Roberto
unread,
Jan 9, 2000, 4:00:00 PM1/9/00
to
Hallo Leute,
vielleicht sollte ich mein Problem etwas genauer schildern.
Ich bin nun seit 8 Jahren verheiratet(Keine Kinder) und langsam hat uns
wohl der normale Alltagstrott eingeholt,
andere würde wohl meinen dass die Luft in
unserer Beziehung raus ist.
Ich mag meine Frau, aber ich sehe Sie nur mehr als guter Kumpel als dass
ich Sie Liebe.
Sie merkt im moment von alledem nichts und Sie liebt mich immer noch.
Es kam wie es wohl kommen muss,
ich besuche regelmässig unsere Aussenhäuser von der Firma wo ich
angestellt bin
und dort habe ich eine nette Dame auf der Arbeit kennengelernt.
Wir haben ständig rumgealbert und es hat gefunkt,
nur schon wenn ich an Sie denke fühle ich mich wie im 7.
Himmel.
Ich habe Sie darauf angesprochen und Ihr meine Liebe gebeichtet,
Sie liebt mich auch, aber Sie möchte natürlich nicht diejenige sein,
die meine Ehe gefährdet. Sie möchte trotzdem mit mir den Kontakt
pflegen,
mit den Worten "Es wird kommen wie es kommen muss"
und bis auf weiteres möchte Sie ein guter Kumpel sein, bis ich mir im
klaren bin was ich eigentlich will.
Bis dato gehe ich nun Abends nachhause und lasse mir mehr schlecht als
recht nichts
anmerken,
Obwohl ich meine Frau in diesem Sinne ja nicht betrogen habe da ich mit
der
anderen netten Dame keine Zärtlichkeiten ausgetauscht habe plagt mich
jetzt schon mein Gewissen.
Aber ich weiss nicht wie es weiter gehen soll,
liegt es vielleicht daran das ich bei meiner Frau weiss was ich an Ihr
habe oder das ich am ende alleine dastehen werde?!
Ich weiss wirklich nicht was ich denken soll, da ich meiner Frau doch
auch nicht unnötig
schmerzen zufügen möchte,
oder ist es vielleicht auch die Angst das
bisherige aufzugeben und
einen neuen Schritt in die Zukunft(Scheidung) zumachen.
Ich bin total zerwühlt, und weis im moment nicht mehr weiter.......gibt
es andere die schon ähnliches durchgemacht haben?
Ich bin um wirklich jeden guten Ratschlag dankbar.....
EMAILS TO:
Gisela Steinert
unread,
Jan 9, 2000, 4:00:00 PM1/9/00
to
Hallo,
wenn Dir an deiner Frau noch etwas liegt, dann mußt Du die beziehung zu der
anderen abbrechen. Sonst funktioniert es nicht.
G.
Roberto <> schrieb in im Newsbeitrag:
...
Matthias 'KaosMæki' Baerens
unread,
Jan 13, 2000, 4:00:00 PM1/13/00
to
Hallo Roberto,
Der Alltag ist ein hartes Brot für jede Beziehung. Man hat sich auf seine
Rolle eingespielt, der andere ebenso. Das, was einen vor Jahren am anderen
so fasziniert hat, erscheint mittlerweile selbstverständlich und alle
ärgerlichen Dinge treten so nach und nach zum Vorschein. Das herrliche
Gefühl der Schwärmerei ist längst verflogen. Die Gewöhnung ist nicht immer
leicht zu ertragen. Auf der anderen
Seite (und dies ist wirklich nur die
andere Seite der Medaille!) hat sich zu dem Partner nach so langer Zeit ein
tiefes Vertrauensverhältnis herausgebildet. So kann es kommen, daß man den
Partner als Kumpel oder gar wie einen Geschwisterteil (und möglicherweise
nicht mehr) sieht. Und dann lernt man jemanden kennen, der/ die ein wie
früher elektrisieren kann. Man fühlt sich jung, genießt die Lebensfreude
und -kraft. Ich denke, dagegen ist überhaupt nichts
einzuwenden.
