Was ist der Unterschied zwischen einer Westerngitarre und einer normalen Gitarre?

Unterschiede zwischen Konzert- und Westerngitarren

Das große Mysterium der größten Gruppen der akustischen Gitarren sorgt ja immer wieder für Fragen, seltsamerweise auch immer dieselben. Wo ist der Unterschied? Diese Frage möchte ich hier klären.​

Erstmal: Die Begriffe sind nur grob und hier wird etwas verallgemeinert und es gibt einige Leute, die mit den Begriffen nicht so zufrieden sind. Aber es sind so die gebräuchlichen Begriffe.Es geht um die Unterscheidung zwischen einer "Flattop-Steelstring", also einer Westerngitarre; und einer "Klassischen", "Spanischen" etc., also einer Konzertgitarre.

Der ganz grobe Anfang ist erstmal die simple Unterscheidung der Besaitung:

  • Westerngitarren haben Stahlsaiten
  • Konzertgitarren haben Nylonsaiten

Die drei tiefen Saiten sind umwunden und werden dadurch oft fälschlicherweise als Stahlsaiten identifiziert ("Ich habe eine Gitarre mit drei Nylon- und drei Stahlsaiten"), aber auch die tiefen drei sind Nylonsaiten - umwundene Nylonsaiten. Wenn man die Umwindung entfernt, findet man darunter die Nylonfäden, außerdem sind die Saiten deutlich elastischer als Stahlsaiten.

Da man aus der Ferne aber oft nicht erkennen kann, aus welchem Material die Saiten sind, muss man anders an die Sache herangehen. Denn die Unterschiede sind deutlich größer und die Anforderungen an die Stabilität und somit Konstruktion der Gitarre sind sehr unterschiedlich, da Stahlsaiten ein Vielfaches der Zugkraft von Nylonsaiten haben und daher nicht auf Konzertgitarren aufgezogen werden sollten - es könnte bleibende Schäden (bis hin zum Totalschaden) verursachen. (Natürlich gibt es Ausnahmen - sowohl Gitarren, die dafür konstruiert sind, beide Saitentypen aufzunehmen, als auch spezielle Stahlsaiten mit niedrigerer Zugkraft - aber Vorsicht ist geboten!)

Optische Unterschiede: Kopfplatte

Wieder ist anzumerken, dass es deutliche Unterschiede geben kann und es nur eine grobe Richtlinie ist. Von oben nach unten.

  • Konzertgitarre

Schnell zu sehen ist die durchbrochene Kopfplatte, also die Kopfplatte mit den zwei länglichen Löchern und den offenen Stimmmechaniken:

Was ist der Unterschied zwischen einer Westerngitarre und einer normalen Gitarre?

  • Westerngitarre:

Hier ist die Kopfplatte meistens massiv. Die "Wirbel" der meist geschlossenen Stimmmechaniken (bei denen man also das Zahnrad nicht sieht) stehen zur Seite ab:

Der Hals...


  • Konzertgitarre

Die Sattelbreite (die Breite vom Hals an der Stelle, an der die Saiten von der Kopfplatte durch den Sattel auf den Hals übergehen) bei der Konzertgitarre ist meistens rund 1cm breiter als die einer Westerngitarre, was aber stark schwankt und modellabhängig ist (Oft gibt es Konzertgitarren mit reduzierten Halsbreiten, die näher an einer Westerngitarre liegen).

Der Übergang zum Korpus findet sich hier nach dem 12. Bund, also ist der letzte Bund vor dem Korpus der Gitarre derjenige mit den zwei Punkten, falls Inlays vorhanden sind, was bei vielen Konzertgitarren allerdings nicht der Fall ist.

  • Westerngitarre

Der Hals ist schmäler und liegt deutlich näher am Hals einer E-Gitarre. Der Übergang zum Korpus befindet sich nach dem 14. Bund; man hat dadurch mehr Fingerfreiheit in den höheren Bünden. Nach dem Bund mit den beiden Punkten kommen hier also zwei weitere Bünde, bis der Korpus anfängt.

Zum Korpus...


  • Konzertgitarre

Der Korpus hat meistens ungefähr dieselbe Standard-Form, was bei Westerngitarren der 000-Form am nähesten kommt. Im Normalfall relativ einfach gehalten.

