Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Hast du dich jemals gefragt, ob es sich lohnt, im RAW oder im JPEG Format zu fotografieren? Ich zeige dir drei Gründe, die für RAW sprechen!

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

RAW vs JPEG

Inhaltsverzeichnis

  • Was passiert bei der Aufnahme eines Bildes bis hin zum Speichern in der Kamera?
  • Was passiert nun mit diesem Datenpaket?
  • Exkurs: Wie funktioniert Komprimierung?
  • Was passiert nun, wenn ich statt JPEG das RAW Datenformat nutze?
  • Meine eigenen Erfahrungen (und wieso du selbst testen solltest)
  • RAW vs. JPEG: Meine 3 wichtigsten Gründe für das RAW Format
    • Weißabgleich im Nachhinein setzen
    • Schärfe selbst festlegen
    • Besserer Dynamikumfang
  • Wieso RAW nachbearbeitet werden muss

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte
In deiner Kamera kannst du als Speicherformat für deine Bilder zwischen JPEG oder RAW wählen. RAW Dateien nehmen auf deiner Speicherkarte wesentlich mehr Platz ein. Wieso sollte sich das lohnen? Um zu verstehen, warum das RAW Datenformat für dich sinnvoll sein kann, schauen wir uns erst einmal an, was in der Kamera passiert, wenn du ein Bild aufnimmst. Danach zeige ich dir an drei konkreten Beispielen, wie sich die Unterschiede genau auswirken.

Was passiert bei der Aufnahme eines Bildes bis hin zum Speichern in der Kamera?

In einer digitalen Kamera arbeitet ein digitaler Bildsensor. Dieser Sensor besteht aus vielen verschiedenen Bildpunkten, auch Pixel genannt. Der Sensor erfasst das Bild, was durch das Objektiv auf ihn geworfen wird. Ohne, dass er eine Ahnung davon hat, was du als Fotograf aufnimmst, produziert dieser Sensor eine Menge Daten. Er weiß nur, dass hier ein roter Pixel ist und dort ein Grüner. Und dass diese Pixel unterschiedliche Helligkeiten haben. Der Sensor liefert also ganz vereinfacht gesagt ein Datenpaket mit Anordnung, Farben und Helligkeit der jeweiligen Pixel.

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Airport Stream

Was passiert nun mit diesem Datenpaket?

In der Kamera kannst du ein paar Einstellungen festlegen, die sich auf deine Bilder auswirken. Beispielsweise Schärfe, Kontrast, Weißabgleich und Farben. Wenn du nun JPEG als Datenformat ausgewählt hast, dann werden genau diese Einstellungen auf das Datenpaket angewendet. Danach wird das Datenpaket komprimiert, damit es weniger Platz auf der Speicherkarte einnimmt.

Exkurs: Wie funktioniert Komprimierung?

Die Daten in einem Bild sind natürlich auch digital gespeichert. Ein Computer sieht nicht direkt, was auf dem Bild ist. Für ihn ist es wieder nur eine bestimmte Anordnung von Pixeln mit Farben und Helligkeit. Gespeichert werden diese Daten vereinfacht gesagt auch in Textform. Das Bild einer Wiese mit einem Fluss liest der Computer vielleicht aus einem Teil dieser Daten: osijd3d3dpooooddlkmcrlnvirrrrrrmmmmmmmmmmmmef3fefeeeee. Das ist natürlich nur ein Auszug des Bildes, der Text dafür ist viel viel länger.

Wenn dabei ein Buchstabe mehrmals hintereinander auftritt, dann nimmt diese Buchstabenkette eine bestimmte Breite ein. Die Abfolge mmmmmmmmmmmm benötigt also 12 Zeichen im Bild. Nun kommt die Komprimierung ins Spiel. Statt mmmmmmmmmmmm kann man auch 12 x m schreiben. Das nimmt dann nur 6 Zeichen Breite ein. Damit nimmt es weniger Platz ein als vorher. Bei der Komprimierung des Bildes in der Kamera prüft diese also das Bild durch, an welcher Stelle sie solche aufeinanderfolgenden Zeichen ersetzen kann. Das geht besonders gut bei eintönigen Flächen, wie beispielsweise einem blauen Himmel.