Begeisterungsfähigkeit für andere Menschen ist kein Fehler. Das darf und muß
man sich gestatten!
Deine Frage ist aber: Bedeutet dieser neue Mensch in meinem Leben mehr, als
der, mit dem ich bisher mein Leben geteilt habe? Ich finde es kurz gedacht,
wenn jmd. sagt: "Schuster, bleib bei Deinen Leisten". Das Leben ist
inzwischen viel länger, als aus biologischer Sicht notwendig (zur
Arterhaltung). Lebenslang zusammen zu sein bedeutet mit der
heutigen
Lebenserwartung etwas ganz anderes, als, sagen wir mal, vor 300 Jahren.
Dadurch kann man die starre Auslegung der geltenden Moral gut relativieren.
Ein Patentrezept gibt es natürlich für keine Verhältnisse. Ich würde sagen:
1. Werde Dir klar, was genau Du von Deiner Frau hälst.
Ich denke, eine Zeit ohne sie könnte Dir einige Klarheit bringen. Dann wirst
Du vielleicht neu entdecken, was Dich noch immer fasziniert, welche
Annehmlichkeiten es im Leben mit ihr gibt
und nicht zuletzt, wie sehr sie
Dich wirklich noch liebt. Aber sieh das nicht so, daß Du auf einen
Liebesbeweis wartest. Das ist Murx. Es geht dabei nur um Dich und Deine
Gefühle. Du bist derjenige, der die Beziehung in Frage stellt. Wenn Du nach
einigem Ergründen immer noch viele Dinge findest, die Du nicht ERTRAGEN
kannst, kann man eine Scheidung ganz ernsthaft in Erwägung ziehen.
Ich weiß, es ist nicht ganz einfach, so eine vorübergehende Trennung
durchzuziehen. Ich würde
Deiner Frau jetzt aber noch nicht von der anderen
erzählen. Ich würde ihr klarmachen, daß Du ein Problem mit der Gewöhnung,
dem Alltag hast, daß Dir der Pep fehlt, daß Dir aber an der Beziehung sehr
gelegen ist, daß Du die Jahre nicht leichtfertig vom Tisch wischen willst
und Du Zeit brauchst, um Dir klar zu werden, was Du eigentlich willst. Damit
wird sie schon zu knabbern haben, aber auf die Dauer ist das e' nicht zu
überspielen! Vielleicht widerspricht ihre Vorstellung einer
Ehe solch einem
Vorhaben, aber wenn Du ihr klar machst, daß sie Dir alles andere als egal
ist, und Du Dich bemühst, wird sie vielleicht einwilligen. In einer Zeit der
"Trennung" solltest Du die andere Frau nicht sehen, denn
2. mußt Du Dir auch klar werden, was Du von Dir in einer Beziehung mit der
anderen Frau erwartest!
Klingt seltsam. Aber es ist was dran. Du bist inzwischen eine recht
ausgeprägte Persönlichkeit. Die erste Schwärmerei wird auch bei der anderen
Frau
verflogen sein - wirst Du danach Alltagsleben und Gewöhnung besser
ertragen? Nun, das kann man im Voraus wohl nie sagen. Aber große Liebe saugt
nicht Staub, kauft nicht ein, wäscht keine Wäsche, renoviert keine Wohnung,
erledigt keinen Bürokrieg. Auch die Art der Streßbewältigung und der
Konfliktbewältigung sollte kompatibel sein. Kurz, bei allem, wo es
Differenzen gibt, muß an der Beziehung gearbeitet werden, was natürlich auch
eine positive Spannung geben kann.
3. Wie
gehst Du mit solchen Schwärmereien um?
