Typische Erkrankungen der Niere und der Harnwege sind eine Blasenentzündung oder Nierensteine. Welche Krankheiten in diesen Organen noch auftreten können und wie diese behandelt werden, lesen Sie hier Show
Ratgeber zum ThemaSymptome im ÜberblickDiagnoseverfahrenVerschiedene BehandlungsverfahrenInformationen in Einfacher SpracheWeitere ArtikelTabuthema ParuresisManchen Menschen ist es unangenehm, in öffentlichen Toiletten die Blase zu entleeren, sie fühlen sich blockiert, wenn sie das Gefühl haben, beim Urinieren von anderen gesehen oder gehört werden. Deshalb benutzen sie ungern öffentliche Toiletten, weil man dort nie allein ist. Die medizinische Fachsprache bezeichnet diese Problem als Paruresis oder shy bladder syndrome im Deutschen „schüchterne Blase“. Dieser Begriff sagt schon aus, dass es sich eher um ein psychologisches Problem handelt. Die Paruresis gehört zu den sozialen Phobien. Fachleute wissen, dass viele Menschen Probleme damit haben, in Gegenwart von anderen Menschen die Blase zu entleeren. Das Problem kommt bei Frauen und Männern vor, Männer sind aber häufiger betroffen. Sie können dann oft kein Pissoir benutzen, weil sie dabei von anderen Männern während des Urinierens gesehen werden. Ursachen für das „Problem mit dem Pinkeln“Die Hauptursache einer Paruresis liegt in der Angst, von anderen Menschen während der Blasenentleerung beobachtet oder belauscht werden zu können. Diese Angst hat meistens zwei Hintergründe (siehe auch: Entstehung von Angst und Ursachen von Angststörungen).
In schlimmeren Fällen müssen Betroffene trotz Harndrangs die Toilette wieder verlassen, weil nichts mehr geht. Bei manchen Menschen kann sich daraus eine soziale Phobie entwickeln, die dazu führt, dass öffentliche Toiletten generell gemieden werden. Besonders betroffen sind häufig Menschen, die zu einer stärkeren Selbstbeobachtung neigen und sich innerlich unter Druck setzen, alles richtig machen zu wollen. Charakteristische Symptome einer Paruresis bzw. paruretischen StörungEine Paruresis gehört zu den sozialen Angststörungen. Es gibt sie in unterschiedlichen Abstufungen.
Diagnose durch Urulogen und PsychotherapeutenDa Betroffene sich meistens schwer tun, über ihr Problem zu reden, baut sich in der Regel über einen langen Zeitraum ein Leidensdruck auf, bevor sie sich Hilfe suchen. Hinzu kommt, dass das Problem, obwohl in Fachkreisen bekannt, noch nicht hinreichend erforscht ist. Erst seit den 80er Jahren wird eine Paruresis überhaupt als behandlungsbedürftige Erkrankung eingestuft. Über einen längeren Zeitraum gab es auch keine festen diagnostischen Kriterien und variierende Angaben darüber, in welcher Häufigkeit das Problem überhaupt existiert. Dabei ist sie eigentlich gut behandelbar. Erst seit 2001 konnte durch Fragebögen der Universität Düsseldorf ermittelt werden, dass etwa 3 % betroffen sind und dass aufgrund der Beschwerden vorwiegend Männer ärztliche Hilfe suchen. Urologen versuchen, bevor sie die Diagnose Paruresis stellen, zunächst mögliche körperliche Gründe für Blasenentleerungsstörungen auszuschließen, weil auch Prostata- und Harnwegserkrankungen verantwortlich sein können, dass trotz Harndrangs Probleme beim Wasserlassen auftreten. Wenn keine körperlichen Ursachen gefunden werden können, ist das Schlüsselsymptom für die Diagnose Paruresis das Vermeidungsverhalten der Betroffenen, dass durch den standardisierten Fragebogen ermittelt werden kann. Eine Paruresis ist immer dann behandlungsbedürftig, wenn Betroffene stark unter den Auswirkungen dieser Phobie leiden und ihre Lebensqualität darunter leidet. Behandlungsmöglichkeiten / Therapie-AnsätzeEine erfolgreiche Therapie der Paruresis beginnt meistens mit einer Selbsterforschung der Situationen zur Selbsthilfe. Wenn das Urinieren in abschließbaren Toiletten möglich ist, muss man im Prinzip gar nichts unternehmen, sondern kann diese als Alternative wählen. Es ist ja legitim, wenn man nicht in aller Öffentlichkeit Wasser lassen möchte. Nicht jeder Mensch mag das. Wenn die Blasenentleerung in öffentlichen Toiletten aber derart in Stress ausartet, dass man keine öffentlichen Toiletten mehr benutzen kann, z. B. am Arbeitsplatz, kann man es zunächst mit einem Paruresis Selbsthilfe-Programm versuchen. – Wer weiß, in welchen Situationen das Wasserlassen schwierig ist, kann die Unterstützung einer vertrauten Person suchen, um das Wasserlassen in Gegenwart von anderen Personen zu üben. Manche Betroffenen haben Probleme mit dem Benutzen von Toiletten am Arbeitsplatz, weil sie befürchten, dass jeden Moment Kollegen hereinkommen könnten, manche tun sich schwer mit den Geräuschen, die die Blasenentleerung verursacht und die von anderen wahrgenommen werden könnten. Sie fühlen sich unter