicht ist in einer recht einfachen, nat�rlichen und aufr�ttelnden Sprache geschrieben. Es enth�lt keine Fremdworte, au�er Tyrann. Die Sprechweise ist in etwa so, wie auch ein einfacher Bauer reden w�rde. Der Dichter hat sehr viele Stilfiguren verwendet. Neben Anapher, sind Alliterationen ("Mein, mein"), Vergleiche ("wie das Wild"), Synekdochen (Ro� und Wagenrad stehen f�r die Gespanne und Wagen des F�rsten, Erntetag ist Teil des ganzen arbeitsamen und m�hevollen Lebens des Bauern) und Wortwiederholungen (3 mal das Wort Gott in der vierten Strophe) vorhanden. Auch Symbole werden verwendet. Das Brot (in Strophe 4) steht f�r alle Abgaben und Steuern, die die Bauern dieser Zeit an ihre Herren richten mussten.

Es sind keine Reime vorhanden. Die Dichtung enth�lt sechs Strophen mit je drei Zeilen. Die Betonung liegt jeweils auf den Verben der S�tze. Dadurch werden sie hervorgehoben und ihr Sinn wird verdeutlicht: "Wer bist du F�rst.?", "Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Ro�?".

Gottfried August B�rger m�chte mit seinem Gedicht auf die antiplebejischen Zust�nde seiner Zeit aufmerksam machen. Die B�rger sollen sich den Widerspr�chen stellen und, wie der Bauer, dagegen ank�mpfen. Die Leser werden belehrt und zum Handeln aufgefordert. Der Bauer ist ein Mensch aus dem vierten Stand, f�r welchen die Schriftsteller im Sturm und Drang eine gro�e Sympathie hatten. Er entspricht dem Idealbild, einem aktiven, sch�pferischen, b�rgerlichen Menschen, der sich der feudalen Welt stellt und mit seinen Worten ver�ndernd in diese eingreift.

Was ist mit Durchlauchtiger Tyrann gemeint?

Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen ist ein Gedicht von Gottfried August Bürger aus dem Jahr 1773, in dem ein Bauer seinen tyrannischen Herrscher anklagt und die absolutistische Willkürherrschaft kritisiert.

Wer bist du Fürst daß ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad zerschlagen darf dein Roß?

Gedicht: Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen (1773) Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Roß? Darf Klau' und Rachen hau'n?