Welche bedeutung hat musik hitler zeit

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„Entartete Musik“ – Mobilmachung gegen den inneren „Feind“

Auf die Seite der offenen und offensiven Mobilisierung gehörten neben den positiven Zielen auch die „negativen“, die abgrenzenden und ausgrenzenden Verfahren: Stichwort „Entartete Musik“. Rassismus, speziell der universelle Antisemitismus spielen hier eine wesentliche Rolle. Das Ganze war nicht nur eine Frage der Ideologie, sondern auch ganz konkret eine der Ökonomie und des Beutemachens: entlassene und ausgegrenzte Juden schufen Arbeitsplätze für deutsche Musiker und Musikerinnen. Der Antisemitismus war insofern auch Ausdruck wie seinerseits Instrument des Kampfes um Arbeitsplätze.

Gelegentlich wurde die als „entartet“ verfemte Musik durchaus benutzt, wiewohl nicht ohne innernazistische Debatten.

  • So durften die Musikkapellen der Luftwaffe die eigentlich verpönten Saxophone verwenden.
  • Innerhalb militärischer Verbände, wie vor allem für die Auslandspropaganda für das (westliche) Ausland, wurde Swing-Musik – oft von einiger Qualität – gern eingesetzt.
  • Besonders in Filmmusik und im Filmschlager kamen gezähmte und verwässertes Jazz-Elemente bzw. Swing-Elemente auch für die gewöhnliche Bevölkerung zum Zug.

Dagegen wurde die Ausschaltung „jüdischer“ Musik, wie die Verfolgung und Vernichtung der Juden, konsequent verwirklicht.

Atonalität und Zwölftontechnik waren als „kulturbolschewistisch“ verfemt. Sie galten damit als jüdisch und kommunistisch zugleich. Aber im Gegensatz zu diesem Verdikt wurde Atonalität, wie „Entartetes“ überhaupt, durchaus fallweise zugelassen. Wer politisch mitmachte, durfte sogar ansonsten verfemte musikalische Techniken und Materialien verwenden, allerdings musste er deren „jüdisch-bolschewistischen“ Hintergrund verleugnen. Geradezu üblich war das im Bereich der populären Musik mit der oft nur flüchtig kaschierten Verwendung von Jazz- bzw. Swing-Elementen.

Auslandseinsatz und Truppenbetreuung

Das offen „Nationalsozialistische“ schien in der Auslandspropaganda auch bei der Musik nicht angebracht: In der Regel trat „große, deutsche“ Musik als kulturelles Korrelat des „Großdeutschen Reichs“ auf. Auch dieses „Unpolitische“ diente – nur etwas indirekter – drinnen wie draußen demselben ökonomisch-politischen und herrschaftstechnischen Zweck, der „totalen Mobilmachung“

  • für die militärische und wirtschaftliche Eroberung von Rohstoffen und Absatzmärkten,
  • für die Eroberung von „Lebensraum“ vor allem im Osten,
  • für die Unterwerfung der „Untermenschen“ unter die „Herrenrasse“.

Zur „Truppenbetreuung“ wie zum Auslandseinsatz wurden so ziemlich alle Interpreten von Rang und Namen herangezogen, teils freiwillig, teils unter Druck. Manche versuchten, sich nicht an Veranstaltungen in besetzten Gebieten zu beteiligen – was freilich oft nur eine Frage des Zeitpunkts war. Für die Soldaten war die Musik nationalistisch aufgeladen und schien als besonders hoch stehende deutsche Wertarbeit das deutsche Weltherrschaftsstreben zu legitimieren.

Was die Außenwirkung im Ausland selber anlangt, so geht auch hier die Mobilisierungsfunktion in die der Maskierung über. Ausgerechnet wegen großer deutscher Musik werden nur wenige Niederländer, Franzosen, Norweger usw. in eine SS-Division eingetreten sein. Aber viele mochten sicherlich die schöne Musik, und waren danach vielleicht eher bereit, die unschönen „Kollateralschäden“ der deutschen Besatzung zu überhören und zu übersehen.

Musik im KZ

Ein Extrem der Musikverwendung unter terroristischen Bedingungen war Musik im KZ. Das vielfältige Funktionsspektrum trat hier konzentriert auf. Konkrete Anlässe waren z.B.

  • Singen bzw. Spielen zum Appell,
  • Musik vor und nach dem tagtäglichen Zwangsarbeitseinsatz,
  • Musikbegleitung zur Bestrafung durch Auspeitschen, andere Foltern oder Hinrichtung;
  • Juden mussten ein eigens erfundenes „Judenspottlied" singen.
  • Entflohene Häftlinge, die wieder eingefangen wurden, mussten vor ihrer Ermordung „Alle Vöglein sind schon da..." singen.
  • Die Musikensembles spielten für die Bewacher, vor allem die SS, bei deren diversen Feiern und Gelagen.

Zu unterscheiden ist hier generell zwischen

  • Musik aus freiem Willen und
  • aufgezwungener Musik als zusätzliche Strafe und Peinigung oder als Begleitmusik zu Bestrafungsaktionen.

