Warum sieht man in der Kamera anders aus als im Spiegel?

Sie sehen auf jedem Schnappschuss komisch aus und fühlen sich unsicher vor der Kamera? Es liegt nicht an Ihnen! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein psychologischer Aspekt dahintersteckt, wenn wir uns auf Bildern nicht attraktiv finden.

Grund dafür ist nicht, dass wir zu selbstkritisch sind - sondern ein psychologischer Effekt namens „mere-exposure“. Demnach reagieren Menschen besonders positiv auf Dinge, die sie häufig sehen. Da wir uns selbst am häufigsten im Spiegel sehen, ist dies das Bild, das uns am besten gefällt. An unsymmetrische Eigenarten wie schiefe Augenbrauen oder ein Muttermal sind wir also gewöhnt.

Auf Fotos sehen Sie sich „spiegelverkehrt“

Auf einem Foto dagegen sehen wir uns so, wie andere Menschen uns sehen – ohne die kleinen Unzulänglichkeiten. Das erscheint uns merkwürdig. Da wir auf dem Foto nicht unser gespiegeltes Bild sehen. Sondern „richtig“ ausgerichtet. Womit wir auch unsere gewohnten Asymmetrien plötzlich spiegelverkehrt sehen – das erachten wir wiederum als ungewohnt und damit unattraktiv.

Eine Welt ohne Spiegel? – Kaum vorstellbar. Der Spiegel ist ein must-have Gegenstand in unserem Alltag. Ohne ihn würden sich viele von uns wahrscheinlich kaum in die Öffentlichkeit trauen. Aber warum ist der Leberfleck im Spiegel auf der linken Gesichtshälfte, während meine Freunde sagen, dass er rechts im Gesicht ist? Zeigt uns der Spiegel überhaupt die Realität?

Wir tun es nach dem Aufstehen oder Hände waschen, im Aufzug oder beim Zähneputzen – wir werfen einen obligatorischen Blick in den Spiegel – und das schon seit langer Zeit. Aber wir sehen uns im Spiegel anders, als andere Menschen uns wahrnehmen. Im Spiegelbild scheint unsere rechte und linke Körperhälfte vertauscht.

Hauptsache glatt

Warum aber spiegelt ein Spiegel überhaupt? Ein Spiegel hat normalerweise zwei Schichten. Die untere besteht aus Aluminium und die obere Schicht aus Glas. Das Glas schützt den Spiegel und die Aluminiumschicht sorgt für die Spiegelung. Das funktioniert, weil die Aluminiumschicht selbst in kleinstem Maßstab extrem glatt ist.

Grundsätzlich können wir uns aber auch in anderen glatten Oberflächen spiegeln. Zum Beispiel in einem neu lackierten Auto oder dem Handydisplay. Bei einer verputzten Wand ist das anders. Weil sie so uneben ist, wirft sie die Lichtstrahlen durcheinander zurück oder sie verschluckt sie sogar.

Das Besondere an glatten Oberflächen ist, dass jeder Lichtstrahl symmetrisch reflektiert wird: Ein Lichtstrahl, der auf die Spiegelfläche trifft, wird im selben Winkel zurückgeworfen, in dem er auftraf. Auch sehr viele Lichtstrahlen zusammen ergeben deswegen ein geordnetes Bild. Wenn wir nun vor einem Spiegel stehen, treffen diese Strahlen auf unsere Netzhaut und unser Gehirn macht daraus ein Bild – unser Spiegelbild.

Weiter entfernt als in der Realität

Doch unser Spiegelbild zeigt beispielsweise gegenüber einem Foto von uns subtile Unterschiede: unser Abbild im Spiegel scheint doppelt so weit von uns entfernt wie der Spiegel. Und unser Leberfleck ist plötzlich rechts, statt links. Aber warum?

Dass wir uns in einem Spiegel nicht so sehen wie uns andere Menschen, liegt daran, dass der Spiegel unser Gehirn überlistet. Das weiß nämlich, dass Lichtstrahlen sich nur gerade ausbreiten und leitet daraus ab, wo und in welcher Entfernung sich Gegenstände im Raum befinden. Der Spiegel jedoch wirft die Lichtstrahlen zurück. Das verwirrt unser Gehirn, denn es rechnet nicht damit, dass das Licht quasi einen Knick gemacht hat.

Für das Gehirn kommt einfach ein gerader Lichtstrahl aus einer bestimmten Richtung im Auge an. Den Knick ignoriert das Gehirn. Deswegen sehen wir uns im Spiegel so, als würden wir uns in einiger Entfernung gegenüberstehen.

Aber ist das Bild nun seitenverkehrt?

Tatsächlich ist es das nicht. Das erkennt man auch einfach daran, dass der Spiegel dann auch oben und unten vertauschen müsste. Das macht er aber nicht. Trotzdem sieht unser Spiegelbild anders aus als ein Klon, der uns gegenüber steht. Bei diesem sähen wir den Leberfleck auf der anderen Seite.

Das liegt daran, dass der Spiegel eine andere Dimension vertauscht: hinten und vorne. Deutlich wird das bei einem Modell im Koordinatensystem. Dafür stellen wir uns vor, dass wir nur die horizontale Achse des Modells spiegeln, die vertikale Achse nicht. Dadurch entsteht genau das Bild, wie es unser Spiegel zeigt.

