Warum darf russland bei der em mitspielen

Fußball

Russische Bewerbung für die Fußball-EM: "Jenseits von Satire"

Der internationale Bann greift in nahezu allen Sportarten. Doch der russische Sport schafft sich ein Paralleluniversum

Warum darf russland bei der em mitspielen

Das Moskauer Luschniki-Stadion komplett gefüllt, auf dem Rasen intensive Zweikämpfe – und schlussendlich mit einem Sieg gegen Polen der vorletzte Schritt zur Winter-WM in Katar: So sah zumindest die russische Wunschvorstellung aus. Doch stattdessen blieb der Sbornaja in den Playoffs zur Weltmeisterschaft nur die Zuschauerrolle auf der heimischen Couch. Ein Schicksal, das die Fußballer derzeit mit nahezu allen russischen Sportlern teilen.

Willkommen bei DER STANDARD

Sie entscheiden darüber, wie Sie unsere Inhalte nutzen wollen. Ihr Gerät erlaubt uns derzeit leider nicht, die entsprechenden Optionen anzuzeigen.

Bitte deaktivieren Sie sämtliche Hard- und Software-Komponenten, die in der Lage sind Teile unserer Website zu blockieren. Z.B. Browser-AddOns wie Adblocker oder auch netzwerktechnische Filter.

Sie haben ein PUR-Abo?

Köln (SID) - Russland wird als Folge des Ukraine-Krieges wie erwartet nicht an der Auslosung der Qualifikation zur Fußball-EM 2024 in Deutschland teilnehmen. Das bestätigte die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Dienstag nach einer Sitzung des Exekutivkomitees im kroatischen Hvar. Nachbar Belarus wird bei der Gruppenauslosung am 9. Oktober in Frankfurt/Main dagegen dabei sein.

Die UEFA hatte im Februar die Teilnahme russischer Nationalmannschaften und Klubs an ihren Wettbewerben "bis auf weiteres" ausgeschlossen. Laut der UEFA werden 53 ihrer 55 Mitglieder an der Qualifikation teilnehmen. Belarus wird in der Erklärung zwar nicht explizit erwähnt - da die fehlenden Teams aber Russland und Gastgeber Deutschland sind, ist Russlands umstrittener Nachbar dabei.

Die für den Sport zuständige deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuletzt in einem Brief an UEFA-Präsident Aleksander Ceferin den Ausschluss des Landes von der Qualifikation gefordert. In ihrem Brief verlangte Faeser, dass "nicht nur Russland, das einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt, sondern auch Belarus als wesentlicher Unterstützer der russischen Führung von allen internationalen Fußballspielen und -turnieren ausgeschlossen werden" solle.

Sanktionen, Kirgistan, EM-Aus? Wehleidiger Russland-Fußball gaukelt Normalität vor

22.09.2022, 12:59 Uhr (aktualisiert)

Die russische Nationalmannschaft ist im Fußball isoliert. An der Nations League und der Auslosung der EM-Qualifikation nimmt sie nicht teil. Aber es gibt noch Länder, die zum Test laden - mehr oder weniger alte Freunde. Im Sinne der Sanktionen ist das nicht.

Der russische Fußball hat noch Freunde. Bischkek, die Hauptstadt Kirgistans, liegt fast 3000 Kilometer von Moskau entfernt und soll an diesem Samstag Schauplatz sein für das erste Testspiel des international seit dem Angriff auf die Ukraine isolierten WM-Gastgebers von 2018. "Es ist wichtig zu zeigen, dass wir leben", sagte Nationaltrainer Waleri Karpin, dessen Nationalteam sich im Trainingszentrum von Nowogorsk auf die Reise in die ehemalige Sowjetrepublik vorbereitet. Viel dringt nicht nach außen.

291166688.jpg

Fotos vom Training unter Flutlicht und Meldungen über verletzte Profis (Igor Diwejew kann nicht mitspielen) bilden eine Normalität ab, die aus westlicher Sicht nicht normal sein kann. Von den Wettbewerben der Europäischen Fußball-Union UEFA und des Weltverbands FIFA ist das russische Nationalteam ausgeschlossen. Der einst enorm einflussreiche russische Verband RFS, der nach einer Entscheidung von Dienstag im Gegensatz zu Belarus nicht an der Auslosung der Qualifikation zur EM 2024 in Deutschland teilnehmen darf, versucht aber die Rückkehr auf die Fußballbühne durch die Hintertür. In der heimischen Premjer-Liga wird ohnehin ohne jede Einschränkung gespielt.