Je mehr eintönige Flächen im Bild existieren, umso stärker kann es komprimiert werden. Das Gegenteil passiert, wenn sich viele Details im Bild befinden. Stell dir ein Bild von einem Wald vor. Dort sind wenig eintönige Flächen, überall gibt es viele unterschiedliche Details zu entdecken. Ein solches Bild kann also nicht so stark komprimiert werden, wie das vom blauen Himmel. Daher nimmt es mehr Platz auf der Speicherkarte ein und lässt sich nicht so stark komprimieren.

Was passiert nun, wenn ich statt JPEG das RAW Datenformat nutze?

Noch einmal zur Erinnerung: Bei JPEG werden die Einstellungen, die du für Farben, Weißabgleich und Schärfe in der Kamera gewählt hast, auf das Datenpaket angewendet. Dann folgt die Komprimierung des bearbeiteten Datenpaketes und das finale Speichern auf der Speicherkarte.

Wenn du das RAW Format nutzt, dann werden keine Einstellungen auf dein Bild angewendet. Zusätzlich wird das Bild vor dem Speichern nicht oder nur minimal komprimiert.

Du bekommst also fast direkt die Daten, die der Sensor liefert.

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Sheikh Zayed Road

Meine eigenen Erfahrungen (und wieso du selbst testen solltest)

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte
Wie sieht das Ganze nun in der Praxis aus? Es gibt einige für mich große Vorteile, wieso ich meine Bilder fast immer in RAW aufnehme. Diese Punkte gelten meiner Erfahrung nach besonders bei Canon. Aus den Gesprächen mit anderen Fotografen und dem Lesen in Foren weiß ich, dass es auch für viele andere Hersteller wie zum Beispiel Nikon zutrifft. Es gibt aber auch Hersteller wie Fujifilm, deren JPEG Dateien bereits sehr gut sind. Deshalb nutze ich die Fujifilm X100F auch sehr gern.

Bevor also in den Kommentaren eine Diskussion losbricht, für welche Hersteller das nun gilt oder nicht: Das hier sind primär meine eigenen Erfahrungen mit Canon.

Wie immer hilft es auszuprobieren, was die eigene Kamera macht. Stell auf der nächsten Fototour einfach mal als Aufnahmeformat RAW + JPEG ein und vergleiche die Bilder am Computer selbst.

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

To the Sky

RAW vs. JPEG: Meine 3 wichtigsten Gründe für das RAW Format

Nachfolgend findest du die drei für mich wichtigsten Gründe für das RAW Format. Darüber hinaus gibt es natürlich noch mehr Punkte.

Der Hauptunterschied bei der Speicherung von RAW vs. JPG besteht darin, dass die JPG Dateien bereits in der Kamera bearbeitet wurden, während du im RAW Format die Rohdaten erhältst und die Einstellungen selbst festlegen kannst.

Weißabgleich im Nachhinein setzen

Wenn du RAW nutzt, dann kannst du den Weißabgleich später am Computer festlegen. Besonders, wenn du bei Kunstlicht fotografierst, dann ist diese Möglichkeit sehr hilfreich. Bei Tageslicht sind die meisten Canon Kameras ganz gut darin, den richtigen Weißabgleich selbst zu wählen. Bei Kunstlicht sieht die Sache schon ganz anders aus.

Wenn ich in der Stadt zur blauen Stunde fotografiere, dann habe ich viele verschiedene Lichtquellen im Spiel. Hier findet die Kamera oftmals nicht den richtigen Weißabgleich. Mit RAW kann ich den Weißabgleich dann später am Rechner selbst setzen.

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Raw vs JPEG: Weißabgleich

Schärfe selbst festlegen

Meine Canon RAW Dateien sind wesentlich schärfer als die JPEG Dateien. Auch bin ich nicht davon abhängig, wie die Kamera vor dem Speichern ein JPEG nachschärft. Ich kann die gewünschte Schärfe in der Nachbearbeitung selbst festlegen.

