Show In Bretton Woods im amerikanischen Bundesstaat New Hampshire trafen sich im Juli 1944 Delegierte aus 44 Staaten auf Einladung des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt zur Eröffnung der Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen. Warum der Dollar nach 1945 zur globalen Leitwährung wurde Es war das erste große Treffen nach der Londoner Weltfinanzkonferenz von 1933, und es sollte den Aufstieg des US-Dollar zur Internationalen Leitwährung markieren. Eine historische Entscheidung, die im Wesentlichen auch heute noch Bestand hat. Warum damals der Dollar so wichtig wurde, das erklärt Adalbert Winkler, Ökonom an der Frankfurt School of Finance and Management: UN-Finanzkonferenz 1944 - Das Erbe von Bretton Woods "Das hat zum einen politische Gründe gehabt, dass sich die USA nach dem Zweiten Weltkrieg als die dominante westliche Macht herausgestellt
haben und das natürlich dann unterstützt wurde durch eine entsprechende ökonomische Vormachtstellung der Vereinigten Staaten. Das heißt die USA verfügen über eine große, reiche, leistungsfähige Volkswirtschaft, und entsprechend war die Nachfrage nach Schuldtiteln, die diese Volkswirtschaft begibt, unter anderem in der Form von Geld, sehr groß." Vor dem Dollar, bis 1944, galt das britische Pfund als wichtigste internationale Währung. Doch der Zweite Weltkrieg hatte Großbritannien, aber auch die
anderen europäischen Länder schwer getroffen, sie waren finanziell stark geschwächt. Damals banden einige Regierungen ihre Währungen an den durch Goldreserven gedeckten Dollar. Das blieb für etwa 30 Jahre so. In den siebziger Jahren dann löste der damalige Präsident Richard Nixon die Bindung des Dollar ans Gold. Der Grund: Er brauchte viel Geld für den Vietnamkrieg: Funktionen und Vorzüge einer Leitwährung Aber was macht eigentlich eine
Leitwährung aus? Sie ist Zahlungsmittel für private Transaktionen auf internationaler Ebene genauso wie für Interventionen der Notenbanken. Sie ist Ankerwährung für feste Wechselkurse, und private Anleger investieren in die Leitwährung, damit ihre Guthaben abgesichert sind. Und sicher ist eben eine Anlage in Dollar-Papieren, erklärt Ökonom Winkler: Die Vorherrschaft des US-Dollars Denn dafür steht auch die amerikanische Notenbank Fed gerade. Das ist auch den Zentralbanken weltweit bewusst, deshalb setzen auch sie bei der Reservehaltung vor allem auf den Dollar. Das sei ein weiteres Kriterium für den Status einer Leitwährung, sagt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen. Weltwährung Dollar verlangt auch Verantwortung von den USA Der Dollar als Leitwährung bringe den USA deutliche Vorteile, erläutert Martin Lück: Dass die internationalen Anleger diese Verschuldung mitfinanzieren, ist ein wesentliches Privileg des Landes, das die Leitwährung emittiert, solange die Inflation nicht aus dem Ruder läuft. Damit gehe auch eine große politische Macht einher, erklärt Michael Heise. Er war lange Chefvolkswirt der Allianz und arbeitet inzwischen für die Vermögensverwaltung HQ Trust: "Darüber hinaus hat natürlich das Zinsniveau in den Vereinigten Staaten von Amerika eine weltweite Bedeutung. Und insofern ist die Politik der amerikanischen Notenbank maßgeblich für die Entwicklung in vielen anderen Ländern. Man sieht es immer wieder, dass sich bei Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank andere Länder dem kaum entziehen können, wenn sie nicht deutliche Abwertungen ihrer Währungen hinnehmen müssen. Insofern darf man das nicht unterschätzen. Eine Leitwährungsfunktion ist auch ein politisches Machtinstrument." Allerdings bringt eine Leitwährung auch Nachteile für die Bürger mit sich. Wenn Banken und Unternehmen bis hin zu privaten Anlegern aus aller Welt in Dollar-Anlagen investieren, dann stärkt das zwar die Bedeutung der Währung, in diesem Fall eben des Greenbacks. Die hohe Nachfrage verteuert aber auch die Anlagen in den USA, etwa Immobilien. Andererseits hat das aber auch einen wichtigen Vorteil, sagt Tobias Heidland, der das Research Center "Internationale Entwicklung" am Kieler Institut für Weltwirtschaft leitet: "Das hat zur Folge, dass wir
