Ratten im kanal wer ist zuständig

Ins Badezimmer gehen, Klodeckel hochklappen und ein Rattengesicht entdecken - das kann tatsächlich passieren. Die wichtigste Maßnahme, das zu verhindern, ist ganz einfach.

Eine Ratte zu Besuch in der Toilette: Das ist zwar selten, aber kommt vor. Und ja, auch in den dritten oder vierten Stock kann sich eine Ratte hochkämpfen. Schuld daran sind dann vor allem wir Menschen selbst, sagt Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig.

Speisereste nicht im Klo entsorgen

Viele Menschen entsorgen ihren Müll nicht ordnungsgemäß und kippen ihre Speisereste in die Toilette.

Das Problem: Stoßen die (schlauen) Ratten in der Kanalisation auf diese Nahrungsreste, versuchen sie bis zur Quelle vorzudringen. Dann wandern sie die Abwasserleitungen bis zur Toilettenschüssel hoch – und das auch mal bis in den dritten oder vierten Stock.

"Ratten sind sehr zäh und wendig. Das macht sie zu guten Kletterern, Schwimmern und auch Tauchern."

Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

Es gibt für eine Ratte zwar angenehmeres, als sich aus der Kanalisation durch enge, zum Teil auch wassergefüllte Rohre bis in eine Kloschüssel hochzuarbeiten, sagt Mario Ludwig. Aber wenn dort eine dicke Belohnung in Form von Nahrungsresten wartet, nehmen die Tiere die Hürden in Kauf.

Hochwasser kann zur Gefahr werden

Doch nicht nur die Aussicht auf Nahrung kann eine Ratte dazu bewegen, den Weg auf sich zu nehmen. Auch bei einem Hochwasser in der Kanalisation besteht für dort lebende Ratten die Gefahr zu ertrinken, erklärt Mario Ludwig.

Dann helfen auch keine Schwimmkünste mehr: Die Ratte würde von den gewaltigen Wassermassen einfach mitgerissen und fortgespült werden. Um diesem Schicksal zu entkommen, kann es sein, dass die Ratten die Zuleitungen zum Kanalsystem bis zum Hausanschluss hochwandern.

Kanalisation bedeutet für Ratten Leben im Überfluss

Für Ratten ist die Kanalisation wie ein Paradies. Über die Hausabflüsse gelangen jede Menge Speisereste dorthin. Außerdem ist es in der Kanalisation im Winter verhältnismäßig warm und im Sommer schön kühl. Weiterer Pluspunkt für die Ratten: So weit unter der Erde haben sie keine Fressfeinde zu fürchten.

"Wer auf Nummer sicher gehen will, baut in seine Toilette eine Rattenklappe ein. Die öffnet sich nur durch den Druck der Spülung. So bleibt das Fallrohr eine Einbahnstraße."

Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

Es ist zwar selten, aber es kann vorkommen, dass sich eine Ratte in die eigene Kloschüssel verirrt. Die beste Vorsorge: Speisereste ordnungsgemäß und nicht im Klo entsorgen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch eine Rattenklappe einbauen, sagt Mario Ludwig. Die versperrt den Ratten den Weg vom Rohr ins Klo. Dies sei aber in der Regel nur dann nötig, wenn bei einem selbst oder in der Nachbarschaft schon öfter Ratten ungebeten zu Besuch waren.

Rattenbefall grundsätzlich melden

Wenn das der Fall ist, solltet ihr den Rattenbefall so oder so den zuständigen Behörden melden. In vielen deutschen Städten gibt es eine Rattenverordnung, die vorschreibt, dass man verpflichtet ist, das Ordnungsamt über den Rattenbefall zu informieren. Das ist wichtig, um eine mögliche Seuchengefahr einzudämmen, sagt Mario Ludwig.

"Ratten können mehr als 70 Krankheiten übertragen und sind außerdem oft Träger multiresistenter Keime."

Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

Ratten können mehr als 70 Krankheiten übertragen. Zum Beispiel: Salmonellen, Borreliose, den Rattenbandwurm und das Hantavirus. Ratten sind auch häufig Träger von multiresistenten Keimen, erklärt Mario Ludwig. Die lösen Krankheiten wie Durchfall, Lungenentzündung und Blutvergiftung aus.

Das Problem: Viele Antibiotika wirken gegen sie nicht mehr. Diese Bakterien werden auch "Krankenhaus-Keime" genannt, weil sie offenbar über Krankenhaus-Abwässer in die Kanalisation gelangen.