Es ist bei Konzertgitarren allerdings auf die Größe zu achten - diese wird meistens in "Vierteln" angegeben, eine 4/4 ist die volle Größe, 3/4-Gitarren sind ebenfalls oft zu finden, 2/4 oder 1 /4-Gitarren sind insbesondere für Kinder geeignet.

  • Westerngitarre

Hier gibt es verschiedene Größen - von sehr kleinen Gitarren (Parlor) bis hin zu Jumbos ist alles drin. Zur Formbestimmung verweise ich auf diesen wunderschönen Thread, der mir viel Arbeit erspart: https://www.musiker-board.de/vb/stahl/57595-form-pickups-bei-akustikgitarren.html#post651036
Die üblichste Form ist die Dreadnought, meistens mit einem Schlagbrett neben dem Schallloch, aber insbesondere in jüngerer Zeit wird es immer moderner, eben kein Schlagbrett zu verwenden.

(Diese Westerngitarre hat 12 Saiten, siehe unten. Im Schallloch klemmt ein magnetischer Tonabnehmer, siehe unten.)

Die Brückenkonstruktion


  • Konzertgitarre

Saiten werden hier in der Brücke eingefädelt und so befestigt, dass der Saitenzug selbst die Saiten festhält. Das Saitenaufziehen ist aber eine Kunst für sich, die sich aber jeder antun sollte.

  • Westerngitarre

Hier verschwinden meistens die Saiten unter einem "Nippel". Diese "Bridge Pins" halten auf geschickte Art und Weise die Saiten da, wo sie sein sollen.

Ein Sonderfall im Bereich der Westerngitarren ist allerdings die ganz simple Art und Weise, die Ovation und manche anderen Marken verwenden: Einfach ein Loch und da werden die Saiten durchgezogen und halten sich mit dem Ballend der Saite an der Brücke fest. Warum das unüblicher ist, ist einfach zu erklären: Stabilität. Derselbe Grund, warum man auf Konzertgitarren keine Stahlsaiten aufziehen soll. Denn so zieht die gesamte Kraft der Saiten an dieser Brücke, was die Konstruktion mehr belastet, als die Version mit den Pins, die auf die Brücke wie eine Zugentlastung wirken, da die Zugkraft selbst für zusätzliche Stabilität sorgt, indem die von der Unterseite der Decke kommenden Saite die Brückenkonstruktion auf die Decke drückt.

Die Sound-Unterschiede

Verschiedene Saiten klingen natürlich auch unterschiedlich.
Ich habe hier mal ein paar Beispiele von Youtube (Wenn sie nicht funktionieren, wurden sie entfernt )
Auch kann man sich hier die optischen Unterschiede nochmal verdeutlichen.

  • Konzertgitarre:
  • Westerngitarre:



http://youtube.com/watch?v=9AMB4L9PUFI
http://youtube.com/watch?v=i4BYMvVvMg0
http://youtube.com/watch?v=YkidVP0AcQ8

Weitere Infos....


  • Cutaway

Ein Cutaway ist der Ausschnitt neben dem Hals der Gitarre, der hilft, an die hohen Bünde der Gitarre zu kommen. Rein akustische Gitarren haben diesen allerdings sehr selten, in den meisten Fällen tritt ein Cutaway mit einem Tonabnehmer auf. Hier das Bild einer *etwas anderen* Westerngitarre der Marke Ovation mit Cutaway:

  • Tonabnehmer (Pickup):

Akustische Gitarren mit Tonabnehmern nennt man "Elektro-Akustisch". Es gibt verschiedene Arten, den Ton abzunehmen - oftmals sind es Piezokristalle unter der Stegeinlage oder magnetische Tonabnehmer im Schallloch (Letzteres ist nur bei Westerngitarren möglich, da diese magnetische Stahlsaiten haben).
Anmerkung: Semiakustische Gitarren sind was GANZ anderes. Das sind E-Gitarren mit (verhältnismäßig) kleinen Klangkammern, aber akustisch gespielt klingen die kaum lauter als eine normale E-Gitarre, im Verhältnis zu einer akustischen also praktisch gar nicht. Typisch für Semiakustische sind die F-Löcher, wobei es auch akustische "Archtops" gibt mit F-Löchern.

