Was passiert wenn lebenserhaltende maschinen abgestellt werden

Was passiert wenn lebenserhaltende maschinen abgestellt werden


Die moderne Medizin kann Leben verlängern, auch wenn es keine Chance mehr auf Heilung gibt. Zu den traurigsten Fällen gehören sicherlich Patienten im Wachkoma. Ihr Gehirn arbeitet nur noch minimal und Kommunikation mit ihnen ist nicht mehr möglich. In diesen Fällen wird ein Betreuer bestellt. Oft ist dies ein Familienangehöriger, der dann die Interessen des Patienten wahrt. Allerdings darf der Betreuer nicht alles alleine entscheiden. Das Gesetz sieht in einzelnen Fällen die Mitwirkung des Betreuungsgerichts vor.

Geht es um das Abschalten von medizinischen Geräten, d.h. um die Einstellung lebenserhaltener Maßnahmen, kommt es auf den Einzelfall an. Liegt eine Patientenverfügung vor, mit welcher der Patient die Weiterbehandlung ablehnt, ist die Sache eindeutig: Wenn Betreuer und behandelnder Arzt sich einig sind, braucht das Gericht nicht gefragt zu werden. Gleiches gilt, wenn die Patientenverfügung fehlt, aber der Betreuer auf andere Weise den mutmaßlichen Willen des Patienten ergründet hat. Nur wenn die Verfügung fehlt und der mutmaßliche Wille im Dunkeln bleibt, ist das Betreuungsgericht am Zug: Es hat die Entscheidung des Betreuers zur Abschaltung der Geräte zu genehmigen.

Der Bundesgerichtshof hatte gerade über einen solchen Fall zu entscheiden (Beschluss vom 17.09.2014 – Aktenzeichen XII ZB 202/13). Das zuständige Betreuungsgericht hatte die Zustimmung zur Einstellung der künstlichen Ernährung verweigert. Die Ausgangsrichter hatten argumentiert, dass bei der Abwägung des Schutzes des Lebens einerseits und dem mutmaßlichen Patientenwillen in der konkreten Lebens- und Behandlungssituation andererseits besonders strenge Maßstäbe an den Behandlungsabbruch anzulegen sind. Begründet wurde dies mit der Tatsache, dass der Tod – typisch beim Wachkoma – noch nicht unmittelbar bevorstand. Der Bundesgerichtshof ist dieser Sichtweise nicht gefolgt. Die Bundesrichter gehen natürlich ebenfalls von strengen Anforderungen aus, sehen aber auch bei einem Patienten im Wachkoma durchaus Raum für eine Einstellung der Behandlung. So wollen sie dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten Rechnung zu tragen.

Bobbi Kristina Brown, Tochter von Whitney Houston, ist tot. Die 22-Jährige starb nach übereinstimmenden Medienberichten am Sonntag in einem Hospiz in Duluth bei Atlanta.

Brown hatte ein halbes Jahr im Koma gelegen, zuletzt hatten die Ärzte keine Hoffnung mehr. Sie war leblos in einer Badewanne gefunden worden - so wie ihre Mutter drei Jahre zuvor. Whitney Houston war am 12. Februar 2012 gestorben. Sie war 48 Jahre alt.

Bobbi Kristina starb nicht plötzlich. Niemand stirbt plötzlich, sagen Mediziner, denn Sterben ist immer ein Prozess. Ein Vorgang, der mal länger oder kürzer dauern kann. Der Sterbende löst sich von Lebensaktivitäten und Körperfunktionen. Die Körperzellen sterben nach und nach ab. Doch es gibt einen festgelegten Zeitpunkt, wann Mediziner eine Todesbescheinigung ausstellen.

„Das ist der Fall, wenn sich sichere Anzeichen des Todes zeigen – z.B. Totenflecken oder Leichenstarre“, sagt der Mediziner Prof. Lukas Radbruch von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

„Auf der Intensivstation oder im OP wird deshalb auch mit dem Ende der Aktivität des Herzens der Todeszeitpunkt notiert. Ohne die Sauerstoffzufuhr mit der Blutzirkulation kann das Gehirn ca. 3 Minuten überleben. Nur bei sehr tiefen Körpertemperaturen, z.B. wenn jemand unter dem Eis im Wasser festhängt, sind Überlebenszeiten von bis zu 40 Minuten möglich. Andere Organe können länger überlegen, die Hornhaut z.B. durchaus mehrere Stunden“, erklärt der Mediziner.

Welche Bedeutung hat die Art des Todes für den Sterbeprozess?

„Es ist natürlich ein Unterschied, ob jemand bei einem Unfall stirbt, weil massive Verletzungen vorliegen oder ob der Tod durch eine Krankheit eintritt. Und es gibt durchaus Unterschiede zwischen Tod nach Schlaganfall oder nach Herzinfarkt. Die Unterschiede zeigen sich in den auftretenden Symptomen, im Zeitverlauf, und in der Reihenfolge, in der die wichtigen lebenserhaltenden Systeme im Körper ausfallen“, sagt Prof. Radbruch.

Wie lange dauert es, bis ein Mensch stirbt, wenn die Beatmungsmaschine abgestellt wird?

„Wenn die künstliche Beatmung abgestellt wird (oder ein Mensch am Ende des Lebens selbst die Atmung einstellt), dauert es in der Regel noch 2 bis 3 Minuten, bis das Herz – das ja nun keinen Sauerstoff mehr kriegt – zu schlagen aufhört“, so der Mediziner.