So war selber gemachte Musik Ausdruck von Widerstand, bildete eine Tarnung politischer Veranstaltungen, oder bestärkte, als heimliches Singen revolutionärer Lieder, die Widerstandskraft. Der Versuch, Musik im Lager zu Propagandazwecken, zur Umerziehung zu verwenden, hatte wenig Erfolg. Selbst aufgezwungene Musik konnte

  • Kraft vermitteln,
  • die menschliche Würde der erniedrigen Häftlinge bewahren helfen oder
  • wenigstens den zeitweiligen Rückzug in eine „andere Welt“ als Bewältigung des aktuellen Schreckens ermöglichen.

Solche trotz vielem Illusionären doch positiven Bedeutungen erhielt Musik dann besonders in Theresienstadt (Terezin), einem Übergangslager vor den Vernichtungslagern.

Auf der anderen Seite diente Musik der Maskierung des Terrors. Das war auch ganz buchstäblich die Übertönung von Schreien unter der Folter oder bei Hinrichtung. Zur Maskierungsfunktion gehörte auch die Erzeugung von Illusionen: wenn Neuankömmlingen im Lager aufgespielt wurde, schien durch Musik ein Minimum an Humanem zu existieren. Musik diente schließlich auch

  • als Instrument der Terrorisierung (im Rahmen physischer Gewalt und erzwungener Selbsterniedrigung)
  • und half, als eine Art „Arbeitsmusik“ für Folterknechte, Hemmschwellen der Peiniger abzubauen
  • und diese nach getaner Arbeit durch Unterhaltung und Erhebung über den Terroralltag wieder aufzubauen.

Eine frühe Gründung war die Lagerkapelle in Buchenwald (bei Weimar). Sie diente als Modell für andere Ensembles, wie sie auch in Vernichtungslagern eingesetzt wurden. Die Kapelle in Buchenwald entstand 1938 und wurde 1941 erweitert. Die Ausstattung der Musiker mit ihrem „Handwerkszeug“ waren

  • Beutestücke aus den eroberten Ländern,
  • selbstgebaute Instrumente,
  • von Angehörigen geschickte Instrumente.

Wie die Funktion der Musik insgesamt zwiespältig war, so hatten auch die Musiker eine zwiespältige, spannungsgeladene Rolle. Sie standen zwischen den anderen Häftlingen und der Lagerleitung und nahmen im Interesse der Selbsterhaltung Privilegien wahr, die sie aufgrund ihrer Arbeit und Position erhielten, wie vor allem „leichtere“ Arbeiten und etwas bessere Ernährung. Die Musiker konnten sich anbiedern, oder – so die Regel – auf verschiedene Weise für andere Häftlinge einsetzen.

Verweigerung

Insgesamt überwog das muntere Weitermachen nach 1933. Gegenüber dem Mitläufertum, der Anbiederung an die neuen Herren ist schon der Rückzug, das Bestehen auf Reinheit und Autonomie von Musik zwar kein Widerstehen, aber doch wenigstens eine deutliche Abwendung vom nazistischen Funktionszusammenhang. Dergleichen Rückzug, vorzugsweise einem in die Innerlichkeit, auf Kunst statt auf Politik, nachträglich schon als „innere Emigration“ oder gar als Widerstand zu feiern, ist freilich eine Übertreibung.

Allerdings waren die Grenzen für Opposition und Widerstand in der Öffentlichkeit überaus eng gezogen. Andererseits war unter den terroristischen Bedingungen das Gehör geschärft für Nuancen, für feine Abweichungen und subtile Einwände. Was die Möglichkeiten deutlicher Artikulation anlangt, verhalten sich Kompositionen für die Schublade und für die Öffentlichkeit hierbei einigermaßen gegenläufig. Zu unterscheiden ist also,

  • was real erklang,
  • was hätte erklingen können und
  • was nicht aufgeführt werden konnte oder
  • aufgrund einer eigenen Entscheidung des Komponisten auch gar nicht im NS-Deutschland aufgeführt werden sollte.

War Hitler musikalisch?

Da Hitler selbst keine Noten schreiben konnte, mussten Hitlers musikalische Vorstellungen von Kubizek festgehalten werden. „Es verkörpert wie kein anderes Objekt die bereits in Jugendjahren ausgeprägte Selbstüberschätzung.

Welche Musik war in der NS Zeit verboten?

Jüdische Komponisten, wie Schönberg, Weill, Korngold, Hollaender, Nelson, May, Abraham durften ihre Werke nicht mehr aufführen. Auch sie wurden verfemt, verdrängt, verboten.

Was ist Propaganda Musik?

Propaganda ist eine deutsche Synthie-Pop-Band, die 1982 in Düsseldorf gegründet wurde und besonders Mitte der 1980er Jahre international erfolgreich war. (20 Wo.) (12 Wo.)

Sind NS Lieder verboten?

Personen, die einschlägiges Liedgut der NS-Propaganda wie etwa das „Hort-Wessel-Lied“ oder „Volk ans Gewehr“ aufführen oder verbreiten, machen sich jedoch durch das 1947 eingeführte Verbotsgesetzes strafbar.