Trotz aller Bemühungen, Ratten zu bekämpfen, wird es nicht zu einer Ausrottung der Tiere kommen können. Die folgenden Informationen sollen das Wissen um die Nager erweitern und Möglichkeiten aufzeigen, wie man ihre Population in Grenzen hält.

Wo leben Ratten?
Hauptsächlichen leben Ratten in Grünanlagen, Böschungen, landwirtschaftlichen Gebäuden, auf verwahrlosten Grundstücken und generell in der Nähe von Futterquellen (Komposthaufen, Nagerkäfige, Fütterungsstellen). Ratten leben auch in der Kanalisation. Die Kanalisation dient den Ratten in der Regel nur als Futterquelle und ungestörten Transportweg. Vereinzelt werden auch Rattennester in schadhaften - meist privaten - Anschlussleitungen oder ungenutzten Anschlüssen festgestellt. Der natürliche Lebensraum der Tiere sind Wälle, Hecken, Böschungen.

Welche Gefahren für Menschen gehen von Ratten aus?
Dadurch, dass Ratten ihre Nester unter der Erde bauen, können an der Erdoberfläche Absackungen und Löcher auftreten. Hier entstehen Gefahren vom einfachen Stolpern bis zum - im Extremfall - Fahrbahneinbruch. Angriffe von Ratten auf Menschen sind eher unwahrscheinlich, solange sich die Ratten nicht in die Enge getrieben fühlen. Ratten gelten immer noch als Überträger von Krankheiten wie Leptospirose und der Weilschen Krankheit – beide treten sehr selten in Deutschland auf.

Wann und wie werden Ratten bekämpft?
Seit Jahren werden Ratten in der Kanalisation bekämpft, bestenfalls in Zusammenarbeit mit den betroffenen Anwohnern an der Oberfläche. Die Zahl der Rattenmeldungen unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen. Meist nehmen diese zum Herbst/Winter zu, nachdem die Felder abgeerntet sind. Dann fallen für die Tiere die Nahrungsquellen weg und die Temperaturen sinken deutlich. Eine generelle Zunahme der Verbreitung ist nicht auszuschließen, zumal immer häufiger Resistenzen gegen die Rattengift-Wirkstoffe bekannt werden.

Der ZBH – Abteilung Stadtentwässerung - darf Ratten nur innerhalb des öffentlichen Kanalnetzes mit speziellen Fraßködern bekämpfen. Diese Arbeit wird ausschließlich durch geschultes Personal ausgeführt. In der Vergangenheit wurde ein externer Schädlingsbekämpfer beauftragt, der nur zwei Mal im Jahr das gesamte Stadtgebiet mit Ködern belegte – auch in Bereichen, in denen dies nicht nötig war – eine Fraßkontrolle fand nicht statt!

Seit einigen Jahren erfolgt die Rattenbekämpfung im Kanalnetz durch eigenes geschultes Personal und zwar nur dort, wo auch Ratten gesichtet/gemeldet wurden. Alle zwei Wochen wird die Köderbelegung auf Fraß kontrolliert, bei Bedarf nachgelegt und dann bei ausbleibendem Fraß eingestellt. So wird die Bekämpfung gezielt und kontrolliert durchgeführt.

Was tun gegen Ratten in der Kanalisation?

Was können wir gemeinsam gegen die Rattenplage tun?.
Küchenabfälle und Essensreste nicht über die Toilette entsorgen, weil so das Nahrungsangebot für Ratten in der Kanalisation wächst..
Schäden an Kanalrohren im Keller, Drainageleitungen und Hausanschlüssen sowie an Regenfallrohren und Bodenabläufen möglichst rasch beheben..

Wer kommt für Schäden bei rattenbefall auf?

Die Hausratversicherung übernimmt die Kosten bei Rattenbefall nur im Rahmen eines Wohnungsschutzbriefes. Vermieter müssen für sofortigen Einsatz eines Kammerjägers sorgen, andernfalls besteht das Recht auf Mietminderung.

Wer kümmert sich um rattenbefall?

Ein Befall mit bestimmten Schädlingen, insbesondere Ratten, muss an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Üblicherweise sind hierzu Hausverwaltungen, Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sowie Mieterinnen und Mieter verpflichtet.

Wie wird man am schnellsten Ratten los?

Der starke Geruch von Nelkenöl oder Terpentin kann die Ratten vertreiben. Verteilen Sie mit dem unangenehmen Geruch getränkte Lappen auf dem Grundstück und drücken Sie sie in den Eingang des Rattenbaus. Auch gebrauchte Katzenstreu ist ein probates Mittel. Kleine, mit Streu gefüllte Säckchen sind besonders praktisch.