„Wenn bei einem schwerkranken Menschen die Herzfunktion durch Medikamente oder sogar eine Herz-Kreislaufpumpe unterstützt wird, wird das Herz nach dem Abstellen dieser Unterstützung in 1 bis 2 Minuten zu schlagen aufhören, oder es schlägt nur noch unkontrolliert und unkoordiniert – in beiden Fällen pumpt es jedenfalls kein Blut mehr“, erklärt Prof. Radbruch weiter.

Folge: Ohne Herzschlag wird kein Blut (also auch kein Sauerstoff) ins Gehirn transportiert – nach 3 bis 5 Minuten ist die Großhirnrinde unwiderruflich geschädigt.

Lesen Sie hier, was im Körper in den verschiedenen Stadien passiert, wenn ein Mensch stirbt:

►Der Stoffwechsel verändert sich in der Sterbephase, so zum Beispiel die Nierenfunktion. Die Menge an Urin nimmt ab, sodass er dunkler erscheint, intensiver riecht. Auch der Körpergeruch des Sterbenden kann sich verändern – wird oftmals als unangenehm empfunden.

►Die Atmung wird bei den meisten Sterbenden schneller und flacher oder langsamer. Manchmal wird der Atem sehr unregelmäßig. Wenn der Sterbende nicht bei Bewusstsein ist oder zu schwach, entsteht ein rasselndes oder röchelndes Geräusch.

►Die Durchblutung des Körpers verändert sich jetzt. Der Puls wird schwach und schneller, die Körpertemperatur fällt, Arme und Beine kühlen ab.

►Die Hirnaktivität nimmt ab, sodass auch die Wahrnehmung nur noch eingeschränkt funktioniert – Seh- und Hörvermögen lassen nach, bis das Herz stehenbleibt. Wenige Minuten, nachdem der Herzkreislauf seine Funktion eingestellt hat, tritt der Hirntod ein.

►Wenn das Herz-Kreislauf-System aufhört zu arbeiten, bricht der Bluttransport und damit die Sauerstoffversorgung der Organe ab – ohne Sauerstoff können Gehirn, Herz, Leber, Nieren und alle anderen Organe nicht mehr funktionieren und sterben ab. Dies geschieht allerdings nicht gleichzeitig.

►Das Gehirn ist das erste Organ, das durch die fehlende Blutversorgung seine Funktion verliert. Wenige Sekunden, nachdem die Sauerstoffzufuhr abbricht, fallen die Sinnesleistungen aus. Der Stoffwechsel hört auf zu arbeiten. Nach etwa 10 bis 15 Minuten sterben die Zellen des Gehirns ab. Wenn die Hirnfunktionen durch den Sauerstoffmangel unwiederbringlich versagt haben, sprechen Mediziner vom sogenannten Hirntod.

Das sind die Anzeichen für den Hirntod eines Menschen: die Muskulatur erschlafft, Reflexe fehlen, die Pupillen weiten sich, die Atmung setzt aus, im EEG sind keine Hirnströme mehr messbar.

Bis die Verwesung des Körpers einsetzt, dauert es noch etwa 24 Stunden – dann hat der Körper den Stoffwechsel komplett eingestellt. „In diesem Fall spricht man in der Fachsprache vom biologischen Tod“, sagt Prof. Radbruch.

Zum Schluss der Finalphase sterben die letzten Zellen ab. Darauf folgt die sogenannte Autolyse, also die Auflösung abgestorbener Körperzellen. Bakterien besiedeln das Gewebe und der Körper trocknet aus. Daran schließt sich übergangslos die Verwesung an, bei der die Weichteilreste zerfallen bis nur noch das Skelett übrig bleibt. Dieses wird in der Phase der Dekomposition abgebaut. Die Vorgänge sind abhängig von Temperatur, Witterung, Bekleidung des Körpers.

Übrigens: „Dass noch nach Tagen die Haare oder Fingernägel wachsen, ist eine optische Täuschung. Das Unterhautfettgewebe sinkt ein, die Haut um die Nägel und Haarbälge schrumpft zurück – dadurch sieht es so aus, als wäre noch Wachstum da“, weiß Prof. Lukas Radbruch.

Quellen: Prof. Lukas Radbruch und Holger Melching von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin in Berlin, Onmeda.de

Wann wird ein Beatmungsgerät abschalten?

Gemäß der deutschen Gesetzgebung ist die Einstellung der Beatmung auf Wunsch des Beatmungspatienten erlaubt. Für Ärzte entsteht durch die „aktive“ Handlung, nämlich das Abschalten des Beatmungsgerätes, eher das Gefühl, den Tod des Patienten herbeizuführen. Da dieser in vielen Fällen unmittelbar eintritt.

Wann darf man die Geräte abschalten?

Nur wenn die Verfügung fehlt und der mutmaßliche Wille im Dunkeln bleibt, ist das Betreuungsgericht am Zug: Es hat die Entscheidung des Betreuers zur Abschaltung der Geräte zu genehmigen. Der Bundesgerichtshof hatte gerade über einen solchen Fall zu entscheiden (Beschluss vom 17.09.2014 – Aktenzeichen XII ZB 202/13).

Werden bei Hirntod die Maschinen abgestellt?

August, 15 Uhr. Anne Heche ist offiziell hirntot. Derzeit hängt sie noch an Maschinen, die sie noch am Leben erhalten. Allerdings wohl nur so lange, bis Familie und Ärzte herausgefunden haben, welche Organe der Schauspielerin zu spenden sind.

Wie lange kann ein Hirntoter beatmet werden?

Der Hirntod ist die Grundlage der modernen Transplantationsmedizin. Hirntote Organspender können mithilfe der Intensivmedizin, vor allem der künstlichen Beatmung, fast beliebig lang in ihren Körperfunktionen lebendig gehalten werden.