Der Zoff um das Bosnien-Spiel

Kirgistan sowie WM-Teilnehmer Iran im November stehen als Testspielgegner fest, um eine kurz vor der WM in Katar angesetzte Partie gegen Bosnien-Herzegowina gibt es derzeit große Verwerfungen. Die Starspieler der nach St. Petersburg eingeladenen Gäste um den früheren Bundesliga-Profi Edin Dzeko haben ihre Weigerung angekündigt, in Bosnien werden innenpolitische Diskussionen geführt. Der ukrainische Fußball beobachtet die Entwicklung mit großer Sorge.

"Dringend" forderten die großen Namen des ukrainischen Verbands um Andrij Schewtschenko und Oleh Blochin den bosnischen Trainerstab zum Boykott auf. "Wir kämpfen für die Zukunft der gesamten demokratischen, zivilisierten Welt, zu der auch Bosnien und Herzegowina gehört", steht in einem offenen Brief. Die Partie der Ukrainer in der WM-Qualifikation Mitte November 2021 in Zenica war die letzte vor der russischen Invasion.

In Russland ist die Empörung groß, dass überhaupt diskutiert wird. "Unter den aktuellen Bedingungen ist es schon ein Erfolg, gegen Kirgistan zu spielen", äußerte Karpin. Der Duma-Abgeordnete Dmitri Pirog von der Kremlpartei Geeintes Russland beklagte im Gespräch mit der Zeitung "Sport-Express" wieder "antirussische Gefühle". Soll der Verband doch Gegner aus Lateinamerika oder Afrika einladen. "Das Niveau solcher Mannschaften wie Chile, Kolumbien, Ecuador, Nigeria oder Kamerun steht Bosnien in nichts nach. Ich sehe keine Tragödie im Falle einer Absage des Spiels mit Bosnien."

Noch kein endgültiges Aus für EM in Deutschland

Die UEFA teilte mit, Freundschaftsspiele seien nicht Teil der UEFA-Wettbewerbe und fielen deshalb nicht in die Verantwortlichkeit des Verbandes. Das angedachte Bosnien-Spiel stehe "nicht im Widerspruch zu der Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees, russische Mannschaften von UEFA-Wettbewerben auszuschließen". Der RFS teilte am Dienstag noch vor der UEFA selbst mit, wegen der Sanktionen nicht an der Quali-Auslosung für die Endrunde 2024 am 9. Oktober in Frankfurt/Main teilzunehmen. Vor vier Jahren hatten die Russen die WM als große Show für Präsident Wladimir Putin ausgerichtet.

Das UEFA-Entscheidergremium tagte am Dienstag auf der kroatischen Insel Hvar. Ob Russland in jedem Fall auch von der Endrunde in zwei Jahren ausgeschlossen ist, ließ der Verband offen. Zunächst ging es in der Mitteilung zur Sitzung nur um die Teilnahme "an der Auslosung des Qualifikationswettbewerbs", der im März 2023 beginnt.

Weil nur die Mannschaften, nicht aber der russische Verband suspendiert sind, gehört auch Alexander Djukow, der ehemalige Vorsitzende von Zenit St. Petersburg noch zum UEFA-Exko. Das ukrainische Mitglied Andrij Pawelko war beim UEFA-Kongress Mitte Mai in Wien in Schutzweste und nahe an einem Bombenkrater stehend nur per Video zugeschaltet.

Der britische "Guardian" berichtete am Montag von einem Schreiben des russischen Verbands an die UEFA mit der Forderung, den ukrainischen Nationaltrainer Olexander Petrakow zu sperren. Petrakow hatte der Zeitung in einem Interview im April gesagt: "Ich dachte, wenn sie nach Kiew kommen, nehme ich eine Waffe und verteidige meine Stadt". Die Duma-Abgeordnete Swetlana Schurowa reagierte empört und forderte: "Das ist ein Aufruf zum Töten. Dafür sollte es eine strafrechtliche Verfolgung geben."

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 21. September 2022 erstmals veröffentlicht.)