  • 12 Saiten

12-Saiter sind nochmal ein Thema für sich. Aus praktischen Gründen (Nylonsaiten brauchen merkbar mehr Platz zum Schwingen) gibt es 12-Saiter eigentlich nur in Form einer Westerngitarre.
Ein Blick auf den Headstock und die Brücke zeigt recht schnell, wie viele Saiten sie hat (Es gibt auch einige 12-Saiter mit "slotted" Headstock, wie bei einer Konzertgitarre - das sind trotzdem Westerngitarren). Hier werden im Normalfall deutlich dünnere Saiten aufgezogen, als bei 6-Saitern, da die Spannung auf den Saiten und somit auch die benötigte Kraft größer wird, wie auch die Belastung der Decke. Zusätzlich zu den 6 ursprünglichen Saiten kommen hier 4 Oktavsaiten (eine Oktave höher als die normalen Saiten) hinzu und die beiden hohen Saiten sind doppelt drauf. Die höchste (und am schnellsten reißende) Saite ist nun die G-Oktavsaite. Die zusätzlichen Saiten liegen direkt neben den normalen Saiten, sodass man nun statt einer immer zwei Saiten drückt. Das ist dann also keine 6-Saitige, sondern eine 6-Chörige Gitarre. Auswirkungen hat es auf das Spiel, denn die Gitarre ist deutlich anders zu spielen. Wie erwähnt wird mehr Kraft benötigt, auch wird das Zupfen deutlich schwerer, da man nun immer zwei Saiten erwischen muss. Meistens werden 12-Saiter für Akkord-Geschrammel genutzt, wobei das natürlich kein Gesetz ist. 12-Saiter haben außerdem meistens ein breiteres Griffbrett als 6-Saiter und die Oktavsaiten können bei Bedarf auch weggelassen werden (also normaler 6er-Satz drauf), wodurch 12-Saiter auch für Leute interessant werden, die den Klang von Westerngitarren mögen, denen aber das Griffbrett im Normalfall zu schmal ist.

Hier mal der Sattel einer 12-Saiter:

Was die 12 Saiten für einen Sinn haben, ist auch schnell erklärt:
1) Da bewegt sich mehr - sie ist lauter.
2) Sie klingt anders
Hier ebenfalls Youtube-Beispiele:

http://www.youtube.com/watch?v=Haff7420bbo
http://www.youtube.com/watch?v=7HUqIQAbWLw
http://youtube.com/watch?v=6VAkOhXIsI0 (Die hohe G-Saite fehlt hier, das ist also nur eine 11-Saiter

Was ist der Unterschied zwischen einer Westerngitarre und einer normalen Gitarre?
)
http://www.youtube.com/watch?v=B6L4Of8JoaY

Ich hoffe, ich konnte helfen.

Was ist besser Westerngitarre oder Konzertgitarre?

Der Klang der beiden Akustikgitarren unterscheidet sich durch die unterschiedliche Bauweise, vor allem aber durch die Saiten. Konzertgitarren klingen durch ihre Nylonsaiten eher warm und dumpf. Die Stahlsaiten der Westerngitarre sorgen für einen hellen und brillanten, aber harten Klang.

Ist eine Westerngitarre für Anfänger geeignet?

Der stilistisch vielseitig interessierte Einsteiger sollte zur Westerngitarre greifen. Die Stahlsaiten der Westerngitarre können zwar den Fingerkuppen am Anfang stark zusetzen, aber ein Einsteiger sollte mit dem Instrument anfangen, wozu er Freude am Lernen aufbringt.

Was macht eine Westerngitarre aus?

Eine Westerngitarre hat in der Regel 6 oder 12 Saiten (selten auch 7 oder 9). Der Korpus ist (als flattop im Gegensatz zu einer Archtop) flach und heute größer als bei der klassischen Gitarre. Man unterscheidet verschiedene Formen: Dreadnought, Jumbo, Grand Auditorium, Auditorium und Parlour.

Ist eine Westerngitarre eine Akustikgitarre?

Eine Akustikgitarre kann beides sein: Eine Konzertgitarre oder eine Westerngitarre. Akustikgitarre ist also der Oberbegriff für viele unterschiedliche Gitarrenarten. Im Musikeralltag hört und liest man oft Akustikgitarre – gemeint ist dabei oftmals die Westerngitarre.