Was bedeutet es wenn man Schuhe aufhängt?

Ein Metropolen-Brauchtum hat sich in Bern eingeschlichen: An Leitungskabeln kann ein erhöhtes Schuh-Vorkommen festgestellt werden. Was will man uns damit sagen?

Da hängen sie also und schaukeln sachte im Wind: Halbschuhe und Turnschuhe in friedlicher Eintracht, aufgehängt an einem Stromkabel am Viktoriarain. Bislang gehörten die aufgehängten Schuhe eher zum Stadtbild von Metropolen, wo sie von Spike Lee und anderen Stadtchronikern beiläufig in Szene gesetzt wurden oder von Touristen auf Fotopapier gebannt. Es ist ganz simpel: Die Schuhbändel werden zusammengeknotet und das Gebilde hernach über ein Stromkabel, eine Astgabel oder ein ähnliches stützendes Gefüge geworfen. In New York und anderen amerikanischen Grossstädten ist bereits seit Jahrzehnten vom «Shoe Tossing» die Rede, seit ungefähr fünf Jahren wird auch aus Berlin, Wien, aber auch etwa Flensburg von einem erhöhten Schuhaufkommen berichtet.

Nun also in Bern. Am Viktoriarain ist der Schwarm noch übersichtlich, es handelt sich um eine Ansammlung von 14 Schuhpaaren. Dennoch stechen sie ins Auge, wie es ein Mobile aus abgetragenem Schuhwerk eben tut. Was will man uns hiermit sagen? Hierüber besteht in der Weltpresse keineswegs Einigkeit, und richtig überzeugend ist keiner der Ansätze. Hier eine Auswahl:

• Die wenig anziehende Wortschöpfung «Shoefiti» versucht, hängende Schuhe als Kunstform auszuweisen: Die baumelnden Schlappen seien ein Element der Street Art

• Hängende Schuhe stünden für die abgelegte Jungfräulichkeit ihres männlichen Trägers. Zumindest in Schottland

• Gangkunde: Schuhe würden dort aufgehängt, wo ein Gangmitglied den Tod fand

• Drogenkunde: Mithilfe der Schuhe werde angezeigt, dass es in der Nachbarschaft weiche und harte Präparate zu erstehen gibt

• Die Schuhe seien ein Abfallprodukt der Psychohygiene: Wer eine persönliche Wegmarke passiert habe (Ausbildung/Beziehung/Steuererklärung), markiere den Neuanfang per Schuhwurf

• Sportlicher Ehrgeiz

Wir können nicht widerstehen und fügen diesem Erklärungswust eine weitere Möglichkeit hinzu: Die Schuhe sind Symbol eines Widerstands, es sind Protestlatschen gegen die Gentrifizierung oder die Lohnschere, gegen Altherrenhumor, Heuschnupfen oder Niederschlagswerte. So genau lässt sich das nicht sagen, die Schuhe lassen sich nichts anmerken und jede Menge Raum für Interpretationen.

P.S.: Wer sich von einem der genannten Punkte angesprochen fühlt und sich einmal in der Disziplin des Schuheschleuderns versuchen möchte, sollte sich vorsehen. In Deutschland werden Schuhwerfer schon mal mit einer Busse von 5 bis 35 Euro bestraft. Eine Nachfrage bei der Berner Polizei ist noch hängig. Auf Anhieb konnte nicht darüber Auskunft gegeben werden, ob es sich um Littering, Sachbeschädigung oder am Ende gar kein Vergehen handle. Wir bleiben dran.

In Linz wurden Schuhe auf einer Leitung fotografiert. Kommt der "Shoefiti"-Trend mit einigen Jahren Verspätung nach Linz?Bild: Stadt Linz

In Linz wurden Schuhe auf einer Oberleitung hängend gesehen. Was das soll? Es handelt sich um eine Art "Straßenkunst". Hier die Hintergründe.

"Am nördlichen Ende der Südtirolerstraße hat ein Spassvogel ein Paar Schuhe auf die Lampendrähte geworfen.

