Lohnt sich eine Steuererklärung für mich

Gerade in einem Home-Office fallen einige Kosten an, die steuerlich absetzbar sind.

Was genau ist eine Einkommensteuererklärung?

Vereinfacht ausgedrückt ist die Steuererklärung eine Abrechnung mit dem Finanzamt. Einmal im Jahr werden dem Fiskus alle Einnahmen sowie alle beruflich bedingten Ausgaben im entsprechendem Steuerjahr angezeigt. Anhand der Auskünfte wird dann vom Finanzamt berechnet, ob ein steuerpflichtiger Bürger zu viele oder zu wenige Steuern gezahlt hat. Hierfür werden die Ausgaben den Einkünften gegenübergestellt und miteinander verrechnet. Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer hat so hohe private Aufwendungen für eine berufliche Tätigkeit, dass sie zu viel gezahlte Steuern vom Staat erstattet bekommen.

Über 11 Millionen Arbeitnehmer geben keine Steuererklärung ab

Knapp 90 Prozent der Arbeitnehmer dürfen sich jedes Jahr über eine Steuererstattung freuen. Diese beträgt laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt rund 935 Euro. Trotzdem geben mehr als elf Millionen Beschäftigte keine Steuererklärung ab. Eine Steuererklärung sei zu kompliziert und lohne sich sowieso nicht, führen viele Menschen als Gründe an, warum sie sich dem Thema Steuererklärung nicht annehmen.

Online-Programme helfen bei Erstellung der Steuererklärung

In der Tat sind die offiziellen Steuerformulare oder die staatliche Steuer-Software ELSTER für Laien nur schwer zu verstehen. Lohnsteuerhilfevereine oder Steuerberater bieten hier natürlich Unterstützung an, allerdings ist diese Dienstleistung nicht gerade kostengünstig. Für die meisten Menschen ist es auch gar nicht notwendig, mehrere Hundert Euro für einen Steuerberater zu berappen. Mithilfe von Online-Anbietern lässt sich seit ein paar Jahren die Steuererklärung relativ schnell und unkompliziert selbst erstellen.

Anhand einfacher Fragen führen die Online-Programme durch die persönliche Steuererklärung, die am Ende direkt per Mausklick an das Finanzamt gesendet werden kann. Viele Hilfen und Tipps stellen sicher, dass keine wichtigen Angaben vergessen werden und eine möglichst hohe Steuererstattung erzielt werden kann. Zumeist zeigt bei den Programmen in jedem Schritt der Steuererklärung ein Erstattungsrechner an, mit welcher Steuerrückzahlung zu rechnen ist. Die Nutzer sehen also sofort, ob sich eine Erklärung für sie lohnt. Wer sich mit der deutschen Sprache schwer tut, kann mittlerweile sogar eine Online-Steuererklärung in englischer Sprache nutzen.

Was kann alles von der Steuer abgesetzt werden?

Die Liste an Ausgaben, die zu einer Steuererstattung führen, ist lang und hängt stark von der persönlichen Lebens- und Berufssituation ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass alle Kosten, die eindeutig im Rahmen der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit entstanden sind, von der Steuer abgesetzt werden können. Hinzu kommen Ausgaben, die für die Altersvorsorge aufgewendet wurden. Im Folgenden ein Überblick über typische Kosten, die zu einer Steuererstattung führen und deshalb in der Einkommenssteuererklärung geltend gemacht werden sollten:

Altersvorsorge: Die Aufwendungen für die betriebliche Altersvorsorge können teilweise von der Steuer abgesetzt werden. Das gilt ebenso für die Riester-Rente sowie für Einzahlungen in weitere private Vorsorgesysteme.

Arbeitszimmer & Co: Aufwendungen für Arbeitszimmer, Handys oder Laptops können dann abgesetzt werden, wenn sie tatsächlich fast ausschließlich für den Beruf genutzt werden.

Bewerbungskosten: Wer sich für einen neuen Beruf bewirbt, kann die Kosten dafür von der Steuer absetzen. Dies ist natürlich besonders dann interessant, wenn sehr viele Bewerbungen eingereicht oder lange Wegstrecken zu Vorstellungsgesprächen zurückgelegt wurden.