hier eine Währung haben und an Land haben, in dem durch die große Nachfrage an Krediten und Anlagemöglichkeiten gleichzeitig ein großes Leistungsbilanzdefizit finanzierbar bleibt, die Amerikaner sozusagen mehr importieren können an Gütern als sie exportieren, und zugleich aber dieses Kapital, das ausländische Unternehmen einnehmen und wieder zurück in den US-Markt strömt, dort also zum Beispiel Unternehmensanteile, Immobilien und so weiter gekauft werden und dadurch die Währung nicht
destabilisiert wird, obwohl die US-Bürger über ihren Verhältnissen leben." Dieses erratische Hin und Her versetzte auch die Devisenmärkte in den vergangenen vier Jahren immer wieder in Unruhe. Viele Akteure an den Finanzmärkten beobachteten Trumps Twitter-Interventionen stirnrunzelnd, gilt es doch in den USA als ungeschriebenes Gesetz, dass die Regierung die eigene Währung nicht schlechtredet. Das verbieten außerdem die Regeln des Internationalen Währungsfonds, denn der möchte vermeiden, dass eine Währung absichtlich geschwächt wird, um so Vorteile im Handel zu erreichen. An den Finanzmärkten aber fragte man sich gerade im letzten Sommer immer wieder, ob sich das Zeitalter des Dollar als Leitwährung dem Ende zuneige. Denn das Privileg sie zu haben, bedeutet eben auch, Verantwortung zu übernehmen – vor allem in Krisenzeiten wie in der aktuellen Coronapandemie. Doch dazu schienen die USA unter der Administration Trump nicht mehr bereit, glaubt Adalbert Winkler von der Frankfurt School: "In der schon angesprochenen Krisensituation muss eine Regierung und eine Zentralbank, die eine Ankerwährung, eine internationale Währung herstellt, die darf nicht nur auf ihren eigenen Teller gucken, sondern muss über den Tellerrand hinausgucken. Und das ist ja manchmal politisch relativ schwierig. Weil gerade in einer Krise denken ja viele, wir müssen jetzt erst mal an uns denken und nicht an die anderen." Welche Nachteile ein starker Dollar für die Eurozone bedeutet Diese Verantwortung, der sie in der Finanzkrise noch nachgekommen waren, ließen die USA
in den Jahren unter Trump also etwas vermissen, dessen Regierung nutzte aber andererseits gern die geopolitische Macht, die mit dem Greenback verbunden war. So können die USA über diese besondere Rolle ihrer Währung auch Sanktionen besser durchsetzen, meint Tobias Heidland, das geschah gegenüber Russland, aber auch gegenüber dem Iran: Reform der Eurozone - Viele Konflikte Denn das ist Ziel der EU-Kommission. Der starke Dollar macht den Euro und die Wirtschaft im Euroraum anfälliger für Schocks oder gar Unternehmensübernahmen, weil die Werte der Firmen - umgerechnet in Dollar - sinken. Ein weiterer Grund betrifft den Handel, glaubt Ökonom Michael Heise: Denn die Schwankungen der Wechselkurse wirken sich direkt auf die Bilanzen der Unternehmen aus. Die Wirtschaft würde also stabiler. Finanzmarkt hat kein Vertrauen in langfristige Stabilität des Euro Der Euro etablierte sich zunächst schnell als internationale Währung, allerdings regional begrenzt, sagt Adalbert Winkler von der Frankfurt School. Etwa in Staaten, die aus
historischen Gründen enge Beziehungen zu Euroländern unterhalten, wie etwa nordafrikanische Länder. Schon wegen der geographischen Nähe zur Eurozone nutzten in den Balkanstaaten Haushalte, Unternehmen und auch Regierungen die neue Währung oft anstelle der D-Mark: "Die D-Mark war eine weltweit geachtete Währung" Darüber hinaus aber schaffte es der Euro bisher nicht, die Bedeutung des Dollar zu schmälern. Und das habe vor allem einen Grund: Die Marktakteure hätten das Vertrauen in die langfristige Stabilität des Euro verloren, zudem sei der Finanzmarkt im Euroraum zu stark fragmentiert, meint Tobias Heidland vom IfW: Eurozone: eine Währung, aber keine gemeinsame Finanzpolitik Auch deshalb war die Diskussion um die Ausgabe von Eurobonds, also gemeinsamen Anleihen des Euroraums, so wichtig. Die könnten den Euro für internationale Investoren und Zentralbanken attraktiver machen, meint Ökonom Heise. Im vergangenen Jahr entschied sich die EU, ihren Wiederaufbaufonds "Next Generation EU" zu zwei Dritteln über gemeinsame Schulden zu finanzieren. Für die haften aber die Länder nicht gemeinsam und gegenseitig. EU-Finanzpolitik -