Kurzschlussgefahr!", schreibt ein User auf der Plattform "Schau auf Linz". Dazu postet er ein Foto.

Was oder wer hinter dieser Schuh-Werf-Aktion steckt? Entweder tatsächlich ein Spaßvogel, oder jemand, der das so genannte "Shoe-Tossing" jetzt für Linz entdeckt hat.

"Shoefiti" nennt man das weltweite Phänomen, wenn Schuhe an den Schuhbändern zusammengebunden über Äste, Leinen, Kabel, Leitungen geworfen werden. Woher der Trend genau kommt, ist unklar.

Auf Wikipedia findet man dazu: "Es gibt sehr unterschiedliche Erklärungsansätze darüber, wie Shoefiti entstanden ist. Der Trend soll aus Schottland und den Vereinigten Staaten stammen. So soll es in Schottland schon lange Brauch der Männer sein, ihre Schuhe ins Fenster zu hängen, sobald sie nicht mehr jungfräulich sind. Im Stadtteil Bronx von New York City sollen baumelnde Schuhe ein Drogengebiet markiert haben und Straßengangs sollen Schuhe an Orten hinterlassen haben, an dem eines ihrer Mitglieder getötet wurde."

Shoe-Tossing oder auch "Shoefiti" (in Anlehnung an Graffiti) wird von manchen als eine Art Straßenkunst gesehen. Dabei werden Schuhe über Äste, Leitungen oder Masten geworfen.

Das Phänomen war vor einigen Jahren ein weltweiter Trend, im Jahr 2010 eroberte es Wien.

Berühmt wurde "Shoefiti" auch durch den Film "Wag the Dog" mit Robert De Niro und Dustin Hoffman aus dem Jahr 1997.

Shoe-Tossing – ist das eigentlich gefährlich?

Aber besteht hier wirklich Kurzschlussgefahr, wie der besorgte Linzer warnt? "Heute" hat bei der LinzAG nachgefragt und bekam Antwort. Es handelt sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit um die Leitung einer Straßenbeleuchtungsanlage, die der Zuständigkeit der Stadt Linz obliegt. Die kümmert sich bereis um das Anliegen. Grundsätzlich sollten elektrische Leitungen nicht zweckentfremdet werden, da eine Kurzschlussgefahr nie ausgeschlossen werden kann, so die Empfehlung der Experten der LinzAG. Vom Trend des Shoe-Tossing ist also abzuraten, das Gefahrenpotential ist schwer einzuschätzen.

Warum hängt man Schuhe auf?

So schwören die Schotten, dass es unter Heranwachsenden eine altbekannte Tradition sei, ihre Schuhe ins Fenster zu hängen, sobald sie ihre Unschuld verloren. In der New Yorker Bronx sollen Schuhe an Stromleitungen und Häusern dagegen Gangreviere markieren.

Was bedeuten Schuhe am Strommast?

In Deutschland kursiert noch eine andere Begründung. Und die stammt aus der Skater-Szene. So beanspruchen Flensburger Skater für sich, den Trend geprägt zu haben. Sie haben schon vor Jahren Schuhe über Laternen und Strommasten geworfen – und zwar gezielt in der Nähe des Skateshops ihres Vertrauens.

Was bedeuten die hängenden Schuhe in Flensburg?

Dazu gibt es viele Geschichten und Legenden. Eine besagt, dass jemand damit angefangen hat, dadurch seinen Abschied zu feiern, seine Schuhe über Drähte zu werfen, die quer über die Strassen der Hauptachse der Stadt hängen.

Was bedeuten Schuhe über Ampel?

In der Bronx in New York (USA) haben die Schuhe angeblich Drogengebiete und Orte markiert, an denen Gang-Mitglieder erschossen wurden. In Schottland hat es eine ganz andere Bedeutung: Männer hängen ihre Schuhe dort ins Fenster, sobald sie nicht mehr jungfräulich sind.