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Raw vs JPEG: Schärfe – oben JPEG, unten RAW

Besserer Dynamikumfang

Besonders in der Landschaftsfotografie spielt der Dynamikumfang eine große Rolle. Die RAW Dateien meiner Canon EOS 77D haben mehr Dynamikumfang als die JPEG Dateien.

Im nachfolgenden Beispiel habe ich das gleiche Bild in der Nachbearbeitung jeweils stark abgedunkelt. Im Himmel sind hier bei JPEG keine Bildinformationen mehr vorhanden. Hier ist nur noch weiße Fläche zu sehen, der Himmel ist überbelichtet. Beim RAW dagegen sind diese Bildinformationen noch vorhanden. Ich kann die Wolken also bei Bedarf in der Nachbearbeitung wieder sichtbar machen.

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Raw vs. JPEG: Dynamikumfang JPEG

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte

Raw vs JPEG: Dynamikumfang RAW

Natürlich lassen sich nicht aus jedem unter- oder überbelichteten Bild mit RAW noch überall Details herausholen. Aber die Reserven sind wesentlich größer als bei JPEG. In der Nachbearbeitung meiner Landschaftsbilder nutze ich oft eine Belichtungsreihe aus mehreren RAW Dateien.

Wieso RAW nachbearbeitet werden muss

Warum in raw fotografieren wenn ich nicht nachbearbeiten möchte
Nachbearbeitung ist hier ein gutes Stichwort. Da die Bilder bei RAW ohne vorgegebene Einstellungen aus der Kamera kommen, müssen sie am Computer nachbearbeitet werden. Wenn du einfach nur RAW fotografierst und die Bilder am Rechner ohne Bearbeitung in JPEG konvertierst, dann sind die Ergebnisse flau und kontrastlos.

Du bist also mit RAW gezwungen, jedes Bild von Hand nachzubearbeiten. Dafür kannst du aber alle Einstellungen wie Weißabgleich, Kontrast, Schärfe und Farben selbst festlegen. Du hast also mehr Gestaltungsspielraum, wie dein finales Bild wirklich aussehen soll und musst dich nicht auf ein paar vorgefertigte Einstellungen deiner Kamera verlassen. Du kannst alles selbst gestalten. Allein schon das ist eigentlich der wichtigste Punkt, wieso du RAW nutzen solltest.

Warum RAW und nicht JPG?

RAW-Dateien bieten mehr kreative Flexibilität. Zweck der JPEG-Bearbeitung durch die Kamera ist, unmittelbar Fotos mit einer guten Bildqualität zu erzeugen. Diese Bearbeitung lässt sich nicht rückgängig machen. RAW-Dateien werden dagegen von dir selbst bearbeitet.

Wann benutzt man RAW?

Bei RAW-Dateien steht dir für die Nachbearbeitung eine größere Menge an Fotodaten zur Verfügung. Allerdings musst du auch mehr Zeit dafür aufbringen. Wenn es mal schnell gehen muss oder du mit Schnappschüssen direkt brauchbare Fotos aufnehmen möchtest, ist JPEG oft die bessere Wahl.

Warum RAW besser als JPG?

RAW teilt die Digitalfotografie in die beiden Bereiche Shooting und Entwicklung. Bei JPG implementiert die Kamera die „Entwicklungsarbeit“ direkt bei der Aufnahme, bei RAW wird dies manuell von Hand erledigt. Das bedeutet, dass du viel mehr Möglichkeiten hast, das Bild zu verändern.

Sind RAW

JPEGs müssen deshalb meist nicht nachgeschärft werden. Rohdateien dagegen schon. RAW-Konverter wie Lightroom haben als Voreinstellung bereits eine leichte Schärfung drin, wenn du ein Rohbild bearbeitest. Somit wird das Bild auch geschärft, wenn du dich nicht speziell drum kümmerst.