Ehrenamt: Einkünfte aus einem Ehrenamt sind bis zu einer Obergrenze von 720 Euro pro Jahr als Aufwandsentschädigung steuerfrei.

Kinderbetreuung: Auch Ausgaben für die Kinderbetreuung sind ein wichtiger Faktor der steuerlichen Absetzbarkeit.

Pendlerpauschale: Der wohl wichtigste Punkt ist die Pendlerpauschale. Sie kann in vielen Fällen die Einkommenssteuererklärung lohnend machen. Für Fahrten zur Arbeit gibt es zum Beispiel pauschal 30 Cent pro Kilometer einfacher Wegstrecke.

Reisekosten: Berufliche veranlasste Kosten für Reisen können, sofern nicht vom Arbeitgeber erstattet, noch einmal gesondert von der Steuer abgezogen werden.

Umzugskosten: Findet aus beruflichen Gründen ein Wohnortwechsel statt, können alle Kosten im Rahmen des Umzugs abgesetzt werden. Ohne Nachweise kann die Umzugspauschale in Höhe von 764 Euro (Singles) bzw. 1.528 Euro (Paare) beansprucht werden.

2016 ist Finanztest 25 Jahre alt geworden. Zum Geburts­tag haben wir junge Menschen einge­laden, uns Fragen zu stellen. Dieses Mal Leo Schmutzer (24) aus Nürn­berg. Er arbeitet seit sieben Monaten im Projektmanagement eines Sport­artikel­herstel­lers. Zum Job fährt er täglich insgesamt 54 Kilo­meter hin und zurück. Als Berufs­einsteiger beschäftigt er sich erst­mals mit Pend­lerpauschale und Steuern. Über seine erste Steuererklärung sprach er in Berlin mit Finanztest-Redak­teurin Anja Harden­berg.

Arbeitnehmer erhalten im Schnitt 900 Euro von der Steuer zurück

Leo Schmutzer: Im Studium habe ich nie eine Steuererklärung gemacht. Jetzt habe ich, wie viele meiner Freunde, den ersten Job. Muss ich jetzt eine abgeben?

Finanztest: Nein, verpflichtet sind Sie nicht. Aber Sie sollten das freiwil­lig tun. Die meisten Berufs­anfänger sind als Unver­heiratete ohne Neben­job in der Steuerklasse I. In dieser Steuerklasse müssen Sie eigentlich keine Steuererklärung machen. Ausnahme: Sie haben in dem Jahr Lohn­ersatz­leistungen wie Arbeits­losen- oder Krankengeld bezogen.

Warum sollte ich mich freiwil­lig durch die komplizierten Formulare quälen?

Weil Sie wahr­scheinlich Geld zurück­bekommen. Arbeitnehmer haben oft zu viel Lohn­steuer voraus­bezahlt. Dabei wurden längst nicht alle Abzugs­posten berück­sichtigt, wie hohe Fahrt­kosten zur Arbeit, Aus- und Fort­bildungs­kosten, Ausgaben für Hand­werker oder Helfer im Haushalt. Im Schnitt erhalten Arbeitnehmer rund 900 Euro zurück, sofern sie eine Steuererklärung abgeben.

Ich habe nicht das ganze Jahr gearbeitet, mein Vertrag hat erst im August begonnen. Lohnt es sich trotzdem?

Gerade deshalb! Sie haben ab August die Lohn­steuer entsprechend Ihres monatlichen Verdienstes bezahlt. In der Steuererklärung wird jedoch das gesamte Jahr betrachtet, auch die Monate ohne Gehalt. Dadurch sinkt der Steu­ersatz. Außerdem gewährt das Finanz­amt unabhängig davon, wie lange jemand in einem Jahr gearbeitet hat, die volle Werbungs­kostenpauschale von 1 000 Euro. Je kürzer Arbeitnehmer tätig waren, desto höher ist hier die Steuerersparnis.

Bei hohen Ausgaben Posten einzeln nach­weisen

Was fällt alles unter die Werbungs­kostenpauschale?

