Die Intensiv-Fortbildung in Prozessorientierter Komaarbeit wurde speziell entwickelt für professionelle Helfer, Kranken- und Gesundheitspfleger*innen, Klinikseelsorger*innen, Ärzt*innen und alle
Menschen, die in medizinischen und psychosozialen Berufsfeldern tätig oder in Ausbildung sind, einschließlich Palliative Care, Hospizarbeit und Altenpflege. In Hospizen, Pflegeheimen, Wachkoma- und Intensivstationen leben Menschen in existentiellen Grenzsituationen. Als Angehörige und oftmals auch als professionelle Helfer*innen fühlen wir uns in diesen Situationen unsicher, ängstlich, hilflos und voller Sorge. Wir erleben, wie Menschen in einem Zustand „verschwinden“ und wissen
nicht, wie wir sie erreichen oder gar unterstützen sollen. Wenn die „normalen Kommunikationskanäle“ nicht zur Verfügung stehen, dann gilt es neue Formen der Kommunikation zu entdecken: Minimale Signale und Körpersprache. Sie helfen uns, eine Brücke zwischen uns auf der einen Seite und der inneren Reise eines Menschen auf der anderen Seite zu schlagen. Denn nur weil Menschen „verstummen“, bedeutet das nicht, dass sie ohne Bewusstsein sind oder dass wir uns nicht auf sie beziehen und mit
ihnen in Kontakt sein können. De facto erleben Menschen in solchen Situationen oftmals tiefe, innere existenzielle Erfahrungen und benötigen Kontakt und Unterstützung. „Folge den Menschen dorthin, wo sie sich befinden – ihre Körper und ihre Seelen werden dir sagen, was du tun musst“ (A. Mindell) Prozessorientierte Komaarbeit, ein Anwendungsfeld der Prozessarbeit nach Arnold und Amy
Mindell, ermöglicht es uns, eine aktive Beziehung zu Menschen in veränderten und zurückgezogenen Bewusstseinszuständen aufzubauen, so wie sie im Koma, Wachkoma, bei fortgeschrittener Demenz, nach Schlaganfall oder im Sterbeprozess auftauchen. Prozessarbeit betrachtet Menschen nicht aus pathologischer und medizinischer defizitärer Perspektive, sondern geht davon aus, dass wir unabhängig von unserem physischen oder psychischen Zustand, voller Erfahrungen sind und einfühlsame Aufmerksamkeit benötigen. Die Begleitung konzentriert sich nicht darauf, Menschen aus einem Zustand herauszuholen, sondern mit ihnen innerhalb ihrer Möglichkeiten zu kommunizieren und ihnen ein liebevolles Gefühl der Gemeinschaft und Beziehung zu vermitteln. Aus einer offenen Haltung begleiten wir Menschen auf ihrem Weg und folgen dem Menschen, wo auch immer der nächste Schritt hinführt. Die Intensiv-Fortbildung in prozessorientierter KomaarbeitDie Intensiv-Fortbildung Prozessorientierte Komaarbeit besteht aus einer Kombination aus Online- und Präsenz-Unterricht. Aufgrund der noch bestehenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie findet das Basis-Modul online statt. Nutzen Sie die Fortbildung, um mit neuen Kommunikationsformen zu experimentieren, eigene Reaktionen und Grenzen zu erforschen und lassen Sie sich durch Ihre Neugier inspirieren. Im Paketpreis sind folgende Leistungen enthalten:
MethodenWir arbeiten in einer kleinen Gruppe von maximal 10 Teilnehmenden im Wechsel von praxisnahen Kurzvorträgen, Fallbeispielen, Live-Demonstrationen, Kleingruppenarbeit und Partnerübungen. Es besteht die Möglichkeit der Vorstellung eigener Fälle aus der Praxis. Lerninhalte des Basis-Moduls Online
Im Basis-Modul lernen Sie Ihre Beobachtung für nonverbale Lebensäußerungen, wie z.B. die Veränderung des Atemrhythmus, Gesten und kleinste Bewegungen zu schulen. Sie lernen Ihre Kommunikations- und Beziehungskompetenzen über das Alltägliche hinaus zu erweitern, um Menschen in diesen scheinbar unerreichbaren Bewusstseinszuständen zu helfen, ihren inneren Erfahrungen zu folgen. Innerhalb vieler praktischer Übungen lernen Sie durch Töne, Atmung, Berührung und Mitfühlen zu kommunizieren. Lerninhalte des Aufbau-Moduls I
Lerninhalte des Aufbau-Moduls II