Für mich ist das Interesse an anderen Menschen eines der interessantesten
Dinge im Leben. Jeder hat seine Geschichte, seine Erfahrungen, seine
Weisheit. Zu verstehen, wie das Denken und Fühlen anderer funktioniert, ist
eines der fasznierendsten Erkenntnisse. Man sollte es nicht so sehen, daß
man alle positiven Gefühle nur einem Menschen gegenüber fühlen darf. Man muß
sich gar nicht immer so entscheiden. Der Mensch hat ganz
unterschiedliche
Bedürfnisse und man überfordert eine einzelne Person, wenn sie alle erfüllen
soll. Das soll jetzt nicht heißen, daß man fröhlich mit anderen Frauen ins
Bett geht und sich dabei auch noch gut fühlt (soll's ja geben). Ich meine
das viel diffiziler. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die ich sehr mag,
mit der ich relativ viel Zeit verbringe (die meine Frau übrigens auch mag
und umgekehrt!) und der ich in einiger Hinsicht verhaltensmäßig näher bin,
als meiner
Frau. Aber ich bin nicht verliebt in sie, begehre sie sexuell
schon gar nicht, würde nicht mit ihr zusammenleben wollen - sie ist einfach
eine richtig gute Freundin - Ich sage immer: So muß es sein, eine Schwester
zu haben. Und sie ist nicht die einzige. Und das beschränkt sich nicht auf
das weibliche Geschlecht.
Wichtig ist, daß Du keine reine Verstandesentscheidung triffst! Dein Gefühl
ist die erste und letzte Instanz. Zuerst sagt es Dir: Versuche was Neues!
Und es fügt
leise hinzu: Verletze Deine Frau nicht, gib Deine Vertrautheit
nicht auf! Dann muß Dein Verstand für diese Gefühle arbeiten. Denn das
Gefühl sieht nicht in die Vergangenheit und sieht nicht in die Zukunft.
Genau das kann Dein Verstand (wenn auch nicht bis ins Letzte). Dein Verstand
muß dann zu Deinen Gefühlen sagen: Wenn Du diese Entscheidung triffst, wirst
Du Dich so fühlen, wenn Du die andere triffst, dann wirst Du Dich anders
fühlen. Mit welchen Gefühlen kannst Du besser
leben?
Betrügen heißt meiner Meinung nach nicht nur, mit einer anderen
Zärtlichkeiten auszutauschen. Betrügen heißt für mich: Den Partner dauerhaft
über die eigenen Gefühle der Zuneigung zu täuschen, friedliches Eheleben zu
spielen. Das darf man nur so lange machen, wie man glaubt, daß das nur eine
schnell vorübergehende Laune sein kann (um den anderen zu schonen und nicht
in FALSCHE Zweifel zu stürzen). Wenn man aber merkt, daß das eine echte und
kräftige Ströung der
Beziehung ist, darf darüber nicht hinweggegangen
werden, muß dem Partner zugemutet werden 1. die eigene Introspektion und 2.
die resultierende Erscheinung. Dabei soll man ruhig ein schlechtes Gewissen
haben - zurecht, denn man selbst bleibt aktiv, der andere ist zur
weitgehenden Passivität gezwungen.
Ich wünsche Dir, daß Du eine richtige Entscheidung treffen kannst.
Tschö, Matthias
Matthias 'KaosMæki' Baerens
unread,
Jan 13, 2000, 4:00:00 PM1/13/00
to
Petra Helmer
unread,
Jan 15, 2000, 4:00:00 PM1/15/00
to
Hallo Matthias !
Nur kurz am Rande: Respekt für Dein "Statement" !
Lieben Gruß
Petra
Matthias 'KaosMæki' Baerens <> schrieb
in im Newsbeitrag:
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>
Hallo Roberto,
>
> Der Alltag ist ein hartes Brot für jede Beziehung. Man hat sich auf seine
> Rolle eingespielt, der andere ebenso.
...
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Rest rausgeschnitten. Im Request bzw. Follow-up nachzulesen. P.