Beobachtung und verkrampfen dadurch. Paruresis Selbsthilfe?Eine leichte Übung zur Selbsthilfe ist die Unterbrechnung des Harnstrahls durch Anspannung des Muskels für ca. 3 bis 5 Sekunden. Dazu sollte die Blase gut gefüllt sein, damit Harndrang vorhanden ist. In einem weiteren Schritt sucht man öffentliche Toiletten auf, wenn möglich in Gegenwart der vertrauten Person, um eine Art Konfrontationstherapie durchzuführen (siehe auch: Konfrontationstherapie in der Angst-Behandlung). Betroffene Männer können oft in abschließbaren Toilettenkabinen urinieren, aber nicht am Pissoir. Um das zu trainieren, kann versucht werden, bei leicht geöffneter Toilettentür in Gegenwart der Vertrauensperson die Blase zu entleeren. Ist das möglich, wird dabei auch wieder der Urinstrahl unterbrochen. Die Übung kann an weiteren Orten versucht werden, damit eine gewisse Gewöhnung eintritt. Im Fortlauf der Übungen sollen Betroffene allein üben, was nicht von heute auf morgen klappen wird und einiges an Überwindung abverlangt. In leichteren Fällen kann diese Selbsthilfe sehr wirksam sein und die Scheu vor öffentlichen Toiletten nehmen. Paruresis Tricks und Anregungen zur Selbsthilfe bietet der Ratgeber des Diplom-Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten Dr. Philipp Hammelstein „Lass es laufen – Ein Leitfaden zur Überwindung der Paruresis“ (2005, Amazon). Paruresis Behandlung durch PsychotherapieWenn die Paruresis so stark ist, dass Betroffene schon öffentliche Toiletten meiden und fast nur noch zu Hause die Blase entleeren können, sollte eine Paruresis behandelt werden. Eine Therapie mit Medikamenten ist nicht möglich, die sinnvollste und Erfolg versprechende Methode ist eine kognitive Verhaltenstherapie (Psychotherapie) aus mehreren Bestandteilen: Schrittweise Annäherung an die angstauslösende SituationDazu erstellt der Klient erst einmal eine Liste mit möglichen Auslösern für die Blockade. Anschließend werden diese Stresssituationen mit Hilfe des Therapeuten geübt von einfachen bis schwierigen Situationen. Es sollte so viel getrunken werden, dass Harndrang vorhanden ist. Kognitive Behandlungsansätze durch UmdeutungIn diesem Teil der Therapie sollen Betroffene lernen, die negative Beurteilung der Stresssituation zu verändern. Der Stress entsteht häufig dadurch, dass man sich Gedanken darüber macht, was andere Menschen über die Dauer des Toilettenganges denken könnten. Wenn man eine innere Gelassenheit entwickelt (vgl. gelassen bleiben), ist es nicht mehr so wichtig, was andere denken, und der innere Druck lässt nach. Dazu ist es wichtig, sich die störenden Gedanken bewusst zu machen. Das Arbeiten an eigenen Einstellungen wie „Ich kann pinkeln, wie ich will“, „Ich mag es einfach lieber privat beim Wasserlassen“, „Jeder hat seine Macken – ich uriniere lieber allein.“ sind eine Alternative und/oder Ergänzung zu Konfrontationstherapien. Denn: Es steht ja jedem frei und ist völlig legitim, sich für sein kleines Geschäft in eine Klokabine zurückzuziehen. Einzig die Gedanken des Betroffenen darüber, was andere denken könnten, sind ein Problem. Nicht die Situation an sich ist das Problem, sondern die eigenen Gedanken dazu. EntspannungstechnikenEine der wichtigsten Entspannungstechniken ist die Progressive Muskelanspannung nach Jacobson sowie eine Kegelübung. Durch ein bewusstes Anspannen und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur lässt sich die Blasenentleerung über den Willen steuern. Fachleute und Betroffene sind von dieser Therapie gleichermaßen angetan. Auch nach langer Leidenszeit kann 75 % der Betroffenen schon durch eine Kurzzeittherapie mit 20 Sitzungen geholfen werden. Bei manchen geht die Symptomatik komplett zurück, bei anderen lassen sich zumindest die Beschwerden lindern. Selbsthilfegruppen können eine wertvolle Unterstützung nach einer Verhaltenstherapie bieten oder sie können die Therapie auch begleiten. Mehr zum Thema im Web:
Kann nicht pinkeln wenn jemand in der Nähe ist?Unter Paruresis (Urinophobie, umgangssprachlich auch schüchterne Blase) versteht man eine Blasenentleerungsstörung, unter der Betroffene hauptsächlich auf öffentlichen Toilettenanlagen oder außerhalb des privaten Wohnbereiches leiden. Der Schweregrad ist individuell und verschiedenartig ausgeprägt.
Wie viele Menschen haben Paruresis?Paruresis ist eine soziale Phobie, unter der allein in Deutschland vermutlich eine Million Menschen leiden, meist Männer. Die International Paruresis Association schätzt die Zahl der Behandlungsbedürftigen auf sieben Prozent der Bevölkerung.
Was versteht man unter Paruresis?Der Begriff „Paruresis“ bezeichnet das Unvermögen, auf öffentlichen Toiletten zu urinieren.
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