In den Aufbau-Modulen der Intensiv-Fortbildung werden die Grundkenntnisse des Basis-Moduls vertieft. Sie erlernen die „binäre Kommunikation“, die es ermöglicht, den Patienten im Koma, Wachkoma und anderen zurückgezogenen Bewusstseinszuständen Fragen zu stellen und ihre Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Bei Gehirnverletzungen unterstützt die prozessorientierte Komaarbeit den natürlichen Heilungsprozess. Menschen im Sterbeprozess können wir den Abschied erleichtern und ihnen helfen, ihren Lebensprozess zu vollenden. Durch die Verwendung von Berührung, Geräuschen, Rhythmus und Bewegung lernen wir unsere „Sprache“ den Patienten weiter anzupassen. In diesem scheinbar unerreichbaren Zustand entdecken wir die inneren Erfahrungen, Träume und Phantasien von Menschen in Grenzsituationen, im Koma, nach Schlaganfall oder bei fortgeschrittener Demenz. Wir erforschen die oft unbemerkt bleibenden Tiefen menschlicher Erfahrung unseres Gegenübers und auch in uns selbst. Voraussetzungen zur Teilnahme an der Intensiv-Fortbildung Prozessorientierte KomaarbeitTätigkeit auf einer Intensivstation, Wachkomastation, im Pflegeheim, Hospiz oder in einer vergleichbaren Einrichtung, das Interesse die Kompetenzen im Umgang mit Patienten und Sterbenden mit neuen und innovativen Methoden zu erweitern und die Offenheit, sich mit eigenen Haltungen, Grenzen und Unsicherheiten in einer multi-professionellen Gruppe auseinander zu setzen. Interessenten anderer Berufsgruppen, Auszubildende und ehrenamtlich tätige Menschen sind herzlich willkommen. Zur Klärung, ob diese Intensiv-Fortbildung für Sie geeignet ist, bitten wir um persönliche Rücksprache. Die Fortbildung ersetzt keine Therapie. Falls Sie neben den selbsterfahrungsorientierten Einheiten zusätzliche Unterstützung benötigen, stehen unsere Lehrtherapeut*innen Ihnen gerne mit persönlicher Prozessbegleitung zur Seite. TermineBasis-Modul Online: Kommunikation durch Körpersprache und minimale Signale
28.-30.05.2021, Aufbau-Modul I: 18.-20.10.2021 (Mo., Di. und. Mittwoch) Online-Klassen: 25.11.2021 und 03.03.20222, jeweils 18.30 – 20.00 Uhr. Kosten
Bitte prüfen Sie auch Ihre Möglichkeiten zur Beantragung von Fördermitteln oder Zuschüssen durch Ihren Arbeitgeber. Ab 2 Mitarbeiter*innen aus derselben Einrichtung erhalten Sie jeweils eine Reduktion von 20 % auf den 3-teiligen Kurs (Paketpreis). Bitte auf der Anmeldung vermerken. Wir bieten eine begrenzte Anzahl von Plätzen mit reduzierter Gebühr nach Absprache an. Den ermäßigten Preis können Sie beantragen, wenn sie einer sozial-ökonomisch benachteiligten Gruppe angehören und die Fortbildung privat buchen. Bitte sprechen sie uns an. Kontakt Kursleitung: Peter Ammann Das Format der Intensiv-Fortbildung wurde von Peter Ammann entwickelt und hat sich seit über 10 Jahren erfolgreich in Deutschland, der Slowakei,Tschechien, Schweiz und in Großbritannien bewährt. Zudem greifen wir auf den reichen Erfahrungsschatz von Amy und Arny Mindell zurück, die die sogenannte prozessorientierte Komaarbeit in den 1990-iger Jahren entwickelt haben. Ihre Pionierarbeit und die stetige Weiterentwicklung auch durch unsere internationalen Kollegen, Jean-Claude Audergon, Stan Tomandl, Pierre Morin, Gary Reiss, Ingrid Rose unterstützen uns dabei und machen diese Arbeit so einzigartig. Wie kommuniziert man mit wachkomapatienten?Hier kann es abhängig von der kognitiven Entwicklung zu unterschiedlichen, jedoch bewusst wahrnehmbaren Verhalten kommen. Das sind Reaktionen auf Ansprache, wie das Öffnen der Augen, die Kopfdrehung auf ein akustisches Signal und Körperreaktionen auf Berührung, z.B. das Strecken nach dem Schlaf.
Was kann man für komapatienten tun?Immer! Rufen Sie sofort den Notarzt, wenn jemand ins Koma fällt. Therapie: Behandlung der Ursache, intensivmedizinische Versorgung, ggf. künstliche Ernährung/Beatmung, Anregung des Gehirns durch Massage, Licht, Musik, Ansprache etc.
Kann man mit Menschen im Wachkoma kommunizieren?Es soll Menschen im Wachkoma ermöglichen, über gezielt eingesetzte Hirnsignale mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Dadurch könnten sie sich leichter verständlich machen, wenn sie zum Beispiel Schmerzen oder bestimmte Bedürfnisse haben.
Was können wachkomapatienten nicht mehr?Menschen im Wachkoma haben einen Schlaf-Wach-Rhythmus, sind also im biologischen Sinne des Wortes durchaus wach. Es fehlen allerdings sämtliche Hinweise auf eine bewusste Wahrnehmungsfähigkeit. Eine beiderseitige Verständigung ist nicht möglich. Auch reagieren Menschen im Wachkoma nicht „bewusst“ auf die Umwelt.
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