Das Gehirn wird also ein zweites Mal überlistet: Der Spiegel vertauscht, nur eine Dimension, die anderen jedoch nicht. Deswegen können wir uns drehen und wenden wie wir möchten, das Spiegelbild ist niemals deckungsgleich mit uns. Dass unser Bild im Spiegel seitenverkehrt ist, stimmt deshalb nicht – spiegelverkehrt ist es trotzdem.

28. Juli 2021

Auf Fotos finden wir uns oft nicht so schön wie im Spiegel. Dabei sehen wir doch eigentlich gleich aus. Oder?

Wieso finden wir unser Spiegelbild so gut?

In der Regel finden wir unser Spiegelbild ziemlich gut. Das lässt sich mit dem sogenannten Mere-Exposure-Effekt erklären: Wenn wir mit einem bestimmten Reiz – also zum Beispiel unserem Spiegelbild – öfter konfrontiert sind, dann finden wir diesen Reiz mit der Zeit immer besser. Je öfter wir etwas sehen, desto besser gefällt es uns und unser Spiegelbild sehen wir ja meistens mehrmals täglich.

Warum gefallen wir uns auf Fotos nicht so sehr?

Auf Fotos sehen wir uns meistens gefühlt verkehrt herum. Aber eigentlich sehen wir uns da so, wie wir tatsächlich aussehen, also wie uns auch andere sehen. Im Spiegel sehen wir uns spiegelverkehrt. Wenn wir uns auf Fotos sehen, ist das ungewohnt, deshalb finden wir das erstmal weniger gut.

"Mere Exposure" bedeutet auf Deutsch "bloße Exposition". Also alleine, dass wir unserem Spiegelbild täglich ausgesetzt sind, führt dazu, dass wir es mögen. Pixabay / Sanna Jågas

Viele Android-Smartphones speichern Selfies standardmäßig gespiegelt ab, um diesem Effekt entgegenzuwirken. Wir selbst finden das Selfie dann schöner, dafür sind andere Menschen eher irritiert.

Warum werden Selfies gespiegelt?

Außerdem sind Fotos nur eine ganz kurze und unbewegliche Momentaufnahme. Da stechen uns ungeliebte Details viel eher ins Auge, weil wir uns darauf viel mehr konzentrieren können. Im Spiegel sehen wir uns ja immer ein bisschen in Bewegung – quasi in 3D. Da können wir uns – bewusst oder unbewusst – auch eher so hindrehen, wie wir es gut finden. Ein Foto ist und bleibt dagegen so, wie es ist. Manchmal ist die Perspektive nicht optimal gewählt und teilweise hat uns auch die Kameralinse etwas verzerrt.

Kann man gegen den Mere-Exposure-Effekt etwas machen?

Ja, mehr Fotos machen lassen und sich selbst anschauen kann helfen. So gewöhnt man sich an den eigenen Anblick auf Fotos. Das klappt übrigens auch mit der Stimme, denn seine eigene Stimme hört man selbst ja ganz anders als auf Aufnahmen. Wer sich aber einige Mal selbst gehört hat, gewöhnt sich an den Klang der eigenen Stimme auf Aufzeichnungen. Der Mere-Exposure-Effekt funktioniert nämlich nicht nur mit Gesichtern, sondern zum Beispiel auch mit Songs, Werbung und Motiven.

Wer öfter Bilder von sich macht und diese ansieht, gewöhnt sich an den eigenen Anblick. Pixabay / Pexels

Warum sieht man im Spiegel besser aus als auf Kamera?

Da stechen uns ungeliebte Details viel eher ins Auge, weil wir uns darauf viel mehr konzentrieren können. Im Spiegel sehen wir uns ja immer ein bisschen in Bewegung – quasi in 3D. Da können wir uns – bewusst oder unbewusst – auch eher so hindrehen, wie wir es gut finden. Ein Foto ist und bleibt dagegen so, wie es ist.

Wieso sieht man auf der Handykamera anders als auf dem Spiegel aus?

Smartphones sind (konstruktionsbedingt) mit Weitwinkelobjektiven ausgestattet und diese haben die Eigenschaft, das Bild noch mehr zu verzerren als es andere Objektive tun. Elemente die sehr nahe am Objektiv sind, werden generell größer dargestellt als sie tatsächlich sind. Der Grund dafür ist recht einfach.

Warum sehe ich in jedem Spiegel anders aus?

Weiter entfernt als in der Realität Dass wir uns in einem Spiegel nicht so sehen wie uns andere Menschen, liegt daran, dass der Spiegel unser Gehirn überlistet. Das weiß nämlich, dass Lichtstrahlen sich nur gerade ausbreiten und leitet daraus ab, wo und in welcher Entfernung sich Gegenstände im Raum befinden.

Wie sieht man auf Bildern schöner aus?

Der Trick beim Spiegel-Selfie ist, nicht direkt in den Spiegel sondern auf das Handy zu schauen. Richtig schön kommen die Bilder übrigens in Räumen mit Tageslicht zu Geltung. Tolle Spiegel-Selfies entstehen aber auch in Aufzügen, Umkleidekabinen, auf Rolltreppen oder in verspiegelten Schaufensterscheiben.