"Das Geld wächst ja nicht auf dem Baum" Neben den Eurobonds gibt es aber immer noch die jeweiligen Länderanleihen. Dass die Regierungen sich nicht dazu entschließen konnten, eine gemeinsame Anleihe aufzulegen, für die sie gemeinschaftlich haften, zeige das Manko des Euroraums,
glaubt Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock: Der Euro kann "König Dollar" also vorerst nicht entthronen. Der Dollar erstarkt vielmehr gerade wieder, weil das Billionen-schwere Konjunkturpaket des neuen Präsidenten Joe Biden die Hoffnung an den Märkten auf einen deutlichen Konjunkturaufschwung beflügelt. Die Rolle Chinas: Warum der Renminbi keine große Rolle am Finanzmarkt spielt Wirtschaftlich aber ist auch China seit Jahren schon der große Konkurrent der USA. Das Reich der Mitte exportiert schon jetzt mehr, und während China seinen Weltmarktanteil stetig weiter ausbaut, fallen die USA zurück. Yuan im IWF-Währungskorb - Aufstieg zur Weltwährung? Am Finanzmarkt aber spielt die chinesische Währung nur eine verschwindend geringe Rolle. So halten die Notenbanken nur etwa zwei Prozent ihrer Reserven im Renminbi. China sei zwar einerseits daran interessiert, in der Weltwirtschaft mehr Macht zu erlangen, glaubt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. Das zeige schon das
Projekt Seidenstraße. Aber um Leitwährung zu werden, müsste die Regierung in Peking dann auch bereit sein, den Renminbi zu internationalisieren: Asiatischer, europäischer, amerkikanischer Raum: in Zukunft eine Mehr-Währungswelt? Die Dominanz des Dollar ist trotz der Schwächen der Konkurrenz nicht
garantiert. Am trägen Währungsmarkt ist etwas in Bewegung gekommen. Deshalb rechnet IfW-Volkswirt Heidland damit, dass die Welt in mehrere große Währungsregionen aufgeteilt wird. Der Dollar bliebe darin die Nummer eins. Aber er glaubt, dass ... Der Währungsmarkt ist also vorerst noch fest zementiert. Doch erste Brüche sind erkennbar. Welche Rolle spielt der Euro als Währung?Neben der symbolischen Wirkung bringt der Euro vor allem wirtschaftliche Vorteile für Bürger, Unternehmen und Mitgliedstaaten. Durch die Verminderung von Transaktionskosten fördert die gemeinsame Währung Wachstum und Beschäftigung. Davon profitiert insbesondere die exportorientierte deutsche Wirtschaft.
Warum ist der Euro so wichtig?Die Einheitswährung macht den Euro-Raum attraktiv für Geschäftstätigkeiten aus Drittländern und fördert damit Handel und Investitionen. Eine umsichtige wirtschaftspolitische Steuerung macht den Euro zu einer beliebten Reservewährung für Drittländer und verschafft dem Euro-Raum mehr Gewicht in der Weltwirtschaft.
Was passiert wenn der Euro endet?Nationale Währungen müssten umgestellt werden, das „neue alte“ Bargeld käme wieder in Umlauf. Zwischenzeitlich könnte es zu Engpässen in der Bargeldversorgung kommen, Banken und Geldautomaten wären zumindest zeitweise nicht vollumfänglich in der Lage, die Versorgung zu sichern.
Welche Vorteile bringt die Einführung des Euros für die Bürger?Der Euro hat die europäische Integration vorangebracht, denn ihm ist es zu verdanken, dass die Vorteile des Binnenmarkts für die Menschen im Euroraum auch wirklich spürbar sind. Die Euro-Banknoten und ‑Münzen in unserer Geldbörse sind ein greifbares Symbol der europäischen Einheit.
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