Werbungs­kosten sind alle Kosten, die Sie für Ihren Job absetzen können, wie Fahrt­kosten zur Arbeit, Fachbücher, PC, Weiterbildungs­kosten. Das Finanz­amt erkennt bei Arbeitnehmern pauschal 1 000 Euro an. Wer es auf mehr als 1 000 Euro im Jahr bringt, sollte die Posten einzeln nach­weisen, um mehr absetzen zu können.

Ich pendle täglich zwischen Nürn­berg und Herzogen­aurach. Muss ich Tank­quittungen aufheben?

Nein. Es reicht, die Kilo­meter der einfachen Strecke zwischen Wohnung und Arbeits­stelle anzu­geben. Die Finanz­ämter erkennen 230 Tage pro Jahr ohne Belege an – bei einer Fünf-Tage-Woche und ohne Krankheit. Pro Kilo­meter gibt es pauschal 30 Cent. Bei 27 Kilo­metern einfache Strecke kommt man bei fünf Arbeits­monaten – wie bei Ihnen – auf rund 778 Euro (96 Tage x 27 km x 0,30 Cent), die Sie steuer­mindernd abziehen können. Hoch­gerechnet auf ein Jahr liegen Sie mit Ihren Fahrt­kosten von 1 863 Euro schon über der Pauschale.

Studium: Sonder­ausgaben oder Werbungs­kosten

Kann ich meine Studien­kosten noch geltend machen?

Ja, natürlich. Hier sind nur zwei Fälle zu unterscheiden. War das Studium Ihre Erst­ausbildung, dann können Sie die Kosten als Sonder­ausgaben bis maximal 6 000 Euro pro Jahr geltend machen. Haben Sie vor dem Studium bereits eine Berufs­ausbildung oder ein anderes Studium abge­schlossen, fallen die Kosten unter Werbungs­kosten.

Welche Seiten der Steuererklärung muss ich über­haupt ausfüllen?

Als Arbeitnehmer ohne Neben­einkünfte, der mit der Pend­lerpauschale Steuern sparen will und nur bestimmte Ausgaben hat, können Sie den zweiseitigen Vordruck „Vereinfachte Einkommensteuererklärung“ nutzen.

Kann ich das auch online machen?

Ja, über das Elster-Formular-Programm (Elster.de). Dafür müssen Sie sich anmelden. Per Post kommen die Zugangs­daten, mit denen Sie ein elektronisches Zertifikat herunter­laden. Die Finanz­verwaltung stellt Lohn­daten, Renten- und Kranken­versicherungs­beiträge bereit. Über­prüfen Sie die Daten.

Tipp: Wie Sie die neue voraus­gefüllte Online-Steuererklärung nutzen, lesen Sie in unserem Special zu Elsteronline.

Wann lohnt sich eine Steuererklärung nicht?

Eine Steuererklärung ist bares Geld wert. Falls Deine Werbungskosten mehr als 1.000 Euro betragen, führt die Abgabe einer Steuererklärung zu einer Minderung der Steuerlast. Die 1.000-Euro-Grenze wird zum Beispiel bereits überschritten, wenn Arbeitnehmer:innen an 230 Arbeitstagen einfach 15 Kilometer zur Arbeit pendeln.

Wann lohnt sich Steuererklärung Steuerklasse 1?

Wenn Du nur ein geringes Jahreseinkommen hast, musst Du keine Steuererklärung machen. Die Grenze liegt in diesem Fall bei der Steuerklasse 1 bei 9.984 € Grundfreibetrag. Unterhalb dieser Summe zahlst Du keine Steuern.

Welche Nachteile hat eine Steuererklärung?

Die freiwillige Steuererklärung bringt im Normalfall keine Nachteile mit sich. Falls wider Erwarten doch eine Nachzahlung rauskommt, kann man die Erklärung einfach im Einspruchsverfahren zurückziehen. Sie gilt dann als nicht abgegeben.

Was bringt mir eine Steuererklärung?

1. Steuererklärung bringt richtig Geld. Laut dem Statistischen Bundesamt bekommen Steuerzahler im Durchschnitt 875 Euro vom Finanzamt erstattet. Bei der Summe scheint es verwunderlich, dass ein Drittel der Steuerpflichtigen gar keine Steuererklärung an das Finanzamt schickt.